Fantasy-Treff - Fantasy

Stimmen

Stimmen

„Lauf.“
„Lauf! Jetzt!“
Timid war an die Stimmen in seinem Kopf schon so sehr gewöhnt, dass er sich, ohne zu zögern, sofort auf die Seite warf und wieder in Richtung des Ausgangs lossprintete.
Zischend wälzte sich der Feuerball knapp über seinem Kopf in die Ferne.
Die Hitze sengte seinen Schopf an dichtem, braunen Haar an. Ein sengender Geruch nach verschmortem Horn füllte den engen Gang, in den er nun spurtete.
„Das nächste mal bitte etwas früher, Niji“, sandte er einen Gedanken in seinen Kopf.
„Du hast gut reden. Wer von uns beiden muss denn im Äther nach allem Ausschau halten? Wer rettet hier wem denn immer den Hintern?“ meldete sich die weibliche Stimme wieder bei ihm.
„Schon gut, schon gut“ gab er kleinlaut zurück.
„Lass uns das später diskutieren.“
Seine Schritte wurden weiter, und mit riesigen Sprüngen näherte er sich der blauen Öffnung in der Dunkelheit. Schon wehten ihm die ersten kalten Böen entgegen, als sein Rücken wärmer und wärmer wurde.
„Beeil dich gefälligst ein wenig, du klumpfüßiger Troll.“
Timid hätte die drängende Fistelstimme in seinem Kopf nicht gebraucht, um ihn noch weiter anzutreiben.
Ein Zischen und Brodeln näherte sich von hinten und wurde jeden Augenblick lauter.
Die Umgebung nahm einen starken, roten Farbton an und seine Beine meinten schon durch den sich verformenden Boden zu stapfen.
Mit einer letzten Anstrengung warf Timid sich in Richtung der Öffnung und zugleich leicht zur Seite.
Kurz bevor er auf dem Boden aufschlug, rollte er sich zu einer Kugel zusammen und taumelte mit dem verbliebenen Schwung wieder auf die Füße, nachdem er einen kleinen Hügel herunter gerollt war.
Fluchend rannte er ziellos durch den Wald, während die Flammenwalze sich hinter ihm an dem Holz gütlich tat.
Er riskierte einen kurzen Blick über seine Schultern und bemerkte, dass sich das Feuer kaum verlangsamte.
Seine Lungen brannten und sein Brustkorb hob und senkte sich mittlerweile im Sekundentakt.
Die Augen begannen zu tränen und die Knie wurden langsam weich.
Timid brach durch die Waldgrenze und stand am Ufer eines kleinen Sees, der sich auf dem alten Vulkan gebildet hatte.
Mit einem verzweifelten Sprung stürzte er sich ins Wasser.
Bevor er in das kristallklare Wasser eintauchte, sah er sein Spiegelbild auf der glatten Fläche aufblitzen.
Seine Kleidung bestand nach wie vor aus dem alten, geschwärzten Wildleder. Es war matt, aber sehr weich und fast geräuschlos bei Bewegungen. Das Hemd flatterte nun leicht von einer Brise, die über den See wehte. Sein Schwert war schlicht und steckte in einer ebenso schlichten Scheide, welche an einem ebenfalls schlichten Gürtel hing.
Über dem Hemd lugte ein fast unauffälliger Kopf hervor.
Das Alter und das Erbe seiner Familie hatten ihm einen argen Streich gespielt. Obwohl er erst Mitte zwanzig war, wichen die Haare an den Seiten seines Kopfes zurück und verliehen ihm eine lange, glänzende Stirn. Der Rest des Kopfes wurde von dunklen, braunen Haaren bedeckt, die sich immer wieder in fettige Locken verdrehten, wenn er sie längere Zeit wachsen ließ.
Das recht schmale Gesicht mit der kleinen Nase und dem zierlichen Mund wurde von einem Lippen- und Kinnbart umrahmt. Die Backen wurden von einem etwa drei Tage altem Flaum bedeckt.
Alles in allem war er recht unscheinbar und keiner hätte ihn wohl ein zweites mal angesehen.
Nur in manchen Zeiten, wie eben in diesem Augenblick, strahlten seine Augen eine Kraft aus, dass sie wie mit einem inneren Feuer zu brennen schienen.
Wer genau hinsah, hatte das Gefühl, im hintersten Winkel dieser Augen eine zierliche Frau zu sehen.
Schemenhaft wie ein Geist, cremige Haut, mit langen wehenden Haaren und einem zierlichen, aber von Zweifeln und Trauer verzerrtem Gesicht.
Bei seinem kurzen Flug über die Spiegelnde Fläche, bei dem sein Blick auf seine eigenen Augen fiel, hatte Timid wie immer das Gefühl den Schmerz dieser Frau herausschreien zu müssen, seine Seele zu und die ihre durch seinen Mund zu erleichtern.
Aber noch bevor er den Mund öffnen konnte, durchdrang er mit seinem Körper die Wasseroberfläche.
Die Illusion zerriss und er wurde wieder in die Wirklichkeit zurück katapultiert.
Mit ein paar kurzen, hektischen Zügen tauchte Timid ein wenig in die Tiefe und drehte sich auf den Rücken.
Lohend und mit unbändiger Wut schoss die Feuerwalze über die kalte Oberfläche des Sees.
Das Wasser an unmittelbar darunter begann zu brodeln und verdampfte zischend.
Kurze Zeit später war das Schauspiel vorbei und Timid durchstieß mit seinem Kopf die Oberfläche um Luft zu schnappen. Nebel begann sich über den See zu senken.
Er ließ seinen Blick zurück schweifen und betrachtete voller Grauen die Schneise der Zerstörung, die sich durch den dichten Wald zog und am Ufer ein vorläufiges Ende fand.
Er wendete seinen Kopf und konnte im schwindenden Licht des Tages gerade noch erkennen, dass sich die Schneise am gegenüber liegenden Ufer fortsetzte.
Schaudernd begann er zu kraulen und schwamm zurück zu dem Ufer von dem er gekommen war.

Die Nacht war kalt und Timid kauerte sich näher ans Feuer.
Er musste seine Kleidung vorsichtig trocknen. Und dazu musste er sie ausziehen.
Wenn er das Leder bei diesem Nässegrad einfach nur so trocknen lassen würde, würde es sich zusammenziehen und er könnte sie nie wieder ausziehen.
Er würde sie dazu zerschneiden müssen.
Zitternd wendete und dehnte er seine Kleidung immer wieder. Der eisige Wind in der klaren Nacht machte ihm zu schaffen.
„Was für ein Land. Tagsüber schwitze man wie ein Schwein und in der Nacht drohte man zu erfrieren.“ Murmelte er leise vor sich hin.
Dazu kam noch, dass die Nacht gerade erst begonnen hatte.
Es würde noch viel kälter werden.
„Bevor ich’s vergesse Niji: Danke. Du hast mich mal wieder gerettet.“
„Bitte, bitte. Jederzeit wieder“, schallte eine leicht überhebliche Stimme in seinem Schädel zurück, die mühsam den Stolz zu unterdrücken suchte.
Er und Niji neckten sich, schon seit sie sich kannten.
Timid konnte sich nicht erinnern, wann sie in seinem Kopf erschienen war. Wenn er jetzt zurück dachte, schien es schon seit dem Beginn seines Lebens so zu sein. Niji jedoch meinte, dass dem nicht so sei. Wenn er sie dann aber daraufhin ansprach, hüllte sie sich in Schweigen.
Er hatte gelernt ihr zu vertrauen und ihre Privatsphäre zu respektieren. Wenn sie nicht reden wollte, würde er sie auch nicht weiter fragen.
„Du kannst deinen Stolz ruhig zeigen. Ich weiß, dass du gleich platzt vor Stolz.“
Nach kurzem zögern fügte er leise hinzu: „Und das darfst du auch. Mich immer zu retten ist bestimmt nicht einfach.“
Ein glockenhelles, fröhliches Lachen in seinem Kopf war die Antwort.
„Das mach ich doch gerne.“ setzte sie nach einer Weile hinzu.
“Aber jetzt beweg dich. Wenn du hier draußen bleibst, wirst du erfrieren. Du kannst in den alten Tempel zurück. Was immer auch dort war, ist nicht mehr da. Zumindest im Moment nicht.“
Zögernd griff Timid nach seiner Kleidung und seinen Waffen.
Nachdem er sich alles entweder umgebunden oder über die Schultern geworfen hatte, griff er nach einem der brennenden Äste und machte sich zitternd auf den Weg zum Tempeleingang.

Mit trockener Hose, Hemd und Stiefeln rollte Timid sich zusammen und schlief neben dem Feuer ein, welches er ein paar Schritte den Gang hinein aufgeschichtet hatte.
Der Boden war von der Hitze gewellt und geschwärzt vor Russ.
Aber durch die Wärme und dem Schutz vor dem eisigen Wind schlief er so gut, wie schon lange nicht mehr.
Kurz vor Morgengrauen, als das Feuer niedergebrannt war, und es langsam kälter wurde, erwachte er wieder.
