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Bekenntnisse eines Wirtschaftskillers

Bekenntnisse eines Wirtschaftskillers

Zitat:
Bekenntnisse eines Wirtschaftskillers
John Perkins offenbart die Machenschaften der Weltbank

Der heute 60-jährige Amerikaner John Perkins hat in seinem neuen Buch "Bekenntnisse eines Economic Hit Man" ungeheuerliches enthüllt. Im Alter von 26 Jahren wurde er von der National Security Agency der USA rekrutiert und bereiste im Auftrag der internationalen Beratungsfirma Main die Welt. Seine Aufgabe bestand darin, mit Hilfe manipulierter, scheinbar wissenschaftlich fundierter Machbarkeitsstudien und Wirtschaftsprognosen politische Maßnahmen umzusetzen, um die Interessen der US-amerikanischen und internationalen Koalition von Regierungen, Banken und Unternehmen zu fördern.

"Wirtschaftskiller, das sind hochbezahlte Profis, die Staaten um Billionen betrügen", sagt Autor John Perkins. "Sie leiten Gelder von Organisationen wie der Weltbank und Entwicklungshilfe in die Taschen von Groß-Unternehmen. Ihre Methoden: gefälschte Finanzberichte, Bestechung, Erpressung, Sex und Mord. Ich muss es wissen. Ich war ein Wirtschaftkiller." In "Bekenntnisse eines Economic Hit Man" packt John Perkins über seine Zeit als Wirtschafts-Killer aus. In den 70er Jahren wurde er jüngster Partner von Main, einer der großen Firmen in der Grauzone von Beratung, Bestechung und der Vergabe von Bau-Aufträgen. Seine Spezialität: Entwicklungs-Länder mit geschönten Gutachten für Großkredite begeistern. Oft ist das der Beginn einer Schuldenspirale.

"Nach einiger Zeit sind wir in die Länder zurück und haben gesagt: Seht doch, ihr schuldet uns eine Menge Geld, ihr könnt eure hohen Schulden nicht bezahlen", erklärt der ehemalige Wirtschaftskiller. "Deshalb: gebt uns billiges Öl. Oder stimmt bei der nächsten Uno-Versammlung mit uns. Oder unterstützt uns militärisch. Kurz gesagt: Wir forderten unsere Beute." Perkins beschreibt ein reibungsloses Zusammenspiel von Unternehmen, Banken und US-Regierung auf der Jagd nach Geld und Einfluss.

John Perkins

Sein wohl wichtigster Coup war das Einfädeln des großen Deals mit Saudi-Arabien nach der Öl-Krise: ein stabiler Ölpreis und teure Infrastrukturprojekte gegen den Machterhalt des Saudischen Herrscher-Hauses. Dieser Pakt hält bis heute. Doch nicht immer läuft alles so glatt: "Wenn unsere Mission als Wirtschaftskiller fehlschlägt, kommen die zum Zug, die wir Schakale nennen. Das sind von der CIA genehmigte Killer, die versuchen, Regierungen zu stürzen oder Präsidenten zu ermorden", sagt Perkins. "Wenn auch die Schakale versagen, senden wir als letzte Stufe das Militär, wie etwa im Fall Irak."

Harte Beweise kann Perkins für viele seiner Behauptungen nicht vorlegen. Doch dass etwa Ecuador nach erpresserischen Ölverträgen heute erheblich schlechter dasteht als vor Jahrzehnten ist unbestritten. Und Ecuadors Präsident Jaime Roldos, der die amerikanischen Ölmultis bekämpfte, widerfuhr ein ähnliches Schicksal wie Omar Torrijos, dem Präsidenten Panamas, der den US-Einfluss auf den Panamakanal begrenzen wollte: Beide Präsidenten kamen 1981 bri dubiosen Flugzeugabstürzen ums Leben - für Perkins, der kurz zuvor seien Job bei Main gekündigt hatte, ganz klar das Werk der "Schakale".

Jim Garrison

Ist Perkins ein wichtigtuerischer Verschwörungstheoretiker, der aus Geltungssucht die Machenschaften von Big Business und westlichen Organisationen übertreibt? Zumindest Jim Garrison, Experte für internationale Beziehungen, mag das nicht glauben – und Jim Garrison gründete immerhin zusammen mit Gorbatschow das weltgrößte Forum für Führungspersönlichkeiten nach der Uno: "Jeder, der weiß, wie die Weltbank oder der internationale Währungsfond arbeiten, könnte bestätigen, dass das, was John Perkins in seinem Buch beschreibt, grundsätzlich stimmt. Es gibt einen Grund, warum unsere Entwicklungshilfe und der ganze Einsatz von Weltbank und Währungsfonds die Lage verschlimmert und nicht verbessert: Alles ist so konstruiert, nicht den Ärmsten zu helfen, sondern diese Länder einfach zu benutzen, um westliche Unternehmen weiter zu bereichern. So läuft der Hase."

Fronten gewechselt

Tausende von Mitarbeitern der Weltbank oder des internationalen Währungsfonds versuchen nach bestem Wissen und Gewissen, armen Nationen zu helfen. Doch unbestritten ist: Zahlreiche Hilfsprojekte haben diesen Nationen eher geschadet als genutzt – oft fährt am besten, wer die Empfehlungen aus Washington ignoriert. Interne Kritik aber bleibt verpönt, ein ehemaliger Mitarbeiter äußert sich nur unerkannt: "Die Weltbank geht selbst mit denjenigen, die konstruktive Kritik üben, sehr rüde um. Deshalb herrscht hier eine Kultur der Angst und des Schweigens. Doch wenn es keine Kritik oder neue Ideen geben kann, wird man dieselben alten sinnlosen Projekte verfolgen, ohne dass es jemand ändern kann."

John Perkins hat nach seiner Zeit als "Wirtschaftskiller" die Fronten gewechselt, war ein Vorreiter für umweltfreundliche Energiegewinnung in den USA und unterstützt die Indianer in den Regenwäldern Lateinamerikas. Dass er 25 Jahre mit seiner Enthüllungs-Biographie gewartet hat, erklärt er mit Feigheit und Bestechung. Doch der 11. September habe das geändert. "Ich bin 60 Jahre alt und habe eine 20-jährige Tochter", sagt Perkins. "Ich weiss eines: Ich will auf meinem Totenbett – egal ob morgen oder in 30 Jahren – zurückblicken können und sagen: Ich habe in den letzten Momenten meines Lebens alles mir mögliche getan, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, für meine Tochter und ihre Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt."

Quelle: https://www.3sat.de/3sat.php?www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/77519/index.html