Gangstaville - Künstlerecke

HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"

HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"

Bevor hier auch einer fragt, ja, diese FanFiction habe ich auch selbst geschrieben. Worums geht? Lest es doch einfach

Vergangen und (fast) Vergessen

I – Der Waise

Der Tag, der Toms Leben grundlegend ändern sollte, begann damit, dass er beim Aufstehen über ein Spielzeugauto von Howard, der Junge, der in dem Bett neben seinem schlief, stolperte und der Länge nach auf dem Boden fiel. Den misslungenen Versuch sich mit der Hand abzufangen, bezahlte er mit einer blutenden Platzwunde an der Schläfe, die zu seinem großen Leidwesen mit dem Bettpfosten Bekanntschaft gemacht hatte.
Im Waschraum des Waisenhauses musste er feststellen, dass sich die älteren Jungen mal wieder einen Spaß daraus gemacht hatten seine Zahnbürste mit Seife einzuschmieren, und als er den Hahn aufdrehte, war das Wasser so heiß, dass er sich die Finger verbrühte.
Schon so früh am Morgen missgelaunt ging Tom auf das Zimmer zurück, das er sich mit Howard und zwei weiteren Waisenkinder, Paul und Simon, teilen musste. Howard richtete sich gerade im Bett auf, rieb sich die Augen und murmelte etwas Unverständliches, das wie “Schon wieder morgen?“ klang. Paul und Simons waren zum Glück nirgends zu sehen. Sie waren nicht gerade Toms beste Freunde. Im Gegenteil wurde der kleine, schmächtig gebaute Junge immer wieder zum Opfer der rauhen Späße der beiden älteren Jungen. Selten zeigte Tom, wie sehr es ihn mitnahm, dass immer er das Opfer war. Wenn sie merken, dass mir ihre angeblichen Scherze nichts ausmachen, dachte er sich, werden sie vielleicht bald die Lust daran verlieren und jemand anderen ärgern. Gleichzeitig ärgerte Tom sich aber auch über sich selbst. Warum ließ er sich bloss immer alles von ihnen gefallen. Er sollte ihnen lieber zeigen, dass durchaus fähig war sich gegen sie zur Wehr zu setzen. Wenn es doch nur auch wirklich so gewesen wären. Aber Tom war viel schwächer als Simon und Paul. Doch am schlimmsten war es ja, dass sich niemand der anderen Heimkinder traute auch nur ein Wort gegen die Jungen zu sagen. Alle haben sie Angst vor ihnen, diese Feiglinge! Tom hatte keine Angst vor ihnen, aber es wäre einem Selbstmord nahegekommen, wenn er sich offen gegen sie stellte.
Während er sich so seine Gedanken machte, suchte sich Tom seine Kleidung zusammen, die überall im, ums und sogar unterm Bett verstreut lag. Aufräumen und Ordnung halten gehörte nicht zu seinen Stärken.
„Suchst du deine Socken?“
Tom brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, dass Howard da mit ihm sprach. „Ja, das ist richtig! Aber woher weist du das?“
„Paul hat sie gestern Abend versteckt, als du nochmal auf Toilette warst“, antwortete Howard. „Sie liegen dort drüben, hinter dem Stapel Schulbücher.“
Tom holte sich seine Socken und zog sie an die Füße. Obwohl es mitten im Sommer war, schien die Sonne sich verbissen dagegen zu wehren auch nur einmal ihr Gesicht zu zeigen und es war verdammt kalt, denn die Schlafräume des Waisenhauses wurden nicht geheizt.
„Würdest du bitte Paul nichts davon erzählen, dass ich dir das Versteck verraten habe?“, fragte Howard mit zittriger Stimme. „Er hat gedroht, dass er mir alle Knochen brechen wird, wenn ich dir irgend etwas sage.“
Tom hasste es, Gefühle für andere zu zeigen, aber in diesem Moment konnte er nichts anderes, als Howard Mut bewundern. Ihm trotz einer solchen Drohung von Paul von dem Versteck zu erzählen, hätte sicher keiner der anderen Jungen gewagt. Tom hatte den etwas dummen, aber gutmütigen Howard niemals zuvor für so mutig gehalten. Er war doch eher ein der Junge der ängstlichen Sorte, die sich leicht beeinflussen ließen, oder hatte er sich so sehr in dem Jungen getäuscht. Tom wollte es nicht glauben.
In diesem Moment kam Paul in den Raum. Wie immer sah er sich erst den gesamten Raum an, um einen wesentlichen Überblick zu bekommen. Dann blieben seine Augen an Tom hängen, oder besser gesagt an seinen Socken. Mit einem schnellen Schritt war er bei Howard, griff nach seinem Kragen und hob in wenige Zentimeter in die Luft, sodass seine Füße in der leeren Luft baumelten.
„SO“, schrie er und schüttelte Howard einmal kräftig durch. „Howard Pierend kann also doch nicht den Mund nicht halten. Dann werde ich eben dafür sorgen, dass du ihn für die nächsten Wochen überhaupt nicht mehr öffnest!“
Mit der freien Hand holte Paul aus und schlug Howard die geballte Faust voll in das ungeschützte Gesicht. Sein Opfer heulte laut auf. Als er zum zweiten Mal ausholte, riss der Junge schützend die Hände vors Gesicht. Paul schlug zu. Doch kurz bevor seine Faust Howard Gesicht berührte, bog er ab und schlug dem hilflosen Jungen mit voller Wucht in den Magen. Dieser stöhnte auf und krümmte sich in Pauls Griff, aber dieser hielt ihn unnachgiebig fest und holte schon zum dritten Schlag aus, als Schritte auf dem Gang laut wurden. Sofort ließ Paul Howard los, gerade rechtzeitig, um vor dem Heimleiter zu verbergen, was sich hier eben noch abgespielt hatte. John Bowre, der Heimleiter, war ein muskulöser Mann mittleren Alters. Er hatte kastanienbraune Haar, die noch von keiner grauen Strähne durchzogen waren. Seine steingrauen Augen schienen Tom zu durchbohren, als er ihn schweigend ansah. So kühl und emotionslos verliehen die Augen im ein skrupelloses Aussehen.
„Gander, Pierend, Riddle!“, rief der Heimleiter in einer Lautstärke, die selbst Paul jedesmal zusammenzucken ließ. „Ihr verrichtet heute nach dem Frühstück den Fegedienst im Esszimmer.“
„Ja, Mr Bowre!“, riefen Tom, Howard und Paul im Chor. Dem Heimleiter gegenüber erlaubte sich nicht einmal Paul ein freches Wort.
„Und weh euch, wenn hinterher noch ein Brotkrumen auf dem Boden liegt!“
„Nein, Mr Bowre!“ Diese Regel hatte der Heimleiter selbst erstellt. Die Waisenkinder durften ihm nur mit „Ja“ oder „Nein, Mr Bowre“ antworten. Oder mit einem „Wir haben verstanden, Mr Bowre“.
„Keine Ausreden! Keine faulen Tricks! Habt ihr mich verstanden?“
„Wir haben verstanden, Mr Bowre!“
Der Heimleiter verließ das Zimmer. Auf dem Gang drehte er sich noch einmal um. „Und du, Paul Gander, darfst noch den Boden in der Lobby wischen, weil du dich mal wieder nicht zusammenreißen konntest.“
„Ja, Mr Bowre“, sagte Paul zähneknirschend.
„Es wird Zeit fürs Frühstück. Ab mit dir ins Esszimmer“, rief Mr Bowre und ging die Treppe ins untere Stockwerk.
Kaum war der Heimleiter außer Reichweite, ergriff Paul Howard wieder am Kragen und knurrte: „Dafür zahlst du noch. Wart`s ab, ich bin noch lange nicht fertig mit dir.“
Howard wurde bleich im Gesicht. Deutlich hob sich schon der dicke blaue Fleck ab, den Pauls Faust hinterlassen hatte. Dieser ließ den Jungen los und wandte sich an Tom. „Und mit dir auch noch nicht, Riddle!“
„Ich mit dir auch nicht!“, entgegnete Tom.
Paul warf ihm einen vernichtenden Blick zu, dann wandte er sich um und eilte die Treppe runter.

