Rechtsaußen im RCDS
Rechtsaußen im RCDS
SPD sieht "Skandal" bei hessischer Studentenunion
FRANKFURT/MAIN taz Nachdem bekannt wurde, dass der mutmaßliche Neonazi
Matthias Müller ein Jahr lang stellvertretender Vorsitzender der
Hochschulorganisation der CDU (RCDS) in Gießen war, fordert die SPD im
Hessischen Landtag vom Landesvorsitzenden der hessischen CDU,
Ministerpräsident Roland Koch, eine "sofortige und vollständige
Aufklärung der absolut unglaublichen und schwerwiegenden Vorgänge". Die
aktive und offensichtlich absichtliche Einbeziehung eines Neonazis in
die Arbeit der Studentenunion sei "in jedem Fall ein Skandal".
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Um "Schaden vom RCDS abzuwenden", erklärte Müller (25) inzwischen seinen
Rücktritt vom Vizevorsitz der Studentenorganisation. Müller studiert in
Gießen Politik, ist Vorsitzender der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen
in Südwestdeutschland und Mitglied in der Burschenschaft
Dresdensia-Rugia. Mitglieder dieser Gießener Burschenschaft machten in
der NPD Karriere. Jürgen W. Gansel etwa schaffte es auf der Liste der
NPD bis in den sächsischen Landtag.
Müller marschierte mit bei mehreren Demonstrationen von
Rechtsextremisten und schreibt für die /Junge Freiheit,/ der im
hessischen Verfassungsschutzbericht "antidemokratische und
antisemitische Vorstellungen" attestiert werden. Seine Junge
Landsmannschaft Ostpreußen wird als "in Teilen rechtsextremistisch"
eingeschätzt. Dem ZDF-Magazin "Frontal 21" sagte Müller einmal, dass
rechte Skinheads "ganz normale Jugendliche" seien, "die sich zu ihrem
Volk und zu ihrer Nation bekennen". Gefilmt worden war auf einer Tagung
der NPD. "Es ist nicht glaubhaft, dass das alles dem RCDS nicht
aufgefallen sein soll", so der grüne Landtagsabgeordnete Jürgen Frömmrich.
taz vom 21.11.2006, S. 6, 58 Z. (TAZ-Bericht), KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT