~*~ The Reason ~*~
Hallöchen Ihr ...
Ich dachte, ich stell auch mal eine Storie von mir hier rein.
Hoffe sie gefällt euch . Na dann leg ich mal los
Ach ja, über Feedback würd ich mich natürlich sehr freuen
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The Reason
Berlin, 20.01. 2004, 11:14 Uhr
So ein Mist!
Kaum fiel mal etwas Schnee und schon stand Berlin Kopf. Die Räumungsmaschinen kamen beim Schnee beseitigen nicht aus dem Knick und der Hausmeister, der für ihren Wohnblock verantwortlich war, nicht aus dem Bett.
Grummelnd zog Sally ihren dunkelblauen Koffer mit Rollen hinter sich her und hoffte noch rechtzeitig, den Bus in Richtung Airport Tegel zu erwischen.
Als sie an der Haltestelle ankam wäre sie am liebsten ausgeflippt.
Seit wann fuhr hier kein Bus mehr?!
Wo zum Henker fuhr jetzt bitte der X9 Richtung Flughafen ab?
Da wohnte sie nun schon nur 10 Minuten, mit dem Bus (!), vom Airport Tegel weg, aber was bitte nutzte ihr das, wenn die Haltestelle ganz offensichtlich verlegt wurde und Sally nicht wusste wohin?!
Sie schnappte sich ihren Koffer und lief, durch den S-Bahn Fußgängertunnel, zur anderen Haltestelle. Dort kam der Bus aus Richtung Tegel an, um dann weiter in Richtung Zoologischer Garten zu fahren. Sie wollte einfach mal den Busfahrer fragen zu welcher Haltestelle sie musste.
Sie hastete die letzten Stufen hoch und rannte los, bekam aber nur noch die Rücklichter des Busses zu Gesicht.
So ein Schlamassel aber auch!
Oh nein! Verdammt!
Schwer atmend tippte sie einem jungen Mann auf die Schulter und brachte ein relativ entspanntes Lächeln zustande, als dieser sich zu ihr umdrehte.
Entschuldigen Sie bitte, aber können Sie mir vielleicht sagen von welcher Haltestelle der Bus in Richtung Flughafen abfährt?
Der Mann nickte ihr zu und räusperte sich. Dann drehte er sich zur Seite hob seinen Arm und zeigte geradeaus.
Einfach die Straße hier rufloofen, dann kannste die Haltestelle schon von weitem sehn.
Oh, vielen lieben Dank! bedankte sie sich überschwänglich.
Keen Problem!
Sally schnappte sich wieder ihren Koffer und lief, so schnell der vereiste Fußweg es erlaubte, die Straße hinauf.
Ein paar Minuten später erreichte sie die Bushaltestelle und atmete erst einmal erleichtert auf. Nachdem sie aber einen Blick auf ihre Uhr geworfen hatte, geriet ihr Blut in Wallung und ihr Puls raste vor Aufregung.
Der nächste Bus würde in 3 Minuten kommen und ihr Flieger in Richtung London würde in 20 Minuten, auch ohne sie an Bord, abheben.
Dick in ihren Wintermantel eingemurmelt, die Hände tief in die Taschen vergraben, stand sie fröstelnd am Straßenrand und wartete auf den X9.
Ihre langen braungelockten Haare umrahmten ihr etwas blasses Gesicht und ihre grünen Augen fixierten die Straße.
Da kam auch schon ihr Bus endlich!
Nix wie rein und ab die Post!
*
Kaum hatte sie die Flughafenhalle betreten hörte sie auch schon eine nervige Frauenstimme durch die Halle quaken.
Letzter Aufruf für Sally Ryan! Miss Sally Ryan, bitte melden sie sich umgehend am Flugschalter 3 für den Flug 294 056 nach London Heathrow. Ich wiederhole
Während der Aufruf noch ein drittes Mal, und in grottenschlechtem englisch, durch die Flughafenhalle drang, nahm sie die Beine in die Hand und rannte zum Schalter 3.
Gott war ihr das peinlich. Sie war noch nie, na ja nicht wirklich, zu spät gekommen. Und wenn Sally eins hasste, dann war es Unpünktlichkeit.
Mit einem gehetzten Ausdruck im Gesicht knallte sie ihren Koffer auf das kurze Laufband und schob dem nett aussehenden Mann ihre Flugunterlagen entgegen.
Ich bin Sally Ryan. Man hat mich bereits ausgerufen.