Ich mit dir auch nicht! Wieso hatte er das bloss gesagt? Gott, da hätte er Paul ja gleich offiziell zum Zweikampf herausfordern können. Wie hatte er nur so blöd sein können? Paul würde ihn bei der nächsten Gelegenheit fertig machen.
So in Gedanken versunken zog Tom sich fertig an. Erst die schwarze Hose, dann das grob gewebte Hemd und die graue Strickweste. Die traditionelle Kleidung im Waisenhaus.
Und ausgerechnet heute musste Mr Bowre ihn zusammen mit Howard und Paul in den Fegedienst eintragen. Diese einmalige Gelegenheit würde Paul sich sicher nicht entgehen lassen.
„Woran denkst du, Tom?“
Tom zuckte unwillkürlich zusammen. Im Heim redete ihn fast nie jemand mit diesem Namen an. Für die meisten war er einfach nur der ziemlich bleichgesichtige Riddle, der selten mit anderen Kindern sprach.
„Was ist los?“, fragte Howard, der vor dem kleinem Zimmerspiegel stand und die blauen Flecken in seinem Gesicht begutachtete, noch einmal.
„Ich...“, Tom stockte. Sollte er diesem Jungen wirklich erzählen, was er fühlte? Nein! Tom Riddle hatte es nicht nötig seine Probleme mit anderen zu teilen. „Es ist nichts. Was ich denke ist meine Sache. Also lass mich in Ruhe!“
Howard, von Toms schroffen Ton sichtlich eingeschüchtert, ging zur Tür. „Na dann...Dann gehe ich jetzt zum Frühstück.“
Als Tom nicht antwortete, huschte Howard ohne ein weiteres Wort aus dem Raum.
Tom starrte noch einige Sekunden gedankenversunken vor sich hin, dann schüttelte er leicht den Kopf und stand auf. Er würde zum Frühstück und danach zum Fegedienst gehen müssen. Etwas anderes blieb ihm gar nicht übrig. Er zog sich zu Ende an und trat dann vor den Spiegel. Mehr aus Gewohnheit denn aus wirklichem Nutzen kämmte er seine strubbeligen, rabenschwarzen Haare. Dann schlüpfte er in die Schuhe und wandte sich zum Gehen. Doch weit kam er nicht. Als er einen Fuß heben wollte, wurde dieser zurückgehalten. Tom geriet ins Taumeln und landete schließlich unsanft auf dem Fußboden. Was hatte seinen Schritt verhindert? Er zog die Füße an und sofort entdeckte er die Ursache. Die Schnürsenkel beider Schuhe waren zusammengebunden. Heute ist wirklich nicht mein Tag, beschloss Tom.

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"Ich will nicht sagen, weint nicht, denn nicht alle Tränen sind von Übel." (Gandalf, HdR III)

~*~North Cats~*~

JP-PS: Lily Evans
HP-P-PS: Rika Lorenz
HP-F-PS: Helen Ollivander

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Re: HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"

