Melanies FanficForum - Buffy/Angel(us)

My Immortal oder White Flag *Part II*

My Immortal oder White Flag *Part II*

Autor: schnuppe_no1
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Titel: My Immortal oder White Flag *Part II*
Altersfreigabe: /
Teil: 1/1
Spoiler: Keine. Nach 6.22 – aber nichts aktuelles von Angel
Inhalt: Ein Rückblick auf Buffy und Angel’s gemeinsames Leben...
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Angel/Buffy, Willow
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show "Buffy the Vampire Slayer". They were created by Joss Whedon and belong to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television and the WB Television Network.
Kommentar: Ich schreibe zwar eigentlich nie Fortsetzungen zu meinen FF’s, doch einmal ist schließlich immer das erste Mal... Es ist ein bisschen anders aufgebaut und auch etwas düsterer als der erste Teil von White Flag (jedoch wieder aus der Sicht von Willow!!) – an sich ist es eine eigenständige Story, deswegen auch der etwas geänderte Titel. Trotzdem hoffe ich sehr, dass Euch diese Fortsetzung gefällt und dass ich wieder eine Menge Feedback von Euch erhalte.


My Immortal


Sie betrat das Hyperion und sah sich um. Es sah noch immer so aus wie vor 17 Jahren, als sie es das letzte mal gesehen hatte. Sie schüttelte den Kopf.
Wieviel Zeit war seitdem vergangen? Für ein Menschenleben viel, für sie... unerheblich. Zeit spielte für sie keine Rolle mehr – Tage, Wochen, Jahre, es konnte ihr gleichgültig sein. Sie würde alles überleben. Bis in die Ewigkeit.
Langsam schritt sie die Stufen hinunter und überlegte kurz, sich auf das noch immer rote, wenn auch eindeutig erneuerte Sofa zu setzen. Doch sie verwarf den Gedanken.
Diesmal würde sie nicht auf Angel warten müssen... Er war schon da – mehr oder weniger.

Noch einmal ging sie das Gespräch mit ihm durch, das sie vor einigen Tagen geführt hatten. Er hatte glücklich und erleichtert geklungen, und sie hatte ahnen können warum. Sie hatte ihm zugehört und ihr Versprechen gegeben, es zu holen.
Auch wenn sie in den letzten Jahren keinen Kontakt mehr zu Buffy gehabt hatte, wollte sie ihr und ihm doch noch diesen letzten Gefallen tun.

Buffy... wehmütig dachte sie an die Zeit mir der blonden Jägerin. Sie hatten so viel gemeinsam erlebt und erlitten. Doch irgendwann geht wohl jeder getrennte Wege. So ist es vorhergesehen und so geschieht es in jedem Leben.
Sie hatten sich einfach auseinander gelebt. Hatten beide ein völlig anderes Leben zu führen begonnen. Buffy hatte sich für das Normale entschieden, etwas, das sie sich schon seit ihrer Berufung gewünscht hatte, und sie selbst... ja, sie selbst hatte sich für das Gegenteil entschieden, denn sich selbst unsterblich zu machen, konnte man wohl kaum als normal bezeichnen...
Und genau damit war die letzte einzige Jägerin in der Linie nie einverstanden gewesen. Schon immer hatte sie sie vor der Magie gewarnt. Nicht vor der, die ihr selbst half die Welt zu retten, doch vor der, die die Hexe in ihr so stark zu Tage förderte.
Doch es war ihr Leben, und so wie Buffy damit tun konnte, was sie wollte - und das hatte sie, auch entgegen dem Rat aller, die sie kannten und liebten - hatte auch sie ihren eigenen Weg eingeschlagen.
Sie waren nicht im Streit auseinander gegangen. Allmählich hatte sich einfach der Kontakt zueinander verringert, bis er ganz ausblieb.