Der Blick des Mannes war freundlich, aber sie konnte es ganz deutlich sehen. Seine Gedanken bohrten sich regelrecht in ihren Kopf.
*Schön für sie. Ich bin Mister Cool, und mich interessiert es einen Scheiß, ob du schon ausgerufen wurdest. Mein Gehalt ist das mickrigste vom mickrigsten, meine Freundin nervt ohne Ende und mein Chef ist ein Ekelpaket.*
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug und eine schönen Aufenthalt in London, Miss Ryan, sagte er freundlich lächelnd zu ihr und schob die Unterlagen in ihre Richtung zurück.
Hab ich Fenster- oder Gangplatz?
Sie sind der letzte Fluggast. Wir hatten nur noch Gangplätze. Ein wenig Sarkasmus schwang in seiner Stimme mit und Sally nickte nur bestätigend mit dem Kopf.
Okay, danke.
Dann lief sie zu der zierlichen blonden Frau am Terminal und reichte ihr ihre Unterlagen. Dann hechtete sie schnellen Schrittes die Gangway entlang und bestieg das Flugzeug der British Airways.
*
Erschöpft ließ sie sich in den Sitz plumpsen und erntete ein tiefes grummeln vom Sitz neben ihr. Sie entschuldigte sich und drehte ihren Kopf nach rechts um den angerempelten Fluggast ein entschuldigendes Lächeln zu schenken. Wenn er nicht geschlafen hätte, dann hätte er es auch gesehen.
Sally schüttelte belustigt den Kopf und musterte die Schlafmütze für einen kurzen Moment. Er hatte ein nettes Profil und wunderschöne lange Wimpern
Sie schüttelte leicht grinsend ihren Kopf. Dann zog sie ein Buch aus ihrem Rucksack und lehnte sich entspannt zurück.
Na dann, mal schauen welchen Fall Tempe dieses Mal lösen muss, sagte sie mehr zu sich selbst und schlug die erste Buchseite auf, als das Flugzeug in Richtung London abhob.
Sally Ryan, 23 Jahre und gebürtige Irin kam vor etwas mehr als 7 Jahren mit ihren Eltern Gavin und Maeve nach Deutschland, genauer gesagt Berlin.
Ihre Eltern hatten die Nase voll von Irland, was sie nie wirklich verstanden hatte, und beruflich sah es für die Beiden auch nicht gerade rosig aus. Also packten sie ihr Hab und Gut in ein paar Koffer und wanderten kurzerhand nach Berlin aus.
Sie eröffneten einen kleinen gemütlichen Pub, The Old Emerald Isle, und Sally machte ihre Ausbildung zur technischen Assistentin in einem Fotolabor.
Als ihre Eltern dann aber vor 3 Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückten verkaufte sie den Pub. Sally investierte das Geld in eine Fotoausrüstung mit allem Drum und Dran und legte den Rest an und sparte einen Teil.
Heute nun war sie auf dem Weg in ein neues Leben.
Vor einiger Zeit hatte sie sich jeweils in London und Dublin bei angesagten Fotoagenturen beworben und wurde bei zwei Agenturen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Natürlich hoffte sie auf den Job in Dublin, schließlich war es fast ihre Heimatstadt. Aber selbst wenn sie in London anfangen konnte, wäre das super für sie. Hauptsache weg aus Deutschland, weg aus Berlin.
Die Hektik und teilweise Unfreundlichkeit der Deutschen würde sie wohl am wenigsten vermissen.
Sie atmete tief durch und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass in die Schlafmütze im Sitz neben ihr langsam wieder Leben kam.
In gut 30 Minuten würden sie in der britischen Hauptstadt landen und Aufregung machte sich langsam aber sicher in ihrem Bauch breit.
Entschuldigen Sie, bitte!
Sally schreckte aus ihren Gedanken und schaute nach rechts. Die Schlafmütze neben ihr bat sie freundlich etwas Platz zu machen, damit er zur Toilette konnte.
Sie zog ihre Beine an und er konnte ungehindert an ihr vorbei.
Als er kurze Zeit später wiederkam lächelte er sie freundlich an und zwängte sich etwas umständlich durch die enge Sitzreihe. Sally hielt die Luft an, als sie sein Aftershave roch. Hui der Mann roch einfach mal zu gut.
Ihr fielen seine blauen Augen auf die, kaum das er saß, hinter einen dunklen Sonnenbrille verschwanden. Schade eigentlich.
*