II - Ein Besen wehrt sich

Der Speisesaal lag im Erdgeschoss. Tom ging die Treppe runter und merkte sofort, dass er mal wieder der Letzte war, der unten ankam. Knapp fünf Dutzend Augenpaare waren auf ihn gerichtet, als er eintrat. Im Esszimmer saßen die Waisenkinder auf 15 kleine Tische verteilt. Zu Toms Leidwesen musste er am selben Tisch sitzen, wie Paul und Simon, da der Heimleiter darauf bestand, dass jeder mit den Kindern seines Zimmers zusammensaß. Ohne die scheelen Blicke der anderen zu beachten, setzte Tom sich auf seinen Platz neben Simon, der sich halblaut mit Paul unterhielt.
Mr Bowre trat ein und sofort waren alle Waisen auf den Füßen. Der Heimleiter wünschte allen einen "Guten Morgen!" und hielt das Morgengebet. Danach setzen sich alle wieder und begannen zu frühstücken. Tom nahm sich ein Scheibe Schwarzbrot und bestrich sie mit Johannisbeermarmelade. Sie war so flüssig, dass sie über den Brotrand lief und eine rote Pfütze auf dem Teller bildete. Sieht aus, wie eine Blutlache, dachte Tom und sah auf seine Hand, an der jetzt ebenfalls "Marmeladenblut" klebte. Dann bemerkte er den strafenden Blick des Heimleiters und wischte seine Hand schnell an einer Serviette ab.
Nachdem alle mit dem Frühstück fertig waren, erhob Mr Bowre sich. "Wie jeden Samstagmorgen werdet ihr jetzt alle, die Jungen vom Fegedienst ausgeschlossen", fügte er mit einem hämischen Blick in ihre Richtung hinzu, "auf eure Zimmer gehen und aufräumen. Eda wird in einer Stunde die Zimmerinspektion durchführen. Wessen Zimmer dann nicht blitzblank ist, darf ihr Morgen nach dem Kirchgang in der Küche helfen."
Nach diesen Worten verließ der Heimleiter den Raum und die Kinder folgten ihm. Nur Tom, Howard, Paul und Simon blieben zurück. Die alte Eda kam mit drei Besen in der Hand aus der Küche. Solange sich Tom erinnern konnte, hatte Eda schon im Waisenhaus gearbeitet. Sie kochte das Essen, wusch die Wäsche, kümmerte sich um den Garten. Die Kinder hielten die verhutzelte Alte für verrückt, weil sie anscheinend ständig mit sich selbst sprach. Doch sie hatte ein Herz für Kinder und, Tom wusste selbst nicht genau warum, aber er mochte Eda, obwohl auch er sie für nicht ganz klar im Kopf hielt. Sie drückte Tom, Paul und Howard je einen der Besen in die Hand und bedeutete ihnen mit einer Geste mit dem Fegen anzufangen.
Dann wandte sie sich an Simon. "Ihr müsste doch heute gar nicht den Fegedienst verrichten, Mr Hole. Was tut Ihr also noch hier unten?"
"Ich würde auch gerne Fegen, Alte. Also, bring mir einen Besen!"
Eda schüttelte verwirrt den Kopf, doch widersprach sie ihm nicht und ging einen weiteren Besen holen. Tom hörte, wie sie leise vor sich hin murmelte. Ihm gefiel es gar nicht, dass Simon ihnen helfen wollte. Wenn er sich freiwillig zum Fegen meldete, konnte das nur Ärger bedeuten. Howard schien denselben Gedanken zu haben, denn er warf Tom einen verängstigten Blick zu und begann mit dem Fegen. Tom sah, wie der Besen ihn seiner Hand zitterte. Eda kam mit einem Besen wieder, den sie Simon vor die Füße warf. Sie kicherte verrückt und verschwand dann wieder durch die geöffnete Küchentür. Wütend hob Simon den Besen auf und begann zu Fegen. Paul tat es ihm gleich und flüsterte seinem Freund etwas ins Ohr. Dieser nickte, lachte kurz und flüsterte Paul etwas zu.
"Hey Riddle!"
Tom schreckte aus seinen Beobachtungen auf und merkte, dass er schon eine ganze Minute untätig im Raum stand und Paul und Simon beobachtete.
"Was gibt`s denn da zu glotzen?", schrie Paul ihn an. "Anstatt uns zu beobachten, solltest du besser mit dem Fegen anfangen!"
Sofort richtete Tom seinen Blick zu Boden und begann mit dem Fegen. Er bemühte sich nicht mehr auf diese Idioten zu achten, doch hörte er ihr Tuschen und ihre gelegentlichen Lacher. Wütend auf sich selbst versuchte er ihre Stimmen aus seinem Kopf zu verbannen und konzentrierte sich nur aufs Fegen. Es klappte so gut, dass er es fast nicht bemerkt hätte, als Simon laut sprach.
"Was? Petze Howard Pierend hat uns an Riddle verpfiffen?", schrie er mit gekünstelt entsetztem Gesichtsausdruck. Dann griff er Howard am Kragen und hob ihn in die Luft.
"Was meinst du, Simon, willst du ihm noch ein blaues Auge verpassen? Passend zu dem ersten von heute Morgen?", fragte Paul grinsend.
Howard hob schützend die Hände vors Gesicht und versuchte Simon gegens Schienbein zu treten. "Tom! Tom, hilf mir! Lass nicht zu, dass sie mir wehtun!"
"Oh, Riddle wird heute niemandem helfen", sagte Paul, der hinter Tom getreten war und ihn würgte. "Na, wie gefällt dir das?"