„Niji?“ fragte er vorsichtig in seinen Geist hinein, aber seine geheimnisvolle Begleiterin schwieg, Anscheinend hatte sie auch dem Schlaf nachgegeben, oder konnte seinen Geist verlassen und trieb sich in anderen Gefilden herum.
Nun, dann musste er sich eben diesmal seine ersten wachen Stunden des Tages alleine vertreiben.
Gedankenverloren betrachtete er die Reliefs der Wände.
Durch die Hitze, die den Gang am Vortag passiert hatte, waren diese angeschmolzen und leicht verformt. Das ganze wirkte, als hätte ein Bildhauer versucht im Hochsommer einen Holzschnitt in Käse zu bannen.
Verträumt folgte er den verdrehten und geschwungenen Linien, den Symbolen und Zeichen.
Die Bilder waren faszinierend. Sie waren erhebend und erschreckend zugleich. Durch das verschwimmen hatten sie etwas unheimliches, etwas bedrohliches angenommen.
Mitten in einer Symbolfolge, die er gerade erkundete, entdeckte Timid einen Sprung. Die Hitze musste gewaltig gewesen sein.
Gerade jedoch, als er sich abwenden wollte, fiel sein Blick ein wenig tiefer, und er erkannte, dass sich der Riss senkrecht vom Boden bis fast in die Höhe der Decke zog.
Er wirkte so, als wäre er schon immer hier gewesen, schlicht verborgen durch die Reliefs.
Neugierig trat er näher und fuhr mit dem Zeigefinger der rechten Hand vorsichtig die Linie nach. Sie war makellos. Kerzengerade und trotz der Hitze kein Bisschen verformt.
Seine Gedanken überschlugen sich.
Was, wenn der Raum in der Mitte des Tempels nicht wirklich zum Schatz führen würde?
Was, wenn der eigentliche Gang hier begann, unentdeckt von allen, weil die Aufmerksamkeit aller, die den Weg bis hier her fanden, sich auf die Mitte des Tempels konzentrierten?
Timid tastete mit zitternden Fingern nach seinem alten Dolch.
Erst vorsichtig und letztendlich mit großer Kraft stemmte er das Eisen in die Ritze und zwängte die Steine langsam auseinander.
Ein großer, dunkler Gang fraß sich rechteckig vor ihm in den Berg.
Wie schon die Ritze im Stein war dieser absolut perfekt von seinen Ausmaßen. Die Wände waren absolut glatt und sogar frei von jeglichem Staub oder Spinnenweben.
Staunend, aber zögernd stand er vor dem Gang und überlegte, ob er hinein gehen sollte, wo schon der Raum in der Mitte des Tempels mit so einer verheerenden Falle versehen gewesen war.
„Geh endlich. Was hier für Schätze liegen müssen…“, meldete sich eine leise Stimme in seinen Gedanken.
Diesmal war es jedoch nicht die zärtliche Stimme Niji´s.
Es war die Stimmer seines Verlangens und seiner Gier. Und er wusste, dass er ihr nachgeben würde. Schließlich war er ja auch ihretwegen an diesen abgelegenen Ort gekommen.
Vorsichtig entfachte er die ersterbende Glut des kleinen Feuers neu.
Er legte ein paar trockene Äste nach und bastelte sich aus ein paar Streifen trockenen Stoffes und ein wenig Harz und Öl eine einfache Fackel.
Vorsichtig begann er den uralten Gang entlang zu schreiten, von dem er immer nur wenige Meter erkennen konnte. Seine Schritte wurden von der Stille geschluckt, und sogar das behäbige Rauschen der Fackel schien leiser und leiser zu werden, je weiter er in den Gang vordrang.
Endlos, wie es schien, schlich er durch den Gang. Mit jedem Schritt verlosch seine Zuversicht ein wenig. Seine Gier jedoch meldete sich wieder und immer wieder zu Wort und drängte ihn weiter in den Gang, weiter in die Dunkelheit.
Urplötzlich weiteten sich die Wände des Ganges, und Timid trat in einen kreisrunden Raum.
Direkt neben ihm an der Wand war ein Haltegestell angebracht, auf dem so etwas wie eine kleine Lampe stand.
Ein kleines, ovales Tongefäß, in dem eine zähe Flüssigkeit stand zierte die Mauer an diesem Punkt und fügte sich nahtlos in das Muster der umgebenden Reliefs ein.
Ohne zu überlegen entzündete er den Docht der Lampe an der Fackel.
Der Schein der Flammen begann stärker zu werden und die Dunkelheit wich aus diesem Teil des Raumes zurück.
