internationales Kleeblattforum - Weihnachtszeit

Weihnachtsgeschichten

 Weihnachtsgeschichten

DER WEIHNACHTSBAUM vom WEIHNACHTSMANN

Der Weihnachtsmann ging durch den Wald. Er war ärgerlich. Sein weisser Spitz, der sonst immer lustig bellend vor ihm herlief, merkte das und schlich hinter seinem Herrn mit eingezogener Rute her.
Er hatte nämlich nicht mehr die rechte Freude an seiner Tätigkeit. Es war alle Jahre dasselbe. Es war kein Schwung in der Sache. Spielzeug und Esswaren, das war auf die Dauer nichts. Die Kinder freuten sich wohl darüber, aber quieken sollten sie und jubeln und singen, so wollte er es, das taten sie aber nur selten.
Den ganzen Dezembermonat hatte der Weihnachtsmann schon darüber nachgegrübelt, was er wohl Neues erfinden könne, um einmal wieder eine rechte Weihnachtsfreude in die Kinderwelt zu bringen, eine Weihnachtsfreude, an der auch die Großen teilnehmen würden. Kostbarkeiten durften es auch nicht sein, denn er hatte so und soviel auszugeben und mehr nicht.

So stapfte er denn auch durch den verschneiten Wald, bis er auf dem Kreuzweg war. Dort wollte er das Christkindchen treffen. Mit dem beriet er sich nämlich immer über die Verteilung der Gaben.
Schon von weitem sah er, dass  das Christkindchen da war, denn ein heller Schein war dort. Das Christkindchen hatte ein langes weißes Pelzkleidchen an und lachte über das ganze Gesicht. Denn um es herum lagen große Bündel Kleeheu und Bohnenstiegen und Espen- und Weidenzweige, und daran taten sich die hungrigen Hirsche und Rehe und Hasen gütlich. Sogar für die Sauen gab es etwas: Kastanien, Eicheln und Rüben.

Der Weihnachtsmann nahm seinen Wolkenschieber ab und bot dem Christkindchen die Tageszeit. „Na, Alterchen, wie geht's?“ fragte das Christkind. „Hast wohl schlechte Laune?“ Damit hakte es den Alten unter und ging mit ihm. Hinter ihnen trabte der kleine Spitz, aber er sah gar nicht mehr betrübt aus und hielt seinen Schwanz kühn in die Luft.
„Ja“, sagte der Weihnachtsmann, „die ganze Sache macht mir so recht keinen Spaß  mehr. Liegt es am Alter oder an sonst was, ich weiß
 nicht. Das mit den Pfefferkuchen und den Äpfeln und Nüssen, das ist nichts mehr. Das essen sie auf, und dann ist das Fest vorbei. Man müsste etwas Neues erfinden, etwas, das nicht zum Essen und nicht zum Spielen ist, aber wobei alt und jung singt und lacht und fröhlich wird.“
Das Christkindchen nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht; dann sagte es: „Da hast du recht, Alter, mir ist das auch schon aufgefallen. Ich habe daran auch schon gedacht, aber das ist nicht so leicht.“
„Das ist es ja gerade“, knurrte der Weihnachtsmann, „ich bin zu alt und zu dumm dazu. Ich habe schon richtiges Kopfweh vom vielen Nachdenken, und es fällt mir doch nichts Vernünftiges ein. Wenn es so weitergeht, schläft allmählich die ganze Sache ein, und es wird ein Fest wie alle anderen, von dem die Menschen dann weiter nichts haben als Faulenzen, Essen und Trinken.“
Nachdenklich gingen beide durch den weißen Winterwald, der Weihnachtsmann mit brummigem, das Christkindchen mit nachdenklichem Gesicht. Es war so still im Wald, kein Zweig rührte sich, nur wenn die Eule sich auf einen Ast setzte, fiel ein Stück Schneebehang mit halblautem Ton herab. So kamen die beiden, den Spitz hinter sich, aus dem hohen Holz auf einen alten Kahlschlag, auf dem großeund kleine Tannen standen. Das sah wunderschön aus. Der Mond schien hell und klar, alle Sterne leuchteten, der Schnee sah aus wie Silber, und die Tannen standen darin, schwarz und weiß es eine Pracht war. Eine fünf Fuß hohe Tanne, die allein im Vordergrund stand, sah besonders reizend aus. Sie war regelmäßig gewachsen, hatte auf jedem Zweig einen Schneestreifen, an den Zweigspitzen kleine Eiszapfen, und glitzerte und flimmerte nur so im Mondenschein.
 
Das Christkindchen ließ den Arm des Weihnachtsmannes los, stieß  den Alten an, zeigte auf die Tanne und sagte: „Ist das nicht wunderhübsch?“
„Ja“, sagte der Alte, „aber was hilft mir das ?“
„Gib ein paar Äpfel her“, sagte das Christkindchen, „ich habe einen Gedanken.“
Der Weihnachtsmann machte ein dummes Gesicht, denn er konnte es sich nicht recht vorstellen, dass  das Christkind bei der Kälte Appetit auf die eiskalten Äpfel hatte. Er hatte zwar noch einen guten alten Schnaps, aber den mochte er dem Christkindchen nicht anbieten.
Er machte sein Tragband ab, stellte seine riesige Kiepe in den Schnee, kramte darin herum und langte ein paar recht schöne Äpfel heraus. Dann fasste er in die Tasche, holte sein Messer heraus, wetzte es an einem Buchenstamm und reichte es dem Christkindchen.
„Sieh, wie schlau du bist“, sagte das Christkindchen. „Nun schneid mal etwas Bindfaden in zwei Finger lange Stücke, und mach mir kleine Pflöckchen.“
Dem Alten kam das alles etwas ulkig vor, aber er sagte nichts und tat, was das Christkind ihm sagte. Als er die Bindfaden Enden und die Pflöckchen fertig hatte, nahm das Christkind einen Apfel, steckte ein Pflöckchen hinein, band den Faden daran und hängte den an einen Ast.
„So“, sagte es dann, „nun müssen auch an die anderen welche, und dabei kannst du helfen, aber vorsichtig, dass  kein Schnee abfällt!“
Der Alte half, obgleich er nicht wusste, warum. Aber es machte ihm schließlich Spaß , und als die ganze kleine Tanne voll von rotbäckigen Äpfeln hing, da trat er fünf Schritte zurück, lachte und sagte; „Kiek, wie niedlich das aussieht! Aber was hat das alles für'n Zweck?“
„Braucht denn alles gleich einen Zweck zu haben?“ lachte das Christkind. „Pass  auf, das wird noch schöner. Nun gib mal Nüsse her!“
Der Alte krabbelte aus seiner Kiepe Walnüsse heraus und gab sie dem Christkindchen. Das steckte in jedes ein Hölzchen, machte einen Faden daran, rieb immer eine Nuss  an der goldenen Oberseite seiner Flügel, dann war die Nuss  golden, und die nächste an der silbernen Unterseite seiner Flügel, dann hatte es eine silberne Nuss  und hängte sie zwischen die Äpfel.
„Was sagst nun, Alterchen?“ fragte es dann. „Ist das nicht allerliebst?“
„Ja“, sagte der, „aber ich weiß  immer noch nicht...“
„Komm schon!“ lachte das Christkindchen. „Hast du Lichter?“
„Lichter nicht“, meinte der Weihnachtsmann, „aber 'nen Wachsstock!“
„Das ist fein“, sagte das Christkind, nahm den Wachsstock, zerschnitt ihn und drehte erst ein Stück um den Mitteltrieb des Bäumchens und die anderen Stücke um die Zweigenden, bog sie hübsch gerade und sagte dann; „Feuerzeug hast du doch?“
„Gewiss “, sagte der Alte, holte Stein, Stahl und Schwammdose heraus, pinkte Feuer aus dem Stein, ließ  den Zunder in der Schwammdose zum Glimmen kommen und steckte daran ein paar Schwefelspäne an. Die gab er dem Christkindchen. Das nahm einen hell brennenden Schwefelspan und steckte damit erst das oberste Licht an, dann das nächste davon rechts, dann das gegenüberliegende. Und rund um das Bäumchen gehend, brachte es so ein Licht nach dem andern zum Brennen.
Da stand nun das Bäumchen im Schnee; aus seinem halbverschneiten, dunklen Gezweig sahen die roten Backen der Äpfel, die Gold- und Silbernüsse blitzten und funkelten, und die gelben Wachskerzen brannten feierlich. Das Christkindchen lachte über das ganze rosige Gesicht und patschte in die Hände, der alte Weihnachtsmann sah gar nicht mehr so brummig aus, und der kleine Spitz sprang hin und her und bellte.
Als die Lichter ein wenig heruntergebrannt waren, wehte das Christkindchen mit seinen goldsilbernen Flügeln, und da gingen die Lichter aus. Es sagte dem Weihnachtsmann, er solle das Bäumchen vorsichtig absägen. Das tat der, und dann gingen beide den Berg hinab und nahmen das bunte Bäumchen mit.
Als sie in den Ort kamen, schlief schon alles. Beim kleinsten Hause machten die beiden halt. Das Christkindchen machte leise die Tür auf und trat ein; der Weihnachtsmann ging hinterher. In der Stube stand ein dreibeiniger Schemel mit einer durchlochten Platte. Den stellten sie auf den Tisch und steckten den Baum hinein. Der Weihnachtsmann legte dann noch allerlei schöne Dinge, Spielzeug, Kuchen, Äpfel und Nüsse unter den Baum, und dann verließen beide das Haus so leise, wie sie es betreten hatten.
 
Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wusste er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag. Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie fassten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wussten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte.
Als es hell lichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran.
Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder.
Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde. Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.


Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.


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Re: Weihnachtsgeschichten

Im Advent
Karl Heinrich Waggerl (1897-1973)

Für mich begann in der Kindheit der Advent damit, daß mich die Mutter eines Morgens weit früher als sonst aus dem Bett holte. Der Mesner läutete immer schon die Viertelglocke, wenn ich endlich halb im Traum zur Kirche stolperte. Nirgends ein Licht in der bitterkalten Finsternis, und oft mußte ich mich mit Händen und Füßen durch den tiefen Schnee wühlen, es war ja noch kein Mensch vor mir unterwegs gewesen.

In der Sakristei kniete der Mesner vor dem Ofen und blies in die Glut, damit wenigstens das Weihwasser im Kessel auftaute. Aber mir blieb ja keine Zeit, die Finger zu wärmen, der Pfarrer wartete schon, daß ich in meine Albe schlöffe und ihm mit der Schelle voranginge.

Bitterkalt war es auch in der Kirche. Die Kerzenflammen am Altar standen reglos wie gefroren, und nur wenn sich die Tür öffnete und Wind und Schnee hereinfuhren, zuckten die Lichter erschreckt zusammen. Die Kirchleute drückten das Tor eilig wieder zu, sie rumpelten schwerfällig in die Bänke, und dann klebten sie ihre Adventskerze vor sich auf das Pult und falteten die Hände um das wärmende Licht. Indessen schleppte ich das Meßbuch hin und her und läutete zur passenden Zeit, und wenn ich einmal länger zu knien hatte, schlief ich wohl wieder ein. Dann räusperte der Pfarrer vernehmlich, um mich aufzuwecken. Ihn allein focht kein Ungemach an. "Rorate coeli", betete er laut und inbrünstig, "tauet Himmel, den Gerechten". Und dann war alles wieder herzbewegend schön und feierlich, der dämmrige Glanz im Kirchenschiff, der weiße Atemdampf vor den Mündern der Leute, wenn sie dem Pfarrer antworteten, und er selbst, unbeirrbar in der Würde des guten Hirten.

Nachher standen wir zu dritt hinterm Ofen in der Sakristei. Der Mesner schüttelte die eiserne Pfanne und hob den Deckel ab und speiste uns mit gebratenen Kastanien. Ich hüpfte von einem Fuß auf den andern, und auch der Pfarrer rollte die heißen Kugeln eine Weile im Mund hin und her. Es war vielleicht keine Sünde, wenn ich nebenbei flink vorausrechnete, wie lange es wohl noch dauerte, bis er mir zur Weihnacht meinen Lohn in die Hand drücken würde, einen ganzen Gulden.





Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.


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Re: Weihnachtsgeschichten

Die stillste Zeit im Jahr
Karl Heinrich Waggerl (1897-1973)

Immer am zweiten Sonntag im Advent stieg der Vater auf den Dachboden und brachte die große Schachtel mit dem Krippenzeug herunter. Ein paar Abende lang wurde dann fleißig geleimt und gemalt, etliche Schäfchen waren ja lahm geworden, und der Esel mußte einen neuen Schwanz bekommen, weil er ihn in jedem Sommer abwarf wie ein Hirsch sein Geweih. Aber endlich stand der Berg wieder wie neu auf der Fensterbank, mit glänzendem Flitter angeschneit, die mächtige Burg mit der Fahne auf den Zinnen und darunter der Stall. Das war eine recht gemütliche Behausung, eine Stube eigentlich, sogar der Herrgottswinkel fehlte nicht und ein winziges ewiges Licht unter dem Kreuz. Unsere Liebe Frau kniete im seidenen Mantel vor der Krippe, und auf der Strohschütte lag das rosige Himmelskind, leider auch nicht mehr ganz heil, seit ich versucht hatte, ihm mit der Brennschere neue Locken zu drehen. Hinten standen Ochs und Esel und bestaunten das Wunder. Der Ochs bekam sogar ein Büschel Heu ins Maul gesteckt, aber er fraß es ja nie. Und so ist es mit allen Ochsen, sie schauen nur und schauen und begreifen rein gar nichts.

Weil der Vater selber Zimmermann war, hielt er viel darauf, daß auch sein Patron, der heilige Joseph, nicht nur so herumlehnte, er dachte sich in jedem Jahr ein anderes Geschäft für ihn aus. Joseph mußte Holz hacken oder die Suppe kochen oder mit der Laterne die Hirten einweisen, die von überallher gelaufen kamen und Käse mitbrachten oder Brot oder was sonst arme Leute zu schenken haben.

Es hauste freilich ein recht ungleiches Volk in unserer Krippe, ein Jäger, der zwei Wilddiebe am Strick hinter sich herzog, aber auch etliche Zinnsoldaten und der Fürst Bismarck und überhaupt alle Bestraften aus der Spielzeugkiste.

Ganz zuletzt kam der Augenblick, auf den ich schon tagelang lauerte. Der Vater klemmte plötzlich meine Schwester zwischen die Knie, und ich durfte ihr das längste Haar aus dem Zopf ziehen, ein ganzes Büschel mitunter, damit man genügend Auswahl hatte, wenn dann ein golden gefiederter Engel darangeknüpft und über der Krippe aufgehängt wurde, damit er sich unmerklich drehte und wachsam umherblickte.

Das Gloria sangen wir selber dazu. Es klang vielleicht ein bißchen grob in unserer breiten Mundart, aber Gott schaut seinen Kindern ja ins Herz und nicht in den Kopf oder aufs Maul. Und es ist auch gar nicht so, daß er etwa nur Latein verstünde.

Mitunter stimmten wir auch noch das Lieblingslied der Mutter an, das vom Tannenbaum. Sie beklagte es ja oft, daß wir so gar keine musikalische Familie waren. Nur sie selber konnte gut singen, hinreißend schön für meine Begriffe, sie war ja auch in ihrer Jugend Kellnerin gewesen. Wir freilich kamen nie über eine Strophe hinaus. Schon bei den ersten Tönen fing die Schwester aus übergroßer Ergriffenheit zu schluchzen an. Der Vater hielt ein paar Takte länger aus, bis er endlich merkte, daß seine Weise in ein ganz anderes Lied gehörte, etwa in das von dem Kanonier auf der Wacht. Ich selber aber konnte in meinem verbohrten Grübeln, wieso denn ein Tannenbaum zur Winterzeit grüne Blätter hatte, die zweite Stimme nicht halten. Daraufhin brachte die Mutter auch mich mit einem Kopfstück zum Schweigen und sang das Lied als Solo zu Ende, wie sie es gleich hätte tun sollen. Advent, sagt man, sei die stillste Zeit im Jahr. Aber in meinem Bubenalter war es keineswegs die stillste Zeit. In diesen Wochen lief die Mutter mit hochroten Wangen herum, wie mit Sprengpulver geladen, und die Luft in der Küche war sozusagen geschwängert mit Ohrfeigen. Dabei roch die Mutter so unbeschreiblich gut, überhaupt ist ja der Advent die Zeit der köstlichen Gerüche. Es duftet nach Wachslichtern, nach angesengtem Reisig, nach Weihrauch und Bratäpfeln. Ich sage ja nichts gegen Lavendel und Rosenwasser, aber Vanille riecht doch eigentlich viel besser, oder Zimt und Mandeln.

Mich ereilten dann die qualvollen Stunden des Teigrührens. Vier Vaterunser das Fett, drei die Eier, ein ganzer Rosenkranz für Zucker und Mehl. Die Mutter hatte die Gewohnheit, alles Zeitliche in ihrer Kochkunst nach Vaterunsern zu bemessen, aber die mußten laut und sorgfältig gebetet werden, damit ich keine Gelegenheit fände, den Finger in den köstlichen Teig zu tauchen. Wenn ich nur erst den Bubenstrümpfen entwachsen wäre, schwor ich mir damals, dann wollte ich eine ganze Schüssel voll Kuchenteig aufessen, und die Köchin sollte beim geheizten Ofen stehen und mir dabei zuschauen müssen! Aber leider, das ist einer von den Knabenträumen geblieben, die sich nie erfüllt haben.