Und nun stand sie nach all der Zeit wieder hier...
Sie straffte sich und bereitete sich für die Aufgabe, die vor ihr lag, vor.
Mit energischen Schritten ging sie in Angel’s Büro und sofort sprang ihr auch das ins Auge, weswegen sie hergekommen war: ein Buch – edel gebunden in weinrot mit der einfachen Aufschrift
~ Buffy – aktive Jägerin von 1996 bis 2020 ~
Darauf lag ein gefaltetes Blatt Papier. Sie öffnete es.
Ich danke Dir, Willow. Du weißt, wie sehr sie Dich geliebt hat – und somit auch ich. Ich wünsche Dir ein glückliches Leben. Ich weiß nun, dass ich es hatte...
In Liebe Angel.

Lächelnd faltete sie das Blatt wieder zusammen und sah sich um.
Sie seufzte. Noch hatte sie es nicht geschafft, doch zuerst wollte sie einen Blick in das Buch werfen, bevor sie ihre letzte Aufgabe für ihre einst beste Freundin und ihren geliebten Vampir erledigen würde...

~ 13. August 2020 ~
Ich kann nicht mehr... ich bin müde – lebensmüde, wie man so schön sagt.
Und ich habe Angst – ja, ein Mann von fast 300 Jahren hat Angst. Angst vor dem Leben – dem Leben ohne ihr.
Doch ich sollte von vorne anfangen. Denn dies hier soll nicht nutzlos von mir niedergeschrieben werden. Es soll helfen, irgendwann, irgendwo, irgendwem.
Es gibt keine Wächter mehr – dafür um so mehr Jägerinnen. Und vielleicht ist eine von ihnen eines Tages in der gleichen Situation wie sie es war und braucht einen Rat.
Nein, ich mache mir etwas vor... niemals werden diese Zeilen Trost schenken können, niemals. Keine Jägerin wird je das erleben, was sie erlebt hat.
Sie und ich.
Wahrscheinlich wird dies niemals jemand lesen, aber das soll mir egal sein. Ich will es aufschreiben, und ich weiß, sie hätte es auch gewollt.

Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Bei unserer ersten Begegnung?
Ich sehe noch immer ihren misstrauischen Gesichtsausdruck vor mir, als ich ihr die Schachtel mit dem Kreuz reichte... Ja, das war der Anfang, doch darüber muss ich nicht schreiben. Das wurde schon festgehalten. Giles, ihr damaliger Wächter hat dies schon getan. Ohne, dass sie es wusste, ohne, dass ich es wusste.
Als er vor vielen Jahren starb, verwies er auf die Kiste mit seinen Aufzeichnungen und darunter fanden wir es. Er hatte unsere Geschichte aufgeschrieben. Von Anfang an... Ob auch er daran dachte, dass es einer anderen Jägerin ebenso ergehen könnte? Dass das Unmögliche noch einmal geschehen konnte.
Eine Liebe zwischen einer Jägerin und einem Vampir... nichts ist unwirklicher, nichts ist mehr dem Scheitern verurteilt. Und doch haben wir es versucht... haben wir es geschafft? Uns zu lieben: ja. Glücklich zu sein: ich hoffe es...
Dabei kann ich nicht zählen, wie oft wir uns verletzt haben, wie oft der Schmerz so tief saß, dass ich – und sie wohl auch – dachten, es nicht überleben zu können.
Wie oft verließ ich sie? Wie oft sie mich?
Es war uns immer klar, dass wir nicht zusammen sein sollten, nicht konnten. Nicht zusammen gehörten... doch, wir gehörten zusammen, und tun es noch.
Egal wie aussichtslos es war, wie weit wir voneinander entfernt waren und welche Umstände uns trennten, nie haben wie die Liebe zueinander verloren.
Ich weiß, dass jeder, der uns kannte, unserer Liebe nie eine Chance gegeben hat. Noch besser als wir wussten sie, dass es nicht richtig war, dass wir uns gegenseitig zerstörten.
Doch wie soll mich jemand zerstören können, wenn ich ohne ihn gar nicht existiere?
Das haben sie nie verstanden. Dass wir uns brauchten, um überhaupt leben zu können. Natürlich dachten sie immer wieder, wir hätten aufgegeben, aufgeben müssen. Doch haben wir nicht bewiesen, dass wir jede Hürde nehmen konnten? Was hat uns schon trennen können? ...nicht einmal der Tod!
Zumindest bis jetzt nicht.
Ja, sie ist tot. Einmal wieder könnte man sagen. Nun für immer – das weiß ich. Diesmal konnte ich es nicht verhindern, konnte sie nicht retten, nicht zurück holen.
Kein Dämon, keine Magie, nichts Unnatürliches hat sie getötet. Nein, dieses Mal – dieses letzte Mal - war es ein natürlicher Tod. Krankheit. Krebs.
Doch darüber werde ich nicht schreiben – kann und will es nicht.
Ich will von der Zeit davor reden. Nur weiß ich nicht, ob ich das schon kann... ich habe sie soeben begraben, wie soll ich da von einer glücklichen Zeit schreiben?



