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Spike - Let it snow!

Spike - Let it snow!

Autor: Cimmeria
E-Mail Adresse:
Titel: Let it snow!
Altersfreigabe: - -
Teil: 1/2
Spoiler: Triangle
Inhalt: Und wieder einmal unser Lieblingsvampir: Spike hat eine allgemein bekannte Hexe sehr verärgert. Jetzt versucht er, die Folgeerscheinungen loszuwerden... - oder mit ihnen zu leben
Hauptcharakter: Spike
Disclaimer: Es ist sicher besser, das mir nichts gehört. Ich würde sonst nur noch viel mehr dumme Dinge damit anstellen
Kommentar: Irgendwo habe ich im Zusammenhang mit Spike die Bemerkung gelesen: „... er [Spike] ist so cool, das es hinter ihm schneit...“ Das Bild hat mich nicht mehr losgelassen, und hier ist die Geschichte dazu *g*


Teil 1

„Hallo Wes, ich bin wieder da.“
Angel stieß gut gelaunt die Eingangstür zum Hotel Hyperion auf.
Sein rechter Fuß trat auf eine glatte Fläche, und bevor er darauf reagieren konnte, lag er der Länge nach auf dem Boden.
Schnell sah er sich um, ob irgendwer seine unfreiwillige Flugeinlage mitbekommen hatte, doch er war nach wie vor alleine.
Er versuchte, aufzustehen, und rutschte gleich wieder weg. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund zog sich eine Schneespur von der Tür quer durch die Halle und war stellenweise vereist.
Mit einem kurzen Fluch kam der Vampir wieder auf die Beine und sah sich die ominöse Schneespur genauer an. Er stippte den Finger in den Schnee und leckte ihn ab.
Es roch wie Schnee und es schmeckte wie Schnee. Angel kam zu dem Schluss, dass es wohl Schnee sein musste. Nur, wie zur Hölle, kam der Schnee in sein Hotel?
Immerhin herrschten draußen ungefähr 25° und das war eindeutig zu warm für Schnee. Mal ganz abgesehen davon, dass es in Südkalifornien selten schneite. Und noch seltener, und das galt für so ziemlich überall, schneite es in geschlossenen Räumen.
Die Schneespur ging bis zu seinem Büro, wie Angel erst jetzt merkte. Ob sie in seinem Büro weiterging, konnte er nicht sehen, da die Tür geschlossen war.

„Spike! Was machst du denn hier? Ist irgendwas passiert in Sunnydale?“
Der andere Vampir sah von einem Buch auf.
„Hi. Ich dachte, ich besuche dich mal und sehe zu, was du so treibst.“
Angel sah jetzt, dass es offenbar auch in seinem Büro geschneit hatte. Die Spur ging jedenfalls dort weiter und endete vor Spike.
„Sag mal, siehst du den Schnee auch? Oder habe ich irgendwas mit den Augen?“
Spike sah sich die Schneespur sorgfältig an, bevor er antwortete. „Stimmt, in deinem Büro hat es geschneit.“
Angel war erleichtert. Zumindest war er nicht verrückt.
Dann fiel ihm auf, dass Spike den Schnee ziemlich gelassen hingenommen hatte, so, als ob er ihn völlig normal fand.
„Findest du es nicht ungewöhnlich, dass es bei 25° schneit? Und noch dazu in einem Gebäude?“
„Hm“, Spike überlegte wieder lange, dann zuckte er die Schultern. „Nö!“
Angel zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Nein? Also ich finde es schon seltsam. Ich glaube, Wes sollte sich das mal ansehen. Vielleicht findet er eine Erklärung. Übrigens, wo steckt er eigentlich?“
„Wes? Ach ja, der musste weg, irgendein Auftrag.“ Spike deutete auf das Telefon auf dem Schreibtisch.
Angel seufzte. „Ist es den zuviel verlagt, mir eine Nachricht zu hinterlassen? Na ja, er wird ja nicht ewig weg sein. Also erzähl mal, was gibt es neues in Sunnydale?“

Zwei Stunden später hatte Spike alles berichtet, was sich in letzter Zeit in Sunnydale zugetragen hatte. Der Schnee war geschmolzen, nur hier und da erinnerte einen kleine Pfütze an ihn. Angel sah auf die Uhr. „Oh Gott, ich habe noch eine Verabredung, die ich fast vergessen habe. Kommst du mit?“
Spike schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier und warte auf Wes. Dann kann ich ihm sagen, das du noch mal wegmusstest.“
Angel lächelte. „Okay. Wenn du willst, such dir ein Zimmer aus, es stehen genug leer. Oder musst du sofort zurück nach Sunnydale?“
„Äh nein. Ich glaube, ich bleibe einige Tage. Ist das in Ordnung?“
Angel nickte, er war schon halb aus der Tür. „Klar, kein Problem, wir sehen uns nachher!“
Er stürmte hinaus. Daher sah er nicht, wie hinter Spike ein leichtes Schneetreiben einsetzte.

Spike wartete, bis er sicher war, das Angel wirklich weg war. Dann drehte er sich erbost um. „Verdammt, was soll das?“, knurrte er.
Niemand antwortete, nur der Schnee rieselte stärker und legte sich auf Spikes Haare und Schultern. Entsetzt drehte er den Kopf hin und her, bevor er aufsprang, was ein kleines Schneetreiben auslöste.
„Dämliche Hexe“, murmelte er und verließ, fast fluchtartig, das Büro. Hinter ihm rieselte der Schnee.
Spike öffnete etliche Zimmertüren.
Einige Zimmer sahen bewohnt aus und er versuchte, mehrere leere Zimmer zwischen sich und diese bewohnten Räume zu bringen. Schließlich musste ja nicht jedem gleich auffallen, welches kleine *Problem* er zurzeit hatte.
Endlich war er sicher, genügend Abstand zwischen sich und die restlichen Bewohner gebracht zu haben.
Erschöpft warf er sich aufs Bett und wartete, das dass Schneetreiben um ihn herum nachließ.

