mich würde mal interessieren, wie die Komparsenszene bei euch so aufgebaut ist.
Ich erzähle mal, wie es bei uns in Hamburg läuft:
Hamburg hat ca. 10 ernstzunehmende Agenturen. Jeder dieser Agenturen hat eine Kartei mit zigtausenden von Komparsen. Tatsache aber ist, dass aus Tausenden von Agenturmitgliedern immer dieselben 60 Gesichter am Set sind. Der Rest sind Karteileichen oder "Einmalundniewiederkandidaten".
Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass jeder Drehtag zu einem Wiedersehensfest wird. Kaum ein Set, an dem ich nicht mindestens 3 oder 4 bekannte Gesichter sehe.
Innerhalb dieser 60 Leute gibt es natürlich auch kleine Grüppchen, ... wie zum Beispiel Arwed, ich und noch 3 oder 4 andere.
Man geht hin und wieder mal zusammen ein Bier trinken oder schreibt sich aus dem Urlaub Ansichtskarten, etc.
Genauso ist es mit den Agenturinhabern. Das sind in HH keine Filmgötter, sondern Freunde, mit denen man in den Drehpausen oder am telefon auch manch privates Gespräch führt. Man hat deren private Handynummern und schnackt auch so mal hin und wieder ein paar Worte, ... auch wenn es mal nicht um eine Rolle geht.
Arwed und ich telofonieren mehrmals wöchentlich und halten uns so immer auf dem neusten Stand.
Beispiel: "Weißt du, wer die Produktion xy besetzt?" "Ja, ruf mal bei XXX an, die sucht noch für Mittwoch."
Letztens beim Tatortdreh passierte es, dass der Regisseur Lars Becker auf mich zu kam, und mir zu Begrüßung die Hand drückte, weil ich mit ihm bereits im vergangenen Monat ein paar Drehtage für einen anderen Film hatte.
Auch Jan Fedder, Robert Atzorn, Axel Milberg oder Hannelore Hooger kennen einen bereits und es passiert nicht selten, dass man in der Pause von einem Schauspieler um eine Zigarette angeschnorrt wird. Letztens erst hatte ich ein langes privates Gespräch mit Jan Josef Liefers, mit dem ich einige Tage als Komparse zu tun hatte.
Das ist dann immer besonders schön und man fühlt sich als Komparse nicht als der letzte A.... .
Außerdem:
Ein freundliches "Arne, komm bitte mal zu uns rüber" klingt doch viel netter als ein "Du dahinter, der Dicke, komm mal her!"
Besonders hervortun möchte ich an dieser Stelle das Team vom "Großstadtrevier". Da gibt es keine strikte Trennung von Schauspieler, Team und Komparsen.
Die Aufnahmeleitung Jeanette umarmt dich zur Begrüßung, der Regieassistent Carmine blödelt mit dir in der Pause über deine neue Frisur und die Schauspieler begrüßen dich mit einem "Na Alter, auch wieder dabei?"
Beim Großstadtrevier sind alle ein Team. Da heißt der Komparse Arne, Arwed, Jens oder wie auch immer ... und Herr Fedder und Herr Brix sind Jan und Heinrich - basta!
Fazit: In Hamburger Filmkreisen fühlt man sich richtig familiär. Das ist immer, als wenn man nach einigen Tagen wieder nach Hause kommt.
Nun meine Frage: Wie ist das bei euch in Köln, Berlin, Düsseldorf oder München?
Schreibt doch mal, wie das bei euch so ist.
Gruss, arne
____________________ "Bei A. Rany gibt es immer wieder was auf die Öhrchen!"
Re: Situation Hamburg
morgen schreib ich was
gute nacht
Re: Situation Hamburg
lasse erstmal e.t. den vortritt für berlin, bastel grad an den noch verbliebenen tv-ausschnitten, einiges ist verlorengegangen, anderes nicht aufgezeichnet (serien), aber eins kann ich sagen, die berliner situation ist viel komplexer, nicht so familiär wie in hamburg und den münchnern gehts eh am besten, darum haben die wohl keinen bock, sich hier zu beteiligen
Re: Situation Hamburg
zur berliner situation der offizielle internet-aufruf, bildet euch selbst ne meinung, ich bin sehr enttäuscht:
Komparsenanmeldung - Dani Levy "M.F."
06.03. Berlin
Liebe(r) Bewerber(in)
herzlich willkommen zur offiziellen Komparsen Anmeldung von Dani Levy´s neuen Film mit Helge Schneider in der Hauptrolle. In weiteren Rollen sind Ulrich Mühe, Sylvester Groth und Katja Riemann zu sehen. Wie Ihr wißt, drehen wir einen historischen Film. Das bringt einige Besonderheiten mit sich, die es im Vorfeld zu klären gilt. Nicht ganz unabhngig davon mchten wir Euch dar¸ber informieren, dass es neben Euch auch 300 "echte", d.h. bezahlte Komparsen geben wird. Diese Komparsen haben f¸r ihr Geld allerdings auch schon je eine Masken- und eine Kost¸mprobe absolviert, d.h. sie haben bereits einen Tag investiert, bevor sie bei uns am Set erscheinen. Wir bitten also schon jetzt um Euer Verstndnis, wollen hier aber gleich klar stellen, dass wir Euch wirklich brauchen und das ihr keine Komparsen 2. Klasse seid.