~ 15. August 2020 ~
Giles’ Aufzeichnungen enden an dem Tag, als Buffy die Last der Welt von den Schultern genommen wurde. So hat sie es immer beschrieben.
Ich weiß nicht, ob die Jägerinnen vor ihr auch so unter ihrer Berufung gelitten haben, doch ich denke schon. Als einziges Mädchen einer Generation nicht nur die Macht, sondern die Pflicht zu haben, die Welt vor dem Bösen zu schützen ist mehr als zuviel.
Auch zu zweit war die Last noch immer zu groß, doch als es viele wurden – alle Anwärterinnen dieser Welt – konnte man von gerechter Aufteilung reden.
Und sie – die stärkste Jägerin aller Zeiten – war endlich befreit.

Zuvor hatte sie mir gestanden, sich noch nicht fertig zu fühlen, nicht bereit für das Leben, nicht bereit für mich... Ein ungebackener Kuchenteig eben.
Ich versprach ihr zu warten...
Ich weiß, dass sie damals dachte, ihren Kampf gegen das Urböse verlieren zu müssen, und ich war unbeschreiblich erleichtert, dass sie doch noch Hoffnung zu haben schien. Hoffnung auf ein Leben, das nach diesem Kampf weiterging. Und mit dieser Hoffnung wuchs eine weitere, die, dass ich eines Tages wieder Teil dieses Lebens sein konnte.

Sie gewann den Kampf und kam zu mir, doch nicht, um mir das zu sagen, was ich hören wollte. Zumindest nicht ganz...
Sie dankte mir für das Amulett und berichtete von dem Untergang des Höllenschlundes samt Sunnydale. Und auch von Spike’s Tod.
Ich gestehe, ich freute mich. Grausam, doch ich war wirklich froh darüber.
Es hatte mir Angst gemacht zu hören, dass er einen Platz in ihrem Herzen hatte. Dieses Herz, das doch ganz und gar mir gehören sollte. Nun war er tot und konnte sich nicht mehr darin ausbreiten.
Doch für mich war noch immer nicht die richtige Zeit in ihrem Leben. Sie gestand mir zwar nach Jahren endlich wieder ihre Liebe, denn so wie ich hatte sie nie aufgehört an unserer Liebe festzuhalten, doch sie konnte noch nicht an meiner Seite bleiben.
„Jetzt muss ich mich erst recht selbst finden, Angel. Ich war so lange die einzige Jägerin auf dieser Welt – zumindest fast. Das war meine Definition: die Auserwählte, die Einzige... doch was bin ich jetzt? Und wie kann mein Leben aussehen? Das muss ich herausfinden – allein.“
Ich stimmte ihr zu. Was sollte ich auch anderes tun?
Also sah ich zu, wie einmal wieder unsere Wege sich trennten. Doch diesmal hatte ich mehr als Hoffnung. Ich hatte die Gewissheit, dass sie zurückkehren würde, zurück zu mir.

Eine Weile hörte ich nichts von ihr. Dann begann sie mir zu schreiben. Fast schon täglich bekam ich Postkarten, überall aus der Welt. Sie wollte alles sehen von dieser Welt, die sie ein ums andere Mal gerettet hatte.
Ich fragte mich bei jeder Karte, bei jeder Stadt, aus der sie schrieb, wann sie wohl genug gesehen hatte. Wann sie endlich wieder bei mir sein würde....