„Hm, und du meinst, der Schnee steht in einem direkten Zusammenhang mit Spikes Anwesenheit?“
Wesley nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. Sie hatten weiß Gott genug anderes zu tun, als sich um einen Vampir zu kümmern, der Schneestürme auslösen konnte.
„Nicht mit seiner Anwesenheit, mit ihm direkt!“, widersprach Angel. Und starrte auf eine kleine Pfütze.
„Na ja, vielleicht ist die Pfütze anders entstanden“, meinte Wesley vorsichtig. „Vampire... haben mitunter keine Manieren.“ Er hatte keine Lust, zu untersuchen, um was für eine Flüssigkeit es sich handelte.
Angle sah ihn erstaunt an, dann grinste er. „Auch wenn ich Spike zutraue, das er auf den Boden pinkelt, nur um mich zu ärgern, ich weiß, das es geschneit hat. Hier, in diesem Büro. Und in Spikes Anwesenheit. Das ist wirklich nur Wasser! Aber vorher war es gefrorenes Wasser, sprich Schnee. Und ich frage mich, warum. Draußen ist es zu heiß für Schnee.“
„Da schneit es ja auch nicht!“, warf Wesley ein.
Angel nickte. „Stimmt! Es schneit nur hier drin. Und auch erst, seit Spike da ist. Ich will wissen, warum!“
„Hm, frag ihn doch“, schlug Wesley vor.
„Das werde ich ganz bestimmt tun!“, versicherte Angel grimmig. „Aber ich will, das du dieses *Wasser* untersuchst! Ob es eventuell magische Eigenschaften hat!“
Wesley verzog etwas das Gesicht. „Wenn du meinst!“ Ihm war anzusehen, dass er sich davon nicht viel versprach.
„Gut, ich rede mal mit Spike!“

Die Tür donnerte gegen die Wand und riss Spike aus dem Schlaf. Unwillig hob er etwas den Kopf, was die Schneeflocken um seinen Kopf tanzen ließ.
„Angel! Was ist los?“, fragte er müde und fiel wieder zurück. Der winzige Schneesturm um ihn herum beruhigte sich wieder.
Angel hatte dem ganzen interessiert und ungläubig zugesehen. Jetzt kam er langsam näher, wobei er besonders auf glatte Stellen am Boden achtete.
Er setzte sich auf den Bettrand.
„Was hast du angestellt?“
„Angestellt? Gar nichts!“, kam postwendend Spikes Erwiderung.
„Okay, wie machst du es?“ Angel zerdrückte eine Schneeflocke zwischen den Fingern.
„Was?“ Spike lag immer noch bewegungslos auf dem Bett.
„Der Schnee!“
„Welcher Schnee?“ Noch immer rührte Spike keinen Finger, er öffnete auch nicht die Augen. Die leichte Schneeschicht, die ihn und das Bett bedeckte, schmolz dahin.
Angel hatte genug.
Er schüttelte Spike wütend und hatte plötzlich den Eindruck, sich in einem Mini-Blizzard zu befinden.
„Hör auf!“ Spike hatte die Augen aufgerissen und sah ihn eindringlich an. „Wenn du so weitermachst, können wir hier ein Iglu errichten!“
Angel ließ den jüngeren Vampir los, der wieder in seine seltsame Starre verfiel. Der Blizzard um sie herum ebbte ab, bis nur noch eine schmelzende Schneedecke an ihn erinnerte.
„Ich höre!“ Angel ließ ihn nicht aus den Augen.
Spike seufzte und öffnete langsam die Augen.
„Ich hasse Schnee!“
„Okay, und weiter?“
„Ich hasse... Hexen!“
„Wir kommen der Sache näher, was?“, stellte Angel lakonisch fest. Er stand auf und schüttelte das Wasser von sich ab, bevor er sich wieder vorsichtig auf den Bettrand setzte.
„Und jetzt will ich die ganze Geschichte hören!“
Spike seufzte wieder... - und erzählte: „Ich bin ein Vampir! Niemand kommt an einen Vampir ran, wir sind einfach die Größten!“
Komm auf den Punkt, Mann!“, knurrte Angel.
„Na ja, Hexen sind so furchtbar empfindlich... und von sich selbst überzeugt... können keine Kritik vertragen...“.
„Hexen? Ich kenne mindestens einen Vampir, auf den dass zutrifft“, brummte Angel.
Spike sah ihn vorwurfsvoll an. „Wie soll ich erzählen, wenn du mich dauernd unterbrichst?“
Angel bedeutete ihm mit einer Handbewegung fortzufahren.
„Also, wie gesagt, Hexen sind furchtbar... empfindlich. Manche noch mehr als andere. Ein falsches Wort, und...“
„Was war das für ein Wort?“
Spike schwieg.
„Was hast du gesagt?“, bohrte Angel nach.
„Ähm, na ja...“ fuhr Spike endlich fort, „es war wirklich nicht... also diese Reaktion ist echt übertrieben...“
Jetzt seufzte Angel. „Was hast du gesagt. Und wer war die Hexe?“
„Ähm, wie gesagt, völlig überzogene Reaktion... ich habe nur gemeint... und das stimmt doch auch... wer keine Ahnung hat, sollte nicht mit Zauberei rumspielen!“
„Trottel!“
„Aber es stimmt doch“, verteidigte sich Spike empört. Er richtete sich im Bett auf und sah Angel an, was zur Folge hatte, das erneut ein Schneetreiben einsetzte.
„Sitzt still! Wer war es?“
„W... Willow.“
„Obertrottel!“
Sag ich doch! Die Frau hat einfach kein Gespür dafür, was angemessen ist.“
„Ich meinte dich mit Obertrottel!“, stellte Angel klar.
„Ach so!“ Spike schmollte.
„Okay, du hast also Willows Fähigkeiten angezweifelt und sie hat dich dafür... verhext?“, fasste Angel zusammen.
„So in etwa! Aber wirklich, sie ist nicht so gut, wie sie glaubt.“
Angel lachte unfreundlich. „Mir scheint, es reicht, was sie kann! Was hast du ihr gesagt?“
„Oh, nichts Aufregendes. Nur... Da war dieser Troll, im Bronze, und... Willow...“
„Die Kurzfassung!“, unterbrach ihn Angel rüde.
„Okay. Reg dich nicht auf, ja?“ Spike kramte nach seinen Zigaretten, was es wieder verstärkt schneien ließ.
„Und sitzt still!“
„Ähm... ja. Also, Willow... und Anya, erwähnte ich Anya schon?“ Angels Augen schossen Blitze und Spike beeilte sich, weiter zu erzählen. „Also, die beiden haben gezaubert und dabei diiesen Troll befreit. Ein riesiger, hässlicher, widerlicher Tro...“
„Spike!“
„...ll, sehr... äh, wütend? Na wie auch immer, er hat das Bronze zerlegt! Ob die Versicherung für so was aufkommt? Schon gut, war nur ´ne Überlegung. Also, wie gesagt, er hat das Bronze... hey, wenn du mich würgst kann ich nicht reden. Und ich hasse Schnee!“
Angel sah ein, dass die Bemerkung über das Reden können nicht ganz falsch war und nahm die Hände von Spikes Kehle. Dafür zog er einen Pflock aus der Tasche, den er nachdenklich betrachtete.
Spike schluckte. „Äh, du wirst doch nichts unüberlegtes tun?“
„Nicht, wenn du endlich zur Sache kommst“, antwortete Angel düster.
„Wie gesagt, nachdem der Troll mit dem Bronze fertig war - und wir mit ihm - habe ich Willow gesagt, sie soll in Zukunft besser aufpassen, was sie zaubert! Und da ist sie sauer geworden.“
„Hm.“ Angel ließ sich die Geschichte durch den Kopf gehen. „Du hast gesagt, sie soll besser aufpassen?“, fragte er. „Oder hast du es etwas anders formuliert?“
Spike betrachtete voller Interesse einen Fleck an der Zimmerdecke.
„Spike!?“
„Na ja, die Formulierung war geringfügig anders.“ Er sah Angel treuherzig an.
„Wie anders? Und lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“
„Also... na ja, ich habe gesagt, sie soll erst nachdenken und dann...“
Angel stöhnte. „Und das ausgerechnet von dir! Kein Wunder, dass sie wütend war.“
„Hexen sind einfach zu empfindlich“, grummelte Spike wieder.
„Sie hat gesagt, ich würde doch sonst so cool tun, und jetzt hätte ich Angst vor einem Troll!“
Er sah Angel empört an. „Ich hatte keine Angst, der Kerl war nur... lästig. Und ich bin cool. Alle Vampire sind cool! Und dann hat sie gesagt, es soll ruhig jeder sehen, wie cool ich bin. Und seitdem schneit es dort, wo ich bin.“
Er krabbelte an den Bettrand und klammerte sich an Angel. „Mach dass es aufhört, bitte! Kann Wesley den Zauber nicht aufheben?“
Angel streichelte ihm über die Haare, auf denen der Schnee schmolz. „Wir werden sehen“, versprach er. „Aber es ist sicher am besten, wenn du hier bleibst. Ich rede mit Wes und komme danach wieder rauf!“
Wesley sah von seinem Mikroskop auf und schüttelte nur den Kopf.
„Du hast nichts gefunden?“
„Das ist wirklich nur... Wasser.“ Er sah Angel fragend an.
„Der Zauber geht von Spike aus. Oder besser gesagt, er liegt auf ihm.“ Angel berichtete von dem Gespräch und Wesley verzog das Gesicht. „Schicken wir ihn zurück nach Sunnyale. Er hat sich den Ärger eingehandelt, warum sollen wir das Problem für ihn lösen?“
Normalerweise hätte ihm Angel zugestimmt, aber irgendwas hinderte ihn diesmal daran. Es war die Erinnerung an Spike, wie der ihn um Hilfe angefleht hatte. So hilflos hatte er sein Childe noch nie erlebt. Und es rührte etwas in ihm.
Ein verloren geglaubtes Gefühl, das Angel erst nach einigem Nachdenken erkannte: Mitleid.
„Wir helfen den Hilflosen“, zitierte er abwesend den Wahlspruch von Angel Investigations. „Egal, ob Mensch oder Dämon“, fügte er hinzu, bevor Wesley etwas sagen konnte.
„Okay, ist deine Entscheidung.“ Wesley fügte sich, auch wenn er immer noch der Meinung war, Spike sollte die Suppe, die er sich mit seiner Bemerkung eingebrockt hatte, auch selber auslöffeln.
„Gut“, Angel lächelte. „“Du versuchst, in deinen Büchern was zu finden. Und ich rufe in Sunnydale an, vielleicht kann ich Willow überzeugen, den Zauber zurück zu nehmen. Wir sind früher ganz gut miteinander ausgekommen!“
„Oder du bist der nächste, der seltsame Naturphänomene auslöst“, murmelte Wesley, machte sich aber auf die Suche, nach einem Zauber, der Willows aufhob.