Die Szene des Drehtags am 06.03. spielt im Januar im Jahre 1945. D.h. Mnner nahezu alle Mnner zwischen 16 und 40 waren zu dieser Zeit an der Front, in Kriegsgefangenschaft, oder bereits gefallen.
Wir suchen also aus verstndlichen Gr¸nden besonders ltere Menschen und Frauen, wollen aber niemanden von vornherein ausgrenzen, also meldet Euch bitte an. Vielleicht knnt Ihr Eure Eltern und Gro?eltern dazu begeistern, bei unserem Projekt mitzumachen und es so auch f¸r Euch und uns alle zu einem Generations¸bergreifenden Geschichtserlebnis und einer spannenden Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit werden lassen.
Wenn Ihr mitmachen wollt, sind folgende Dinge zu beachten:
Kost¸m bzw. Kost¸mfarben:
Wintermantel: altmodisch, schlicht, möglichst aus Wolle oder Baumwolle, keine Anoraks oder Daunenjacken, keine Regenmäntel bzw. Mäntel aus beschichtetem Material Kopfbedeckung: Hut, gestrickte Mütze, Pudelmütze, Schiebermütze, für die Damen auch Kopftuch (wenn nicht vorhanden bitte bei Oma, Opa, Eltern ausleihen) Schal: gestrickt, altmodisch Hosen: Anzugshose, Stoffhose, klassisch, gerade, keine Jeans, Damen auch gerne in "Marlene-Hosen"! Rcke: schlicht, knielang oder bis mitte Wade Schuhe: möglichst Lederschuhe, keine bunten Turnschuhe Farben: bitte alles in braun, beige, schwarz, grau, dunkelgrün, dunkelrot, keine grellen hellen Farben (kein gelb, rot, orange, hellblau, neonfarben etc) möglichst unauffällige Muster Bitte zieht Euch auch unter Eurem Kost¸m sehr warm an!
Catering:
Wir stellen warme Getränke sowie eine warme Mahlzeit. Anmeldebesttigung:
Um Eure reichhaltigen Antworten entsprechend koordinieren zu knnen, bitten wir Euch jetzt, unser Anmeldeformular (siehe rechts neben Text) auszuf¸llen. Im Anschluss an Eure Anmeldung erhaltet Ihr dann eine Anmeldebestätigung, sowie ein Bilderechteabtretungsformular, das es zu unterschreiben gilt. Diese beiden Dokumente bringt Ihr bitte am 06.03. mit zum Drehort, damit dort dann alles so reibungslos wie mglich von statten gehen kann.
Drehort / Drehzeit:
Wir drehen recht zentral in der Stadt, den genauen Drehort geben wir Euch, genauso wie die Zeit sptestens am 05.03. (¸ber Eure im Anmeldeformular angegebenen) e-mail Adressen bekannt. Um alle Bilder drehen zu knnen bentigen wir das gesamte Tageslicht. D.h.: es wird relativ früh losgehen und mit der Dunkelheit garantiert vorbei sein.
So, das war jetzt ziemlich viel Information auf einmal, aber wenn Ihr dieses Anmeldeformular jetzt noch ausfüllt, kann es endlich losgehen - dann seit Ihr offiziell eingeladene Teilnehmer unseres Drehs und eines, für alle Beteiligten aussergewöhnlichen Ereignis...
Belohnung:
Ach ja, jeder Teilnehmer bekommt am Ende des Drehtags auch 1 T-Shirt oder 1 Kinokarte - und bitte nicht vergessen die Eltern und Gro?eltern zu aktivieren!
Euer X-Filme Team
Re: Situation Hamburg
Hallo Geist,
ich verstehe überhaupt nicht, wie Du enttäuschst sein kannst. Es handelt sich doch hier um einen typischen Aufruf für Statisten, wie sie z.B. für Massenszenen gebraucht werden. Keine Produktion zahlt dafür die allgemein üblichen Komparsengagen. Zielgruppe sind dabei immer Leute, die gerne mal erleben möchten, wie es am Set zugeht. Im fertigen Film sieht man, wenn überhaupt, nur für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichter.
