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MARCO "Ich bin überglücklich" AZ-Uelzen (17.12.07)

 MARCO "Ich bin überglücklich" AZ-Uelzen (17.12.07)

"Ich bin überglücklich"


Nach der Freilassung: Marco wird streng abgeschirmt ausgeflogen



Aus Antalya berichtet

Thomas Mitzlaff

Antalya. "Das ist hier wie die Nadel im
Heuhaufen." Es ist 21 Uhr am Flughafen von Antalya, als sich am Freitag
unter den zahlreichen Kamerateams und Fotografen erster Frust
einstellt. Drei weit auseinander liegende Terminals, jedes mit gleich
drei VIP-Eingängen - hier Marco zu erwischen, ist reine Glücksache.
Wenn er denn tatsächlich schon kommt an diesem Abend seiner Freilassung.

Zur
gleichen Uhrzeit, rund eine halbe Autostunde entfernt im Sheraton-Hotel
der türkischen Küstenstadt. Seit einer Viertelstunde geben Marcos
deutsche Anwälte Michael Nagel und Matthias Waldraff eine
Pressekonferenz. "Dürfen Fragen gestellt werden", will die Reporterin
vom Stern wissen. "Nur wenige, bitte", sagt Nagel, während im
Hintergrund der Medienberater der Familie, Matthias Breitsch, heftige
abwehrende Gesten macht.

Was nur die drei wissen im Ballsaal des
Sheraton: Die Zeit drängt gewaltig. Denn der Privatjet steht schon
bereit, wird in nur 50 Minuten abheben. Mit Marco, dem Vater, den
Anwälten und Breitsch selbst. "Sie werden Verständnis dafür haben, dass
wir den Jungen vor den Medien schützen müssen", sagt Waldraff noch. Was
er "vergisst" zu erwähnen: Auch dieser Schutz hat seinen Preis. Den hat
RTL bezahlt und deshalb kann ein Reporter- und Kameramannteam eine
halbe Stunde später mit in den weißen zweistrahligen Privatjet mit der
Kennzeichnung TC-TKC steigen.

Zurück bleiben am Flughafen von
Antalya enttäuschte Reporterteams. Einige von ihnen hatten eine
Teilnahme am "Scheckbuch-Journalismus" schlichtweg ablehnt, andere
hatten schlicht zu wenig geboten. Sie hoffen nun auf die
Zweitverwertungsrechte. Zumindest wird schnell das Ziel des
Privatfliegers bekannt: Nürnberg. Der dortige Flughafensprecher
bestätigt lediglich, dass man ein Flugzeug aus Antalya erwarte. Zur
Identität der Passagiere sagt er nichts. Um 1.27 Uhr landet die
Maschine, doch niemand steigt aus. Denn hier könnten die Insassen von
TV-Kameras gefilmt werden. Die Reporter wissen zu dieser Zeit noch
nicht, dass RTL die Exklusivrechte erworben hat.

Der Pilot
fordert vom Tower eine andere Standposition. Schließlich rollt die
Maschine einige hundert Meter weiter. Die Passagiere können ungesehen
in bereitgestellte Autos steigen und davon brausen. Was die
Journalisten nicht ahnen: Marco hat zu dieser Zeit bereits sein erstes
Interview gegeben und kamerawirksam mit seinen Anwälten angestoßen "Ich
bin überglücklich, dass ich wieder mit meiner Familie zusammen bin, mit
meiner Mutter und meinem Vater und dass ich mit meiner Familie
Weihnachten feiern kann", sagt er darin. Er dankte den Menschen, die
ihn während der gut acht Monate dauernden Haft unterstützt hatten.
Marco: "All das hat mir sehr viel Kraft gegeben, und dafür bedanke ich
mich sehr."

Die Crew des Kölner Privatsenders darf auch die
Genesung des 17-Jährigen in den nächsten Tagen hautnah miterleben und
filmen. Wo Marco sich aufhält und wann die Familie zurück nach Uelzen
kommt, wurde nicht bekannt.

Erstes Interview auf RTL:

Dem
Fernsehsender RTL, der am Sonntag um 22.30 Uhr das erste ausführliche
Interview mit dem Schüler ausstrahlte, sagte Marco: "Es war eine sehr
schwere Zeit, und ich brauche jetzt erst einmal sehr viel Ruhe." Vor
seiner Verhaftung sei er "ein ganz normaler deutscher Junge" gewesen.
"Ich bin, glaube ich, immer noch genauso wie vorher, aber habe sehr
viele Sachen neu hinzugelernt." Nachdem er erstmals mit der
Anschuldigung des sexuellen Missbrauchs konfrontiert wurde, "dachten
wir erst einmal, dass das eine Verwechslung sei", sagte der Schüler.
Auch im Gefängnis habe er zunächst noch gedacht, dass sich der Rückflug
der Familie lediglich verzögern würde.

Die Zeit im Gefängnis sei
langsamer verlaufen als im normalen Leben: "Man kann sich ja ein
bisschen die Zeit vertreiben mit Sport, mit Fernsehen. (...) Aber die
Zeit wurde dann irgendwann wieder normaler, und man konnte sich dann
immer besser die Zeit vertreiben."




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