Forum Grundeinkommen - Hinweise auf VERANSTALTUNGEN mit Bezug zum Thema Grundeinkommen

Forum "Bedingungsloses Grundeinkommen statt Hartz IV", 8.12.

Forum "Bedingungsloses Grundeinkommen statt Hartz IV", 8.12.

Diskussionsforum

"Bedingungsloses Grundeinkommen statt Hartz IV"

mit Ronald Blaschke, Sprecher des Netzwerkes Grundeinkommen

Mittwoch, den 8.12.04, 19.00 Uhr
im Lesesaal des nt
neues theater, Halle, Große Ulrichstraße 51

Veranstalter: Hallescher Freundeskreis Le Monde diplomatique

Re: Forum "Bedingungsloses Grundeinkommen statt Hartz IV", 8.12.

Vielen Dank für die Info. Aber an diesem Tag tagt auch unser Arbeitskreis Grundsicherung/Grundeinkommen in Berlin.

Grüße
Joachim

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Ronald Blaschke <@carookee.com>
An:
Datum: Freitag, 12. November 2004 15:15
Betreff: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Forum "Bedingungsloses Grundeinkommen statt Hartz IV", 8.12.


Diskussionsforum

"Bedingungsloses Grundeinkommen statt Hartz IV"

mit Ronald Blaschke, Sprecher des Netzwerkes Grundeinkommen

Mittwoch, den 8.12.04, 19.00 Uhr
im Lesesaal des nt
neues theater, Halle, Große Ulrichstraße 51

Veranstalter: Hallescher Freundeskreis Le Monde diplomatique



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Ist eine Realisierung des BGE möglich ?

Liebe Mitstreiter,

es folgt der Versuch einer realistischen Einschätzung über die Möglichkeit, ein bedingungsloses Grundeinkommen durchsetzen zu können.

Das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des weltweit herrschenden demokratisch kapitalistischen Systems ist ungebrochen. Es wird nicht in Frage gestellt. Dort wo es dennoch geschieht, wird von seinen Apologeten sogleich der Vorwurf der Realitätsblindheit, des Sozialneides und der Träumerei erhoben .

Das Verhältnis vieler hier im Netzwerk zum demokratisch kapitalistischen System entspricht dem Verhältnis eines kleinen Jungen zu dem seines großen Bruders. Der große Bruder wird geachtet und geliebt. Mit Respekt tritt man ihm entgegen. Er ist ein lieber Mensch, wäre aber noch viiiiel lieber, wenn er in diversen Dingen nicht so uneinsichtig wäre. Der kleine Junge versucht etwas Bestimmtes von ihm zu bekommen, aber der große Bruder reagiert entweder überhaupt nicht oder nur mit herablassenden Worten.
Der kleine Bruder versucht angestrengt sich ein System zu erarbeiten, mittels dem er den großen Bruder davon überzeugen könnte, dass er absolut nichts verlöre, wenn er nachgeben würde, - wenn er ihm das gäbe, was er sich doch so sehnlichst wünscht.
Der große Bruder ist sich indessen bewusst, dass ihn sein kleines Brüderchen vom Grundsatz her liebt - und sollte es tatsächlich einmal über die Strenge schlagen, ist da ja noch seine viel stärkere Armeskraft (sprich: Militär, Polizei, Bundesgrenzschutz, Justiz). Der große Bruder weiß auch, dass er nicht nachgeben darf, denn anderenfalls wollte das kleine Brüderlein noch mehr, und er würde seine Macht über es verlieren.

Das kleine Brüderlein wird niemals ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten, das so hoch ist, dass es absolut ohne eine Arbeit im demokratisch kapitalistischen Sinne existieren könnte. Wohl könnte der große Bruder, geschickt wie er nun mal ist, dem Brüderchen sagen: „Ok, ich gebe mich geschlagen. Du bekommst ab sofort ein bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von 200 Euro. Egal was du machst, du bekommst es.“ Wenn jetzt das Brüderlein sagen würde: „ Ja aber das ist doch nicht höher als Sozialhilfe“, würde der große Bruder sagen: „Wenn du mehr willst, musst du dir halt Arbeit suchen.“

Ein wundervolles, geradezu klassisches Beispiel tiefster Unterwürfigkeit unter die Macht des großen Bruders hat uns gerade kürzlich Tobias Teez geliefert.
Je langsamer man seinen folgenden Text liest, um so klarer tritt das Unterworfensein zu Tage.

“Für das Verhältnis zwischen Unternehmer und Beschäftigte gelten nun auch Grenznutzenbedingungen. Ein Unternehmer verkauft Güter oder Dienstleistungen bis zu einer Marktsättigungsgrenze. Solange er ausreichende Gewinne erzielt und weiterhin unbefriedigte Bedürfnisse vorliegen, kann er wieder leistungsfähige Arbeitnehmer einstellen, die das Produktprogramm verbessern oder mehr Güter oder Dienstleistungen herstellen. Dabei kommt es auf die Lohnhöhe der Arbeitskosten und auf die Leistungsfähigkeit der entsprechenden Arbeitnehmer an. In technisch hochentwickelten Betrieben werden mitunter nur wenige hochspezialisierte und sehr leistungsfähige Arbeitnehmer benötigt. Bei neuen Wohnungen, neuen Gütern und Dienstleistungen kann auch eine Nachfragesättigung auf Seiten der Privathaushalte eintreten.
Auf der anderen Seite sind in Deutschland 6 Millionen arbeitslose Bürger und viele Minijobber in diesem Personenkreis gibt es auch Armut und viele Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden können. Auch in Osteuropa gibt es neben Arbeitslosigkeit auch eine erhebliche Armut.
Dies darf man natürlich nicht vergessen.