Tom versuchte sich aus Pauls Griff zu befreien, doch ohne Erfolg. Er bekam keine Luft mehr. Ihm wurde schwarz vor Augen und verzweifelt wehrte er sich gegen Paul. Schließlich bekam er eine Arm frei und rammte seinen Ellenbogen tief in Pauls Magengegend. Der Junge stöhnte auf, sank in die Knie und ließ Tom los. Wie ein ertrinkender schnappte er nach Luft. Langsam nahm der Raum um ihn herum wieder Gestalt an. Howard kämpfte noch immer mit Simon, der sich einen Spaß daraus machte, Howard mit dem Rest der Johannisbeermarmelade einzuschmieren. Tom drehte sich um und sah gerade noch, wie Paul wieder auf die Füße kam und nach dem Besen griff, den Tom hatte fallen lassen. Ohne Vorwarnung drosch er damit auf ihn ein. Tom duckte sich gerade noch rechtzeitig, um dem ersten Schlag auszuweichen. Der zweite traf ihn direkt gegen den Brustkorb. Er rollte sich ab und entkam knapp einem dritten Schlag. Um sein Gesicht zu schützen hob Tom die Arme und fing den nächsten Hieb ab. In immer kürzeren Abständen prasselten die Schläge auf ihn nieder. Paul schien wie von Sinnen. Schlag auf Schlag führte er den Besen und zeigte kein Erbarmen. Tom kauerte am Boden. Seine Nase blutete und sein Arm fühlte sich schon ganz taub an. Eine unbeschreibbare Wut loderte in ihn auf und er hatte nur noch einen Wunsch. Paul einen möglichst großen Schmerz zuzufügen. Er wollte ihn leiden lassen, wie er jahrelang gelitten hatte. Er wollte ihn zeigen, dass Tom Riddle sich niemals so etwas gefallen ließ. Ihm sollte klarwerden, dass man sich besser nicht mit ihm anlegte, dass man gut daran tat seine Überlegenheit zu akzeptieren, dass man ihn niemals reizen sollte.
Und plötzlich hörten die Schläge auf. Von einer Sekunde auf die nächste war es vorbei. Vorsichtig spähte Tom zwischen seinen Fingern hindurch. Was er sah, ließ ihn seine Abwehrhaltung sofort vergessen. Er sprang auf die Füße. Vor ihm mitten in der Luft schwebte der Besen, umgeben war er von einem roten Leuchten. Paul kauerte am Boden. Ungläubig starrte er auf seine Hände, die aussahen, als hätte er sie auf eine heiße Kochplatte gelegt. Er schien nicht zu bemerken, dass er leise schluchzte. Ein Gefühl von Genugtuung stieg in Tom empor. Es bereitete ihm Freude Paul wimmernd am Boden liegend zu sehen. Ein Gefühl der Größe, das er sein Leben lang nicht vergessen sollte. Es war so einfach, die Schwächen zu quälen. Tom hörte ein jemanden lachen. Eine hohe Stimme, die ihn schaudern ließ, lachte freudig. Entsetzt stellte Tom fest, dass es seine eigene war. Was ist nur los mit mir?
Paul richtete sich mühsam auf. Er stöhnte leise. "Dafür bezahlst du, Riddle!"
Er stürmte auf Tom zu, der rasche einen Schritt zur Seite trat. Paul rannte an ihm vorbei, stolperte und landete auf dem Boden.
"Nein Paul", erwiderte Tom eiskalt. "Dieses Mal bezahlst du!"
Ohne sich dessen bewusst zu sein, machte Tom eine rasche Handbewegung und der Besen, der noch immer von einem roten Licht umgeben war, flog wie von Geisterhand auf Paul zu und verprügelte ihn selbst ständig. Tom stand nur daneben und sah mit einem Lächeln, das Wasser in Eis verwandelt hätte, zu. Wieder stieg Befriedigung in ihm auf. Paul schrie bei jedem Schlag, den der Besen ihm versetzte. Und wo er getroffen wurde, hinterließ der Besen versenkte Kleidung oder verbrannte Haut. Immer wieder versuchte Paul den Besen abzuwehren und dabei schrie er so laut, dass schließlich Schritte von der Treppe her laut wurden. Doch bevor jemand herein kommen konnte, schlug die Tür von selbst zu und verriegelte sich. Der Besen schlug weiter auf Paul ein, bis dieser ohnmächtig liegenblieb. Ohne mit der Wimper zu zucken befahl Tom dem Besen durch eine weitere Handbewegung zu Simon zu fliegen, der Howard zwar immer noch festhielt, ihm aber während der letzten Minuten nichts getan hatte, sondern nur fassungslos Tom angestarrt hatte. Was eben mit Paul passiert war, wiederholte sich jetzt bei Simon. Tom lachte, wann immer er Simon schreien hörte und auch dieses Mal hörte der Besen erst auf, nachdem er Simon bewusstlos geschlagen hatte. Tom drehte sich zu Howard um. Schon hob er seine Hand, als Howard entsetzt aufheulte und sich Tom um den Hals warf.
"Tu das nicht! Nein! NEIN!!! TOM! TU MIR NICHTS!!!"
Erschrocken sah Tom auf seine halb erhobene Hand. Sofort ließ er sie sinken. Der Besen verlor sein Leuchten und fiel zu Boden, wo er einige Meter weiter kullerte. Howard ließ Tom los und sank zu Boden. Sein Gesicht war nass von vielen Tränen. Tom starrte ins Leere. Was hatte er getan? Entsetzt über sein eigenes Verhalten ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Er bemerkte nicht, wie Mr Bowre wenig später die Tür aufbrach und gefolgt von sämtlichen Waisenkindern in den Raum gestürzt kam. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Er war nicht entsetzt, weil er zwei Menschen verletzt hatte oder weil er auch Howard hatte verletzten wollen. Ihm entsetzte es, dass es ihm unvergleichliche Freude bereitet hatte diese Menschen leiden zu sehen.

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"Ich will nicht sagen, weinet nicht, denn nicht alle Tränen sind von Übel." (Gandalf, HdR III)

Re: HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"

III - Eulen und andere Kleinigkeiten

Den Rest des Tages verbrachte Tom mit einer Vielfalt von Strafarbeiten. Obwohl Mr Bowre nicht wusste, wie er es angestellt hatte, war für den Heimleiter klar, dass er verantwortlich dafür war, dass Paul und Simon noch immer nicht ohne Bewusstsein waren. Howard, so erklärte der Heimleiter, konnte es nicht gewesen sein, da er gegenwärtig unter Schock stand. Tom wünschte dem Jungen eine schnelle Genesung, doch fürchtete er, Howard könnte allen erzählen, was im Esszimmer vorgefallen war, sobald er seinen Schock überwunden hatte.
Gegen neun Uhr abends kam Mr Bowre in die Küche, die Tom gerade fegte.
"Tom Riddle", fauchte der Heimleiter, "angesichts der Tatsache, dass du heute drei Kinder verletzt und geschockt hast, hat die Heimleitung beschlossen, dich Morgen vom wöchentlichen Kirchgang auszuschließen. Stattdessen wirst du in der Zwischenzeit Eda helfen den Garten zu jäten."
An außen gab Tom sich mürrisch, doch fand er diese Strafe nicht allzu schlimm. Er war nie gerne in die Kirche gegangen. Seit langem glaubte er nicht mehr an den Gott der Christen, schon seit Paul ihn im Alter von vier Jahren zum ersten Mal verprügelt hatte und er drei Tage vergeblich gebetet hatte, dass man ihn bestrafen würde. Mit Eda den Garten zu jäten war in jedem Fall besser, als eine geschlagene Stunde in einem Gotteshaus festzusitzen.
"Ja, Mr Bowre!"
"Aufgrunde deiner Gewalttätigkeit müssen wir dich vorerst von den anderen Kindern isolieren. Du schläfst heute in Zimmer 217."
"Ich habe verstanden, Mr Bowre!"
"Dann geh jetzt. Deine Sachen wurden schon rauf gebracht."
Tom ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Zimmer 217 oder "die Gefängniszelle", wie die Heimkinder den Raum nannten, lag im zweiten Stock und wurde gewöhnlich nur von Kindern benutzt, die als Strafe für etwas Verbotenes Sätze schreiben mussten. Der Raum war ziemlich klein, kaum groß genug für das Bett und den Schreibtisch. Er ließ sich aufs Bett fallen, obwohl er noch nicht die Absicht hatte zu schlafen. Lange dachte er über die Geschehnisse im Esszimmer nach und stellte fest, dass er keinerlei Schuldgefühle hegte. Paul und Simon lagen im Koma, aber ihm war es völlig gleichgültig. Irgendwann, es musste inzwischen nach Mitternacht sein, schlief er dann ein.

Am nächsten Morgen bekam Tom einen Brief. Und als wäre das nicht schon seltsam genug, Tom bekam nie Post, kam der Brief auch noch durchs Fenster und zwar in Form einer Eule, die einen amtlich aussehenden Umschlag mit Siegel im Schnabel trug. Die Eule, Tom vermutete, dass es eine Schleiereule war, warf Tom den Brief vor die Füße, flog einen Kreis und verschwand ebenso plötzlich wieder durchs Fenster, wie sie gekommen war. Tom hob die Umschlag auf und inspirierte ihn von allen Seiten. Ein Absender stand nicht drauf, doch der Empfänger war eindeutig ein Mr T. Riddle, Zimmer 217, Das Waisenhaus, Knightstreet 113. Das purpurne Siegel aus Wachs zeigte ein Wappen, in dem vier Tiere, ein Löwe, ein Adler, ein Dachs und eine Schlange, einen Kreis um den Buchstaben "H" schlossen. Tom öffnete den Umschlag langsam. Der Brief war auf demselben gelblichen Pergament geschrieben, aus dem auch der Umschlag bestand. Wie auch die Adresse war er in nachtschwarzer Tinte geschrieben.

HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI

Schulleiter: Themistokles Dippet
(Orden der Merlin, Zweiter Klasse, ganz hohes Tier, Internationale Vereinigung der Zauberer)

Sehr geehrter Mr Riddle,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie aufgrund Ihrer außerordentlichen magischen Fähigkeiten an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen wurden.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Finden Sie sich an diesem Tag in King`s Cross ein. Ihr Schulzug fährt um 11 Uhr von Gleis 9 ¾ ab.
Beigelegt finden Sie diesem Brief noch die Liste aller benötigten Schulbücher und Ausrüstungsgegenstände, die Sie sicherlich alle in London erstehen können. Fragen Sie im Tropfenden Kessel nach.