Ein kleiner Funke sprang über auf eine kleine Leiste, die sich um den gesamten Raum zu ziehen schien. Hier und da sah man den kleinen Feuerblitz an der Wand entlang sausen und nach und nach entzündeten sich die Lampen, die in Regelmäßigen Abständen an der Wand angebracht waren.
Als die Runde vollkommen umlaufen war, erstarb die Flamme auf der Leiste und nur die Lampen brannten noch. Beständig, mit steter, gleichmäßiger Flamme spendeten sie eine matte, orange Helligkeit.
Das Rund war nun vollkommen erleuchtet, nur in der Mitte schwebte nach wie vor ein Flecken Dunkel.
Timid begann sich umzusehen und fuhr mit den Fingern langsam die Vertiefungen an der Wand nach.
Bilder erschienen in seinem Kopf.
Sie zeigten ihm, einen tiefen Schacht.
In der Mitte des Raumes musste ein tiefer Schacht sein, so erzählten es die Figuren in seinem Geist.
Nein, nicht nur einfach ein Schacht.
Ein Brunnen.
Ein Brunnen, der fast so tief war, dass er bis zum Herzen der Erde reicht.
Aber die Figuren zeigten ihm noch mehr. Einer der Personen trat an die kreisrunde Öffnung im Boden und sprach einen Wunsch.
Es dauerte eine Weile, und das erwähnte erschien vor dessen gierig ausgestreckten Händen. Es stieg einfach aus dem Brunnen hervor.
Nach und nach traten die kleinen Gestalten an die kreisrunde Öffnung und jedem von ihnen wurde deren Wunsch gewährt.
Mal dauerte es nur Minuten bis der nächste eintrat, manchmal schienen Monate oder Jahre zu vergehen, bis wieder ein Wesen seinen Weg in diesen Raum fand.
Die Bilder wurden schwächer und verblassten schließlich ganz.
Timid schüttelte seinen Kopf, um wieder klar sehen zu können und erkannte, dass er am anderen Ende des Rundgangs angekommen war.
Gedankenverloren spielten seine Finger immer noch mit dem Relief und spürten eine leichte Erhebung in dem sonst makellosen Stein.
Im flackernden Licht der Lampen begann Timid die Muster sorgfältiger zu untersuchen.
Was seine Finger bemerkt hatten, war eine Darstellung eines Kreises oder Mondes.
Seine Mitte war leicht erhoben gegenüber der Umgebung.
Mit den Nägeln begann er vorsichtig am Stein zu kratzen. Dieser war jedoch so fest, dass er nur ein wenig seines Nagels abrieb.
Spielerisch drückte er die Mitte des Kreises.
Der Stein gab nach. Was er für die Darstellung eines Mondes gehalten hatte, entpuppte sich als eine Darstellung des Brunnens, den er in seinen Gedanken gesehen hatte.
Mit einem leisen >Plopp< flammten hinter ihm die restlichen Lampen auf und die Mitte des Raumes lag nicht länger im Dunkeln.
Ein scharfes Knirschen zerriss die ansonsten vollkommene Stille und der Deckel über dem Brunnen begann sich langsam zu verschieben.
Timid musste lächeln.
Mann konnte den Brunnen eigentlich nur öffnen, wenn man die Bilder gesehen hatte und wusste wozu er diente.
Schnell, fast hastig näherte er sich der Umrandung des Brunnens.
Seine Augen folgten dem Verlauf der Runen und Muster um den Brunnenrand.
Fasziniert trat er näher und schob sich langsam bis an den unmittelbaren Rand des Schachts vor.
Nun war es Zeit für seinen Wunsch.
Aber was sollte er sich Wünschen?
Ihm war klar, dass er nur einen einzigen Wunsch frei hatte, denn keiner der Personen in seinem Geist war ein weiteres Mal aufgetaucht, um einen weiteren Wunsch zu äußern.
Einen Berg Gold?
Nein, ihn würde er nicht wegschaffen können.
Eine Kiste Edelsteine?
Schon besser, aber war das wirklich genug?
War dies überhaupt das, was er sich wünschte?
Je länger er nachdachte, desto größer wurden seine Zweifel.
Alleine stand er in der vollkommenen Stille und verwarf einen Wunsch nach dem andern.
Nichts war groß genug, nichts war wertvoll genug, nichts an sich war einfach genug genug.
Wenn doch nur Niji da wäre, um ihm einen Rat zu erteilen.
Niji wusste immer alles.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
Das war es.
Was besser war als alles andere, war Niji.
