das die Gebühr für die Agentur vom Brutto abgezogen wird kann ich mir nicht vorstellen. Fahrtkosten und Überstunden werden auch nicht abgezogen und dann wieder aufgeschlagen. Kostüm und Maske wurden zumindest mir noch nie abgezogen. Das wären bei historischen Filmen saftige Rechnungen gewesen, so ein Kostüm kostet schnell 250 Eur, oft auch mehr.
JohannesA
Zahlt ein in das Bankergenesungswerk!! Spendet für den Drittwagen in der Garage der Zweitvilla von Managern in Not!!
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Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
Ein Großteil der Beiträge von JohannesA beschäftigt sich mit der Situation von Komparsen in finanzieller und rechtlicher Sicht. Das ist sicher lobenswert, seine hier geäußerten Beispiele und Verweise auf irgendwelche Links zu verdi allerdings reines, sehr blauäugiges Wunschdenken. Generell möchte ich vorab vor allzugroßem Vertrauen zu Wikipedia warnen. Das sind Beiträge von überwiegend interessierten Laien für Laien. In Wiki kann man reinschauen, wenn man den vierten Bundeskanzler sucht, aber nicht, wenn man eine rechtlich belastbare Definitionen benötigt. In Wirklichkeit geht es um Fragen aus dem Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, und damit um die knallharte Wirklichkeit, und nicht um eine selbst gestrickte Traumwelt.
Zitat: JohannesA
Die Komparsen sind fast immer kurzfristig Beschäftigte, eine von vielen Info Quellen dazu ist Tante Wiki:
Wie kommst du denn auf diese abenteuerliche Folgerung? Rechtlich gesehen sind Komparsen Unständig Beschäftigte, und keine Minijobber. Sie werden morgens angemeldet und abends wieder abgemeldet, das ist der entscheidende Faktor. Sie arbeiten unregelmäßig und überwiegend für wechselnde Arbeitgeber. Der allgemeine Sprachgebrauch für diese Tätigkeit ist Tagelöhner. Böse Zungen sprechen auch vom Arbeitsstrich und damit dem zweitältesten Gewerbe der Welt. Die Arbeitskräfte, die die biblischen Weinberge abernteten wurden schon nach diesem Verfahren bezahlt.
Zitat: JohannesA
Der immer noch gültige Tarifvertrag ist hier, dort steht ab Seite 17 der Tarifvertrag für Kleindarsteller oder Komparsen.
In dem gesamten Tarifvertrag steht nicht einmal das Wort Komparse. Die Aussage, die dir irgendein verdi-Mitarbeiter gegeben hat, ist definitiv falsch. verdi selbst nennt diese Mitarbeiter Gagisten und will einen Tarifvertrag für diese Gruppe erst schaffen. https://www.rundfunkfreiheit.de/meldung_volltext.php3?si=4a9d2e85ed875&id=4a5bbc3fcf113&akt=sender_br_news&view=&lang=1 Im übrigen ist keine dieser Berufsbezeichnungen geschützt. Ab 2 Promille gebe ich als meine Berufsbezeichnung Tabledancestangenreinigungsfachkraft an. Das hat den gleichen Aussagewert. Man spricht in der Branche vereinfachend dann von Kleindarstellern, wenn es sich um eine Textrolle handelt.
Zitat: JohannesA
In der Branche wird häufig unter Tarif gezahlt, nicht nur an die Komparsen.
Wieder eine Aussage, die ich nicht unkommentiert stehen lassen kann. Die zitierten Tarifverträge gelten für die Vertragsparteien. Das ist auf der einen Seite verdi, auf der anderen Seite zwei Verbände, in denen sich viele, aber nicht alle, Produktionsfirmen zusammengeschlossen haben. Gehört eine Produktion z.B. nicht einem der Verbände an, sind diese Verträge überhaupt nicht relevant für sie. Der entscheidende Punkt ist aber folgender: Gewährt eine Firma ihren Angestellten ein kostenloses Essen/Catering (nicht Cola und Schokoriegel) so ist das ein geldwerter Bestandteil des Einkommens, und geht vom Nettoverdienst ab. Bitte jetzt keine Diskussionen über den Wert einer schlabberigen, lauwarmen und ungenießbaren Pizza.
Zitat: JohannesA
Künftig wird dann bei Filmproduktionen eine Maximalarbeitszeit von 13 Stun- den gelten, die nur in definierten Ausnahmefällen überschritten werden kann.