Mit freundlichen Grüßen

Albus Dumbledore
Stellvertretender Schulleiter

Jetzt weiß ich wenigstens, was das "H" auf dem Siegel bedeutet, dachte Tom sarkastisch. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Spielte ihm jemand einen bösen Streich oder hatte der Brief eine tiefer Bedeutung, die Tom nur nicht verstand. Eine Zauberschule? Wäre der Brief vor ein paar Tagen gekommen, hätte Tom mit Sicherheit gelacht und an einen besonders groben Witz von Paul und Simon geglaubt. Doch heute wusste er, dass die beiden bewusstlos waren, aufgrund irgendeiner fremden Macht, die Tom sich einfach nicht erklären konnte. Magie?
Tom hörte schwere Schritte auf dem Gang. Schnell steckte er den Brief wieder in den Umschlag und stopfte diesen in den Kopfkissenbezug. Nur wenige Sekunden später kam Mr Bowre ins Zimmer.
"Du frühstückst heute in der Küche", feixte der Heimleiter. "Wir müssen dich möglichst von den anderen Kindern isolieren. Vielleicht interessiert es dich zu hören, dass noch immer keines deiner Opfer wieder bei Bewusstsein ist."
Tom versuchte ein teilnahmsloses Gesicht aufzusetzen und den Heimleiter weitgehend zu ignorieren.
"Du weißt noch, welche Aufgabe du erledigen wirst, während wir in der Kirche sind?"
"Ja, Mr Bowre", leierte Tom die alte Formel.
"Ab zum Frühstück!"
Froh endlich den bösen Blicken des Heimleiters zu entkommen, eilte Tom nach unten und in die Küche. Eda saß auf einem Schemel neben der Tür und schien gar nicht zu bemerken, dass er hereingekommen war. Sie murmelte unzusammenhängende Worte und starrte in die Luft. Der kleine Tisch in der Mitte des Raumes war gedeckt und er setzte sich auf den einzigen Stuhl. Wie jeden Morgen nahm er sich eine Scheibe Schwarzbrot und stellte enttäuscht fest, dass es für ihm heute keine Johannisbeermarmelade gab. Mr Bowre schien der Ansicht zu sein, dass Butter für einen Übeltäter wie ihm reichte und zu trinken gab es weder Milch noch Orangensaft, sondern nur Leitungswasser. Aus dem Nebenzimmer hörte Tom die Stimmen der anderen Waisenkinder, die anscheinend fertig gefrühstückt hatten und bereit waren sich auf den Weg zur Kirche zu machen. Mehrmals drang die kräftige Stimme des Heimleiters durch die geschlossene Küchentür, dann knallte eine Tür und alles wurde still. Ein paar Minuten blieb Tom untätig sitzen. Er wusste, dass die anderen frühestens in zwei Stunden wieder hier sein konnten. Danach stand er auf, spülte sein Geschirr ab und stellte den Brotkorb zurück in den Schrank. Er hatte Eda ganz vergessen. Aber die alte Frau saß noch in derselben Ecke, in der sie auch schon gesessen hatte, als Tom herein kam. Jetzt stand sie ohne ein Wort auf, ging an ihm vorbei und nach draußen in den Garten. Sich an seine Aufgabe erinnernd, folgte er ihr.
"Hol doch bitte den großen Eimer aus der Scheune, Tom."
Für einen Augenblick war er zu verwirrt, um überhaupt zu begreifen, dass Eda da eben zu ihm gesprochen hatte. Dann trat er zum alten Holzschuppen, den Eda übertriebener Weise als Scheune bezeichnet hatte, und kehrt wenig später mit einem großen Eimer zurück.
"Danke, mein Lieber! Wie schön, dass du mir beim Jäten hilfst. Allein wird mir das langsam wirklich zu viel."
Eda ließ ihren Blick über den Garten schweifen. "Am Besten fangen wir bei den Johannisbeersträuchern an. Meinst du nicht auch?"
Tom nickte verwirrt. Eigentlich hatte er Eda immer für völlig verrückt gehalten, doch heute sprach sie ganz normal zu ihm, fast wie eine gute Freundin. Sie plapperte auch nicht mehr sinnlose Sätze uns schien sich seiner Anwesenheit sogar bewusst zu sein. Dabei erzählten die Waisenkinder sich häufig, dass die Alte es manchmal nicht einmal merkte, wenn man sie ansprach.
Eda kicherte. "Ja, das sagen sie. Dass ich verrückt wäre, weil ich mit mir selber spreche. Dass ich eher in eine Anstalt gehöre, weil seltsame Dinge geschehen, wenn ich dabei bin. Dass ich nicht mehr ganz dicht wäre, weil ich Zucker anstelle von Salz in die Suppe tue. Ich sage, ich bin einsam, immer noch bei klarem Verstand und nur zu blind, um die Schilder auf den Gewürzdosen zu lesen."
Sie kicherte wieder und ging zu den Johannisbeerbeeten rüber. Dort ließ sie sich nieder und zupfte ein Unkraut nach dem anderem aus dem Boden. Der Eimer, den Tom geholt hatte stand neben ihr, doch anstatt die Gräser hinein zuwerfen, ließ Eda sie daneben fallen. Reichlich verwirrt ging Tom neben ihr in die Knie und rupfte ebenfalls Unkraut. Schließlich warf er auch das von Eda gerupfte Unkraut in den Eimer.
"Ich danke dir, Tom", sagte die alte Frau und ergriff seinen rechten Arm.
"Lass meinen Arm los, Eda!", beschwerte der Junge sich. "Wir müssen den Garten gejätet haben, bevor Mr Bowre zurückkommt."
"Nicht jetzt, mein Junge. Ich muss dir etwas sagen."
Tom wollte ihr seinen Arm entreißen, doch sie hielt ihn fest umklammert.
"Bitte, es ist sehr wichtig!", flehte sie.
Tom wusste, dass es sinnlos war sich ihr zu widersetzen, also versuchte er es mit einem Kompromiss. "Du kannst mir sagen, was dich bedrückt, Eda, aber nur, wenn du meinen Arm loslässt, damit ich schon mal weiter arbeiten kann."
Die Alte nickte. Sie ließ Toms Arm los und fing wieder an Unkraut zu zupfen. Der Junge machte sich auch wieder an die Arbeit, wartete aber einigermaßen interessiert auf das, was Eda ihm zu erzählen hatte.
"Weißt du, Tom, ich kannte deine Mutter sehr gut", begann Eda. "Wir waren, nun ja, fast so etwas wie Freundinnen. Ich war als Hebamme dabei, als du geboren wurdest. Und... und es ist meine Schuld, dass sie direkt danach gestorben ist, weil ich nicht gut genug war. Ich erinnere mich noch sehr genau. In ihrem letztem Atemzug, legte sie deinen Namen fest. Tom, so sagte sie, nach deinem Vater, Marvolo nach deinem Großvater."
Ohne ein Wort zu sagen hörte Tom zu. Er war wie betäubt. Als er noch klein war, hatte er immer gehofft, dass er irgendwann einmal etwas über seine Eltern erfuhr, aber in den letzten Jahren, hatte er alle Hoffnung aufgegeben.
"Ich weiß, dass du heute Morgen einen Brief bekommen hast."
Tom horchte auf. "Woher weißt du das?"
"Weil es immer so ist. Aber das kannst du noch nicht verstehen. Tom, hör mir jetzt genau zu und egal wie unglaublich das, was ich dir erzählen möchte, auch klingen mag, du musst mir glauben. Alles entspricht der Wahrheit. Tom, deine Mutter war eine Hexe!"