Er wollte endlich die Frau sehen, die sich immer in seinem Kopf verbarg, die Frau, die er immer nur in seinen spiegelnden Augen gesehen hatte.
Mit freudig erregter Stimme flüsterte er: „Niji. Ich möchte Niji in Fleisch und Blut vor mir haben.“
Das unendliche Dunkel des Brunnens begann dumpf zu pulsieren.
Tief unten, kaum wahrnehmbar, flirrte ein kleiner, weißer Lichtblitz.
Erst langsam und dann immer schneller stieg dieser nach oben.
Das Schwarz schien die winzige Kugel erdrücken zu wollen.
Diesem zum Trotz schoss der Ball nach oben und begann nun ein gleißendes Licht abzusondern.
Inmitten des Balles, so konnte er erkennen, schwebte sie.
Der Ball erreichte ihn und stieg bis knapp unter die Decke.
Stumm, aber grell pulsierend, blieb der Ball mit der zierlichen Frau im Innern an der Decke schweben.
Knirschend schloss sich der Deckel über dem Brunnenschacht.
Mit einem Mal stürzten die zuvor vermissten Geräusche auf ihn ein.
Die Fackeln brüllten nun fast, so empfindlich waren seine Ohren und sein Geist ob des langen Schweigens geworden.
Mit dem Schließen des Brunnens begann sich nun auch endlich der Ball zu senken.
Sanft schwebte er nach unten. Zoll um Zoll näherte er sich der Oberfläche des Deckels.
Nur noch einen Finger breit schwebte sie mit den Zehen über dem Stein.
Seine Augen verschlangen sie.
Er musterte sie genau.
Es war Niji.
Er wusste es.
Sie sah genau so aus, wie er sie immer in seinen Augen gesehen hatte.
Das lange, weiße Kleid, welches zusammen mit der langen Haarmähne immer zu wehen schien.
Die seidige, cremige Haut.
Die Augen.
Die Augen?
Etwas stimmte nicht.
Die Augen sahen ganz und gar nicht aus wie die Augen, die er sich vorgestellt hatte.
Wenn er jetzt genauer hinsah, entdeckte er mehr und mehr Kleinigkeiten, die nicht stimmten.
Die Haltung der Hände.
Wie sie ihren Kopf zur Seite geneigt hatte.
Die sanften Konturen ihrer Brüste.
Irgendwie war es Niji.
Aber irgendwie war sie es auch nicht.
Es wirkte wie ein verzerrtes Ebenbild von ihr.
Während Timid noch da stand und das Mädchen musterte, drängte sich ein störendes Geräusch in sein Bewusstsein.
Ein Rauschen.
Nein, ein Schluchzen.
Er schüttelte sich und begann nach dem Ursprung des Geräusches zu suchen.
Timid sah sich im gesamten Raum um, konnte aber nichts entdecken.
„Warum hörst du nicht auf mich, mein Liebster?“, konnte er erneut in seinem Geist vernehmen, kurz darauf gefolgt von einem herzzerreißenden Schluchzer.
„Warum rennst du nicht endlich, wie sonst wenn ich es dir sage?
Renn doch endlich!“ wimmerte sie.
Timid war erschüttert.
Er schaute das Mädchen vor sich an.
Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf sein Inneres.
Sie war immer noch in ihm.
Timid schluckte schwer. Er hatte einen Fehler gemacht.
Die Zeichnungen auf der Wand waren alt und unvollständig.
Er hatte nicht ganz aufgepasst.
Seine Gier hatte ihn zu schnell zu weit getrieben.
Nun, da er darüber nachdachte, war es keine Anweisung, sondern vielmehr eine Warnung gewesen.
Er hatte keine der Personen diesen Raum jemals verlassen sehen.
In diesem Schacht schlief ein Dämon, der den Leuten das vorgaukelte.
Und er hatte ihn wieder einmal befreit.
„Niji?“ schickte er zitternd einen Gedanken in seinen Geist.
Mit einem leisen, fast spöttischem >Fupp< erlosch das Licht.
Dunkelheit ergoss sich über ihn.
Panisch drang eine leise Stimme zu ihm durch.
„Lauf doch endlich.“
„LAUF!“

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Hmmm forbidden Donut - DOH!!!
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Ein Mann ist nur so viel Wert wie sein Wort!
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Treffen sich zwei Planeten im All. Meint der eine zu dem ander "Mensch, du siehst aber schlecht aus." Antwortet dieser "Ja, ich hab Homo Sapiens". Daraufhin der erste "Ouch, aber mach dir nichts draus, hatte ich auch mal -- geht schnell vorbei."
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