Die technische Rationalisierung hat in vielen Produktionsbetrieben auch zu einer wirklichen Verminderung der Beschäftigung geführt. Diese Rationalisierung hat viele Arbeitnehmer zu Arbeitslosen gemacht.
Arbeitslose müssen ihre Arbeitsfähigkeit dem Unternehmen anbieten, um eine Arbeitsgelegenheit und ein Lohneinkommen zu erhalten. Ist die gewünschte Lohnhöhe zu hoch oder entsprechen die Fähigkeiten des Bewerbers nicht haargenau den Wünschen des Arbeitgebers kommt es zu keinem Arbeitsvertrag.
Alle Wirtschaftsmechanismen basieren auf Tauschvorgängen. Ich biete einem Unternehmen meine Arbeitskraft an und tausche diese gegen ein Lohneinkommen.
Die Mehrzahl der erwerbslosen Bürger möchten ihre Fähigkeiten für die Gesellschaft einbringen und außerdem möchten sie ihre persönlichen Bedürfnisse befriedigen.
Die Arbeitslosen möchten ihre Bedürfnisse nach der Grenznutzentheorie maximieren.
Arbeitslose sind für eine Gesellschaft nicht so wertlos.

Was könnte ein Grundeinkommen (Bürgergeld) an der bestehenden Situation ändern ?
Zunächst hätte jeder Bürger einkommensmäßig eine Grundversorgung, die höher sein sollte als ALG II.
Falls ein Bürger witzig, gescheit und unterhaltsam ist, obwohl nur Grundeinkommensbezieher und ohne reguläre Beschäftigung, wäre er doch für die Gemeinschaft nicht wertlos.
Das Grundeinkommen mit dem innewohnendem Prinzip, dass sich jede entlohnte Erwerbsarbeit für erwerbslose Bürger ökonomisch auszahlt, kann Arbeitssuchende und Arbeitgeber besser zueinander bringen.
Damit werden die Bedürfnisse der Arbeitslosen (bessere soziale und ökonomische Teilhabe) und der Unternehmer (mehr Arbeitnehmer ohne großes Risiko und ohne astronomische Arbeitskosten) befriedigt.
Der tatsächliche Grenznutzen zwischen Arbeit, Freizeit, Familie, sozialen Beziehungen könnte entsprechend den Bedürfnissen der Bürger optimiert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Tobias Teetz“

(Lieber Tobias, hast du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wer zuerst da war, die Henne oder das Ei?
„Ein Unternehmer verkauft Güter und Dienstleistungen bis zu einer Marktsättigungsgrenze. Solange er ausreichende Gewinne erzielt und weiterhin unbefriedigende Bedürfnisse vorliegen, kann er wieder leistungsfähige Arbeiter einstellen (….)“
Was war zuerst da, der Unternehmer oder die Güter und Dienstleistungen? Wer hat diese Sachen denn geschaffen, ERschaffen? Der Unternehmer ???
Weiter:
„Die technische Rationalisierung hat in vielen Produktionsbetrieben auch zu einer wirklichen Verminderung der Beschäftigung geführt“, sagst Du.
Ich hoffe doch sehr, dass sie das hat. Ich bin für eine absolute Automation aller Tätigkeiten, die von Maschinen übernommen werden können, um uns Menschen zu entlasten, um unsere Köpfe und Hände freizumachen für menschliche Tätigkeiten !!!!….
Stell Dir vor, da ist eine Maschine, an der ein Arbeiter steht, der damit 1000 Trinkbecher in einer Stunde produziert.
Nun käme ein Produzent, der eine Maschine baut und zum Verkauf anbietet, an der zwei Arbeiter stehen, die in einer Stunde 500 Trinkbecher produzieren.
Mal ganz ehrlich, Tobias: Würdest du den nicht auch für bescheuert halten?!

Alle weltweiten Rationalisierungen dienen dazu, menschliche Arbeit auf Maschinen zu übertragen. Das ist eine wunderbare Sache!!! Wir Menschen vereinfachen uns dadurch bestimmte Arbeiten, um uns davon zu befreien, um uns anderen Dingen zu widmen. Das ist völlig legitim !
Die Sache ist natürlich die, daß wir das nicht dürfen, daß wir uns nicht entlasten dürfen. Werden wir aus dem Arbeitsprozess aufgrund von Rationalisierungs-maßnahmen hinausgeworfen, und sind unfähig, einen neuen Arbeitgeber zu finden, der uns in seinem Betrieb gegen Geld arbeiten lässt, sind wir faul und unnütz - - im Grunde genommen gehören uns allen ja die Früchte aller weltweiten Rationalisierungsprozesse, oder?

Setzt sich der Unternehmer eines großen durchrationalisierten Unternehmens zur Ruhe (und überträgt die Unternehmensleitung in stellvertretende Hände) würde niemand auf die Idee kommen, zu sagen, er wäre eine faule Sau, bloß weil er jetzt sein Leben in einer 20 Millionen Dollar Villa in einer wunderschönen Südseebucht mit hochintelligenten und ebenso hochbezahlten Prostituierten genießt. – Oder würdest Du das sagen, Tobias?
Es ist unser tragisches Schicksal, dass wir uns selbst für faul halten und die Herrschenden sogar darum bitten, sie mögen uns zur Arbeit zwingen.
In dem Heft 2 der Asterix und Obelix Bände (Asterix und Kleopatra) gibt es eine schöne Szene (Seite 14). Viele Ägypter ziehen mühselig einen Stein.
Asterix fragt Numerobis, den Architekten: „Sind das Sklaven?“ (weil sie von einem peitscheschwingenden Aufseher geschlagen werden)
Numerobis: “Aber nein! Sklaven sind Mangelware. Man bekommt einfach kein Personal. Das hier sind freie Arbeiter!“
Asterix: „Aber die Peitschen?“
Numerobis: „Bei uns läufts nach der Peitsche. Aber jeder kommt mal dran!“
--Übrigens, wenn Du Dir mal die Mühe machen solltest, die Entstehungsgedanken und die Entwicklung der griechischen Demokratie genau zu verfolgen, wirst du feststellen, dass die klassische Sklaverei - keine Bezahlung des Sklaven für seine Arbeit- menschenfreundlicher war, als unser heutiges Lohnarbeitssystem ……ist ja auch klar, um es mal grobrasterhaft zu formulieren, dass ich daran interessiert bin, Deine Arbeitskraft so lange wie möglich zu erhalten und Dir dankenswerterweise später ein Gnadenbrot gewähre (was manche Reiter heute noch guten Pferden zugestehen).

Wir werfen uns gegenseitig vor, dass wir potentiell faul seien, dass man uns mit der Peitsche, die den Namen Faulheit trägt, zur Arbeit prügeln müsse (siehe besonders das opielkaische „Bafög für alle-System“).