Das gilt für längerfristig Beschäftigte, für die ein Zeitkonto eingerichtet wird. Danach muss gewährleistet sein, das nach dreizehn Stunden eine Erholungszeit von 12 Stunden gewährt wird. Komparsen dürften im Normalfall bei der gleichen Firma, wenn sie Glück haben, mehrere Hundert bis Tausend Stunden Ruhezeit haben. Die Ausnahmefälle stellen kein Hindernis dar, so gelten z.B. technische Störungen oder schlechtes Wetter als Ausnahmen.
Zitat: JohannesA
Weshalb das am Ende 50 Eur. statt 86,92 - 21,73 = 65,19 sind, was noch abgezogen wird, wüsste ich auch gerne.
Ganz einfach, es handelt sich nicht um einen Minijob, und vor allem nicht um einen für Komparsen gültigen Tarifvertrag, den gibt es nämlich nicht.
Ich habe oft Probleme, wenn ich hier lese: Die Agentur zahlt schlecht. Eine Agentur zahlt nur im Auftrag der Produktionsfirma aus. Sie arbeitet nach den Richtlinien der Arbeitsvermittlung, ihre Provision ist definiert und wird von der Produktionsfirma getragen. Korrekt wäre ein Satz wie: Diese Agentur vermittelt auch Aufträge für Produktionsfirmen, die schlecht bezahlen.
Zusammenfassend kann man sagen -Ein Komparse ist ein unständig Beschäftigter oder Tagelöhner. -Es gibt für diese Gruppe keine Tarifverträge. -Es gibt mal gut und mal schlecht bezahlte Jobs. -Ob man einen Auftrag annimmt, bleibt jedem selbst überlassen. - Es ist überhaupt nicht zielführend, irgendwelche Wunschvorstellungen hier als rechtlich bestehende Fakten darzustellen. ricker
____________________ Im übrigen bin ich der Meinung, das DVD-Rohlinge stärker bestraft werden müssen.
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
Zitat: ricker
-Es gibt für diese Gruppe keine Tarifverträge.
Wobei das weniger an der Gewerkschaft liegt als vielmehr an der Art der Beschäftigung siehe auch Freie Journalisten.
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
Hallo ricker,
auf die abenteurliche Folgerung das Komparsen kurzfristig Beschäftigte sind bin ich durch die Formulierungen auf verschiedenen Gagenscheinen gekommen, bei Mecon zB steht.
Haben Sie in diesem Jahr mehr als zwei Monate oder 50 Tage eine befristete Beschäftigung ausgeübt?
Bei ADAG ist es ähnlich formuliert. Ebenso auf anderen Scheinen von denen ich keine Kopie habe.
Auf der Seite der minijob Zentrale findet sich diese Definition: (Zitat) Kurzfristige Beschäftigungen
Ein kurzfristiger Minijob liegt vor, wenn die Beschäftigung im Voraus auf zwei Monate oder insgesamt 50 Arbeitstage in einem Kalenderjahr befristet ist und nicht berufsmäßig ausgeübt wird.
Kurzfristige Minijobs sind sozialversicherungsfrei. Das bedeutet, dass der Arbeitnehmer keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen muss. Zudem ist diese Beschäftigungsart in der Regel beitragsfrei für den Arbeitgeber.
Die Fragen auf den Gagenscheinen sind also nach deiner Auffassung unzutreffend.
Zu dem irgeneind verdi Mitarbeiter der mir erzählt hat das der Tariifvertrag auch für Komparsen gilt, die Auskunft habe ich von Kathlen Eggerling, connexx Regional Büro Berlin:
Bei den 13 Stunden Maximalarbeitszeit hatte ich nur zitiert. Zitate habe ich jetzt als solche kenntlich gemacht. Für mich heisst das das dadurch die länge der Drehtage begrenzt wird, für alle.
JohannesA
Zahlt ein in das Bankergenesungswerk!! Spendet für den Drittwagen in der Garage der Zweitvilla von Managern in Not!!
Zahlt ein in das Bankergenesungswerk!! Spendet für den Drittwagen in der Garage der Zweitvilla von Managern in Not!!