Angel legte den Telefonhörer langsam und vorsichtig auf. So vorsichtig, als ob er befürchtete, er könnte beißen.
Ganz überzeugt war er nicht, dass das Telefon wieder harmlos war.
Willow hatte sich zuerst schlicht geweigert, mit ihm über Spike zu reden.
Als er dann ungeduldig wurde und unmissverständlich verlangte, dass sie den Zauber aufhob, lachte Willow nur. Ein böses Lachen, das Angel einen kalten Schauer über dem Rücken jagte. Ein Gefühl, das er besser nicht ignoriert hätte, wie ihn nachträglich klar wurde.
„Glaubst du wirklich, mich zu irgendetwas zwingen zu können?“, fragte sie leise.
Angel wollte etwas erwidern, aber seine Kehle war wie zugeschnürt.
„Wovor hast du wohl Angst?“, fragte sie in einem eigenartigen Singsang.
„Vor nichts! Vampire fürchten nichts und niemand“, wollte Angel sagen, aber er konnte es nicht.
„Hm, da sind die Urängste eines Vampirs vor Sonne, Holz und geweihten Dingen“, murmelte Willow. „Ich denke, für den Anfang reicht das!“ Und entsetzt sah Angel zu, wie sich der Telefonhörer in seiner Hand in ein Kreuz verwandelte.
Unfähig, das angebliche Kreuz loszulassen, brannte es sich in seine Handfläche. Entsetzt sah er kleine Rauchwölkchen aufsteigen.
Kurz, bevor der Schmerz unerträglich wurde, lachte Willow wieder. „Ich denke, du hast verstanden. Grüß Wesley von mir.“
Angel starrte den Telefonhörer an, bevor er ihn vorsichtig auflegte. Und obwohl er den Schmerz immer noch spürte, waren in seiner Hand keine Spuren zu sehen.
Verwirrt und bestürzt rieb er sich die Handfläche. Und hoffte, das Wesley mehr erreicht hatte. Aber vorher wollte er noch einmal nach Spike sehen.