„Hättest du vielleicht jetzt Appetit auf Kuchen? Er ist zwar sehr frisch nur leider nichts Besonderes mehr...“
So stand sie dann vor meiner Tür. Acht Jahre nach unserem ersten Treffen.
Ich sah sie an. Ich wollte ihr sagen, dass sie immer etwas besonderes sein würde, egal wie viele Jägerinnen es auf dieser Welt gäbe, doch ich konnte nicht.
Ich konnte sie nur ansehen und langsam begreifen, was sie soeben gesagt hatte.
„Kuchen? Für mich?“
Ich glaube, wir standen über zehn Minuten schweigend voreinander. Ich hatte sie noch nicht einmal gebeten reinzukommen. Irgendwann ging ich langsam rückwärts und sie folgte mir in das Hotel.
Nach weiteren fünf Minuten des Schweigens gingen wir beide einen Schritt auf den anderen zu und küssten uns schließlich.
Ich kann bis heute nicht begreifen, wie wir es geschafft haben, soviel in diesen Kuss hinein zu setzen. Wir hätten auch nie wieder miteinander reden müssen – wir wussten beide ,um was es ging. Dies war kein Begrüßungskuss, kein Wiedersehenskuss, kein heimlicher Kuss, auch kein Abschiedskuss, nein, dies war ein Kuss der bedeutete, dass nun alles gut werden würde. Dass wir endlich und endgültig zueinander gefunden hatten.

Ja, das hatten wir...
So schmerzhaft es auch ist, sie nun verloren zu haben, sosehr kann ich noch das unbegreifliche Glück spüren, mein Leben, bzw. einen Teil davon – den wichtigsten Teil – mit ihr verbracht zu haben.
Nie hätte ich es zu träumen gewagt, mit ihr noch einmal glücklich zu werden. Nachdem ich Sunnydale verlassen hatte, wusste ich lange Zeit nicht mehr, was Glücklichsein war. Doch an ihrer Seite zu sein... ja, das war schon immer das höchste Glück für mich.
Doch ich sollte nicht soviel über mich und meine Gefühle schreiben, das gehört nicht hier her...


~ 16. August 2020 ~
Wir begannen unser gemeinsames Leben. Es war etwas völlig anderes, völlig neues.
Es war nicht diese beginnende Liebe, auch nicht das verzweifelte Aneinanderklammern, wenn es eigentlich schon vorbei ist. Es war eine konstante, lebendige, gesunde Liebe. Eine Liebe für die Ewigkeit.

Ich trainierte mit ihr – wie wir es früher schon getan hatten. Noch immer waren wir die perfekten Partner, da keiner stärker als der andere war.
Vielleicht ist genau das das effektivste Training für eine Jägerin: das Trainieren mit einem gleichwertigen Gegner, nicht mit einem normalen Menschen, wie ihren Wächter.
Jetzt, da es so viele Jägerinnen gibt, kann ich nur hoffen, dass sie sich zusammen tun und so ihre Kraft, Ausdauer und Taktiken ausfeilen.
Natürlich blieb es nicht nur beim Trainieren. Es gab eine Menge zu tun für *‚Angel Investigation*. Wir waren ein besseres Team, als je zuvor. Keine Aufgabe war für uns zu schwer. Endlich konnten wir auch mehr Aufträge annehmen, die einen Kampf bei Tag erforderten. Denn nun war sie da.
Anfangs fiel es mir schwer, sie allein in einen Kampf ziehen zu lassen, doch schnell lernten wir beide dazu. Giles hatte uns vor vielen Jahren vorgeworfen, unsere Liebe zueinander würde uns schwach machen, und das stimmte teilweise auch - zumindest so lange, bis wir lernten, diese Liebe anders zu nutzen.
Anstatt während des Kampfes Angst um den Anderen zu haben, verdoppelte jeder von uns seine Kräfte, um durch vorzeitiges Ausschalten des Gegners den Anderen zu schützen.
Ich denke alles in allem war unserer Liebe sehr viel förderlicher als hinderlich.