Das Problem ist wohl, dass wir nicht s e h e n können, wie viel Geld, wie viele Reichtümer geschaffen werden, über die wir keine Verfügungsgewalt haben.
Ein Beispiel: Jährlich werden weltweit etwa vier Milliarden Zahnbürsten produziert. Die kann niemand von uns sehen. Nur einen Bruchteil kann von unseren Sinnen erhascht werden. Nun mach Dir mal bitte die Mühe und rechne aus, wie lang, wie breit und wie hoch der Würfel sein müßte, würdest Du alle diese Zahnbürsten einschmelzen. Jede Zahnbürste würde einen Einkubikzentimeter großen Würfel darstellen. Ich nenne die Lösung nicht, weil mich jeder für verrückt erklären würde!
Ein Mensch macht bis zu seinem 75 Lebensjahr gerade mal 2 Milliarden Atemzüge. Wieviel ist das, ein Guthaben von 250 Billionen Dollar??? …) …Ende der langen Klammer.

Kurzum: Ich bin der Meinung, dass wir ein BGE in einer Höhe, die es jedem Bürger gestattet, ohne Lohnarbeit zu leben, nicht werden durchsetzen können.

Ich halte es dennoch für wichtig, daran zu arbeiten, weil die Beschäftigung damit unsere politischen Sinne schärft und weil die Ergebnisse, die wir hier erarbeiten, nicht verloren gehen und sehr wohl einer Welt dienlich sein könnten, die wir vielleicht alle nicht mehr erleben werden (Gute Gedanken, schöne Gemälde und Ideen gehen nun mal nicht verloren).

Alle anderen Systeme, Bürgergeld, Bafög für alle, gesetzlicher Mindestlohn, Existenzgeld, Lebensgeld usw sind nichts anderes als Synonyme für eine Abart der Sozialhilfe).
Aber selbst hier wird das demokratisch kapitalistische System zur Verwirklichung nicht ohne weiteres Zugeständnisse machen.
Zumal schon jetzt abzusehen ist, dass diese Ideen in Workshops und Seminaren kommerzialisiert werden. Bald werden sich sogar entsprechende Vereine bilden
(„Unser Verein Bafög für alle feiert am soundsovielten sein 25jähriges Bestehen. Zu diesem Fest laden wir Sie herzlichst ein“, lese ich gerade vor meinem geistigen Monitor).

Um ein BGE so wie ich es wünsche, durchsetzen zu können, müsste das demokratisch kapitalistische System einen ungeheueren Machtverlust hinnehmen, indessen Folge es überhaupt seine Existenz in Frage stellen müsste.
Sollte es vielleicht gar seine Militärausgaben abschaffen müssen?
……wer stellt schon gern seine Existenz in Frage………..

Es wünscht euch allen ein schönes Wochenende

Lothar Samuel Tesche (wieder daheim in old europe)

Re: Forum "Bedingungsloses Grundeinkommen statt Hartz IV", 8.12.

Ich finde das ein Grundeinkommen dann >unbedingt< genannt
werden kann, wenn es nicht von irgendwelchen, vieleicht erst
zukünftigen (wirtschaftlichen, zB. automatisierungs-) technischen,
Entwicklungen abhängt.
Und eines, das an alle, auch an Millionäre gezahlt wird würde ich
beschreiben als >unbeschränkt beanspruchbar<. Aber das ist ein
anderes Thema.

MfG
b

Wann ein BGE so genannt werden darf...

Lieber Silas Bernd,


Hier die Position, die sich bisher in meinem Denken zum Thema BGE herausgeschaelt hat:

Jeder Mensch der eine Identitaet (einen Vornamen und Nachnamen)besitzt, kann ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) erhalten (auch die reichste Frau und der reichste Mann Deutschlands erhält es).

Voraussetzungen:
Jeder Mensch, der in Deutschland geboren wird, erhaelt das BGE nachdem er einen Vor-und Nachnamen erhalten und in das Geburtsregister (Geburtsurkunde) eingetragen ist. Mit dieser Eintragung erhaelt er automatisch eine Steuernummer.

Absolut jedes Kind das auf deutschem Boden geboren wird, erhaelt das BGE.

Mit der Geburtsurkunde erhaelt es gleichzeitig eine Steuernummer.
Die Hoehe des BGE ist fuer alle Menschen die es erhalten, gleich hoch.
Das BGE wird für d e n Monat der Geburt in voller Hoehe gezahlt; selbst dann, wenn die Gebaerende meint, es per Kaiserschnitt an einem 28.; 29.; 30. oder 31. Tag eines Monats auf die Welt bringen zu muessen.

Jeder Mensch, der in Deutschland lebt und nachweisen kann, dass er drei Jahre lang von 12 Monaten, 11Monate (ein Monat zaehlt 31 Tage) lang deutschen Boden nicht verlassen hat, erhaelt nach drei Jahren Dauerwohnrecht, eine nicht veraenderbare Steuernummer und das BGE. Das gilt nicht für deutsche Staatsbuerger, die prinziepiell das BGE erhalten.

Jeder Mensch der Dauerwohnrecht besitzt, erhaelt das BGE.

Absolut jeder Mensch, der laenger als 5 Jahre außerhalb der Europaeischen Union lebt, verliert seinen Anspruch auf ein BGE. Er erhaelt seinen Anspruch wieder, sobald er einen dauerhaften Wohnsitz in Deutschland oder der Europaeischen Union hat.
Kein Buerger der Europaeischen Union kann einen Anspruch auf deutsches BGE ableiten, bloß weil er Buerger der Europaeischen Union ist. Es sei denn, es handelt sich um ein Land, dass seinen Buergern ebenfalls ein BGE zahlt und mit Deutschland ein entsprechendes gegenseitiges Abkommen auf Zahlung geschlossen hat.

In der letztgenannten Frage muessten wir so vorgehen, dass unser BGE-System jederzeit ohne große Schwierigkeiten mit einem anderen EU-Land kompatibel ist.

Ueber die Hoehe bin ich mir noch nicht im Klaren….Vielleicht 1000 Euro, dass es gerade so zum notwendigen Ueberleben ausreichen wuerde (wenn man sonst keine Einnahmen haette)? Wichtig ist, dass man sich erstmal über das Fundament im Klaren ist. Über die darüber liegenden Stockwerke kann man immer noch herzhaft streiten.