Spike lag nach wie vor reglos auf dem Bett. Er reagierte nicht einmal, als die Tür geöffnet wurde.
Was Angel allerdings unangenehm auffiel, war, dass sein Childe von einer dünnen Schneeschicht bedeckt war. Und es rieselte unaufhörlich weiter. Angel fragte sich besorgt, ob er mit seinem Anruf in Sunnydale diese Entwicklung ausgelöst hatte.
„Äh, seit wann schneit es, auch wenn du dich nicht bewegst?“
„Keine Ahnung. Hat irgendwann angefangen, ich bin davon wach geworden!“ Spike versuchte, beim Reden die Lippen so wenig wie möglich zu bewegen, trotzdem konnte er nicht verhindern, dass der Schnee schneller und heftiger fiel.
Plötzlich drehte er den Kopf und sah Angel hilflos an. „Du kannst den Zauber nicht aufheben, stimmt’s? Ich werde hier einschneien. Erfrieren kann ich nicht und auch nicht ersticken! Nur darunter begraben werden.“
„Wir finden eine Lösung“, versprach Angel, aber selbst er glaubte in diesem Moment nicht daran.
Spike verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. „Du hast immer gesagt, eines Tages würde ich zu weit gehen. Sieht so aus, als ob es diesmal der Fall war.“
Er schloss wieder die Augen und faltete die Hände über der Brust. Und der Schnee legte sich als weißes Tuch über ihn.

Angels ganze Haltung drückte seine Hilflosigkeit aus, als er zurück zu Wesley ging. „Wir helfen den Hilflosen“, murmelte er, „aber wer hilft uns?“
Wesley, der ihm erwartungsvoll entgegengesehen hatte, sah wieder auf sein Buch. Dann schlug er es frustriert zu und griff nach dem nächsten.
„Willow ist nicht bereit, den Zauber aufzuheben“, sagte Angel leise und kratzte abwesend seine Handfläche. „Und sie ist inzwischen so mächtig, dass sie uns erhebliche Schwierigkeiten machen kann.“ Er verzichtete auf eine genauere Beschreibung. Wesley würde es früher oder später selber herausfinden, wenn der Zauber weiterhin bestand.
„Ich habe bisher auch nichts gefunden, tut mir leid.“
Wesley blätterte abwesend durch das Buch, welches vor ihm lag. „Aber im allgemeinen ist es so, das nur derjenige, der den Zauber verhängt hat, ihn auch wieder aufheben kann.“
„Das habe ich befürchtet.“ Angel stützte den Kopf in die Hände. Warum kam Spike nur immer zu ihm, wenn er in Schwierigkeiten war? Aber Angel kannte die Antwort natürlich: Jeder Vampir kam zu seinem Sire, wenn er Probleme hatte! Er würde zu Darla gehen und Darla würde den Meister um Hilfe bitten. Jeder Vampir war für sein Childe verantwortlich! Also musste er Spike von dem Zauber befreien.
„Spike ist Drusillas Childe!“
Angel hob erstaunt den Kopf und fragte sich, ob Wesley seine Gedanken gelesen hatte.
„Was?“
Spike. Du bist nicht sein Sire. Warum kommt er zu dir?“
„Weil... weil...“, Angel rang um eine Antwort. Er hatte sich immer als Spikes Sire gefühlt, von Anfang an.
„Dru hat ihn... nur zum Spaß erschaffen, als Spielzeug. Sie war kein guter Sire.“
Wesley wartete schweigend. „Sie hat ihm nichts... beigebracht. Alles, was er weiß.... wissen musste, als Vampir, habe ich ihm beigebracht. Er... ist mein Childe!“
Angel überlegte kurz, aber es war alles gesagt über seine Beziehung zu Spike. Es wurde Zeit, dass er etwas unternahm.
„Wir fahren nach Sunnydale!“
„Wir?“, fragte Wesley überrascht zurück.
Angel nickte. „Du kommst mit! Ich brauche deine Kenntnisse in Magie. Willow muss den Zauber aufheben!“
„Aber... wenn sie nicht will? Was ist, wenn sie uns auch verhext?“ Wesley legte keinen Wert darauf, dass es über ihm schneite. Oder das er einige zusätzliche Körperteile bekam.
„Ihre Freunde müssen erfahren, was sie getan hat! Wenn Buffy und Giles davon wissen, und ich wette, sie wissen es bislang nicht, können wir alle zusammen Willow zwingen, den Zauber aufzuheben.“
„Und wenn sie sich weiterhin weigert?“ Wesley war immer noch nicht überzeugt.
Angel zuckte hilflos die Schultern. „Du und Giles, ach ja und Anya, obwohl ich einem ehemaligen Rachedämon nicht traue, ihr alle zusammen solltet doch in der Lage sein, mit Willow – und dem Zauber – fertig zu werden!“ Er sah Wesley eindringlich an.
„In Ordnung“, gab sich Wesley geschlagen. „Aber wenn ich danach einige Körperteile, Organe oder was auch immer mehr habe, mache ich dich dafür verantwortlich!“
„Aber nur wenn es mehr sind, ja?“, flachste Angel erleichtert. „Ich hole Spike, dann fahren wie los.“

...


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Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)

Re: Let it snow!

Teil 2

Spike kam im Zeitlupentempo näher und Wesley seufzte ungeduldig. Ihm war schon klar dass der Schneefall davon abhängig war, wie schnell sich der Vampir bewegte, aber es nervte ihn trotzdem.
„Steig ein“, knurrte er unfreundlicher als beabsichtigt.
Spike sah ihn böse an, verzichtete aber auf eine Antwort.
Der Schnee über ihm kam kurzzeitig aus dem Rhythmus und rieselte auf Wesley, der ihn gereizt abwischte.
Angel schlug die Tür zu und stieg selber ein. Er drehte sich zu Spike um, der wie eine Statue auf dem Rücksitz hockte. „Wir kriegen das hin“, sagte er tröstend. Spike blickte nur stumm geradeaus und blinzelte nicht einmal.
Und sein schwarzer Ledermantel färbte sich vom Schnee weiß.