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
Komparsen sind keine Gagisten im Sinne des verlinkten Artikels. Es handelt sich auch nicht um unstätige Beschäftigung, welche sich durch eine "regelmäßige Unregelmäßigkeit" auszeichnet, sondern tatsächlich um eine kurzfristige Beschäftigung, im Sinne der 50 Tage Regel. Wir verstehen natürlich in der Regel etwas anderes unter einem Kleindarsteller als einen Komparsen, allerdings sollte selbst der Dümmste bei folgendem Passus des Tarifvertrages stutzen:
3.1 Werden an einem Aufnahmetag mehr als fünfzig Kleindarsteller zugleich beschäftigt, so ist zusätzlich ein Kleindarsteller als "Produktionsdelegierter" einzusetzen.
Mehr als 50 Kleindarsteller ( kein Schauspieler - ca. ab 3 Sätze aufwärts nach der üblichen Definition ) an einem Drehtag? Wohl kaum.
Die grundsätzliche Ablehnung von Wikipedia halte ich auch für absoluten Unfug, sie ist leider gerade bei älteren Menschen sehr verbreitet, aber völlig unbegründet und basiert auf deren grober Unwissenheit bezüglich der Struktur des Internets im allgemeinen und des Web 2.0 im Besonderen. Wahrscheinlich schließen sie von den drei Foren die sie kennen auf den Rest des Netzes. Bei uns an der Uni ist das zB auch bei den Ü50 Profs so, aber die Jüngeren sind bereits in der Lage die Glaubwürdigkeit eines Artikels aufgrund seiner Enstehungshistorie und der Quellenlage einzuschätzen und nicht sofort die "in Wikipedia stimmt eh nur die Hälfte" Tiraden loszulassen. In 20 Jahren wird man über die Vorstellung lachen, eher ein paar Redakteuren zu trauen, als dem komprimierten Wissen von Millionen.
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Beispiel 1 Beispiel 2 zum letzten Beitrag von JohannesA folgt aus Zeitgründen etwas später.
Zitat: Kalle
Die grundsätzliche Ablehnung von Wikipedia halte ich auch für absoluten Unfug..
Ich habe geschrieben: In Wiki kann man reinschauen, wenn man (Beispiel) sucht, aber nicht, wenn man eine rechtlich belastbare Definitionen benötigt. An welcher Stelle steckt da eine grundsätzliche Ablehnung? Die deutsche Sprache (wenn man sie beherrscht und auch interpretieren kann), ist viel aussagekräftiger, als allgemein vermutet.
Zitat: Kalle
..sie ist leider gerade bei älteren Menschen sehr verbreitet, aber völlig unbegründet und basiert auf deren grober Unwissenheit bezüglich der Struktur des Internets im allgemeinen und des Web 2.0 im Besonderen.
Die Zeiten, in denen die Senioren befürchteten, durch gleichzeitiges drücken der Tasten ALT und ENTF sich selbst zu eliminieren, sind schon länger vorbei. Der Lehrplan ihrer Uni scheint mir da etwas antiquiert zu sein.
Zitat: Kalle
Wahrscheinlich schließen sie von den drei Foren die sie kennen auf den Rest des Netzes.
Ich darf glaubhaft versichern, dass ich mehr als drei Foren kenne. Ich betreibe sogar eigene Webseiten und nutze dieses Medium für intensive Recherchearbeiten für Projekte, mit denen ich Geld verdiene. Und jetzt der absolute Schock: Ich habe sogar Beiträge für Wiki verfasst. Und deswegen kenne ich die Problematik ziemlich genau, deswegen habe ich auch meine Meinung dazu abgegeben.
Zitat: Kalle
Bei uns an der Uni ist das zB auch bei den Ü50 Profs so, aber die Jüngeren sind bereits in der Lage die Glaubwürdigkeit eines Artikels aufgrund seiner Enstehungshistorie und der Quellenlage einzuschätzen und nicht sofort die "in Wikipedia stimmt eh nur die Hälfte" Tiraden loszulassen.
Das macht Hoffnung für die Zukunft unseres Landes. Unsere toughe Jugend ist in der Lage, schon jetzt die Glaubwürdigkeit eines Artikels einzuschätzen. Leider reicht eine Einschätzung jetzt und auch in der Zukunft nicht aus, daraus eine rechtlich belastbare Definition abzuleiten. An welcher Stelle meines Beitrages habe ich eine Tirade losgelassen?
Zitat: Kalle
In 20 Jahren wird man über die Vorstellung lachen, eher ein paar Redakteuren zu trauen, als dem komprimierten Wissen von Millionen.
