Anämie (Blutarmut) entsteht schleichend, sie tritt dann jedoch schlagartig auf und löst akute Lebensgefahr aus. Die Anämie schwächt das Pferd, es wird lust - bzw. teilnahmslos, manche Pferde werden unsicher in ihrer Bewegung. Weiterhin hat Anämie einen Leistungsabfall zur Folge, das Pferd ist bereits nach kurzer Belastung müde. Als weitere Symptome treten trockene, blasse oder gelbliche Schleimhäute; schwacher aber schneller Puls; schnell schlagendes Herz; erhöhte Atemfrequenz; Unruhe; Muskelzittern; Schweißausbrüche; Verfärbung von Urin oder Kot; Blutungen in Haut, Schleimhäuten oder anderen Organen auf. Bei Pferden spricht man von Anämie, wenn der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, dies ist bei einer Anämie der Fall, wenn der Hämoglobingehalt mehr als 15% unter dem Normalwert liegt oder der Hämatokritwert stark unterschritten wird. Das Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff (und dessen Varianten), der normal in den Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten ist. Der Normalwert bei Pferden liegt zwischen 11g und 17g je Deziliter. Der Hämatokritwert gibt den Verhältnis der Erythrozyten zum Vollblut (alle Blutbestandteile zusammen genommen) an, bei Pferden liegt dieser Wert bei etwa 30% bis 50%. Sinkt der Hämatokritwert, wird das Blut dünnflüssiger. Chronische Blutungsanämien entstehen durch langsamen Blutverlust. Ursachen hierfür können Durchlöcherungen der Blutgefäßwände (durch z.B. Wurmlarven), Tumore oder Magen-Darm-Geschwüre sein. Dieser schleichende Blutverlust ist für den Pferdehalter oft nur schwer zu erkennen, da es sich fast immer um innere Organe handelt. Als so genannte hämolytische Anämie bezeichnet man einen gesteigerten Zerfall der roten Blutkörperchen in Verbindung mit einer verkürzten Lebensdauer, auf den jedoch kein Verlustausgleich durch eine Neuproduktion folgt. Ursachen für einen solch schnellen Zerfall der Blutkörperchen sind meist Parasiten-Infektionen, aber auch Virus-Erkrankungen, bakterielle Infektionen und Druse. Phenol-, Arsen-, Kupfer-, Blei- und auch Quecksilbervergiftungen, sowie Pflanzengifte (z.B. Bingelkraut) oder tierische Gifte (z.B. Bienenstich, Schlangenbiss) können ebenfalls Auslöser sein. Die hämolytische Anämie kann natürlich auch aus einem Defekt im Zellaufbau resultieren. Durch einen Mangel an Nährstoffen (z.B. Eiweiß, Eisen, Vitamin B12,...), die benötigt werden um rote Blutkörperchen zu bilden, werden von vornherein zu wenige dieser roten Blutkörperchen produziert.
| | Eine gewisse Sonderstellung nimmt die infektiöse Anämie ein. Es handelt sich hier um die ansteckende Anämie der Einhufer, die weltweit auftritt. Als Erreger tritt ein Retrovirus auf, welches die blutbildenden Organe befällt und auf Dauer schädigt. Die infektiöse Anämie ist meldepflichtig gemäß Tierseuchengesetz. Bei infizierten Tieren wird zwischen septikämischer (akuter) und chronischer Verlaufsform unterschieden. Die akute Verlaufsform endet nach dem Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit bis zu 30 Tage) in der Regel innerhalb weniger Tage letal, bei chronischem Verlauf können die Pferde (prinzipiell, s. u.) überleben. Die Virusübertragung geschieht über die Ausscheidungen (Harn, Kot, Nasenausfluß...) eines virustragenden Tieres auf Haut und Schleimhäute eines nicht betroffenen Pferdes. Als erster Wirt werden Bremsen vermutet. Infizierte Tiere bleiben lebenslang Träger des Virus und scheiden den Erreger aus. Eine Diagnose erfolgt am sichersten mit Hilfe eines Immunodiffusionstests. Infizierte Pferde zeigen typische Anzeichen einer Anämie, allerdings treten die Symptome saisonal unterschiedlich stark ausgeprägt auf: Der Höhepunk liegt in den Sommermonaten. Zudem kann sich der Zustand eines Tieres innerhalb kürzester Zeit wieder bessern, eine komplette Heilung wird zur Zeit ausgeschlossen, eine Immunisierung ist nicht möglich. Pferde, bei denen die infektiöse Anämie diagnostiziert wurde, werden getötet. Akute Blutanämien sind sofort zu behandelnde Notfälle, die bei zu schnellem Blutverlust zu Kreislaufversagen und letztendlich zum Tod des Tieres führen. Auch hämolytische Anämien können tödlich sein, wenn die roten Blutkörperchen so schnell zerfallen, dass der Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport zusammenbricht. Um Blutanämien vorzubeugen sollte man sein Pferd in jedem Fall regelmäßig entwurmen, sowie für eine ausgewogene Fütterung sorgen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. |