Eine Stunde später hielt Wesley gereizt an. „Warum haben wir die Scheibenwischer eigentlich außen? Es schneit im Auto, nicht außerhalb!“
Er stieg aus und schüttelte wütend Schnee und Schmelzwasser ab. Dabei musterte er den Vampir auf der Rückbank böse, der einer weißen Marmorstatue glich.
„Steig aus, Spike. Wir müssen den Schnee rausschaufeln, ich kann so nicht mehr fahren!“
Spike kletterte hinaus, der Schneefall folgte ihm getreulich.
Dann stand er neben dem Auto und ertrug stoisch die Folgen des Zaubers.
Wesley hauchte auf seine Hände, die in der Kälte gefühllos wurden. Aber leider hatte er vergessen, Handschuhe mitzunehmen.
Er verfluchte insgeheim alle Hexen und Vampire, bis er merkte, dass Angel ihn besorgt ansah.
„Ich weiß, wie schwer es ist, aber ich brauche dich. Du bist mein einziger Freund!“, sagte Angel leise.
Er ging um das Auto herum und legte Wesley beide Hände auf die Schultern. „Ich muss Spike helfen, er ist mein Childe. Aber du bist mein Freund. Verlange nicht, das ich mich zwischen euch entscheide!“ Erschöpft lehnte er dem Kopf gegen Wesleys Schulter. „Er hat immer nur Ärger gemacht, mehr als einhundert Jahre lang. Spike war von Anfang an aufsässig und rebellisch. Aber mich binden uralte Vampirgesetzte an ihn. Und ihn an mich!“
Wesley umarmte Angel schnell. „Schon gut, ich helfe dir. Wir haben schon soviel zusammen durchgestanden, dann werden wir das hier auch noch schaffen. Fahren wir weiter!“
Angel lächelte dankbar, bevor er sich zu Spike umdrehte. „Steig wieder ein, es geht weiter!“
Zu Wesley sagte er: „Ich fahre jetzt. Ruh dich aus.“

Wesley klingelte noch einmal, diesmal ließ er den Finger auf dem Knopf, bis ihm geöffnet wurde.
Giles blinzelte ihn verschlafen an. „Wesley! Ist irgendwas passiert? Aber komm doch rein.“
Wesley blieb stehen. „Es ist noch jemand hier. Genauer gesagt, zwei Leute. Die müsstest du auch reinbitten.“
Der Wächter hatte sich bereits wieder umgedreht und war zurück ins Haus geschlurft, jetzt erstarrte er. „Vampire?“
Er musterte Wesley argwöhnisch und griff wie zufällig zu dem Kreuz, das an einer Kette um seinen Hals hing.
Wesley lächelte freudlos und schüttelte den Kopf. „Ich bin kein Vampir.“ Er berührte gelassen das Kreuz. „Aber Angel ist hier. Und... Spike!“
„Spike? Was will der denn?“
„Äh, er hat ein kleines... na ja, inzwischen größeres Problem“, bekannte Wesley.
Giles wartete.
„Lass uns einfach rein, ja?“, bat Wesley, „es geht auch um Willow, sie hat gezaubert. Mit seltsamen, um nicht zu sagen unangenehmen Folgen!“
„Okay,“ resignierte Giles. „Wenn Willow daran beteiligt ist... Sie nutzt ihre Macht, ohne an die Folgen zu denken.“
Dazu wollte Wesley nichts sagen, er nickte nur in Richtung Auto.
Giles begrüßte Angel mit einem Kopfnicken, dann wurden seine Augen groß, als Spike auf ihn zukam, in ein heftiges Schneetreiben gehüllt.
„Willow?“, krächzte er entsetzt.
„Willow“, bestätigte Wesley ergeben.
„Kommt rein!“

Giles konnte es noch immer nicht fassen. Spike saß bewegungslos auf einem Stuhl, während sich der Schnee auf und um ihn herum türmte.
Zum wiederholten Mal umrundete Giles den Vampir und fing einige Schneeflocken mit der Hand auf. Er betrachtete den Schnee argwöhnisch und tippte mit der Zunge hinein.
„Es ist Schnee. Richtiger, echter Schnee“, bestätigte Wesley ungefragt.
„Aber...“
„Ich weiß, in Südkalifornien schneit es nicht Oder selten. Und nie in Häusern. Hatten wir alles schon. Können wir Willow herholen, damit sie dem ein Ende macht?“
„Äh, Willow, ja.“ Giles griff nach dem Telefon, immer noch unfähig, den Blick von Spike abzuwenden.
„Vielleicht sollte auch Buffy herkommen. Und Anya“, warf Angel leise ein.
„Buffy, Anya, ja gut.“ Giles war nach wie vor fassungslos. „Da lässt man sie drei Tage alleine und dann so was“, murmelte er vor sich hin, während er wählte.
Sowohl Anya als auch Buffy waren sofort bereit, zu ihm zu kommen, als Giles sie dazu aufforderte. Er war mit Angel und Wesley übereingekommen, am Telefon keine Gründe zu nennen, sondern nur von einem allgemeinen Problem zu reden.
Lediglich bei Willow stieß er auf Schwierigkeiten. Es kostete Giles ziemliche Überredungskunst und den Einsatz seiner ganzen Autorität.
Dann saßen sie schweigend herum und warteten.

„Ist irgendwas mit Xander und Dawn passiert?“, Buffy sah ihren ehemaligen Wächter besorgt an.
„Genau, ist Xander irgendwas zugestoßen?“, fragte auch Anya sofort. Keiner von ihnen kümmerte sich um Wesley oder Angel, geschweige denn um den ungewöhnlichen Schneemann.
Lediglich Willow, die hinterhergeschlendert kam, begrüßte sie lächelnd. Auch wenn Angel den Einruck hatte das hinter ihrem Lächeln reine Bosheit lauerte.
Erst jetzt wurde Buffy aufmerksam. Ihr Blick glitt an Angel ab, hin zu Spike, der inzwischen völlig eingeschneit war.
„Was oder wer ist das?“, fragte sie erstaunt.
Anya kam neugierig näher und klopfte gegen den Schnee. „Hm, fühlt sich ziemlich massiv an.“
„Pfoten weg!“, grollte der Schneemann.
„Hey, klingt ja wie Spike.“
„Das ist Spike“, erklärte Wesley leise.
„Spike?“ Anya wischte am Gesicht des Schneemanns herum, bis blaue Augen sie wütend anstarrten.
„Wirklich Spike. Wie hast du denn das gemacht?“
Spike sparte sich eine Antwort, zumal sich neuer Schnee auf seinem Gesicht sammelte.
„Es geht also um Spike“, mutmaßte Buffy, „nicht um Xander. Oder Dawn.“
Giles nickte. „Soweit ich weiß, geht es ihnen gut. Was man von ihm“, er zeigte auf Spike, „nicht unbedingt behaupten kann.“
„Wieso, er kann nicht erfrieren oder ersticken!“ Angel kroch es kalt über den Rücken, den das waren genau die Worte, die Spike selber benutzt hatte, „und er kann niemand was tun oder auf die Nerven gehen!“ Willow sah Angel an und er hatte den Eindruck, dass sie ihm vertraulich zuzwinkerte.
Abrupt drehte er sich um und studierte Giles´ Büchersammlung, als ob er etwas suchte. Er ertrug den Blick nicht. Das war nicht mehr die Willow, an die er sich erinnerte.
Und ihm kamen berechtigte Zweifel, ob noch irgendjemand Willow zwingen konnte, einen Zauber aufzuheben.

