Gruppe Enigma - Texthaufen

Briefesammlung II

Briefesammlung II

Lieber Herr Nelkenträger,

meine Tante hatte doch gestern Geburtstag! Und dann verschlief mein Kater die Raubtierfütterung. Unvorbereitet kreuzte eine Polizeikapelle meinen Weg und der Posaunenträger verlor einen Schuh. Ich musste ihm beim Suchen helfen, denn schließlich ich bin ja eine aufmerksame Dame! Die Musikanten verspielten sich und ich trug den Verdacht, das hätte etwas mit meinem samtroten Abendkleid zu tun, bis zur übernächsten Ampel. Versehentlich fiel er mir dort in den Gulli. Ich benachrichtigte Kanalarbeiter, sie sollten mir suchen helfen, doch sie verboten mir, die Kloake zu betreten. So wartete ich in einem kleinen Café darauf, dass sie mir meine Hoffnung wieder gaben. Die Bedienung verschüttete das erste Mal in ihrem Leben ein komplettes Weizenbier. Und zwar auf mein Kleid! So konnte ich ja nicht zu unserer Verabredung erscheinen und ich saß eine lange, verzweifelte Stunde auf der unbequemen Caféholzbank, weinte bitterlich. Denn Sie gaben mir auch gar nicht Ihre Handynummer und ich konnte Sie ja nicht über all die Widrigkeiten informieren, die mich daran hinderten, zu unserem ersten Rendevous in diesem fürchterlich eleganten Jazzclub zu erscheinen. Ich war zutiefst beschämt und desolat! Ein Taxi fuhr mich spät abends heim. Der Taxifahrer sang mir zum Trost, weil er meine Tränen sah, orientalische Volkslieder vor. Ich schlief vor Erschöpfung auf der Rückbank des Wagens ein und der nette Mann trug mich schließlich bis hinauf in mein Bett. Ich erwachte kurz und gab ihm zum Dank meinen Wellensittich. Er war hocherfreut. Ich entsetzlich müde.
Mit meinen Gedanken bei Ihnen schlief ich erst im Morgengrauen erneut ein.

Nun bin ich vollkommen ratlos, mein Herr. Gibt es noch eine zweite Chance für mich? Von Ihnen gegeben? Ein neues Treffen würde mein blutendes Herz heilen. Bitte, geben Sie mir ein Zeichen!

In Demut,
Luisa

Re: Briefesammlung II

Luisa, verehrte Unbekannte!

Sie ahnen nicht das bange Zagen, dass mich in diesem Jazzclub überfiel!
Wie ich dort so saß und meinen Earl Grey voll Bitterkeit herunterspülte, war es mir, als sei das Glück mir einmal mehr nicht hold. Was sollte ich auch anderes denken mit meiner Nelke im Knopfloch und der Wunde im Herzen?
Ich schöpfte einzig aus meiner Erfahrung Mut und sagte mir immer wieder, dass die Zeit den Schmerz lindern würde.
Ich wollte sie vergessen! Sie, die sie mich anlockten und dort in dem Jazzetablissement vergaßen.
Nun, da sie mir schreiben, so erklärend schreiben, sind sie mir wie eine ferne Fremde, deren Gunst ich nie besaß.
Wo ich in der Jugend einst gestürmt wäre und ihren Brief in der Hand vor ihrer Tür gestanden hätte, hält mich nun das Zögern der Reife zurück.

Sie erbeten sich eine zweite Möglichkeit des Kennenlernens und ich befürchte ein neuerliches Hindernis.

Schreiben sie mir, ihr Gustaf

Re: Briefesammlung II

Ey Ralle!
Pass auf, ich hab den derbsten Burner. Komm drauf klar, letztens, weißte, bin ich halt so wieder am rumsneaken weißte, unten in den Kanälen und so. Weil ich darf ja eigentlich nicht nach 10 raus und so.
Tja, da fällt mir so derbst was aufn Kopp und ich denk mir: "Scheiße Hannes, was gehtn jetzt?"
War aber n Schuh. Und zwar gar nich mal son schlechter. Hab den jetzt in meinem Zimmer stehen. Weiß noch nicht, was ich damit, mache, vielleicht kommt der bei EBAY rein oder sowas. Ma schaun.
Kommste Samstag zur Lan? Wir brauchen noch n Hub, Karl meint er hat die CD-Cracks für alle Spiele sowie CD-Keys, dem ganzen steht nix im weg.
Bis denne
Hannes

Re: Briefesammlung II

Sehr verehrter Herr Gustaf,
wie habe ich mich gefreut über Ihre Zeilen. Mein Herz öffnete sich gleich einer Rosenblüte im Sommerwind und der Duft ihres Zweifelns erreichte meine Nase. Liebster Nelkenträger, einem erneuten Treffen stünde nichts außer Ihr Zaudern im Wege. Welch grobes Weib hat bloß ihr zarte Seele verletzt? Ich sendete Ihnen doch ein Foto von mir, nicht wahr? Schauen Sie drauf, jetzt, und sehen Sie mich an, fast so, als stünde ich vor Ihnen. Was sehen Sie? Die reine Liebe zu Ihnen spricht aus meinen Augen. Nicht weniger, wohl mehr. Geben Sie sich einen Ruck, mich sehnt so sehr nach Ihnen! Nie könnte ich, noch wollte ich, Ihre Zuneigung mißbrauchen. Vertrauen Sie mir.
In freudiger Erwartung:
Luisa

P.S.: Haben Sie zufällig den Posaunenträgerschuh gefunden? Er frug mich just am gestrigen Tage danach, denn seine Fru schimpfte sehr mit ihm. Sie glaubte wohl, er wäre mir mehr zugewandt als ihr und suchte nun in dem fehlenden Schuh nach einem Beweis seiner Schuld. Seine Frau ist die Postbotin unserer Straße und besitzt die Macht der Verleumdung durch Klatsch und Tratsch. Können Sie mir auch in dieser Angelegenheit weiterhelfen?

Re: Briefesammlung II

Liebste Klara STOP
Du glaubst nicht, was heir los ist STOPP
Der Heinz, ich glaube der geht mir Fremd STOPP
Sucht angeblich seinen Schuh, ist aber nur Entschuldigung STOPP
Schreib mir, ich brauche Hilfe, STOPP.

Re: Briefesammlung II

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