Am Abend nach dem Essen wurde der Schmuck für den Christbaum erzeugt. Auch das war ein unheilschwangeres Geschäft. Damals konnte man noch ein Buch echten Blattgoldes für ein paar Kreuzer beim Krämer kaufen. Aber nun galt es, Nüsse in Leimwasser zu tauchen und ein hauchdünnes Goldhäutchen herumzublasen. Das Schwierige bei der Sache war, daß man vorher nirgendwo Luft von sich geben durfte. Wir saßen alle in der Runde und liefen braunrot an vor Atemnot, und dann geschah es eben doch, daß jemand plötzlich niesen mußte. Im gleichen Augenblick segelte eine Wolke von glänzenden Schmetterlingen durch die Stube. Einerlei, wer den Zauber verschuldet hatte, das Kopfstück bekam jedenfalls ich, obwohl es nur bewirkte, daß sich der goldene Unsegen von neuem in die Lüfte hob. Ich wurde dann in die Schlafkammer verbannt und mußte Silberpapier um Lebkuchen wickeln, um ungezählte Lebkuchen.

Kurz vor dem Fest, sinnigerweise am Tag des ungläubigen Thomas, mußte der Wunschzettel für das Christkind geschrieben werden, ohne Kleckse und Fehler, versteht sich, und mit Farben sauber ausgemalt. Zuoberst verzeichnete ich anstandshalber, was ja ohnehin von selber eintraf, die Pudelhaube oder jene Art von Wollstrümpfen, die so entsetzlich bissen, als ob sie mit Ameisen gefüllt wären. Darunter aber schrieb ich Jahr für Jahr mit hoffnungsloser Geduld den kühnsten meiner Träume, den Anker-Steinbaukasten, ein Wunderwerk nach allem, was ich davon gehört hatte. Ich glaube ja heute noch, daß sogar die Architekten der Jahrhundertwende ihre Eingebungen von dorther bezogen haben.

Aber ich selber bekam ihn ja nie, wahrscheinlich wegen der ungemein sorgfältigen Buchhaltung im Himmel, die alles genau verzeichnete, gestohlene Zuckerstücke und zerbrochene Fensterscheiben und ähnliche Missetaten, die sich durch ein paar Tage auffälliger Frömmigkeit vor Weihnachten auch nicht mehr abgelten ließen.

Wenn mein Wunschzettel endlich fertig vor dem Fenster lag, mußte ich aus brüderlicher Liebe auch noch den für meine Schwester schreiben. Ungemein zungenfertig plapperte sie von einer Schlafpuppe, einem Kramladen, lauter albernes Zeug. Da und dort schrieb ich wohl ein heimliches "Muß nicht sein" dazu, aber vergeblich. Am Heiligen Abend konnte sie doch eine Menge von Früchten ihrer Unverschämtheit ernten.

Der Vater, als Haupt und Ernährer unserer Familie, brauchte natürlich keinen Wunschzettel zu liefern. Für ihn dachte sich die Mutter in jedem Jahr etwas Besonderes aus. Ich erinnere mich noch an ein Sitzkissen, das sie ihm einmal bescherte, ein Wunderwerk aus bemaltem Samt, mit einer Goldschnur eingefaßt. Er bestaunte es auch sehr und lobte es überschwenglich, aber eine Weile später schob er es doch heimlich wieder zur Seite. Offenbar wagte es nicht einmal er, auf einem röhrenden Hirschen zu sitzen, mitten im Hochgebirge.

Für uns Kinder war es hergebracht, daß wir nichts schenken durften, was wir nicht selber gemacht hatten. Meine Schwester konnte sich leicht helfen, sie war ja immerhin ein Frauenzimmer und verstand sich auf die Strickerei oder sonst eine von diesen hexenhaften Weiberkünsten, die mir zeitlebens unheimlich gewesen sind. Einmal nun dachte auch ich etwas Besonderes zu tun. Ich wollte den Nähsessel der Mutter mit Kufen versehen und einen Schaukelstuhl daraus machen, damit sie ein wenig Kurzweil hätte, wenn sie am Fenster sitzen und meine Hosen flicken mußte. Heimlich sägte ich also und hobelte in der Holzhütte, und es geriet mir auch alles vortrefflich. Auch der Vater lobte die Arbeit und meinte, es sei eine großartige Sache, wenn es uns nur auch gelänge, die Mutter in diesen Stuhl hineinzulocken.

Aber aufgeräumt, wie sie am Heiligen Abend war, tat sie mir wirklich den Gefallen. Ich wiegte sie, sanft zuerst und allmählich ein bißchen schneller, und es gefiel ihr ausnehmend wohl. Niemand merkte jedenfalls, daß die Mutter immer stiller und blasser wurde, bis sie plötzlich ihre Schürze an den Mund preßte - es war durchaus kein Gelächter, was sie damit ersticken mußte. Lieber, sagte sie hinterher, weit lieber wollte sie auf einem wilden Kamel durch die Wüste Sahara reiten, als noch einmal in diesem Stuhl sitzen! Und tatsächlich, noch auf dem Weg zur Mette hatte sie einen glasigen Blick, etwas seltsam Wiegendes in ihrem Schritt.





Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.


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Re: Weihnachtsgeschichten

Wie der kranke Vogel geheilt wurde

Anfangs kam nur geringes Volk aus der Stadt heraus zum Stall, sogar

etliches Gesindel darunter, wie es sich immer einfindet, wenn viele Menschen zusammenlaufen, , aber vor allem auch Arme und Kranke, die Blinden und die Aussätzigen. Sie knieten vor dem Knaben und verneigten sich und baten inbrünstig, dass er sie heilen möchte. Vielen wurde wirklich geholfen, nicht durch Wundermacht, wie sie ihn ihrer Einfalt meinten, sondern durch die Kraft ihres Glaubens.

 

Lange Zeit stand auch ein kleines Mädchen unter dem Leutehaufen vor der Tür und konnte sich nicht durchzwängen. Die Mutter Maria rief es endlich an. "Komm herein!" sagte sie. "Was hast du da in deiner Schürze?" Das Mädchen nahm die Zipfel auseinander und da hockte nun ein Vogel in dem Tuch, verschreckt und zerzaust, ein ganz kleiner Vogel.

 

"Schau ihn an", sagte das Mädchen zum Christkind, "ich habe ihn den Buben weggenommen und dann wollte ihn auch noch die Katze fressen. Kannst du ihn nicht wieder gesund machen? Wenn ich dir meine Puppe dafür gebe?"

 

Ach, die Puppe! Es war ja trotzdem eine arg schwierige Sache. Auch der heilige Josef kratzte sich den kahlen Schädel, sonst ein umsichtiger Mann und die Bresthaften in ihrem Elend standen rund herum und alle starrten auf den halbtoten Vogel in der Schürze. Hatte etwa auch er eine gläubige Seele?

 

Das wohl kaum. Aber seht das Himmelkind wusste selber noch nicht so genau Bescheid und deshalb blickte es einmal schnell nach oben, wo die kleinen Engel im Gebälk saßen. Die flogen auch gleich herab, um zu helfen, Vögel waren ja ihre liebsten Gefährten unter dem Himmel. Nun glätteten sie dem Kranken das Gefieder und säuberten ihn, sie renkten den einen Flügel sorgsam ein und stellten ihm auch noch den Schwanz wieder auf, denn was ist ein Vögel ohne Schwanz, ein jämmerliches Ding!

 

Von all dem merkten die Leute natürlich nichts, sie sahen nur, wie sich die Federn des Vogels allmählich legten, wie er den Schnabel aufriss und ein bisschen zu zwitschern versuchte. Und plötzlich hob er auch schon die Flügel, mit einem seligen Schrei schwang er sich über die Köpfe weg ins Blaue.

 

Da staunte die Menge und lobte Gott um dieses Wunders willen. Nur das kleine Mädchen stand noch immer da und hielt die Zipfel seiner Schürze offen. Es war aber nichts mehr darin außer einem golden glänzenden Federchen. Und das musste einer von den Engeln im Eifer verloren haben.

von Karl Heinrich Waggerl




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Re: Weihnachtsgeschichten

Weihnachten in der Speisekammer

Weihnachtsmärchen von Paula Dehmel ( 1862 bis 1918 )

        

         Unter der Türschwelle war ein kleines Loch. Dahinter saß die Maus Kiek und wartete.

Sie wartete bis der Hausherr die Stiefel aus- und die Uhr aufgezogen hatte; sie wartete, bis die Mutter ihr Schlüsselkörbchen auf den Nachttisch gestellt und die schlafenden Kinder noch einmal zugedeckt hatte; sie wartete auch noch, als alles dunkel war und tiefe Stille im Hause herrschte. Dann ging sie.

Bald wurde es in der Speisekammer lebendig. Kiek hatte die ganz Mäusefamilie benachrichtigt. Da kam Miek die Mäusemutter mit den fünf Kleinen, und Onkel Grisegrau und Tante Fellchen stellten sich auch ein.