„Das war dein Werk, Willow?!“ Es klang weniger wie eine Frage, mehr wie eine Feststellung.
Sie sah Giles nachdenklich an, bevor sie ihm antwortete. „Ja.“
„Dann mach das rückgängig“, verlangte er schroff.
„Nein.“
„Nein?“, fragte Giles ungläubig.
Willow lächelte sanft. „Nein.“
Giles wollte aufbrausen, aber Buffy legte ihm die Hand auf den Arm.
„Warten Sie, Willow wird schon ihre Gründe dafür haben.“ Sie sah ihre Freundin an.
Willow umrundete inzwischen neugierig Spike. Besser gesagt, den Schneehaufen, dessen Mittelpunkt Spike bildete.
„Endlich ist er so cool, wie er immer sein wollte“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu den anderen.
„Was immer er gesagt hat, es war nicht so gemeint“, mischte sich Angel ein, ungeachtet Wesleys warnenden Blicks. „Er... hatte schon immer eine große Klappe, aber...“
„Dann wurde es ja Zeit, dass ihm jemand seine Grenzen aufzeigt“, lächelte Willow.
„Äh, ich glaube, dass er es verstanden hat. Du kannst den Zauber ruhig wieder aufheben.“
„Ich glaube nicht.“ Willow lächelte immer noch so sanft, aber Angel trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Oh, ich könnte ihn mit einem Fluch belegen“, bot Anya an. „Er könnte zum Beispiel...“, sie überlegte kurz, „ich könnte ihn in einen Troll verwandeln!“
„Alles andere, aber kein Troll!“, erklang eine durch den Schnee gedämpfte Stimme.
„Spike!“, knurrte Angel.
Auch Wesley fixierte den eingeschneiten Vampir mit einem Blick, der eigentlich alles zum Schmelzen bringen müsste.
„Mit diesem blöden Troll hat doch der ganze Ärger angefangen.“ Spike war nicht bereit, so schnell den Mund zu halten, auch wenn er damit den Schneefall beschleunigte.
Giles überlegte bereits, was sie machten, wenn sie hoffnungslos einschneiten.
„Spike!“, knurrte Angel erneut und griff auf gut Glück dorthin, wo Spikes Hals sein musste. Ein ersticktes Krächzen verriet ihm, das er getroffen hatte. Angel drückte fester zu, um Spike zu verdeutlichen, dass er endlich ruhig sein sollte.
„Schon gut!“ Spike versank wieder in Starre – und Wortlosigkeit.
„Also, ich könnte ihm auch...“
„Nein, es bleibt, wie es ist!“ Willow machte der Diskussion ein Ende.
„Warum darf sie zaubern, aber ich nicht?“, schmollte Anya. „Meine Ideen sind schließlich nicht schlechter als ihre!“
„Ich wäre euch dankbar, wen ihr beide nicht zaubert“, entgegnete Giles entnervt und nahm sein Brille ab. „Warum passiert so was immer irgendwas, wenn ich weg bin?“
„Oh nein, Sie sehen das völlig fasch. Es passiert, weil Sie jedes Mal wiederkommen“, entgegnete Anya eifrig. „Wenn sie endgültig weggehen...“
„...bricht hier das absolute Chaos aus“, beendete Giles den Satz.
Er blinzelte, bevor er sein Brille wieder aufsetzte. „Irgendwas muss geschehen, bevor...“, er sah den Schnee an, der sich unaufhaltsam ausbreitete, „bevor wir hier vollständig einschneien.“
Willow lächelte nur gelangweilt und Anya schmollte.
Angel wagte nicht, etwas zu sagen, da er befürchtete, sonst das nächste Opfer von Willows Zauberkünsten zu werden.
Auch Wesley hielt lieber den Mund, er hatte seiner Meinung nach definitiv die richtige Anzahl von Körperteilen.
„Willow, mach das endlich rückgängig“, sagte Buffy plötzlich. Sie sah ihre Freundin eindringlich an. „Wir wissen, dass du eine ausgezeichnete Hexe bist. Aber es ist besser, du nutz deine Kräfte zum Kampf gegen Dämonen und würdige Gegner. Und nicht, um so einem Trottel wie Spike eins auszuwischen!“
Willow zögerte noch, aber Giles hatte den Eindruck, das Buffy auf dem richtigen Weg war.
„Buffy hat Recht“, sagte er leise, „Deine Fähigkeiten kannst du besser unter Beweis stellen, als damit, Spike zu verzaubern. Was interessiert es dich, was er von dir, oder deinem Können hält? Er ist nur ein, zugegeben extrem nerviger Störenfried!“
Er sah kurz zu Angel hinüber, wie um ihn vorab um Verzeihung zu bitten.
„Wir alle wissen, dass Vampire ein viel zu großes Mundwerk haben! Und ihre Arroganz ist schlichtweg grenzenlos!“
Angel biss die Zähne zusammen, sein Stolz war tief getroffen.
„Das gilt aber nicht für alle Vampire.“ Zu spät fiel ihm wieder ein, dass er eigentlich nichts sagen wollte.
Willow sah ihn erstaunt an. „Nein? Ich habe da eine ganz andere Erinnerung. Angelus, zum Beispiel…“
„Angelus? Was hat Angelus jetzt damit zu tun?“, fragte Wesley erstaunt.
„Frag ihn doch selber“, lächelte Willow – und Wesley erstarrte.
„Das kann nicht sein, du kannst ihm nicht seine Seele genommen haben“, stieß er hervor. Und dennoch wusste er es besser, als er Angel in die Augen sah. Er hatte keine Seele mehr.