Mit lieben Gruessen und einen schönen Sonntag

Lothar Samuel Tesche

(den überwiegenden teil des Textes hab in in NYC geschrieben, deshalb die entsprechende Umlautschreibung)

Würde, nicht kommerzieller Erfolg

Lieber Lothar Samuel Tesche

Im allgemeinen wird hier im Forum von Unbedingtheit eines
Grundeinkommen gesprochen, damit aber die Form der Garantie
im Gesetzestext gemeint. Fast alle hier möchten also genau
betrachtet einen Unbedingten ("alle Arten von Einschränkungen
werden ausgeschlossen"*) ANSPRUCH auf ein Grundeinkommen.
Dies ist die Antwort auf die Frage >welches Grundeinkommen?<.
Nun, da unsere Staatverwaltung sich nicht Aufgaben annehmen
wird die ihr als unpassend einerseits und als nicht unbedingt
erforderlich andererseits erscheinen, stellt sich die Frage nach dem
>Warum?< also schon vor der >Welches?<.
Die wirtschaftlicher Entwicklung geschuldete Möglichkeit eines
Grundeinkommen ist aber unzureichend, ein Handeln der Staats-
verwaltung, das Grundeinkommen zu bewirken, auszulösen.
Indem ich auf die Frage >Warum?< mit >Prosperität< antworte,
nenne ich eine tatsächliche Be'Ding'ung; materiellen Reichtum.
Damit lässt sich ein Grundeinkommen in zB. Brasilien aber
sicher nicht begründen.
Meine Begründung (absolutes eXistenzrecht qua Menschsein) zielt
auf Erkenntnis und ist vollkommen unabhängig von irgendwelcher
technischer Umweltbeherrschung. Sie zielt auf materiellen Aus-
gleich. Hieraus ergibt sich Notwendigkeit, aus bloßem Wohlstand
aber nur Möglichkeit.
Die Politik weiß, das jene die materielle Ungleichheit mehren-
den Tendenzen, bekämpft werden müssen, da in den Extremen von
Armut und Reichtum rechtsfreie Räume unvermeidlich sind, statt
dessen aber fördert sie diese Ungleichheit geradezu.
(Dazu: W. Kersting: Jean Jacques Rousseaus Gesellschaftvertrag,
Darmstadt, 2002, S 155. Auch: M. Forschner, Über das Handeln im
Einklang mit der Natur, Darmstadt, 1998, S. 60).
Der erforderliche Wandel im politischen Denken ist also ein
weit tiefgehenderer, als das er durch ein Grundeinkommen,
welches als Sahnehäubchen auf gigantischen Maschinenparks ruht,
einzuleiten wäre.
Solange die Forderung nach einem Grundeinkommen anstatt auf
der Würde des Menschen auf dinglichem Reichtum zu fundieren
gesucht wird, werden wir diesen Staat zur Installation des-
selben nicht bewegen; das Grundeinkommen liegt ihm nicht und
es bliebe nichtnotwendig, dh. aus Sicht des Staates überflüs-
sig ("man kann sich ja nicht allem Möglichen annehmen").

Die zur Begründung der Zahlung.an.alle zumeist geäußerte
Verwaltungsvereinfachung wäre auch bei Zahlung.nur.an.Habe-
nichtse (aufgrund sich auch dann ergebender Privatisierung
von Alo und Rente) schon gewaltig. Ob so oder so ist mir aber
eigentlich egal, obwohl ich anmerken möchte das Nutznießer doch
nur einige Prozent der Bevölkerung sein werden. Automatisch
sollte die Zahlung erfolgen, also ohne Antrag oder ähnliches
und vieleicht ist hierfür ja die Zahlung.an.alle erforderlich?
Polemisch wäre, zu sagen das das Recht auf Brot das letzte wird
in der langen Reihe von Recht auf Länder, -reihen, Paläste,
Kathedralen, Jagten, Jachten, usw..
Polemisch war vieleicht auch die Bezeichnung "unbeschränkt
beanspruchbar". Die Differenzierung der Begriffe stammt aus:

*) Michael Quante, Einführung in die Allgemeine Ethik, 2003, S.30.

MfG
b

Lieber Silas...Eine andere Welt ist möglich.

Lieber Silas Bernd,

Du sagst in Deinem Beitrag: „WÜRDE, nicht kommerzieller Erfolg“:

„Meine Begründung (absolutes Existenzrecht qua Menschsein) zielt
auf Erkenntnis und ist vollkommen unabhängig von irgendwelcher
technischer Umweltbeherrschung. Sie zielt auf materiellen Aus-
gleich. Hieraus ergibt sich Notwendigkeit, aus bloßem Wohlstand
aber nur Möglichkeit.“

Ein absolutes Existenzrecht mittels des Menschseins, oder von der bloßen schieren Fähigkeit, Mensch zu sein, abzuleiten – ist für mich nicht nachvollziehbar.
Es besteht kein Existenzrecht außerhalb der menschlichen Existenz, außerhalb des menschlichen (Bewußt-) Seins; das heißt das Existenzrecht ist nicht irgendwann einmal wie eine Wolke oder wie eine Art heiliger Geíst über die Menschheit gekommen.
Das Existenzrecht, oder präziser: das Recht auf Existenz, also leben zu dürfen,
ist die sittliche Forderung eines menschlichen Individuums oder einer Menschengruppe.
Das Recht auf Existenz hat im Laufe der Menschheitsgeschichte viele Wandlungen erfahren , d h. es wurde in unterschiedlichster Weise ausgelegt, interpretiert.

Dieses Recht nimmt per se jedes Menschenwesen für sich in Anspruch – oder überhaupt: jedes geborene Lebewesen strebt dem Leben zu.

Andererseits weiß als einziges Wesen der belebten Welt, von Kindesbeinen an, nur der Mensch um seinen Tod.
Nichts auf dem weiten Erdenrund ist ihm so gewiß wie das eigene Vergehen (das Nichtexistierenmüssen) . Ja er braucht nur das Wort T O D zu hören, und schon wird er an den seinen erinnert. Da er danach trachtet, diese Stunde so weit wie möglich hinauszögern, weil er Angst hat zu sterben, ist er wohl auf die Idee verfallen, in seinem Schädel das Recht auf Existenz zu kreieren. Diese Angst wird regelrecht sichtbar an den Schnittstellen, an denen sich die machthabenden Weltbeherrscher und „Großen“ dieser Welt, mit Leibwachen und gepanzerten Fahrzeugen umhüllen.

