Was für ein Tag
Es war nun 19:30. Völlig müde und total fertig mit der Welt lümmelte ich in meinem Sofa und schaffte es gerade noch meine Müslischale festzuhalten. Was war das heute nur für ein Tag gewesen. Schon der Morgen hatte grausam angefangen...
Mein Wecker klingelte sturm, als ich dann endlich aus meinem Bett kroch, dieses dumme Ding ausschaltete und in das Badezimmer schlürfte. Doch nicht, dass ich einfach Duschen gehen könnte, nein, ich stieß mir mit dem Zeh gegen den Wannenrand, klatschte dabei gegen die Wand und hätte mir fast schon den Kopf gestoßen, doch ich konnte mich gerade noch abfangen und klebte nun einfach an den kalten Fließen. Gut, jetzt war ich wach, mit Schmerz im Fuß und schlechter Laune. Um mich zu beruhigen nahm ich erst einmal den Duschkopf in die Hand und duschte mich. Der Ausstieg klappte diesmal ganz ohne Vorfälle. Zufrieden wickelte ich mich in mein Handtuch und hüpfte die Treppen runter bis zur Küche. Ich hatte schon gemutmaßt die Treppen herunter zu fallen, doch das geschah nicht. Nun stopfte ich munter das Brötchen in mich hinein, auch verschlucken tat ich mich nicht. Wenn ich morgens schon so aufwachte, konnte der Tag nicht besser werden. Alles was auch nur eine Gefahr darstellen konnte umgang ich, so lief ich auch lieber zu Fuß zum Gestüt als mich auf mein Rad zu schwingen.
Ganze 45 Minuten hatte es gedauert, bis ich auf dem Hof stand. Sofort eilte ich in die Stallung, wo Giant schon aus seiner Box schaute. Stolz grinsend streichelte ich über seine Nase. "Guten... Vormittag mein Hübscher" grüßte ich ihn und wurde sanft angeschnaubt. Nun war der Frust vom Morgen schon beinahe vergessen. Gemächlich holte ich meinen Hengst aus dem Stall, nahm dann den Putzkasten zur Hand und griff nach der Bürste. Kaum das ich anfing ihn zu putzen, riss das Halteband der Bürste. "Na ja, macht nichts" sagte ich und putzte weiter. Ich legte gerade die Bürste weg, da machte Giant einen großen Schritt nach vorn und stand mitten in der Putzbox. "Neeein!" rief ich und drängte ihn zurück. Doch es war schon zu spät, mein schöner Kasten war dahin. Zumindest waren die darin liegenden Utensilien noch heil. "Hast du ja klasse gemacht" meckerte ich mit Giant, kratzte ihm, mittlerweile wieder schlecht gelaunt, die Hufe aus und holte das Zaumzeug. Mürrisch legte ich den Sattel auf seinen Rücken. Ich legte den Gurt um und sah eine kaputte Schnalle. "Das ist doch wohl ein schlechter Traum?!" nun schon wütend brachte ich den Sattel weg, die Trense nahm ich gleich mit, dann würde ich Giant heute etwas freilaufen lassen.
Ich kam zurück und sah, dass sich besagtes Tier gerade losgemacht hatte und munter durch die Stallgasse lief. "Heee!" rief ich und ging auf ihn zu. Spielerisch schnaufte er, eilte dann bis zur Tür und wieherte. "Nun lauf nicht weg..." jammerte ich und versuchte ihn, da ich ihn nicht zu fassen bekam, in die Halle zu scheuchen. Hah, ich war echt gut. Es klappte beinahe wie geübt. Nun stand er auch ganz lieb da, ich konnte ihm den Strick abnehmen und schon lief er wie von der Tarantel gestochen in der Halle umher. Wild schnaubend und völlig unkontrollierbar zog er seine Runden. Ich besann mich wieder an den Morgen und machte mich lieber auf den Weg hinter die Tür. Nachher würde ich noch umgelaufen oder getreten werden. Nene, darauf hatte ich keine Lust.
Eine ganze halbe Stunde hatte ich einfach nur zugesehen, bis Giant keine Lust mehr hatte alleine zu laufen. Vorsichtig betrat ich die Halle wieder und scheuchte mein Pferdchen dann mit dem Strick. Wie beim Longieren drehte der Hengst brav seine Runden um mich herum und folgte den Kommandos. Nun war wieder alles gut, solange keine neue Gefahrenquelle auf mich zu kam, sollte der Tag gut enden. Aber zu früh gefreut. Gerade hatte ich Giant in der Box mit etwas Stroh abgerubbelt, da lief mir eine Katze über den Weg. Sie war nicht schwarz oder so, aber allgemein hatte ich immer unglück wenn eine Katze meinen Weg streifte. Nun war alles vorbei. Mit Wahnvorstellungen schlenderte ich über den Hof und eilte nach Hause zu kommen. Auf dem Weg durch den Wald entleerte sich ein Vogel über mir, ich trat in einen Hundehaufen und es fing an zu regnen. Ich hatte gewusst, ich hätte gar nicht erst aufstehen sollen. Zu Hause angekommen reinigte ich dann erst einmal meine Schuhe. Ich war kaum aus der Jacke raus, da klingelte das Telefon.
Es war Jenny. Ihr war ein komisches Verhalten bei Giant aufgefallen, als sie ihn auf die Weide gebracht hatte. Er schient etwas mit dem Huf zu haben, oder mit dem Bein. Ja super, dachte ich. Nun traf es nicht nur mich, sondern auch schon meine Tiere. Sofort schlüpfte ich in meine anderen Schuhe und eilte los zum Gestüt. Giant stand wieder in seiner Box und schnaubte mich an. "Hey, was machst du denn für Sachen?" fragte ich. Er entlastete sein linkes Vorderbein und weigerte sich auch strickt es abzustellen. Bestimmt hatte er sich beim Tritt in den Putzkasten wehgetan. "Mein Armer..." sagte ich nur, stellte ihn zurück und streichelte ihn ein wenig. "Ich sag gleich dem Tierarzt bescheid..." murmelte ich und klopfte seinen Hals. Dann dachte ich nach und nahm mir vor auch gleich den Hufschmied zu benachrichtigen. Kaum gedacht, schon getan. Ich ging wieder nach Hause, rief dann beim Tierarzt und anschließend beim Hufschmied an.
Ich sah auf die Uhr, 19:30 Uhr. Mh... Das war ein Tag, den hätte ich mir schenken können