Sekundenlang herrschte Stille. Dann fuhr Eda fort. "Vielleicht ist der Begriff "Hexe" nicht das richtige Wort, um es dir zu erklären. Sagen wir, sie war eine Zauberin, eine Frau mit magischer Begabung. Dir wohnt dieselbe Magie inne, doch weißt du nicht, wie du sie benutzen musst. Und weil es vielen anderen jungen Zauberern und Hexen so geht, gibt es eine Zauberschule, an der ihnen beigebracht wird, wie sie mit ihrer Magier umzugehen haben. Du sollst diese Schule auch besuchen, wie deine Mutter es in ihrer Kindheit getan hat."
"Du scheinst genau zu wissen, was in dem Brief stand, den ich heute bekommen habe." Tom war zu verwirrt, um zu bemerken, dass er längst mit dem Jäten aufgehört hatte.
"Weil auch ich so einen Brief bekommen habe, mein Junge. Als ich jung war, musste auch ich lernen meine Magie zu beherrschen."
"Du bist auch eine... eine Hexe?"
"Dieser Gedanke scheint dich zu beunruhigen", stellte Eda fest. "Aber es nichts Schlimmes daran, im Gegenteil. Dir hat es geholfen dich gegen Paul zu wehren."
"Das.... Das habe ich mit meiner Magie erreicht?"
"Ja, ja. Obwohl du es sicher nur geschafft hast, weil du so wütend warst. In solchen Fällen gerät Magie leicht außer Kontrolle. Was mich wundert ist, dass du den Brief nicht schon eher erhalten hast. Für gewöhnlich kommt er immer am elften Geburtstag. Aber eigentlich hat sich deine magische Begabung ja auch gestern zum ersten Mal bemerkbar gemacht."
"Eda, was muss ich den jetzt tun? Mr Bowre wird doch niemals erlauben, dass ich eine solche Schule besuche. Und außerdem brauche ich unglaublich viele Schulsachen. Wer soll die denn alle bezahlen?"
"Das mit dem Heimleiter lass mal ganz meine Sorge sein. Ich werde mit ihm reden. Und was die Schulsachen angeht, ich denke, dass ich auch das hinkriegen werde. Nur keine Sorge, Tom."
Danach verfiel sie in Schweigen und auf keine von Toms Fragen antwortete sie mehr. Zusammen jäteten sie den Garten und nach einiger Zeit fing Eda wieder an wirres Zeug zu plappern. Als zu mit dem Garten fertig waren ging Tom auf sein Zimmer. Er wollte Mr Bowre nicht begegnen, wenn dieser zurückkam. Außerdem hatte er über vieles nachzudenken.

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Rebecca & Rhia (erst wenn ich ihren neuen Steckbrief fertig hab)

"Ich will nicht sagen, weinet nicht, denn nicht alle Tränen sind von Übel." (Gandalf, HdR III)

Re: HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"

IV – Die Nachricht des Glückskeks

Als Tom am nächsten Morgen aufwachte, war die Sonne gerade erst aufgegangen. Was bedeutete, dass es kurz nach drei Uhr morgens war, schließlich hatten sie Hochsommer. Ausgiebig gähnend wollte er sich gerade auf die andere Seite legen und seinen Schlaf fortsetzen, als ihm ein Zettel auffiel, der neben dem Bett auf einem kleinem Nachttisch lag.

Lieber Tom,
sei bitte pünktlich um halb vier (ja, heute Morgen) unten im Flur.
Wir zwei machen einen kleinen Ausflug nach London.
Mit dem Heimleiter ist schon alles abgesprochen.
Eda

PS: Bringe den Brief mit!


Schnell zog Tom sich an. Wie seltsam es doch war, dass nun schon zwei Tage hintereinander kein Kleidungsstück fehlte. Als Tom gestern Abend schlafen ging, lagen Paul und Simon immer noch im Koma. Howard hatte sich weitgehend von seinem Schock erholt, doch weigerte er sich irgendwas über die Geschehnisse im Esszimmer zu sagen, was Tom nur Recht war. Nachdem er sich fertig angezogen hatte, holte er den Briefumschlag unter dem Kissen hervor und steckte in zusammen mit Edas Nachricht in die Tasche seiner Jacke. Dann ging er nach unten. Eda wartete schon im Flur auf ihn.
„Wir fahren nach London? Warum?“, bestürmte Tom Eda direkt mit Fragen.
Sie legte den Zeigefinger an die Lippen und flüsterte: „Lass uns später reden.“
Widerwillig nickte Tom und folgte Eda nach draußen.

In den elf Jahren seines Lebens war Tom noch nie in London gewesen. Überhaupt hatte er das Waisenhaus fast nur an den Sonntagen verlassen. Trotzdem schien er sich kaum für seine Umgebung zu interessieren, als er in der Stadt angekommen war. Die vielen Menschen auf der Straße, die Betriebsamkeit, das fröhliche Lachen einige Kinder. All das wirkte auf ihn seltsam abstoßend.
Eda schien bemerkt zu haben, wie es um ihren Schützling stand, denn sie bemühte sich ihn möglichst schnell in eine weniger besuchte Nebenstraße zu führen. Tom sah, wie sie die Stirn in Falten legte, während sie ihn ansah.
„Was ist jetzt?“, fragte er. „Warum sind wir hier?“
„Du brauchst doch Schulsachen, Junge. Die Liste ist dem Brief beigelegt.“
Tom zog die Liste aus der Tasche und las sie sich durch.

HOGWARTSSCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI

Uniform
Jeder Schüler benötigt:
0. Drei Garnituren einfacher Arbeitskleidung (schwarz)
0. Einen einfachen Spitzhut (schwarz) für tagsüber
0. Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut o.Ä.)
0. Einen Winterumhang (schwarz, mit silbernen Schnallen)

Bitte beachten sie, dass alle Kleidungsstücke der Schüler mit Namensetiketten versehen sein müssen.

Lehrbücher
Alle Schüler sollten jeweils ein Exemplar der folgenden Werke besitzen:
- Wilfred Hogel: Lehrkurs der Zaubersprüche für Anfänger
- Bathilda Bagshot: Geschichte der Zauberei
- Adalbert Schwahfel: Theorie der Magie
- Calissa Metor: Die Metamorphose, Lehrband 1
- Phyllida Spore: Tausend Zauberkräuter und Pilze
- Frederic Farn: Zaubertränke, die Kunst des Brauens
- Lurch Scamander: Sagentiere und wo sie zu finden sind
- Quentin More: Defensive Magie, Verteidigung gegen dunkle Mächte
- Phineas Nigellus: Hogwarts Geheimnisse

Ferner werden benötigt
- 1 Zauberstab
- 1 Kessel (Zinn, Normgröße 2)
- 1 Sortiment Glas- oder Kristallfläschchen
- 1 Teleskop
- 1 Waage aus Messing

Es ist den Schülern zudem freigestellt, eine Eule ODER eine Katze ODER eine Kröte mitzubringen.

DIE ELTERN SEIEN DARAN ERINNERT, DASS ERSTKLÄSSLERN KEINE EIGENEN BESEN BESITZEN DÜRFEN!!!