Die sittliche Forderung einer M e n s c h e n g r u p p e nach Recht auf Existenz verkehrt deren Sinn gegenüber einer anderen Menschengruppe geradezu in ihr Gegenteil: Um als Gruppe überleben zu können, durften und dürfen andere Gruppen ins Jenseits befördert werden. In manchen Zeiten durften Neugeborene getötet werden; heute ist das nicht viel anders (siehe der stete Hinweis der Sharon Regierung: „Die Palästinenser wollen uns unserer Existenz berauben, deshalb müssen wir uns wehren. Wenn dabei Kinder getötet werden, ist das nicht nur Unrecht; denn diese Kinder können nicht mehr ihre Väter rächen. “. Die amerikanische Regierung kämpft in Vorderasien nicht für eine Demokratie, sondern um das Öl…das bei ihnen bald zur Neige geht – sie könnten dann nicht mehr 46% der jährlich weltweit erzeugten Energie für sich allein verbrauchen), alle Kriege werden letztlich geführt, um einer Gruppe das Überleben zu garantieren.

So betrachtet ist das Recht auf Existenz nicht mehr wert als der Schmutz unter unseren Fingernägeln.
Es ist alles nur eine Frage dessen, was eine Menschheit zu beschließen imstande ist. Wenn sie beschlösse, den Krieg zu ächten und jegliche Waffenproduktion einzustellen, wäre das ein wahrer Fortschritt in Hinblick auf ihr Recht zu leben : Was die gesamte Menschheit weltweit für Nahrung, Wohnungsmiete und Bekleidung finanziell aufbringt, bringt sie auch für ihre Waffen und Kriegsmaschinerien auf.


Des Weiteren ist unsere Existenz sehr wohl abhängig von der Fähigkeit, die Erde, also die Natur in unserem Sinne zu gestalten (das nennst Du technische Umweltbeherrschung) .
Du wirst nicht allen Ernstes glauben, dass 6,3 Milliarden Menschen auf unserer Erde (über-)lebensfähig sein könnten, wenn sie ausschließlich nur Beeren sammelten, Fische fingen und jagen gingen??

Wenn Du von „technischer Umweltbeherrschung“ sprichst, so wohnt diesem Wort etwas Abfälliges inne, etwas das nach Arbeit ganz im Sinne dessen riecht,
das gerade unser europäisches Denken von Anbeginn der christlichen Kultur bestimmt (ca. ab 400 nach unserer Zeitrechnung) - und sich immer stärker über die Riesenkonzerne auf unserem Planeten ausbreitet: Dass Arbeit eine Strafe sei…..

„Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn baute und bewahrte.“ (Ja, allen Tieren sollte er noch Namen geben…)
(Quelle: Genesis 1)
Dieses sollte Adams Aufgabe sein: Den Garten Eden zu bauen und zu bewahren. Weil Gott es nicht gut fand, Adam allein zu lassen, machte er ihm eine „Gehilfin“, die Adam Eva nannte.
Nach dem allseits bekannten Sündenfall rächte sich Gott bitterlich: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist“ (a.a.O.).

Ein Leben lang soll der Mensch büßen mit harter Arbeit. Arbeit haftet ihm als Fluch an. Er soll büßen für den Sündenfall seiner Spezies. Mit unsichtbaren Ketten ist er an Arbeit gefesselt.
Entscheiden sich die Herren der Konzerne und Fabriken und Regierungen, dem Menschen seine Arbeit zu nehmen, so verhöhnen sie ihn obendrein und machen ihn dafür verantwortlich, dass er keine Arbeit findet. Ja sie nehmen ihm praktisch sein Existenzrecht: Da er zu faul ist, Arbeit zu suchen, geben sie ihm ein wenig zu fressen und zwingen ihn, praktisch umsonst zu arbeiten - will er auch das nicht, hat er alle Lebensrechte verwirkt und darf unter einer Brücke verrecken (direkt vom Leben in den Tod befördern können sie ihn nicht, da sie sich mit dem Mantel der Demokratie, dem perfektesten aller Unterdrückungsmittel in den Händen der Herrschenden, schmücken).
Ja, es gelingt sogar diesen Priestern der Weltfinanzen, den Menschen einzureden, dass sie prinzipiell faul seien, und dass sie keine Beschäftigung suchen würden, wenn man ihnen soviel zahlte, dass sie auch ohne Arbeit in den Fabriken (usw.) überleben könnten.

Da nicht Gott den Menschen erschaffen hat, sondern der Mensch Gott, musste irgendjemand in der Geschichte ein Interesse daran gehabt haben, solche Mythen in die Welt zu setzen. Und es ist in der Tat so, dass in fast allen Geschichten (Mythen), die die Entstehung der Welt und des Menschen behandeln, von Göttern berichtet wird, die sich wegen der „Bösartigkeit“ und Uneinsichtigkeit des Menschengeschlechts an diesem gerächt haben.

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass es einen Gott geben soll, der etwas schafft, um sich im Anschluß daran für alle Zeiten an dem Geschaffenem zu rächen.
Es ist nicht schwer, herauszufinden, wer an solchen Mythen Interesse fand und für seine Verbreitung sorgte: Häuptlinge, Priester, Priesterkönige, Pharaonen, Stammesführer, Heeresführer, Könige, Päpste und in der Neuzeit Präsidenten. Viele dieser Herrscher nannten oder nennen sich Vetreter Gottes auf Erden. – Und alle haben sie die armen Sünder hart arbeiten lassen. In großen Zeitabschnitten des europäischen Mittelalters empfanden die Menschen die Welt als ein Jammertal und lebten nur für das Jenseits, nur für ihren Glauben an das Himmelreich, während sie im Diesseits hart darben mussten und im Schweiße ihres Angesichtes ihr Brot essen durften (das galt selbstverständlich nicht für Herrschende und deren soziales Umfeld).

Das Prinzip, dass Minderheiten über Mehrheiten herrschen dürfen , wird von allen Völkern der Welt mehr oder weniger anerkannt.
Der überwiegende Teil der Völker glaubt an die Erneuerungskraft des weltweit agierenden demokratisch kapitalistischen Systems.