„Raus, alle Raus!“ Buffy stellte sich zwischen Angelus und die anderen.
Angelus grinste verächtlich. „Mal wieder du gegen mich? Einverstanden, wenn ich mit dir fertig bin, töte ich deine Freunde.“
Er machte einen Schritt auf Buffy zu, die zurückwich.
„Du musst schon hier bleiben, wenn du mit mir spielen willst.“
„Du bist nicht Angelus, das ist nur ein Zauber. Du bist immer noch Angel. Willow, mach das rückgängig!“, fuhr sie ihre Freundin an.
„Genau Willow, lass den Unfug. Heb sofort den Zauber auf!“, verlangte auch Giles unwillig.
Willow drehte sich zu ihm um. „Wächter, Wächter“, murmelte sie versonnen. „Was bewacht ihr denn?“
Sie sah Wesley an, der entsetzt einen Schritt zurückging.
„Wie viel besser wäre die Welt doch dran ohne euch, euere ständigen Beobachtungen und eure Belehrungen!“
Sie lächelte boshaft und murmelte etwas.

Wesley sah entsetzt weg.
Giles´ Gesicht war zu einer augen- und mundleeren Maske geworden. Willows Zauber hatte ihm die Möglichkeit genommen, zu beobachten und zu belehren.
Oh Gott“, keuchte Wesley entsetzt, er hatte nicht gewusst, dass ihre Macht so groß war.
Willow sah ihn an und Wesley wusste, das er jetzt an der Reihe war.
Ihr Blick ging durch ihn hindurch und erfasste trotzdem alles, jede seiner geheimen Ängste.
„Davor fürchtest du dich also“, flüsterte sie. „Du hast vor ziemlich vielen Dingen Angst, ich weiß gar nicht, was ich davon nehmen soll. Dein Vater? Oder die Verwandlung in einen Dämon?“
Sie lächelte ihn fragend an.
Und Wesley wusste plötzlich, das er nur eine einzige Chance hatte. Wenn er sich seinen Ängsten stellte, konnte Willow sie nicht gegen ihn verwenden.
Er zuckte die Schultern und wunderte sich dennoch, dass er die Gleichmut, die er eigentlich nur spielen wollte, tatsächlich empfand. „Mach was du willst! Ich habe Angst vor vielen Dingen, da hast du Recht. Aber ich habe auch gelernt, mit meinen Ängsten zu leben. Ich kämpfe jeden Tag aufs Neue gegen sie an.“
Er blieb stehen und sah Willow gelassen an.
Sie stutzte und lachte dann leise. „Bravo! Derjenige, von dem ich es am wenigsten erwartet habe.“
Sie sah Anya an, die sich vorsichtshalber hinter einem Sessel versteckte. „Schon gut, deine schlimmsten Ängste sind schon wahr geworden, du bist ein Mensch. Diesen Schrecken kann nicht einmal ich steigern. Schade!“
Mit einem versonnenen Ausdruck betrachtete sie die Menschen und Vampire. „Aber es ist langweilig, mit euren Ängsten zu spielen!“
Sie flüsterte einen kurzen Zauberspruch und machte eine komplizierte Handbewegung - und Angel schüttelte verwirrt den Kopf. „Warum starrt ihr mich alle so an“, fragte er verdutzt.
„Angel?“ Buffy sah ihn misstrauisch an.
„Wer sonst?“, fragte Angel verständnislos zurück.
„Du warst gerade… Angelus!“, erklärte Wesley tonlos.
„Oh!“ Angel beschloss, künftig in Willows Gegenwart sehr zurückhaltend mit irgendwelchen Bemerkungen zu sein.

Giles öffnete und schloss mehrmals den Mund und die Augen, als könnte er nicht glauben, dass er beides wiederhatte.
„Was soll das Willow? Du kannst nicht mit deinen Zauberkräften spielen und sie wahllos auf andere anwenden“, sagte er dann müde und polierte seine Brille.
„Kann ich nicht?“, fragte sie kokett zurück. „Also, ich sehe das ganz anders, ich habe die Macht. Mehr Macht, als ihr alle zusammen!“
Auch Buffy sah ihre Freundin fassungslos an. „Warum hast du das getan, Willow, wir sind deine Freunde, nicht deine… Feinde!?“
„Warum, warum… es ist langweilig hier. Ich dachte, es macht Spaß, diesem überheblichen Vampir zurecht zu stutzten“, sie zeigte auf Spike, der immer noch in seiner persönlichen Schneeverwehung steckte, „aber der ist ja gleich zu seinem *Sire* gelaufen und hat um Hilfe gebettelt. Dabei würde er so einen schönen Schneemann abgeben. Ich hätte ihn in den Garten gestellt!“
Spike protestierte erstickt. Als Gartendekoration zu enden war ja wohl das letzte.
„Halt den Mund!“, befahlen Angel und Wesley gleichzeitig.
Spike schwieg beleidigt.
„Aber wie gesagt, es ist langweilig hier. Ich glaube, ich sehe mich mal um, ob es nicht eine interessantere Welt gibt. Wartet nicht mit dem Essen auf mich!“
„Soll das heißen, sie kommt zurück?“, erkundigte sich Anya vorsichtig, aber niemand antwortete ihr.
„Äh, warte, bevor du… gehst, kannst du Spike… ich meine den Zauber, äh, aufheben?“, fragte Angel schnell.
Er legte Spike die Hand auf die Schulter und krallte seine Finger hinein, damit sein Childe begriff, dass er besser den Mund hielt, wenn er noch etwas von seinem Dasein haben wollte.
Willow zögerte immer noch, es kam Wesley wie eine Ewigkeit vor, dann nickte sie langsam. „Okay, wenn euch soviel daran liegt. Aber er hatte es verdient!“
Niemand widersprach.
Willow seufzte, dann murmelte sie einen weiteren Zauberspruch. Der Schneefall wurde weniger und versiegte dann vollständig.
„Es dauert etwas, bis er völlig aufgetaut ist. Aber es sollte ihm eine Lehre sein!“
„Oh, das ist es sicher“, beeilte sich Angel zu antworten. „Und damit ihr hier Ruhe habt, nehme ich ihn mit nach L.A. Da habe ich ihn unter Kontrolle.“
‚Damit er dann zur Abwechslung uns auf die Nerven geht? Vergiss es!’, dachte Wesley verzweifelt, aber es gelang ihm nicht, Angel diesen Gedanken zu übermitteln.
„Ich denke, das ist eine gute Idee“, sagte auch Giles sofort.
Wesley seufzte tief. Und fragte sich, ob er gleich einen längeren Urlaub antreten oder erst abwarten sollte, bis das Chaos, das Spike anrichten würde, perfekt war.
Gleichzeitig wusste er aber, dass er Angel nicht im Stich lassen konnte und würde, egal, was Spike anstellte.