Hier muss ich passen. Ich fühle mich wirklich nicht kompetent, den vorherrschenden Humor des Jahres 2029 vorauszusagen. In diesem Strang geht es allerdings um eine Frage aus dem Jahr 2009.
ricker
____________________ Im übrigen bin ich der Meinung, das DVD-Rohlinge stärker bestraft werden müssen.
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
der Thread wird unterhaltsam
bin gespannt auf weiteres!
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
Hallo ricker,
hier im Forum geht es doch nicht darum rechtlich belastbares zu schreiben sondern allgemein verständliches. Der Wiki Artikel beschreibt die Definition am besten, am Fuss befinden sich die Links zu den entsprechenden Gesetzestexten. Wer juristen Prosa in ihrem Liebreiz mag kann dort nachlesen, wer klicken kann ist klar im Vorteil. Ich hatte auch nicht gesagt das Komparsen als geringfügig Beschäftigte geführt werden müssen sondern nur das dies meistens so ist. Und welche steuerlichen Folgen es hat. Der Grund liegt ganz öde in der vereinfachten Abwicklung, von jedem Komparsen die Lohnsteuerkarte zu bearbeiten wäre schlicht zu aufwändig, die Lohnstuerpauschalierung ist erheblich einfacher für die Produktionen.
Daran sind nicht die bösen Produktionen Schuld sondern die komplizierte Bürokratie.
Bin gespannt auf dein Beispiel 2. Es kann ein interessanter Sonntag werden wenn sich weitere Mitspieler finden,
JohannesA
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Zahlt ein in das Bankergenesungswerk!! Spendet für den Drittwagen in der Garage der Zweitvilla von Managern in Not!!
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
Ich lese hier immer was von Arbeit.
Seien wir doch mal ganz ehrlich und stellen uns die Frage: Wie sieht denn der normale Arbeitstag eines Komparsen aus?
Nehmen wir als Beispiel einen typischen Tag in der ZDF-Produktion "NOTRUF HAFENKANTE":
8.00 Uhr
erscheinen am Set, kostenloses Parken des Fahrzeugs in der produktionseigenen Tiefgarage, Begrüßung der Teammitglieder und der anderen Komparsen mit Bussis & Umarmungen, Aufsuchen der beiden Komparsenaufenthaltsräume, dann erstmal ein paar belegte Brötchen und mindestens 2 Kaffee, das Team bereitet mittlerweile das Motiv für das nächste Bild vor
9.00 Uhr
man sucht sich ein Rätselheft oder ne "Frau im Spiegel" oder ne Bildzeitung, auf dem Weg zurück nimmt man sich gleich mal ne Cola und ein paar Schokoriegel mit. Irgendwann kommt das Kostüm, alles klar. Rätseln, mit anderen Komparsen quatschen, Informationen austauschen, noch ne Cola, vielleicht ne kleine Kissenschlacht mit der Aufnahmeleitung,
12.00 Uhr
Mittagspause, zuerst das Team, dann die Komparsen. Es gibt Kohlrouladen, danach Schokopudding. Danach ein kleines Verdauungsschläfchen, dann noch ne Cola.
14.15 Uhr
man wird ans Motiv gerufen, kurze Stellprobe, man stellt sich irgendwohin und geht auf BITTE rüber zum Fenster und zurück. Zum Glück hat man sich noch ne Cola und ein paar Schokoriegel eingesteckt.
14.45 Uhr
Einstellung im Kasten, Catering kommt mit Silbertablett und bietet Obststückchen und Kuchen an. Dazu ne Cola! Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum kleine Gespräche mit Crew oder Schauspielern: "Wo warst du denn im Urlaub?" "Hey, neue Frisur, siehst nun noch hübscher aus!" "Kommst du Freitag zum DVD-Abend bei Sybille?" .
15.30 Uhr
im Komparsenraum liegen die MECON-Zettel auf dem Tisch, ausfüllen! Aber erstmal ne Cola! Komparsenbögen beim Praktikanten abgeben. Noch ein paar Schokoriegel und ne Cola einstecken, Bussis austauschen, Auto aus Tiefgarage holen -
Feierabend und zuhause erzählen, was man wieder für nen Scheißtag hatte.
____________________ "Bei A. Rany gibt es immer wieder was auf die Öhrchen!"
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
ach so einen tag hatte ich 2-3 mal. aber die wirklichkeit sieht ein kleinwennig anders aus. schön wäre es ja....................!
Re: Tarifabschluss für Filmschaffende
erzähl mal, andreas!
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