„Du bist sicher, dass man diese Sachen alle in London kaufen kann“, fragte Tom, nachdem er die Liste wieder in der Tasche hatte verschwinden lassen.
„Aber sicher doch, Tom“, lachte Eda. „Komm, wir sind schon fast da.“
Sie gingen etwa fünf Minuten immer nur geradeaus, bis Eda vor einem kleinem Pub stehen blieb. Über der Tür hing ein Schild: „Zum Tropfenden Kessel“. Angestrengt dachte Tom nach. Diesen Namen hatte er irgendwo schon einmal gehört. Von Eda? Nein! Er hatte in dem Brief gestanden.
„Willst du hier Wurzeln schlagen, Tom? Wenn du deine Schulsachen kaufen willst, folgst du mir jetzt besser.“
Ihm blieb nichts anderes übrig. Nach Eda betrat er den Tropfenden Kessel. Mit einem Schlag wusste Tom, dass er dieses Gasthaus hasste. Es waren stickig, laut und hoffnungslos überfüllt. Da er sie sowieso nicht verstanden hätten, wenn sie etwas gesagt hätte, deutete Eda Tom mit einer Geste ihr zu folgen. Durch eine Hintertür betraten sie einen kleinen Innenhof, der mit Mülleimern voll gestellt war. Ohne auf Toms fragenden Blicke zu reagieren, zog Eda einen dünnen Stab aus der Tasche und klopfte mit der Spitze dreimal gegen die Mauer. Toms Enttäuschung darüber, dass ein Zauberstab anscheinend nur so kurz war, schlug ein Verwunderung um, als die Mauer sich plötzlich in der Mitte teilte. Ein kleiner Spalt, der sich bald zu einem riesigem Torbogen entwickelte und den Blick auf eine breite, gepflasterte Straße freigab, entstand. Vor Erstaunen vergaß Tom für einen Augenblick sogar den Mund zu zumachen. Es war ein prächtiger Anblick. Sonnenlicht strahlte die Straße entlang, die auf beiden Seiten von Geschäften gesäumt war.
„Das hier ist die Winkelgasse. Was auch immer ein Zauberer gerade braucht, hier wird er es kaufen können“, erklärte Eda feierlich.
„Kaufen? Aber ich habe kein Geld“, entgegnete Tom.
„Wart`s ab, gleich nicht mehr, mein Lieber. Deine Mutter war eine sehr reiche Frau und du bist ihr einziger noch lebender Blutsverwandter. Du hast ein Erbe von mehreren Millionen, Tom!“
„Und wo ist dieses ganze Geld? Auf einer Bank?“
„O ja! Dein Geld ist sicher verwahrt in Gringotts, der Zaubererbank. Bevor wir allerdings dorthin gehen, müssen wir noch jemanden aufsuchen. Komm!“
Eda führte ihn durch die Winkelgasse zu einem großem Haus, über dessen Tür ein Schild mit dieser Aufschrift hing:

Parzival Joel Raphael Westkings
Anwalt

Eine Klingel läutete, als sie die Kanzlei betraten. Wenige Sekunden später erschien eine kleine Frau in der Tür zum Nebenzimmer.
„Sie wünsch... Ah, du bist es Eda. Warum bist du hier?“
„Freut mich dich mal wieder zusehen, Natalie“, sagte Eda und zu Tom gewandt, „Sie ist eine Schulfreundin von mir, deine Mutter kannte sie auch gut.“
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Natalie.
„Nein danke, aber vielleicht kannst du Tom ja etwas anbieten, während ich mit Mr Westkings spreche. Erinnerst du dich noch an Tom Riddle, Natalie?“
„Aber natürlich, ja!“ Natalie schien ganz aus dem Häuschen zu sein. „Geh du ruhig zu Westkings. Ich kümmere mich schon um den kleinen Riddle.“
Eda verließ den Raum. Tom brodelte innerlich. Wie konnte sie es wagen ihn klein zu nennen. Weil es stimmt, sagte ein Teil von ihm. Für sein Alter war er tatsächlich ziemlich klein.
„Möchtest du lieber Kakao oder Tee?“, fragte Natalie.
„Nein, ich habe keine Durst.“
„Ich hätte aber auch noch Kürbissaft.“
Gegen seinen Willen wurde Tom neugierig. Was war das für ein Getränk? Doch er schüttelte den Kopf.
„Dann kann ich dir vielleicht ein Stück Kuchen bringen?“
„Nein!“
„Dann nimm doch wenigstens einen Glückskeks, Tom.“
Natalies Stimme verlor ihren fröhlichen Ton und Tom fürchtete, wenn er jetzt ablehnte, würde sie in Tränen ausbrechen. Sie hat nur versucht nett zu sein. Er nahm sich einen Glückskeks aus einer Schale, die Natalie ihm hinhielt. Er brach den Keks auf und entrollte den kleinen Zettel, der im Innern des Kekses gesteckt hatte. Während er am Keks knabberte, laß er den Zettel:

Nur wer sich selbst akzeptiert, findet den Weg ins Licht!

In diesem Moment kam Eda zurück. Tom stopfte den Zettel zu dem Brief in seiner Tasche. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass die alte Frau ihn sah.
„Alles klar? Westkings hat keine Probleme gemacht?“, fragte Natalie.
„Überhaupt nicht. Hör mal, Nat, so gerne ich mich auch weiter mit dir unterhalten würde, aber Tom und ich haben noch viel zu tun.“
Natalie sah ziemlich enttäuscht aus. „Ja natürlich. Vielleicht schaut ihr ja noch mal herein, wenn ihr fertig seid?“
„Vielleicht, aber verlass dich nicht zu sehr drauf. Tschüß Natalie.“
„Auf Wiedersehen, Eda. Auf Wiedersehen, Tom Riddle!“
Zu seinem eigenem Erstaunen antwortete Tom: „Auf Wiedersehen, Natalie!“

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~*~North Cats~*~

Rebecca & Ricarda

"Ich will nicht sagen, weinet nicht, denn nicht alle Tränen sind von Übel." (Gandalf, HdR III)