"Frauchen, hier ist etwas Weiches, Süßes," sagte Kiek leise vom obersten Brett herunter zu Miek, "das ist etwas für die Kinder," und er teilte von den Mohnpielen aus. "Komm hierher Grisegrau," piepste Fellchen, und guckte hinter der Mehltonne vor, "hier gibt's Gänsebraten, vorzüglich, sag ich dir, die reine Hafermast; wie Nuss knuspert sich's." Grisegrau aber saß in der neuen Kiste in der Ecke, knabberte am Pfefferkuchen und ließ sich nicht stören. Die Mäusekinder balgten sich im Sandkasten und kriegten Mohnpielen. "Papa," sagte das größte, "meine Zähne sind schon scharf genug, ich möchte lieber knabbern, knabbern hört sich so hübsch an." "Ja, ja, wir wollen auch lieber knabbern," sagte alle Mäusekinder, "Mohnpielen sind uns zu matschig," und bald hörte man sie am Gänsebraten und am Pfefferkuchen. "Verderbt euch nicht den Magen," rief Fellchen, die Angst hatte, selber nicht genug zu kriegen, "an einem verdorbenen Magen kann man sterben." Die kleinen Mäuse sahen ihre Tante erschrocken an; sterben wollte sie ganz und gar nicht, das musste schrecklich sein. Vater Kiek beruhigte sie und erzählte ihnen von Gottlieb und Lenchen, die drinnen in ihren Betten lägen und ein hölzernes Pferdchen und eine Puppe im Arm hätten; und dass in der großen Stube ein mächtiger Baum stände mit Lichtern und buntem Flimmerstaat, und das es in der ganzen Wohnung herrlich nach frischem Kuchen röche, der aber im Glasschrank stände, und an den man nicht heran könnte. "Ach," sagte Fellchen, "erzähle nicht so viel, lass die Kinder lieber essen." Die aber lachten die Tante mit dem dicken Bauch aus und wollte noch viel mehr wissen, mehr als der gute Kiek selbst wusste. Zuletzt bestanden sie darauf, auch einen Weihnachtsbaum zu haben, und die zärtlichen Mäuseeltern liefen wirklich in die Küche und zerrten einen Ast herbei, der von dem großen Tannenbaum abgeschnitten war. Das gab einen Hauptspaß. die Mäusekinder quiekten vor entzücken und fingen an, an dem grünen Tannenholz zu knabbern; das schmeckte aber abscheulich nach Terpentin, und sie ließen es sein und kletterten lieber in dem Ast umher. Schließlich machten sie die ganze Speisekammer zu ihrem Sielplatz. Sie huschten hierhin und dorthin, machten Männchen, lugten neugierig über die Bretter in alle Winkel hinein, und spielten Versteck hinter den Gemüsebüchsen und Einmachtöpfen; was sollten sie auch mit dem dummen Weihnachtsbaum, an dem es nichts zu essen gab! Als aber das kleinste ins Pflaumenmus gefallen war und von Mama Miek und Onkel Grisegrau abgeleckt werden musste, wurde ihnen das Umhertollen untersagt, und sie mussten wieder artig am Pfefferkuchen knabbern.

Am andern Morgen fand die alte Köchin kopfschüttelnd den Tannen Ast in der Speisekammer und viele Krümel und noch etwas, was nicht gerade in die Speisekammer gehört, ihr werdet euch schon denken können was! Als Gottlieb und Lenchen in die Küche kamen, um der alten Marie guten Morgen zu wünschen, zeigte sie ihnen die Bescherung und meinte: "Die haben auch tüchtig Weihnachten gefeiert." die Kinder aber tuschelten und lachten und holten einen Blumentopf. Sie pflanzten den Ast hinein und bekränzten ihn mit Zuckerwerk, aufgeknackten Nüssen, Honigkuchen und Speckstückchen. die alte Marie brummte; da aber die Mutter lachend zuguckte, musste sie schon klein beigeben. Sie stellte alles andere sicher und ließ den kleinen Naschtieren nur ihren Weihnachtsbaum.

die Kinder aber jubelten, als sie am zweiten Feiertage den Mäusebaum geplündert vorfanden und hätten gar zu gern auch ein Dankeschön von dem kleinen Volke gehört. "Den guten Speck vergesse ich mein Lebtag nicht," sagte Fellchen, und Grisegrau biss eine mitgebrachte Haselnuss entzwei; Kiek und Miek aber waren besorgt um ihre Kleinen, die hatten zuviel Pfefferkuchen gegessen, und ihr wisst, liebe Kinder, das tut nicht gut!

 





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Re: Weihnachtsgeschichten

Es geschehen noch immer Wunder in Christkindl!
Veronika Handlgruber-Rothmayer

Eine Legende aus unseren Tagen
Es schneite in dichten, großen Flocken, als Miguel Alvarez den Zug verließ. Er war müde von der langen Fahrt, doch er freute sich über den Schnee, das glitzernde, kühle, ihm ungewohnte Weiß, mit dem sich die Stadt zu seinem Empfang schmückte.
Nach einer mehrtägigen Bahnreise, die ihn von seiner spanischen Heimat über Frankreich und die Schweiz nach Österreich geführt hatte, war sein Ziel erreicht: Steyr, die schöne mittelalterliche Stadt in Oberösterreich.
Die Dächer und Giebel ringsum sahen aus wie mit Zucker bestreut. Welch ein seltsames Bild für die Augen des Fremden, der, obzwar er schon weit gereist war, noch nie einen nördlichen Winter erlebt hatte.
Als Alvarez ins Hotel kam, war sein Bedürfnis, zunächst zu ruhen, verflogen. Von seinem Fenster aus betrachtete er entzückt das Bild der verschneiten Stadt am malerischen Zusammenfluß von Enns und Steyr, und er beschloß, sich sogleich etwas umzusehen. Es war zeitlich am Nachmittag, doch die Dämmerung begann sich schon sanft auf die Häuser niederzusenken; es galt, keine Zeit zu verlieren, denn er hatte sich einiges vorgenommen:
Einer der nächsten Tage war dem Besuch von Christkindl vorbehalten, jenem kleinen Ort mit dem seltsamen Namen, den kein anderer auf der ganzen Welt führt.
Der erste Rundgang durch die Stadt, deren ältester Teil sich romantisch an den Flußufern erhebt, überragt vom stolzen Schloß in der Mitte, überzeugte den weltgereisten Kunstkenner von der reizvollen Schönheit dieser alten Siedlung, in der noch der Atem vergangener Jahrhunderte zu wehen schien.
In der Dämmerung wanderte er durch schmale, winkelige Gassen, verweilte in verträumten Arkadenhöfen, genoß von der Höhe des „Tabors“ aus den märchenhaften Rundblick auf das Lichtermeer zu seinen Füßen. Begeistert stand er schließlich vor dem mächtigen Weihnachtsbaum auf dem wunderschönen Stadtplatz, der mit seinen zahllosen Lichtern die Fassaden der ehrwürdigen Bürgerhäuser in sanftes Licht tauchte.
Feierliches Glockengeläute weckte den Fremden am nächsten Morgen. Er hatte tief und gut geschlafen und genoß abermals den Blick auf die winterliche Stadt mit ihren vielen Giebeln, Dächern und Türmen.
Am Vormittag galt sein Interesse dem Museum, während er am Nachmittag dem Steyrer „Kripperl“ einen Besuch abstatten wollte. Wie hatte doch der Portier gestern abends zu ihm gesagt? Dieses Kleinod der Stadt, das vielleicht älteste mechanische Krippenspiel im mitteleuropäischen Raum, dürfe er sich als Fremder um keinen Preis entgehen lassen, umsoweniger, als es nur in den Wochen um Weihnachten Vorstellungen gebe.
Alvarez brauchte seinen Entschluß nicht zu bereuen. Das Spiel der drolligen Holzpuppen, ihre urwüchsigen Szenen aus dem Handwerkerleben und dem Ablauf des Kirchenjahres vor den zauberhaften Kulissen der Altstadt fesselten ihn, den Südländer, nicht minder als all die Buben und Mädel ringsum, die mit großen Augen und offenen Mündern dem Geschehen auf der kleinen Bühne folgten. Sein Herz wurde warm beim Anblick der glänzenden Kinderaugen, die so viel von der bevorstehenden Festesfreude verrieten. Wie schön war die Sitte in diesem Land, der Geburt des Herrn im Familienkreis unter dem kerzengeschmückten Christbaum zu gedenken, wie erhebend der Brauch, das Fest der Liebe durch gegenseitiges Beschenken zu erhöhen! An diesem Abend konnte Alvarez lange nicht einschlafen, so sehr stand er noch immer im Banne der Eindrücke, die ihm der Tag vermittelt hatte. Er nahm noch einmal den Führer zur Hand und blätterte darin, bis er zu jener Stelle kam, an der von dem alten Geschichtsschreiber Pritz über den Gnadenort Christkind! erzählt wird:

»Der Ursprung dieser schönen Wallfahrtskirche ist fast so romantisch, wie die Lage derselben. Ferdinand Serdel, Thürmermeister und Chorregent zu Steyer, der beyläufig 1691 von Melk hierher berufen worden war, hatte öfters in seiner Jugend und auch noch später Anfälle der hinfallenden Sucht. Um diese zu verlieren, verehrte er vorzüglich das Jesukind schon zu Melk; als er nach Steyer gekommen war, setzte er diese Verehrung fort und hing zuerst in der einsamen Gegend, wo nun die Kirche steht und damals ein Wald war, ein Bild der Heiligen Familie zur täglichen Andacht auf. Vorher 1684 hatte sich bey den Nonnen zu Steyer ein wunderbares Ereignis zugetragen. Maria Elisabetha Parangin, Chorschwester, war neun Jahre und sechs Wochen an beyden Füßen lahm gewesen, mußte immer von zwey andern in einem dazu bereiteten Sessel von einem Ort zum andern getragen werden, und alle Mittel waren fruchtlos angewendet worden. Diese hatte nun am 1. Jänner 1684 ein Christkindlein, aus Wachs gemacht, zum Geschenke erhalten. Am 23. May 1684, am Pfingstdienstag, verehrt sie vorzüglich dieses Kindlein und bath es um Hülfe bey ihrem traurigen Zustande; plötzlich fühlte sie sich ungemein gestärkt, konnte zur höchsten Verwunderung Aller gehen und blieb auch immer in diesem guten Zustande. Der kranke Thürmermeister bath nun 1695 um ein getreues Modell dieses Kindes und erhielt nach vielen Bitten ein wächsernes Kindlein, das in der rechten Hand ein Kreuz und in der linken einen Dornenkranz hielt. Er stellte dasselbe nahe bey seinem Bilde in jener Gegend in die Höhlung einer Tanne von mittlerer Größe hinein und besuchte es um so häufiger, je mehr er eine heilsame Kraft fühlte, die seine sonst unheilbare Krankheit überwand. Er wallfahrtete täglich dahin, hielt es aber sehr verborgen, und keiner seiner Hausgenossen wußte darum. Da aber Viele in dieser Gegend spazieren gingen, sahen sie ihn, fanden endlich auch das kleine Kind im Baume und verehrten dasselbe; der Zulauf ward immer stärker, und mancher fand Hülfe. Geschenke wurden gemacht und Opfersachen nach damahliger Sitte aufgehangen, die wohl bald hingereicht hätten, hier eine Kapelle zu erbauen, jedoch die Kriegsunruhen und die Untersuchungen über die vorgegebenen Heilungen, von denen sich viele bestätigten, verzögerten den Bau der Kirche, bis endlich Abt Anseim von Garsten, der von 1683 bis 1715 regierte, am
31. May 1708 feyerlich den Grundstein zu derselben legte, wie es eine Inschrifl auf dem Steine unter der Kanzel anzeigt. Der kleine, aber schöne Tempel, wurde von zwey berühmten Baumeistern, Prandtauer und Kanone, in geschmackvollem Style, nach dem Muster der Maria Rotunda in Rom erbaut. Der Hochaltar ist an und über dem Baume errichtet, in dem das Kindlein sich befand, und oberhalb des kugelförmigen, vergoldeten Tabernakels, ist noch immer von vielen Strahlen und Engeln umgeben, das kleine Kind zu sehen.“

Diese ergreifende Legende fesselte den Spanier dermaßen, daß er sich am Morgen des nächsten Tages schon zeitlich auf den Weg zu dem Gnadenort machte. Mit der Steyrtalbahn fuhr er nach Unterhimmel und wanderte den verschneiten, schmalen Pfad zur Wallfahrtskirche empor, deren Zwillingstürme alsbald zwischen Bäumen und Strauchwerk sichtbar wurden.
Andachtsvoll betrat der Fremde das Gotteshaus, kniete nieder vor dem wächsernen Christkindl im goldenen Strahlenkranz und betete lange und innig. Eingehend betrachtete er die herrlichen Bildwerke und Gemälde an dem Hauptaltar und den beiden Seitenaltären, bewunderte das Fresko in der Mittelkuppel und stattete schließlich auch dem Gnadenbrunnen im Untergeschoß des anschließenden Pfarrhofes einen Besuch ab. Dann galt es, das Sonderpostamt aufzusuchen, das seit etlichen Jahren zur Weihnachtszeit im Ort eingerichtet wird und rasch in der ganzen Welt bekannt wurde.
Die Stätte, zu der um diese Jahreszeit zahllose Markensammler aus allen Ländern pilgerten, war zu Alvarez‘ Verwunderung im Nebenraum eines Gasthauses untergebracht. Viele Menschen standen vor den Schaltern, man hörte fremde Sprachen, er war nicht der einzige ausländische Besucher. Von einem Herrn, der vor ihm eingetreten war, erfuhr Alvarez, daß sich die Zahl der hier beschäftigten Postbeamten von ursprünglich zwei bereits auf zwanzig erhöht habe. Der große Andrang an den Schaltern, vor allem aber die Flut der Weihnachtssendungen, die von Jahr zu Jahr ansteige, hätten dies nötig gemacht.
„Sie sind Spanier?“ fragte der Beamte höflich, nachdem er Alvarez‘ Poststücke an Bekannte in aller Welt mit dem begehrten Sonderpoststempel versehen hatte.
„Ja, ich bin aus Barcelona“, erwiderte der Fremde.
„Sie sprechen sehr gut deutsch. Darf ich Sie um eine Gefälligkeit bitten?“
»Wenn ich sie kann erfüllen, mit Vergnügen“, antwortete Alvarez.
»Es geht um folgendes“, begann der Mann hinter dem Schalter. „Wir bekommen hier um die Weihnachtszeit unzählige Wunschbriefe aus aller Herren Länder. Briefe von Erwachsenen, aber vor allem von Kindern aus Österreich und auch aus dem Ausland. Jedes Jahr werden es mehr. Meist sind es Briefe mit Bitten von armen, unglücklichen Buben und Mädeln, die an das Christkind glauben und sich von ihm die Erfüllung all ihrer Wünsche, all ihrer Sehnsüchte erwarten.
Unter zahllosen Poststücken war heute ein Brief aus ihrer Heimat Spanien. Von einem kleinen Mädchen, Manuela mit Namen, wohnhaft in der Nähe Barcelonas. Soviel haben wir herausgefunden. Aber der übrige Text bereitet uns Schwierigkeiten. Würden sie so freundlich sein und uns den Brief übersetzen?“
Alvarez nahm das Schreiben seiner kleinen Landsmännin in die Hand und las es. Er konnte nicht verbergen, daß sein Inhalt, von rührend ungelenker Kinderhand geschrieben, ihn zutiefst bewegte, ja erschütterte.
„Nun, was schreibt die Kleine?“ erkundigte sich der Beamte zögernd.
„Ich fürchte, sie werden nicht können erfüllen ihre Bitte“, erwiderte der Spanier nachdenklich. „Es ist ein sehr trauriger Brief. Hören sie selbst! Ich will versuchen übersetzen:
Liebes Jesus-Kind‘ — Hier sie wohl sagen Christkind.
— Also:
Liebes Christkind!
Ich schreibe diesen Brief an Dich heimlich. Ich muß es tun, denn ich bin sehr unglücklich. Ich bin neun Jahre alt und gelähmt, seit ich bin fünf Jahre. Es war eine böse Krankheit, die mich gemacht hat so. Eine Nachbarin hat gesagt, mit Geld ich kann wieder werden gesund. Aber wir haben nicht Geld. Mein Vater ist tot, vor einem Jahr, und meine Mutter geht waschen für andere Leute, damit wir Kinder haben zu essen. Ich habe sechs Geschwister, alle jünger als ich, nur mein Bruder Fernando ist älter. Ob Du uns kannst helfen, liebes Jesus-Kind? Vielleicht Du erbarmst Dich für mich, ich will beten alle Tage dafür innig.
Deine traurige Manuela F.
P.S. Weil ich bin so krank, ich kann nicht gehen zu der Schule. Aber mein Bruder Fernando mir zeigt zu lesen und zu schreiben.«
Nachdem Alvarez geendet hatte, schwiegen die beiden Männer eine Weile, wohl der Schwere des Inhaltes nachsinnend, die dieses Schreiben mit grausamer Offenheit verriet.
„Wie sollen wir diesen Brief beantworten?« meinte der Beamte ratlos. „Glauben sie mir, manchmal stellen uns die Bitten von Kindern, in kindlichem Glauben an das Christkind gerichtet, vor unlösbare Probleme, weil sie doch nur uns erreichen.“
„Wollen Sie mir geben den Brief der kleinen Manuela?« fragte Alvarez ruhig. „Bitte wundern Sie sich nicht, ich werde Ihnen erklären alles. Ich bin Spanier, wie Sie schon wissen, und ich wohne in Barcelona. Ich bin reich, aber Geld mich macht nicht glücklich. Früher, ich hatte eine kleine Tochter, aber sie starb mit sechs Jahren durch eine böse Krankheit. Vor ein paar Jahren, auch meine Frau mich hat verlassen für immer. Seither ich reise viel, um zu vergessen. . . Bitte, geben Sie mir den Brief. Vielleicht ich kann helfen dem armen Mädchen. . .“
Erstaunt und ein wenig erleichtert blickten die Postbeamten dem Fremden, der den Brief an sich genommen hatte, nach.
»Ein Wunder“, dachten die Männer ergriffen. »Es geschehen noch immer Wunder bei uns in Christkindl . ..“
Es schneite wieder in dichten, großen Flocken, als Miguel Alvarez zur Heimfahrt den Zug bestieg. Er war müde, denn er hatte die letzte Nacht kaum geschlafen. Den Plan, über Deutschland, die Niederlande und Belgien in seine Heimat zurückzureisen, hatte er geändert. Er wollte, er mußte so schnell wie möglich nach Spanien zurückkehren; es blieben nur mehr wenige Tage bis zum Weihnachtsfest .
Wie im Traum zogen die letzten Tage an ihm vorüber:
Das winterliche Steyr in seinem vorweihnachtlkhen Zauber . .‚ das Krippenspiel mit seinen köstlichen Szenen . . .‚ die verschneite Wallfahrtskirche Christkindl .
der Brief schließlich, der vielleicht zweier Menschen Schicksal besiegelte . . . Liebe, kleine, arme Manuela . .
Der Blick des Fremden umfing noch einmal das Bild der Stadt, das sich ihm hinter einem Schleier fröhlich wirbelnder Flocken darbot. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Der Hauch einer innigen Freude streifte jählings sein einsames Herz, die Ahnung von einem Glück, das aus erlösten Kinderaugen blühen würde .







Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.


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Re: Weihnachtsgeschichten

Der Christbaumständer

Beim Aufräumen des Dachbodens - ein paar Wochen vor Weihnachten -entdeckte ein Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer. Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied "O du fröhliche" erkennen. Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch da kam ihm ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in uralter Zeit zu drehen begänne und dazu "O du fröhliche" spielte. Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen.

Es gelang ihm, mit dem antiken Stück ungesehen in seinen Bastelraum zu verschwinden. Gut gereinigt, eine neue Feder, dann müsste der Mechanismus wieder funktionieren, überlegte er. Abends zog er sich jetzt geheimnisvoll in seinen Hobbyraum zurück, verriegelte die Tür und werkelte. Auf neugierige Fragen antwortete er immer nur "Weihnachtsüberraschung". Kurz vor Weihnachten hatte er es geschafft. Wie neu sah der Ständer aus, nachdem er auch noch einen Anstrich erhalten hatte.

Jetzt aber gleich los und einen prächtigen Christbaum besorgen, dachte er. Mindestens zwei Meter sollte der messen. Mit einem wirklich schön gewachsenen Exemplar verschwand Vater dann in seinem Hobbyraum, wo er auch gleich einen Probelauf startete. Es funktionierte alles bestens. Würde Großmutter Augen machen!

Endlich war Heiligabend. "Den Baum schmücke ich alleine", tönte Vater. So aufgeregt war er lange nicht mehr. Echte Kerzen hatte er besorgt, alles sollte stimmen. "Die werden Augen machen", sagte er bei jeder Kugel, die er in den Baum hing. Vater hatte wirklich an alles gedacht. Der Stern von Bethlehem saß oben auf der Spitze, bunte Kugeln, Naschwerk und Wunderkerzen waren untergebracht, Engelhaar und Lametta dekorativ aufgehängt. Die Feier konnte beginnen.

Vater schleppte für Großmutter den großen Ohrensessel herbei. Feierlich wurde sie geholt und zu ihrem Ehrenplatz geleitet. Die Stühle hatte er in einem Halbkreis um den Tannenbaum gruppiert. Die Eltern setzten sich rechts und links von Großmutter, die Kinder nahmen außen Platz. Jetzt kam Vaters großer Auftritt. Bedächtig zündete er Kerze für Kerze an, dann noch die Wunderkerzen. "Und jetzt kommt die große Überraschung", verkündete er, löste die Sperre am Ständer und nahm ganz schnell seinen Platz ein.

Langsam drehte sich der Weihnachtsbaum, hell spielte die Musikwalze "O du fröhliche". War das eine Freude! Die Kinder klatschten vergnügt in die Hände. Oma hatte Tränen der Rührung in den Augen. Immer wieder sagte sie: "Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf." Mutter war stumm vor Staunen.

Eine ganze Weile schaute die Familie beglückt und stumm auf den sich im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten Kugeln klirrten wie Glöckchen. Der Baum fing an, sich wie verrückt zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an, als wollte "O du fröhliche" sich selbst überholen. Mutter rief mit überschnappender Stimme: "So tu doch etwas!" Vater saß wie versteinert, was den Baum nicht davon abhielt, seine Geschwindigkeit zu steigern. Er drehte sich so rasant, dass die Flammen hinter ihren Kerzen herwehten. Großmutter bekreuzigte sich und betete. Dann murmelte sie: "Wenn das Großvater noch erlebt hätte."

Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel dann auf Felix, den Dackel, der dort ein Nickerchen hielt. Der arme Hund flitzte wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer in die Küche, wo man von ihm nur noch die Nase und ein Auge um die Ecke schielen sah. Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum. Vater gab das Kommando "Alles in Deckung!" Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, gefüllter Schokoladenschmuck und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander.

Die Kinder hatten hinter Großmutters Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend. Mutter jammerte in den Teppich hinein: "Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!" Vater war das alles sehr peinlich. Oma saß immer noch auf ihrem Logenplatz, wie erstarrt, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 14-18 in den Ardennen in feindlichem Artilleriefeuer gelegen hatte. Genau so musste es gewesen sein. Als gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, registrierte sie trocken "Kirschwasser" und murmelte: "Wenn Großvater das noch erlebt hätte!" Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord "O du fröhliche", bis mit einem ächzenden Ton der Ständer seinen Geist aufgab.

Durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe, fiel aufs kalte Buffet, die letzten Nadeln von sich gebend. Totenstille! Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd begab sie sich, eine Lamettagirlande wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie: "Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!"

Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: "Wenn ich mir diese Bescherung ansehe, dann ist deine große Überraschung wirklich gelungen." Andreas meinte: "Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?"

Verfasser noch unbekannt

 

 

 

 

 





Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.


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Re: Weihnachtsgeschichten




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"Wenn alle Menschen wüssten, was die einen über die anderen reden, gäbe es keine vier Freunde auf Erden." (Blaise Pascal)

Re: Weihnachtsgeschichten

 

Ein kleines Kätzchen lag eingerollt auf einer Stufe eines alten Hauses. Sein kleiner Bauch hob sich langsam auf und ab.

Es war ein Tag vor Weihnachten. Die vielen Füße mit den dicken Winterschuhen die an dem Kätzchen vorbeilaufen bemerkt es nicht.

Es hatte leicht angefangen zu schneien und ein kalter Wind pfiff um die Häuserecken.

Das grauweiße Kätzchen schlug die Augen auf und steckte die Nase in die feucht Luft. Kalt ist es geworden und es gab heute noch nichts zu fressen. Es streckte sich und beobachtete die vielen Menschen die hektisch und schnell durch die Straßen liefen.

So eine Kälte kannte es nicht, denn es war erst im März geboren worden und bei der Mutter mit all den vielen Geschwistern war es herrlich warm gewesen. Der Geruch der Milch die es regelmäßig zu trinken gab stieg ihm in die Nase und es leckte sich das kleine Maul.

 

Schön war es da gewesen, aber plötzlich waren die Geschwister weg und die Mutter hatte sich nicht mehr um es gekümmert. Das war eine schlimme Zeit gewesen, auf einmal mußte sich das Kätzchen selbst Nahrung suchen und die Geborgenheit der Familie fehlte ihm sehr.

Immer weiter lief es von dem Ort der zerronnenen Behaglichkeit fort und landete an einem Platz wo es viele Häuser und Menschen gab. Dort war es laut und gefährlich, die großen Gegenstände wechselten schnell und das Kätzchen mußte oft einen riesigen Satz machen um einem rollendem Ungeheuer auszuweichen.

 

Es gab zwar viele Mäuse und Reste von Fressen in großem Behältern, aber gemütlich war das nicht.

Auch die Revierprobleme der bereits einheimischen Katzen war immer wieder ein großes Problem. Ständig gab es Auseinandersetzungen und Raufereien bei dem auch mal Blut floß.

Das Leben war schwierig und gefährlich geworden und nur in ihren Träumen konnte das kleine Kätzchen noch Freude empfinden.

Und jetzt war es auch noch kalt geworden. Die Nässe kroch sich unters Fell und einen warmen Schlafplatz zu finden wurde immer schwieriger.

 

Traurig und mit knurrendem Magen schlich das Kätzchen die graue Hausmauer entlang. Die weißen Flocken die jetzt wild umher tanzten legten sich auf sein Fell und färbten es weiß.

Ein großer weißer nasser Ball flog ihm entgegen und zerplatze auf seinem Kopf. Das Kätzchen duckte sich ängstlich und hörte lachende Kinderstimmen an sich vorbeilaufen.

Es schüttelte sich und die kalte Masse fiel zu Boden. Überall brannten schon Lichter und die Dunkelheit breitete sich langsam über die Stadt. Jetzt mußte ein halbwegs warmer Schlafplatz gefunden werden und vielleicht lief ihm ja eine unvorsichtige Maus über dem Weg. Das wäre mal ein Glück. Aber die gewieften Stadtmäuse hatten längst die Taktik der Katzen erkannt und versteckten wohlweislich in ihren tiefen Löchern.

 

Die vielen dunklen und unheimliche Gänge der nassen Straßen machten ihm immer wieder Angst.

Mutlos setzte es sich kurz auf den Randstein und schnaufte tief durch.

Still war es geworden und kein Licht brannte mehr. Es schien, als würden alle Häuser verschwunden und kein Geräusch war zu hören.