Ich find den Aufruf sogar sehr fair, denn es wird schon im Vorfeld gesagt, was einen erwartet. Dazu gibt es Essen, Getränke und eine kleine Belohnung. Vergleichbar ist das mit den aktuellen Werbespots der T-Com (das sind die langen Menschenketten vor unterschiedlichen Hintergründen). Hier konnte man mitmachen, wenn man zuvor einen Vertrag abgeschlossen hatte, oder sich im T-Punkt-Laden ein T-Shirt gekauft hatte. Das war übrigens auch der Grund, weshalb Coma (Bericht an anderer Stelle) für den Dreh in Köln absagen musste, den T-Com Leuten sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen, und haben deshalb nicht mehr auf bezahlte Statisten zurückgegriffen. Coma ist allerdings leider erst einen Tag zuvor darüber informiert worden.
Ich war selber bei dem Projekt "Mein Führer" engagiert, allerdings an einem ganz anderen Ort. Die Komparsen wurden entsprechend dem Standard bezahlt und zusätzlich mit einem excellenten Catering "a la carte" belohnt.
ricker
____________________ Im übrigen bin ich der Meinung, das DVD-Rohlinge stärker bestraft werden müssen.
Re: Situation Hamburg
hallo ricker,
danke für die infos, denn sie dokumentieren einen trend, den ich nicht akzeptieren kann, da mein stromversoger und vermieter leider auch keinen warentausch akzeptieren... übrigends gabs beim film "stalingrad" nicht diese unterschiede, war ja auch keine deutsche produktion...... die produktionskosten sind ja eh ein thema für sich, denn da gibts, abgesehen von massenszenen, ganz andere kostenfaktoren, denn ein schlechter regisseur treibt allein schon die kosten hoch (drehtage, filmmaterial u.a.), dann location, ausstattung, gagen etc.......an dieser stelle mal ein lob an bestimmte teile eines filmteams, die wirklich hart rackern müssen für ihr geld.... und zur berliner situation: ein hauen und stechen derzeit, eine enorme fluktuation der agenturen, fusionen, dumping, mobbing und die guten agenturen haben immer weniger filme....gibt auch nur noch wenige kollegen, die nicht alles akzeptieren und denen man vertrauen kann....
Re: Situation Hamburg
interessant! auch mir wurde nämlich von coma einen tag vorher abgesagt. Allerdings wurde es so formuliert, also ob t.com einfach weniger bräuchte (weil weniger aufs bild passen oder so)
komischerweise sieht man auf den bildern nur dicke leute - ob das eine bedeutung hat? überwiegend dicke machen kostenlos einen komparsejob? mmh......
T.
Re: Situation Hamburg
@T.
Wenn Du bei T-com ein bestimmtes Shirt erworben hattest, hing da ein Gutschein für den Dreh dran, oder du hast einen Telefonvertrag abgeschlossen, dann gab es auch einen Gutschein.
Coma ist erst am Vorabend informiert worden, daß weniger Leute benötigt werden (sollten durch Komparsen aus der Gutscheinaktion ersetzt werden).
Nur dicke Leute??? Tja da waren ja auch viele Normalwüchsige oder Kinder dabei. Entweder lieben unsere Wohlgenährten diese Shirts besonders, oder sie sind besonders aktiv. Viele Grüsse deshalb nach Kiel, aber der arbeitet ja nicht umsonst ...fg
ricker
____________________ Im übrigen bin ich der Meinung, das DVD-Rohlinge stärker bestraft werden müssen.
Re: Situation Hamburg
"... überwiegend dicke machen kostenlos einen komparsejob..."
Mooooooment mal!
Übrigens, die ersten T-Spots (die, bei denen die Kamera noch geübt hat, welchen Abstand sie am Besten, welche Linse, welches Licht, ...) entstanden in Hamburg. Und nun ratet doch mal, wer für die T-Spots als Erfahrungsmodell gearbeitet hat?
Na?
Yepp, der dicke Onkel aus Kiel.
... und dafür, dass die an mir üben durften, gabs richtig Kohle :)
____________________ "Bei A. Rany gibt es immer wieder was auf die Öhrchen!"
Re: Situation Hamburg
@Geist
gehen diese Traumtänzer wirklich davon aus, das noch irgendjemand Klamotten im Stile von 1945 besitzt, und dann ganze Schrankkoffer voll zum Set schleppt? Und das für eine warme Mahlzeit und einen feuchten Händedruck?
Dann wird dieser Film mit Sicherheit nicht authentisch.
Zur Situation in HH:
dem kann ich nur zustimmen. Nur ich fühle mich nicht besonders geehrt wenn ein berühmter Schauspieler sich von mir eine Zigarette schnorrt. Das ist für mich nicht besonderes. Nur, dass die Zigarette mir dann fehlt:)
In der HH Komparsenszene sind Freundschaften, Beziehungen, Ehen und ganze Familien entstanden. Das ist spannend. Ich habe noch nie so viele unterschiedliche Leute kennengelernt, wie beim Drehen. Ich genieße es einfach.