Die Rückfahrt verlief schweigend, da jeder seinen Gedanken nachhing.
Bis ausgerechnet Spike das Schweigen brach.
„Ich wüsste zu gerne, wo sie hin wollte.“
Dass ihm niemand antwortete, störte ihn nicht.
„Ich meine, sie zaubert wahllos in der Gegend rum, sollte nicht irgendjemand auf sie aufpassen, dass sie nicht unschuldige Leute verzaubert? Willow meine ich“, fügte er erklärend hinzu.
Wesley und Angel schwiegen weiter, was Spike als Bestätigung auffasste, weiter zu reden.
„Das ist doch eigentlich Körperverletzung, was sie mit mir gemacht hat! Ich meine, ich hätte ja für ewige Zeiten unter dieser Schneeschicht eingeschlossen sein. Das kann zu schweren Störungen führen. Eventuell hätte ich danach eine Therapie gebraucht, oder…“
Angel bremste so hart, das nur der Sicherheitsgurt Wesley daran hinderte, durch die Scheibe zu fliegen.
Spike konnte sich gerade noch an den Vordersitzen abstützen.
„Wir fahren zurück!“ Angel wendete.
„Äh, warte, warum?“, fragte Wesley. Er wollte Angel nicht ins Lenkrad greifen, also legte er ihm leicht die Hand auf den Arm.
„Warum?“, fragte er noch einmal eindringlich.
„Willow! Sie muss für mich einen Zauber ausführen.“
„Aber…?“
„Ich will, dass sie jemand mit einem Stummheitszauber belegt!“, antwortete Angel mit einer Eiseskälte, die Wesley erschauern ließ, bei Spike aber anscheinend jede Wirkung verfehlte.
„Wen den?“, fragte er neugierig.
Wieder hielt Angel an, dann drehte er sich langsam um. „Dich, du Nervensäge. Du gehst mir seit mehr als einhundert Jahren auf die Nerven, mit deinem unüberlegten Handlungen und deinem ewigen Gequatsche! Es reicht! Es reicht mir absolut! Ich bringe es nicht fertig, dich zu vernichten, obwohl ich nicht weiß, warum nicht. Aber ich kann dafür sorgen, dass du still bist! Und weder mir noch meinen Freunden auf den Wecker gehst!“
Angel holte tief Luft. „Weiß der Teufel, warum ich den Zauber hab aufheben lassen, wahrscheinlich, weil die Nebenerscheinungen lästig waren. Aber wenn du für alle Zeiten schweigst, das ist nicht lästig. Und deshalb fahren wir zurück!“
Er wollte wieder starten.
„Was? Das willst du nicht wirklich, oder?“, fragte Spike entsetzt. „Komm schon, wir können doch darüber reden! Bitte, keinen Zauber mehr. Ich… ich werde auch alles tun, was du verlangst!“
„Alles?“, fragte Angel düster.
„Na ja, sagen wir mal, fast alles?“, relativierte Spike seine Aussage schnell, bevor Angel irgendetwas absolut unmögliches verlangte.
„Hm, mal überlegen!“ Angel sah stur nach vorne, sodass nur Wesley, der neben ihm saß, sah, wie er zufrieden lächelte.
Aber seiner Stimme war nichts davon anzumerken. „Für den Anfang würde ich sagen, du hältst den Mund, Spike. Bis wir wieder in L.A. sind! Und dann…“
„Was denn, ich darf nichts sagen, kein Wort?“, ächzte Spike entsetzt.
„Keinen Piep!“, bestätigte Angel, dem es zusehends schwer fiel, seinen grimmigen Tonfall beizubehalten.
„Und dann wirst du mit uns zusammen, mit Wes und mir, für das Gute kämpfen! Das heißt, kein töten mehr, jedenfalls keine Menschen, kein menschliches Blut, du hast dafür die Auswahl zwischen Rinder- und Schweineblut und…“ Ein dumpfes Geräusch brachte ihn dazu, sich umzudrehen. „… wir könnten versuchen, dir eine Seele zu geben! Spike? Geht es dir gut?“
Auch Wesley drehte sich alarmiert um, als keine Antwort kam. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Spike das alles tatsächlich widerspruchslos hinnahm.
Der blonde Vampir lehnte mit dem Kopf am Seitenfenster und rührte sich nicht.
Angel grinste und startete das Auto.
„Ohnmächtig geworden, was sagt man dazu? Hätte ich gewusst, das man Spike so leicht zum Schweigen bringen kann, hätte ich das schon viel früher probiert!“
Er sah kurz zu Wesley hinüber. „Fahren wir endlich weiter?“
„Zurück nach Sunnydale?“, fragte Wesley besorgt.
Angel grinste. „Nach Hause, nach L.A. Oder willst du wirklich noch mal nach Sunnydale?“
Wesley schüttelte sich nur. „Auf keinem Fall!“
„Sunnydale liegt zu nahe am Höllenschlund, das ist für keinen von uns gut. Wir sind in L.A. zuhause. Und Spike auch, er weiß es nur noch nicht! Mal sehen, ob er dann gleich wieder ohnmächtig wird, wenn ich es ihm sage!“

Ende

Re: Let it snow!

Hi Cimmera,
zu komisch, wie Spike die ganze Zeit tut, als ob nichts ist, während Angel langsam am Rand dreht. „Schneesturm? Wo?“Der zweite Teil ist leider weniger lustig, Spike kann einem ja schon leid tun, aber wenn er sein Maul immer so weit ausreissen muss... allerdings ist Willow auch nicht die ‚Sauberste’.
Das Bild vom hinter sich herschneidenen Spike ist wirklich genial! Das hätte ich auch geklaut, hätte ich’s gelesen...
Liebe Grüße, Janine

Re: Let it snow!

tja, vielleicht lernt spikey jetzt endlich mal, wann es besser ist die klappe zu halten... mich hatte etwas gewundert, dass buffy angel keine weitere beachtung geschenkt hatte... aber ich fand den eingeschneiten spike auch viel interessanter... *smile*
ich hoffe bald mal wieder eine ff von dir lesen zu können, find diese hier echt klasse...
bye
sharee