Milliarden Menschen empfinden die Lebenswelt als ein Jammertal. Da der Glaube an ein Himmelreich in den hochindustrialisierten Ländern nicht mehr durchsetzbar ist, haben die Hohepriester des Kapitals ein neues Zauberwort kreiert, haben das Wort Himmelreich in das Wort Zukunft umgetauft.

„Wir alle müssen für eine große Zukunft kämpfen. Für eine Zukunft, in der wir alle uns wohlfühlen. Für eine Zukunft, in der unsere Kinder und Kindeskinder ein lebenswertes glückliches Leben genießen können“, - rufen sie uns aus allen Zeitungen, allen Rundfunk- und Fernsehstationen der Welt entgegen.

Wenn man in den Annalen der Geschichte liest, wird man indes schnell gewahr, dass die längst verstorbenen Priester der Weltfinanzen schon damals den Kindeskindern eine blühende Welt versprachen. Wenn diese Kindeskinder heute als erwachsene Menschen die Machthaber auf ihre Versprechungen von damals erinnern, antworten sie frech, dass eben die Menschen Fehler gemacht und nicht genügend gearbeitet hätten.

Und hier schließt sich der Bogen, den ich geschlagen habe, lieber Silas Bernd. Du sagst, das Existenzrecht des Menschen ziele auf materiellen Ausgleich. Da ein Existenzrecht nachgewiesenermaßen per se nicht existiert, sondern nur von den jeweils herrschenden Machtstrukturen einer Gesellschaft abhängig ist, wird die Frage nach dem Ziel obsolet.
Oder im Klartext gesprochen: Ich halte es für Unterwürfigkeit, den Herren der Welt gegenüber als Bittsteller aufzutreten: „Seht, liebe Herren der Finanzmärkte und Weltkonzerne, wir haben doch ein Existenzrecht, ein Recht zu leben. Seit bitte so lieb und bedenkt das. Gebt uns bitte etwas von dem Reichtum ab, den wir für euch schaffen.“
Du gehst gar einen Schritt weiter und machst sie auf bittere Fehler ihrer Herrschaft aufmerksam. Du bittest sie, die materielle Ungleichheit zu bekämpfen, damit sie selber nicht in rechtsfreie Räume geraten, in denen ihnen eine „ordentliche“ Herrschaft nicht mehr möglich ist:

„Die Politik weiß, das jene die materielle Ungleichheit mehrenden Tendenzen, bekämpft werden müssen, da in den Extremen von Armut und Reichtum rechtsfreie Räume unvermeidlich sind, statt dessen aber fördert sie diese Ungleichheit geradezu.“

Ich halte es auch für sehr illussionistisch, zu glauben, der Staat ließe sich nur dann ein Grundeinkommen abringen, wenn wir diese Forderung auf das Fundament der Würde des Menschen stellen…

„Solange die Forderung nach einem Grundeinkommen anstatt auf der Würde des Menschen auf dinglichem Reichtum zu fundieren gesucht wird, werden wir diesen Staat zur Installation desselben nicht bewegen; das Grundeinkommen liegt ihm nicht und es bliebe nicht notwendig, dh. aus Sicht des Staates überflüs-
sig ("man kann sich ja nicht allem Möglichen annehmen").“

Im übrigen gibt es diese Würde des Menschen ja schon längst. Sie ist gar ein Bestandteil des herrschenden Grundgesetzes!
All diese schöngeistigen Worte sind Peanuts („Würde des Menschen“, „Existenzrecht des Menschen“, „Menschengerechte Zukunft“ usw.), leere Worthülsen, mit denen man uns bis auf den Sankt Nimmerleinstag vertrösten möchte. Ich meine, dass wir uns nicht in solches schöngeistige, schwülstige, devote Fahrwasser begeben sollten und auch nicht müssen. Das haben wir als Menschen einfach nicht nötig….wir müssen den Machthabern nicht zu Kreuze kriechen!
Die gesamte lebende und verstorbene Menschheit hat diese Welt geschaffen, wie sie heute vor unser aller Augen liegt, mit all ihren unendlichen Schönheiten und unendlichen Hässlichkeiten. Es ist die Welt der gesamten Menschheit. Der g e s a m t e n sage ich, nicht nur die Welt der rund zwei Millionen Menschen, die sich diese Welt angeeignet haben, und glauben, mit ihr machen zu können was ihnen beliebt. Sie haben nicht das Recht, sich als Stellvertreter eines Gottes aufzuspielen, der bis auf zwei Menschen die gesamte Menschheit ausrottete (Sintflut), bloß weil sich ein Weib umdrehte.
Sie haben nicht das Recht, und Arbeitsformen aufzugeißeln, die uns alle unglücklich machen.

Alle Menschen haben eine wundervolle Welt geschaffen, A L L E !! Eine Welt, die es uns ermöglicht, dass jeder von uns ein festes Dach über dem Kopf, genügend Nahrung, eine Schulbildung bis zum 18.Lebensjahr ohne Abschluß und Beschäftigungen hat.

Es könnte sein, dass sich unser Kampf um ein Bedingungsloses Grundeinkommen, um ein Einkommen also, das so hoch liegt, dass jeder damit leben kann, auch ohne ein Lohnarbeitsverhältnis eingehen zu müssen, als ein globaler Kampf herausbildet, der endlich das Tor aufstößt, zu einer Welt, in der kein Menschenwesen Angst vor dem Morgen haben braucht.

E I N E A N D E R E W E L T I S T M Ö G L I C H.

Mit lieben Grüßen
Lothar Samuel Tesche

soziale Hängematten statt stehender Heere

Lieber Lothar Samuel Tesche

Ich fang mal am Schluß deines Antwortbeitrages an

>Es ist die Welt der gesamten Menschheit. Der g e s a m t e n sage ich, nicht
>nur die Welt der rund zwei Millionen Menschen, die sich diese Welt angeeig-
>net haben, und glauben, mit ihr machen zu können was ihnen beliebt.

Genau

>Sie ((die "Bonzen")) haben nicht das Recht, sich als Stellvertreter eines Got-
>tes aufzuspielen, der bis auf zwei Menschen die gesamte Menschheit aus-
>rottete (Sintflut), bloß weil sich ein Weib umdrehte.

Aber ganz unpassend wäre es doch nicht, oder?