 

Plötzlich sah es in einer nahen Querstraße eine helles Licht leuchten.

Das war so hell, daß das Kätzchen die Augen zuzwinkern mußte. Vorsichtig setzte es eine Pfote vor die andere und schlich in die Nähe der ungewohnten Helligkeit. Sein Herz klopfte wild doch eine angeborene Neugier ließ sich nicht verleugnen.

Als es um die Ecke lugte woher das merkwürdige Licht kam glaubte es seinen Augen nicht zu trauen.

Das Licht schien wie ein Kreis und in dem Kreis saß ein dicker Mann mit einem langen, weißem Bart und einem rotem Mantel und neben ihm stand eine Kutsche und daran waren große Tiere eingespannt. Er hatte die Hand an der Stirn und schüttelte ständig den Kopf und murmelte:

 

„Ohje, ohje, ohje, ohje“.

 

 

Um ihm herum lagen lauter Spielsachen kunterbunt durcheinander. Da gab es Puppen, Stofftiere –auch eine rote Stoffkatze war darunter -, Naschwerk und vieles mehr. So viele herrlich Sachen hatte das Kätzchen noch nie gesehen.

Der dicke Mann hielt eine alten Leinensack in die Höhe und sagte zu den komischen Tieren vor seiner Kutsche.

„Ihr wart eindeutig zu schnell. Ihr seid ja in die Kurve gegangen als wäre heute schon Silvester. Jetzt haben wir den Salat. Bis ich den Sack wieder gefüllt habe ist es ja bereits hell und dann können wir sehen wie wir das schaffen.“

 

Die braunen Tiere mit den großen Hörner standen betreten da und steckten die Köpfe zusammen.

Es war ihnen anscheinend sehr peinlich.

 

Das Kätzchen konnte sich gar nicht satt sehen an diesen vielen Herrlichkeiten. Wie schön mußte das sein, mal wieder so richtig ungezwungen zu spielen und etwas so richtig zu zerfetzen, sowie es immer mit den Geschwistern gewesen war. Das Licht strahlte eine wohlige Wärme aus und das Kätzchen hätte sich gerne in mitten der Spielsachen gesetzt und nur geschaut.

 

Aber der fremde Mann war sehr ungehalten und schüttelte weiter pausenlos den Kopf.

 

Vielleicht schleiche ich mich einfach mal heran und verstecke mich unter dem großen Teddybären, dachte es mutig. Der Mann dreht ihm sein dickes Hinterteil zu und war ganz vertieft darin, einer Puppe das lange blonde Haar zu entwirren.

Kätzchen machte eine kleinen Sprung und kroch ganz leise unter den großen braunen Bären. Er hatte eine dickes, weiches Fell und er erzeugte eine wunderbare Wärme. Mit weit geöffneten Augen beobachtete es den großen Mann der –es traute kaum seinen Ohren- ein kleines Liedchen vor sich her sang.

„Morgen Kinder wird’s was geben, morgen werden wir uns freuen. Welch ein Trubel, welche eine Leben, wird in unserem Hause sein. Einmal werden wir noch wach, heißa dann ist Weihnacht“.

 

Die Ohren des kleinen Kätzchens standen ganz hoch. Das war sehr schön was der dicke Mann da sang. Aber was war denn bitte sehr Weihnacht? Was zum Fressen? Oder heißen die Tiere vor der Kutsche Weihnacht?

Es überlegte, ob es dieses Wort schon mal gehört hatte, aber meistens hörte es nur „geh weg“ oder bekam einen Tritt.

Durch die Wärme und den Gesang des alten Mannes begann sich unser Kätzchen sehr wohl zu fühlen. Es entspannte sich und legte die Ohren an. Die Pfoten steckte es unter den Körper.

War das gemütlich, dachte es. Ich bleibe noch ein bißchen und dann verschwinde ich wieder, nahm es sich vor.

Die Augen wurden ihm immer schwerer und eine bleierne Müdigkeit breitet sich in seinem Körper aus. Nein, nein ich döse nur ein wenig, ich habe alles im Griff.

 

Das dachte es sich zumindest denn plötzlich wurde es von einer riesengroßen Hand hochgehoben und in der Sack gesteckt. Voller Angst und zu Tode erschrocken durch den leichten Schlaf machte das kleine Kätzchen einen Purzelbaum und versank immer tiefer in den großen dunklen Käfig. Die Krallen tief in den Teddybären gebohrt verharrte es voller Entsetzen in der Dunkelheit. Immer mehr Gegenstände fielen auf seinem Kopf und wurden mit der großen Hand in den Sack gestopft.

 

Oh nein, was ist nur passiert. Ich bin doch ganz wach gewesen, jammerte das kleine Kätzchen.

Wie komme ich da bloß wieder raus?

Aber das war nicht so einfach, denn der große Sack wurde mit einer Kordel verschnürt und auf einmal flog der Sack samt Inhalt in die Luft und fiel auf einen harten Boden. Gott sein Dank war der Teddybär dick gepolstert, denn sonst hätte sich unser Kätzchen ganz schön weh getan.

Aber damit war noch lange nicht alles zu Ende. Plötzlich gab es einen Ruck und alles war in Bewegung. Immer schneller und schneller wurde es und das Kätzchen hörte die Stimme des Mannes laut rufen.

„Los auf geht’s, keine Müdigkeit vorschützen wir haben Zeit aufzuholen“.

 

 

Es gab ein zischendes Geräusch und irgendwie wurde es dem Kätzchen plötzlich ganz leicht als würde es schweben und durch die Luft fliegen. Aber das kann ja nicht sein, Katzen können nicht fliegen und Menschen doch eigentlich auch nicht. Zumindest hatte es so was noch nie erlebt.

Doch es war so.

 

Der große Sack ruckelte und wackelte und das erste Mal in seinem jungen Leben war unser Kätzchen froh, daß es noch nichts gefressen hatte, denn sonst würde ihm jetzt furchtbar schlecht werden.

Die Krallen fest in den Teddy verkeilt starrte es angstvoll in die Dunkelheit und sein kleines Katzenherz schlug ihm bis zum Halse.

Das war wirklich das sonderbarste, was es bis jetzt erlebt hatte. Nicht mal die Schlägerei mit dem schwarzen Tyrannen der in der Straße mit den vollsten Mülltonnen wohnte konnte es damit aufnehmen.

Immer höher und schneller ging es und das Kätzchen verlor bald jedes Zeitgefühl. Wahrscheinlich werde ich jetzt sterben? Schade, ich hatte doch noch so viel vor.

Traurig schloß es die Augen und krallte sich wieder fester in das weiche Fell des Teddybären.

 

Doch was war das? Plötzlich stand alles still. Es gab ein dumpfes Geräusch und der große Sack wurde hochgehoben. Wieder wurde unser Kätzchen ein wenig geschüttelt, aber nicht mehr so stark wie am Anfang. Es glaubt auch Stimmen zu hören und wärmer war es auch wieder geworden.

 

Kätzchen spitzte die Ohren und hörte was da draußen los war.

 

„Hallo liebe Kinder, wißt ihr denn, wer ich bin“ fragte die dunkle Stimme des großen Mannes.

Kätzchen hatte es gleich wieder erkannt.

 

„Du bist der Nikolaus“ schrien aufgeregte Kinderstimmen durcheinander.

 

Nikolaus, dachte das Kätzchen, schon wieder so ein fremdes Wort. Aber wenigstens wußte es jetzt, wie der große Mann mit Namen hieß.

 

„Das ist richtig, und weil ihr brav gewesen seid, habe ich euch auch etwas mitgebracht.“

 

Der Nikolaus öffnete den Sack und griff mit seiner großen Hand hinein. Er erwischte die blonde Puppe die knapp neben unserem jetzt wieder sehr ängstlichen Kätzchen lag.

 

„Die ist für dich, weil du ganz besonders fleißig in der Schule warst.“ sagte der Nikolaus freundlich.

 

„Vielen Dank, lieber Nikolaus“ bedankte sich eine artige Stimme.

 

„Und was bekomme ich“ rief eine helle Stimme ungeduldig dazwischen.

 

„Sei doch ruhig, du kommst auch noch dran“ Das klang so ähnlich wie die Stimme des Nikolaus, aber doch ein bißchen anders. Wieviele wollten denn da noch Geschenke? dachte das Kätzchen nervös.

 

„Für dich habe ich ganz was Schönes dabei“ lachte der Nikolaus

 

Wieder fuhr die große Hand in den Sack. Oh Schreck sie packte nach dem braunen, dicken Teddybären, an welchem unser Kätzchen so angstvoll klammerte.

Nein, nein, schrie es innerlich, und krallte sich noch mehr in das Fell und plötzlich gab es einen Ruck und Kätzchen war aus dem Sack und landete in zwei kleinen Kinderarmen.

 

Das war vielleicht ein Anblick.

Alle schauten mit großen Augen auf das kleine Kätzchen, welches sich am liebsten in den Teddybären hinein verkrochen hätte.

 

Der Nikolaus, die Eltern und das kleine Mädchen schauten verdutzt auf den kleinen Jungen der sein „Geschenk“ in den Armen hält.

