Forum der JUSO Hochschulgruppe Hannover - Argumente gegen STUDIENGEBÜHREN

verdi fordert ein Bildungskonzept für mehr Chancengleichheit

verdi fordert ein Bildungskonzept für mehr Chancengleichheit

ver.di Newsticker
29.01.2004 Bildung


ver.di fordert ein Bildungskonzept für mehr Chancengleichheit
Studiengebühren sind der falsche WegStatt neuer Hürden beim Hochschulzugang fordert die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ein Gesamtkonzept für die Bildungsreform, das Chancengleichheit fördert, statt Ungleichheit zementiert. Hierzu müssten bereits die Kindertagesstätten als Bildungseinrichtungen aufgewertet und integrative Schulsysteme als Regelschule eingerichtet sowie die Studienbedingungen an niedersächsischen Hochschulen verbessert werden. Darauf hat die ver.di-Bildungsexpertin Brigitte Schütt anlässlich einer Podiumsdiskussion an der TU Braunschweig hingewiesen. In kaum einem Land hänge der Bildungserfolg so sehr von der sozialen Herkunft ab wie in der Bundesrepublik, so ein zentrales Ergebnis der PISA-Studie. Je günstiger die Herkunftsbedingungen der Kinder seien, desto höher ihre Bildungschancen. Die Bildungsexpansion der späten 60er und 70er Jahre vermochte es nicht, den Anteil von Kindern ungelernter Arbeiter an den gymnasialen Oberstufen und Hochschulen entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil zu erhöhen. "Durch eine losgelöste Debatte um die Hochschulfinanzierung oder gar um neue Zugangshürden und Elite-Hochschulen ist dieses Problem nicht zu lösen", sagte die Gewerkschafterin. Studierende würden entgegen allem modischen Gerede nicht durch das Zahlen von Studiengebühren zu ‚Kunden', wie Politiker behaupten. "Denn welche Mittel haben Studierende gegen eine schlechte Lehrqualität in der Hand? Sie können sich zwar beschweren, nicht aber die Hochschule wechseln wie ein Konsument den Supermarkt", sagte Schütt. "Vollends zur Makulatur gerät das Kundenmodell, wenn sich die Hochschulen ihre Studierenden selbst auswählen sollen. Denn seit wann sucht sich ein Geschäft seine Käufer selbst aus?" Vielmehr sei zu befürchten, dass sich die Ungleichheiten durch die Einführung von Studiengebühren noch verstärken würden. "Statt einer Gebührendebatte sollten die Politiker endlich der Frage nachgehen, wie ein Bildungssystem beschaffen sein muss, das Chancengleichheit beim Zugang zu allen Bildungseinrichtungen gewährleistet. Dies ist keine Finanz-, sondern eine Strukturfrage, wie die PISA-Studie gezeigt hat." Die Bildungsexpertin wies darauf hin, dass in Deutschland die Studienanfängerquote an Hochschulen von 36 % im Jahr 2003 deutlich unter dem OECD-Ländermittel von 47 % und weit unter der Finnlands von 76 % und Schwedens von 69 % liege. Die Bundesrepublik müsse diese Quote erhöhen, da sie auf einen wachsenden Anteil hochqualifizierter Fachkräfte angewiesen sei.