>Sie haben nicht das Recht, uns Arbeitsformen aufzugeißeln, die uns alle
>unglücklich machen.

Da kommen wir langsam zum Problem; Doch, lieber Lothar Samuel Tesche,
die haben das. Genau das haben die; das Recht, uns zur Arbeit und zur Suche
danach zu zwingen. Und natürlich ist unsere Forderung nach dem unbeding-
ten Grundeinkommen eine alle Menschen betreffende. Aber eben eine Forder-
ung, dh. (noch) kein Recht.

>Ich halte es für Unterwürfigkeit, den Herren der Welt gegenüber als Bittstel-
>ler aufzutreten;...

Wer tut das? Ich fordere Recht. Ich denke, wie Kant, das genau dieses Betteln
den Menschen nicht zur Würde gereicht. Ich bitte nicht. Schon gar nicht
möchte ich mich dann aber auch abhängig machen von den Wohlstand ver-
sprechenden Maschinen, von Technik. Natürlich werd auch ich absehbar
nicht ohne sie leben können. Nur brauche, benötige ich sie, um mein Lebens-
RECHT darauf zu gründen? Wenn ich von ihnen abhinge wie von Lebensmit-
teln, dann brauche ich sie noch immer nicht als Fundament meines Daseins-
RECHT. Die Gewährung eines solchen Rechtes ist zugegeben noch nicht die
Gewähr dessen Wirksamkeit, aber sollen wir das Verbot zu Töten wieder auf-
geben, da es doch täglich gebochen wird?

>Du bittest sie, die materielle Ungleichheit zu bekämpfen, damit sie selber
>nicht in rechtsfreie Räume geraten, in denen ihnen eine „ordentliche“ Herr-
>schaft nicht mehr möglich ist:

Das ist nur auch mein Gedanke; die Quelle hatte ich genannt. Beide Auto-
ren sind Professoren für Philosophie (poltische - und Sozial-). Ausserdem
bitte ich nicht. Ich sehe meine Forderung, meine "Arbeit" an der Überwin-
dung eines Freiheitshindernisses, allerdings als meine Pflicht. Tugendpflicht -
also "halb so wild". Macht frei; Liebe, Glaube, Vertrauen.

>Im übrigen gibt es diese Würde des Menschen ja schon längst. Sie ist gar ein
>Bestandteil des herrschenden Grundgesetzes!

Nein, im GG wird die WdM. verifiziert. Sie ist 'wie'. 'Was' sie ist, das steht
da nicht. Weil der Inhalt verÄnder- (nicht aber verMinder-) bar ist. 'Was' die
WdM ist, das wurde im Laufe der langen Zeit (zumindest seit dem Mittelalter)
in unterschiedlicher Weise ausgelegt. Heute sagen wir, die WdM sei indiffer-
ent, dh. sie erlaubt keine Grade und ist so unterschieden von Ehre, Stand oder
gar Preis, sondern ist für alle Menschen gleich. Dies ist ein weiterer wichtiger
Teil ihrer Verifikation. Als 'unantastbar' muß sie gelten, da sie quasi das
'höchste Gut' darstellt.

>All diese schöngeistigen Worte sind Peanuts („Würde des Menschen“, „

Niemand kann ihr, auch durch keine noch so "entwürdigende" Behandlung,
verlustig gehen. Was wichtig ist, da sonst, wenn wer erstmal seine Würde los
ist, man mit ihm womöglich machen könnte "was man will". Einen absoluten
Wert find ich schon geeignet. "Des Schreibens wert" sozusagen.

Nun zum Anfang

>Ein absolutes Existenzrecht mittels des Menschseins, oder von der bloßen
>schieren Fähigkeit, Mensch zu sein, abzuleiten - ist für mich nicht nachvoll-
>ziehbar.

Schade. Ich hoffte, etwas möglichst wenig nur ableitungsbedürftiges gefunden
zu haben. Ich denk immer, das, wenn man das so sagt, es den Menschen un-
mittelbar einleuchtet; Du bist Mensch, Du darfst sein. Hab aber auch schon
versucht, es zu erklären. Durch ein Ausschlußverfahren, nachdem 'das der
Mensch Zweck ist' als einzig mögliche unantastbare WdM übrigblieb. Leiden
tun wir zwar auch alle, und einmal auch alle gleich, aber an der Überwindung
dieser Würde, ihrer Verminderung "arbeiten" wir ja. Und Triebbeherrschung
schien mir doch sehr different; der eine sag 'möglichst keine Dinge; die ma-
chen abhängig', der andere 'nur durch Dinge find ich die Zufriedenheit; besser
das Moneyport gequält, als nen Mensch'. Andere WdM's hab ich nicht auftrei-
ben können.

>Es besteht kein Existenzrecht außerhalb der menschlichen Existenz, außer-
>halb des menschlichen (Bewußt-) Seins; das heißt das Existenzrecht ist nicht
>irgendwann einmal wie eine Wolke oder wie eine Art heiliger Geíst über die
>Menschheit gekommen.

Ich kann den Schluss (...; das heißt...) nicht nachvollziehen, was nicht gleich
heißen soll, daß es falsch ist. Aber wenn
>Es besteht kein Existenzrecht außerhalb der menschlichen Existenz ...
(das heißt Existenzrecht meint hier positives Recht), wie dann
>Dieses Recht nimmt per se jedes Menschenwesen für sich in Anspruch ...

? Das ist doch genau das Problem; In Anspruch genommen werden, genossen
werden kann solches Recht erst, wenn es gegeben, gesetzt wurde, durchsetz-
bar, einklagbar. Die Todesstrafe aber zB. ist erst in der hierin sehr fortschritt-
lichen Europäischen Gemeinschaft abgeschafft. Trotzdem bleiben wir vom
absoluten eXistenzrecht noch entfernt.

>Das Existenzrecht, oder präziser: das Recht auf Existenz, also leben zu
>dürfen, ist die sittliche Forderung eines menschlichen Individuums oder
>einer Menschengruppe.

Nein, es ist, wenn auch (noch) nicht beanspruchbar, ein Erforderniss des,
Menschseins, jedes Menschen!

>Um als Gruppe überleben zu können, durften und dürfen andere Gruppen
>ins Jenseits befördert werden.

