Jannis kleine Dichterschule: Zügel für mein Flügelpferd
Vom Ausklang
Vom Ausklang
Das Männliche, das endet laut, männlich wie einer, der den Tisch zerhaut. m Doch reimst du zärtlich, unbeschreiblich, weiblich dann ende leise, ende weiblich. w
Mancher Mann mit festem Kinn m hat nur Männliches im Sinn, m und sein Tonfall bleibt betont m bis zum Ende wie gewohnt. m
Manches Weib will lieber schweifen, w will nie recht zum Festen greifen, w will nur weiblich sein auf Erden w und am Schluss stets leiser werden. w
Männlich ohne Wechselspiel, m pausenlos das taugt nicht viel. m Wechselspiel ist unausbleiblich: w männlich wechselt ab mit weiblich. w
Paarreim Die Einzelzeile ist noch nichts. a Das Grundgeheimnis des Gedichts a ist, dass sich Gleiches laut Erfahrung b nach Gleichem sehnt: nach Zeilenpaarung. b
Kreuzreim Hier stehe ich als Einzelzeil, a ein Kauz von vielen Käuzen. b Da bist du ja, mein Gegenteil, a mit dir will ich mich kreuzen. b
Umarmung Ach habe doch Erbarmen, a mein Reim, du bist so fern. b Du weißt, ich hab dich gern, b o Reim, lass dich umarmen. a
männlich umarmt weiblich Fängt umarmen männlich an, m schlingt das Feste sich um Weiches w und drückt innen Gleich-an-Gleiches, w wie nur Festes drücken kann. m
weiblich umarmt männlich Will das Weibliche umgreifen, w fühlt sich Männliches beengt, m oder wonneweich umdrängt ... m Ich beginne abzuschweifen. w
abschweifen Wir sehen, spricht man nur von weiblich, a bleibt auch das Schweifen unausbleiblich, a das Abschweifen gehört dazu. b Der Dreizeiler ist urgemütlich, c männlich und weiblich tun sich gütlich, c beim Schweifen finden sie zur Ruh. b
gleitende Zeilen Gülden und flüssig sind wundersam gleitende, a glatte, geschmeidige, nie widerstreitende, a lieblich umwerbende, lockend verleitende, a Wellen und Wogen und Wolken durchreitende, a Wonne bereitende, Sonne verbreitende, a doppelt ausgleitende Zeilen im Fluss. b
Also besteige dein Pferdchen und reite. Mit Zügeln beflügelt gleite zum Schluss. b
Ein Reim muss vorne oder hinten den gleichen Klang zum Reimwort finden. Beim STabreim STeht der STarke STab, Stabreim der Klang am Ende wechselt ab. Beim Endreim bleibt das Ende glEICH, Endreim der Anfang wechselt einfaltsrEICH. Reimt Stab und Ende sich ZUGLEICH, kein Reim ist es kein Reim: es ist ZU GLEICH!
Von Rein und Unrein reiner Reim Der reine Reim an sich sich klingt klar und königlich, lich fügt gleiche Konsonanten nanten (nicht nur die nah verwandten), wandten fügt kurz zu kurz und lang zu lang lang und klingt anmutig rein im Klang. klang falscher Reim Doch manchmal, wenn ich dichte i und gerne reimen möchte ö fällt mir der reine Reim nicht ein. n Es kommt mir nur ein falscher Reim, m der zwar von ferne ähnlich klingt, ng doch für das feine Ohr nicht stimmt. m
Das Ohr fühlt sich beleidigt aufs Tiefste und verteidigt sein angestammtes Recht: O Dichter, mir wird schlecht! unreiner Reim Nun gut. Ich lenke ein und nehm eh den gleichen Selbstlaut. Sieh, ich schäm ä mich nicht, zu sagen, er sei gleich. ei Ich reime frech und jubel euch eu ein Lautbild unter, das zwar neu eu doch leider nicht von Makel frei. ei Wird langes ii mir gleich zum ü ü mit Witz verzeiht s die Poesü! ie
Man lernt doch immer was dazu. Es ist eine gute Idee sich die Grundlagen selbst zusammenzureimen
Vom Reimefinden
Vom Reimefinden
Was sich reimt, ist kein Geheimnis, jedes Kind erkennt sofort: EIMNIS? Darauf reimt nur REIMNIS, aber Reimnis ist kein Wort. Oder etwa doch? Ja, reimn is ein beliebter Kindersport!
Willst du etwas reimen? Will der Reim nicht keimen? Nimm die wohlbekannten Anfangskonsonanten, hänge deinen Reim daran und siehe, was sich reimen kann: B Bl Br, C Cl Cr, Ch Chr B-C-D-Reimlexikon D Dr, F Fl Fr G Gl Gn Gr, H, J K Kl Kn Kr, L, M, N P Pl Pn Pr, Pf Pfl Pfr Ph Phr, Qu, R S Sk Sl, Sp Spl Spr, St Str Sch Schl Schm Schn Schr Schw T Tr, V, W, X, Y, Z, Zw Damit siehst du gleich: auf an, reimt sich B-ann, d-ann, dr-an, J-an, k-ann, M-ann, r-an, s-ann, sp-ann, T-ann und w-ann, Dar-sch-an, oder Zwiege-sp-ann.
Dieses BCD ist schon unser erstes Lexikon. Falls ich jetzt noch weitersuch, greife ich zum Reiterbuch.
Denn ein Reim ist ja nix Dolles, eher umgekehrt, was Olles, keiner braucht drauf stolz zu sein. Schau nur mal ins Buch hinein. Dort, im Reimewörterbuch gibt s (davon) weiß Gott genug! verkürzter Endreim