 

„Eine Katze“ rief er freudig, „und ein Bär, gleich zwei Geschenke“.

 

„Da stimmt aber was nicht“ murmelte der Nikolaus stirnrunzelnd, „das stand nicht auf meiner Wunschliste“.

 

Auch die Eltern der Kinder schauten völlig entgeistert, erst auf die Katze und dann auf den Nikolaus.

 

„Ist die süߓ, sagte das kleine Mädchen und streichelte liebevoll das Fell des Kätzchens.

 

„Schau mal sie hat ja Angst“. Die Mutter nahm unser Kätzchen, was noch völlig verängstigt an dem Teddy hing vorsichtig in den Arm und kraulte ihm das Köpfchen.

 

„Tja das ist zwar nicht ganz das was wir bestellt hatten, aber so ein hübsches Tierchen geben wir natürlich nicht mehr her. Dich schickt ja förmlich der Himmel zu uns.“ lachte die freundliche Frau und dann lachten alle.

Noch nie hatte Kätzchen so liebevolle Streicheleinheiten bekommen. Es begann sich zu entspannen und schnurrte ganz leise.

 

Die ganze Familie stand jetzt um den unfreiwilligen Gast und beobachteten das kleine Kätzchen.

Der Nikolaus legte seine große Hand auf sein Köpfchen.

 

„Ich bin mir zwar noch nicht sicher, aber ich kann mir schon denken wo ich dich aufgelesen habe. Hier wird es dir bestimmt gut gehen kleines Kätzchen.“ schmunzelte der Nikolaus

 

Ihr könnt euch sicher denken, wie überrascht unser Kätzchen war als es von allen Seiten gestreichelt und geherzt wurde. Das erste Schüsselchen voller warmer Milch schmeckte wundervoll und die Erinnerungen an die frühere Zeit mit der Mutter und den Geschwistern stiegen wieder in ihm hoch.

 

Und als sich der Nikolaus später verabschiedete und mit lauten Gebimmel von dannen fuhr, stand unser Kätzchen dankbar und glücklich am Fenster und schaute zu wie sich die große Kutsche mit den vielen braunen Tieren in die Luft schwang und langsam am Horizont verschwand.

 

Es hatte wieder leicht angefangen zu schneien und als sich unser Kätzchen vom Fenstersims ins heimelige warme Wohnzimmer mit dem großen geschmückten Baum und den Geschenken und den vielen Menschen die alle so lieb zu ihm waren begab, da dachte es sich, wenn das Weihnachten ist, dann ist es das schönste, was ich je erlebt habe.

von Barbara Pronnet





Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.


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Re: Weihnachtsgeschichten

Vom Geheimnis der Kerze

 

 

Wieder hatte man die erste Kerze am Adventkranz entzündet. "Es ist schon eigenartig", meinte diese in einem tonlosen Gespräch zu ihren drei noch dunklen Schwestern, "jedes Jahr steckt man uns auf und entzündet uns, obwohl man uns eigentlich gar nicht mehr braucht. Gegenüber den 1000-Watt-Lampen im Kirchenraum ist unser schwacher Schein doch bedeutungslos".

 

"Sag das nicht", wandte die zweite Kerze ein; "schließlich würde dem Advent einiges fehlen, wenn es uns nicht gäbe, obwohl es natürlich auch ohne uns hell genug wäre".

 

"Irgendwie haben wir etwas an uns, das alle Glühlampen, Neonröhren und Scheinwerfer miteinander nicht haben", tat sich daraufhin die dritte Kerze selbstbewusst hervor. "Wir sind zwar ein schwaches, aber ein lebendiges und ursprüngliches Licht. Uns gab es viele Jahrtausende, bevor das elektrische Licht erfunden wurde. Wir waren die ersten, die die Macht der Dunkelheit gebrochen haben. Wie viele Dienste haben wir den Menschen schon erwiesen, auch wenn wir uns dabei selber verzehren! Wie oft haben wir nächtens am Krankenbett gewacht, das Schreibpult erleuchtet, Menschen um den gemeinsamen Tisch versammelt, in der Laterne den Weg erhellt und Verirrten das rettende Haus gezeigt! Was haben wir doch für eine wunderbare Geschichte!"

 

"Ja", stimmte ihr die vierte Kerze zu, "wir haben ein urtümliches Geheimnis an uns: das Geheimnis des Lichts, das der Finsternis ihre Undurchdringlichkeit und Bedrohlichkeit nimmt. Und deshalb wird es uns weiterhin geben. Messbare Leistung ist eben nicht alles; als Kerze sind wir auch ein Zeichen. Nicht wenige Menschen löschen in diesen Wochen bewusst einmal ihre grellen Lampen, schauen in unsere stille, ruhige und wärmende Flamme und werden dabei selber ruhig, besinnlich und friedvoll".





Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.


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Re: Weihnachtsgeschichten



Advent im Bayrischen Wald



Autor: Toni Lauerer



 



Eine kleine Weihnachtsgeschichte vom Huber Seppi, einem
10-jährigen Jungen aus dem Unterland Bayerns.



 



Der Adpfend ist de schönste Zeit
im Winta.



De meisten Leit habm im Winta
a Grippe. De is mit Fieber.



Mir hom a oane, owa de is mit Beleichtung
und man schreibst mit ´K´.



Drei Wocha bevor´s
Christkindl kimmt, stellt da Pappa
de Kripp´m im Wohnzimmamei kloane Schwesta und i derma mithelfa.
auf
und



 



Kripp´m san langweile.



Owa de unser ned, wei mia habm
mordstolle Figurn drin. I hob amoi
an Josef und s´Christkindl auf´n
Ofa g´stellt, dass ses sche warm habm
- und des war eahnaz´hoass.
S´Christkindl is schwarz worn und an Josef hats in lauta Trümma zrissn.
Oa Fuaß vo
eahm is bis in Platzldoag g´flogn und des war koa schöna Anblick. MeiMamma hat mi
g´schimpft und g´sogt, das ned amoi de Heiligen vor meiner Bledheit sicha sand. Wenn d´Maria ohne Mo und
ohne Kind herumsteht, schaugstned
guat aus.



Owa i hob Gott seidank vej Figurn in meina
Spuikistn - und da Josef is
jetzt da Donald Duck. Ois Chistkindl
woit i an Asterix nehma,
wai der so kloa is, daß er in den Fuadertrog paßt.



Owa da hot d´Mama g´sogt, ma ko
doch ois Chistkindl koan Asterix hernehma, do is ja no as verbrennte Christkindl bessa.
Es is zwar schwarz, owa
immerhin no a Christkindl.



Hintan Christkindl stehnan zwoa
Oxn, a Esl, a Nilpferd und
a Brontosaurier. Des Nilpferd und den Saurier hob i hig´stellt,
wei da Ox und da Esl warn maz´langweili.



Links neba den Stoi kemman grod de heilign drei König daher. Oa
König is an Papa im letzten Adpfend
beim Putzn owe g´foin und er war total hi. Jetzt
hama nur mehr zwoa heilige
Könige und an heiligen Batman als Ersatz.



Normal homand de heiligen Könige an haufa Zeig für´s Christkindl
dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree - oda so ähnlich ... Vo de unsan hod oana anstatt Goid a Kaugummipapierl dabei, des
glänzt so schö. Da anda hot
a Marlboro in da Hand, wei ma
koan Weihrauch ham. Owa de Marlboro raucht a schö,
wenn masozündt. Da heilige
Batman hat a Pistoin dabei. Des is
zwar koa G´schenk füa a Christkindl, owa damit konn er´s vom Saurier beschütz´n.



Hinta dene drei Heilige san a por rotheitige
Indiana und a kaasiga Engl. Den Englis a Fuaß obbrocha, drum haman auf a Motorradl g´setzt, daß er si leichta
tuat. Mit´n Motorradl kann er fahrn, wenn er grod net fliagt.



Rechts neban Stoi habma a Rotkäppchen hig´stellt.
Si hod a Pizza und drei Weißbier füa
d´Oma dabei. An Woif hama ned, drum lurt unta am Baam
a Bummerl ois Ersatzwoif viara.



Mehr steht in unsara Kripp´m
ned drin, owa des reicht a.
Auf d´Nacht schoit masLiacht ei und dann is unsa Kripp´m
erscht so richte schö. Mia
sitz ma olle do und sing ma
Liarda vom Adpfend. Manche gfoinma, owa de meistn san ma
z´luasat.



 



Mei Opa hot ma amoi a Gedicht vom Adpfend glernt, du des geht so:



Adpfend, Adpfend, da Bärwurz brennt,



erscht dringst oan, dann zwoa, drei, vier,



dann hauts´te mit dem
Hirn an d´Tür.



Obwohl des Gedicht recht sche is,
hot d´Muata gsogt, das i mir´s ned merkadeaf.



 



Bis ma schaut, is da Adpfend voabei und d´Weihnacht a und mit dem Johr geht´sdahi. D´Gschenk
san auspackt und man griagt
vor Ostern nixmehr, höx´tns
an Geburtstag



Owa oans
is gwiß - da Adpfend kimmt olawei
wieda !!!



 



 




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