Und genau mit dem absoluten Existenzrecht wird dieses verhindert. Bislang!
gibt es den von dir beschriebenen Zustand, nämlich indem das Dasein jedes
Menschen als (beizeiten) rechtfertigungsbedürftig angesehen wird.
Das solches Recht, wie wir hoffen ja nur zuerst, nur für einige gegeben wird,
tut dem Fortschritt, der durch es erzielt würde keinsten Abbruch. Es wären
dann zumindest schon mal einige verpflichtet dieses Recht allen zu gewähren.
>Das Prinzip, dass Minderheiten über Mehrheiten herrschen dürfen , wird von
>allen Völkern der Welt mehr oder weniger anerkannt.
Wenn du damit die Demokratie meinst: der "eigentliche Gehalt der demokrati-
schen Idee" besteht (nach Heiner Bielefeldt, Philosophie der Menschenrechte,
S.110) "in der solidarischen Ausgestaltung einer Ordnung gleichberechtigter
Freiheit".

>Es ist alles nur eine Frage dessen, was eine Menschheit zu beschließen im-
>stande ist. Wenn sie beschlösse, den Krieg zu ächten und jegliche Waffen-
>produktion einzustellen, wäre das ein wahrer Fortschritt in Hinblick auf ihr
>Recht zu leben

Alle Waffen sind verboten. Bin ich unbedingt dafür. Das ist aber immer noch
keine Garantie, das die X-Mittel ausreichen. Man könnte auch die Welt mit
unendlich vielen schweren zivilen Limousinen beglücken. Deshalb meine For-
derung nach dem absoluten eXistenzrecht; es nötigt materiellen Ausgleich.
Soziale Hängematten statt stehende Heere!!
Keine Waffen machen das Ausreichen der Mittel möglich (?), das absolute
Xrecht nötig, das aX. verpflichtet zu gemeinwohlförderlichem Handeln aller.
(Richtig schön ist die Juristerei zugegeben nicht; ständig am zwingen)

>Du wirst nicht allen Ernstes glauben, dass 6,3 Milliarden Menschen auf
>unserer Erde (über-)lebensfähig sein könnten, wenn sie ausschließlich nur
>Beeren sammelten, Fische fingen und jagen gingen??
>Wenn Du von „technischer Umweltbeherrschung“ sprichst, so wohnt diesem
>Wort etwas Abfälliges inne...

Sicher brauchen wir Landwirtschaft. Ne Menge Kenne von der Natur; also
Forschung. Nur: das wir die Natur als 'gut' erkennen, als 'wünschenswert
unveränderlich' als 'vorbildliche Verwalterin der Materie', das ist, nachhal-
tiges Denken vorausgesetzt, ebenso erforderlich. Wir brauchen Dinge, aber
unsere Gesellschaft hat sie zum 'Objekt der Anbetung' erhoben; Dinge-ma-
chen-frei-Blödsinn. Technik ist 'der robuste Sprössling der Naturwissen-
schaft' (die wir brauchen). Den wir beaufsichtigen müssen. Technik ist eine
'Veranstaltung im Interesse am Herrschaftswissen' (Max Scheler, 1926),
Technik und Wissenschaft sind 'Ideologie' (Habermas, 1968), Kritik am
Materialismus gibs viel. Nur ein Satz; Das Glücksversprechen nur materieller
Güter ist relativ. Sie befriedigen durch Differenz. Zufrieden ist, wer mehr hat,
sind niemals alle.

Science, like Nature
Must also be tamed
With a view towards its preservation
Given the same
State of integrity
It will surely serve us well

Art as expression
Not as marked campaigns
Will still capture our imaginations
Given the same
State of integrity
It will surely help us along

The most endangered species-
The honest man
Will still survive annihilation
Forming a world -
State of integrity
Sensitive, open, and strong

Natural Science, Rush, 1980


MfG
b

ps. Hab' mal gehört 'Adam' hieße übersetzt soviel wie 'Ackererde'.
Das wir uns von Obst ernährten ist wohl wirklich ne Weile her.

Korrektur zu 'Würde - nicht kommerzieller Erfolg'

Korrektur zu 'Würde - nicht kommerzieller Erfolg'

Da Du den Satz zitiert hattest; hier; eine kleine, obgleich nicht un-
wichtige Korrektur zu meiner BGE- Begründung mittels des Begriffs
'Würde des Menschen':

Meine Begründung (absolutes eXistenzrecht qua Menschsein)
BERUHT (nicht ZIELT!) auf Erkenntnis und ist vollkommen un-
abhängig von irgendwelcher technischer Umweltbeherrschung.
Sie zielt auf materiellen Ausgleich.

Quelle:
"Die Erkenntnis dessen, was das Gebot, sie zu achten, erfordert, ist
jedoch nicht von der historischen Entwicklung zu trennen."(...)
"Das Urteil darüber, was der Würde des Menschen entspricht, kann
daher nur auf dem jetzigen Stande der Erkenntnis beruhen und keinen
Anspruch auf zeitlose Gültigkeit erheben."
https://www.humboldt-forum-recht.de/8-1996/Urt45187.html

MfG
b

Zahl der Arbeitsverhältnisse wirklich gestiegen?

Liebe Mitstreiter,


heute veröffentlichen die Medien, das die Zahl der Arbeitsverhältnisse im Jahr 2003 gegenüber 2002 auf 38,4 Millionen leicht gestiegen sei.Dies wird als ein Erfolg dargestellt.
Erklärt wird dies mit den Auswirkungen der minijobs, der Ich AG´s und den vorgezogenen Auswirkungen von Hartz IV.
Wenn die Erklärungen stimmen, müsste also die Zahl der voll sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse weiter zurückgegangen sein. ( das wird natürlich nicht veröffentlicht)

Wenn es stimmt, das bei Erhöhung der Arbeitsverhältnisse gleichzeitig die Zahl der voll sozialversicherungspflichtigen Jobs abgenommen hat, so ist dies der Beweis dafür, das die Arbeitsmarktmassnahmen dieser inoffiziellen Koalition aus SPDCDUCSUFDPGRÜNEARBEITGEBERVERBÄNDE
die Sozialsysteme in der BRD schwerst beschädigen, wenn nicht gar langfristig vernichten (siehe USA)

Mit lieben Grüßen und viel Kraft und Energie euch allen.

Lothar Samuel Tesche