Unsere Liebe... ja, natürlich barg diese Beziehung trotz allem ein gewisses Risiko, denn noch immer war meine Seele mit dem Fluch der Zigeuner behaftet.
Es bedeutete noch immer Abstinenz für uns. Doch ich gestehe, dass ich dem Himmel dankbar war und bin, dass diese Zigeuner damals so einfältig dachten und mit dem *Augenblick wahren Glücks* nur einen Moment der sexuellen Erfüllung mit der Frau, die ich von ganzem Herzen liebe, meinten.
Denn obwohl natürlich die Tatsache, dass uns diese Art von Liebe verwehrt blieb, nicht grade schön war, war ich dennoch glücklich.
Jeden Tag erlebte ich viele Augenblicke wahren Glücks: wenn ich neben ihr aufwachte, wenn sie mich das erste Mal am Tag anlächelte, fast jeden Moment, den wir am Tag zusammen verbrachten, und wenn sie mir abends einen Kuss gab und mit einem „Ich liebe Dich“ auf den Lippen in meinen Armen einschlief.
All diese Momente erfüllten mich mit vollkommendem Glück.
Doch ein Tag übertraf dies alles.
Ein Tag vor genau 12 Jahren und 258 Tagen... der Tag an dem sie meine Frau wurde.

Ich könnte jetzt all das aufschreiben, was zu diesem Tag geführt hat, doch ich habe mir geschworen, hieraus kein sentimentales Gedenkbuch an die Liebe meines Lebens zu machen, sondern eine Aufzeichnung, die Wissen und Hilfe schenken soll.
Auch wenn es mir selbst fast unmöglich erscheint, dass die Situation, wie sie zwischen ihr und mir war, noch einmal vorkommen kann, wird mir langsam die Möglichkeit bewusst, dass genau dies vielleicht doch geschieht.
Schließlich gibt es nun nicht nur noch eine Jägerin in jeder Generation, sondern viele von ihnen. Und so bedrückend die Erfahrung für mich auch war, so hat doch die Geschichte gezeigt, dass ein Vampir mit Seele nicht länger eine Einmaligkeit ist. Also wer weiß, vielleicht wird irgendwann eine Jägerin oder ihr sie liebender Dämon diese Zeilen hier lesen und darin Trost und Rat suchen.
Somit zum Tag unserer Hochzeit...
Ich konnte nicht fassen, dass mein Traum, der sonst jäh und erschütternd endetet, endlich Wirklichkeit geworden war.
Es waren alle gekommen, die wir liebten. Außer denen natürlich, die nicht mehr lebten, doch ich denke, dass auch sie irgendwie bei uns waren.
Wie in Trance erlebte ich unsere Trauung, und ihr erging es nicht anders.
Wie in eine Wolke gehüllt standen wir dort, weit weg von allem, und alles schien nur gedämpft zu uns zu dringen.
Während der vielen Reden sahen wir uns ununterbrochen an und bekamen kaum etwas von den Wünschen und Gratulationen all derjenigen mit, die vorher nie an unser Glück und unsere Liebe geglaubt hatten.
Doch bei einer Ansprache wurden wir schlagartig aufmerksam.
Willow, kleine liebe Willow, die einst so jung und unschuldig gewesen war und dann immer mehr Macht erlangt hatte, bis sie schließlich fähig und gewillt war, die Welt zu vernichte... Diese Willow, nun wieder im Besitz all ihrer geistigen Kräfte und Beherrschung, sah uns an und sagte nur einen Satz: „Mein Geschenk an Euch soll die Freiheit von Angel’s Seele sein.“
Weder meine soeben angetraute Braut noch ich begriffen, was sie meinte, doch gleichzeitig war uns der Sinn ihrer Worte mehr als bewusst.
Als sie weitersprach – nun wirklich unverständlich, da in einer unbekannten Sprache – und ich regelrecht spürte, wie eine Fessel von mir genommen wurde, war es endlich wahr geworden: meine Seele war befreit worden von dem Fluch.

Die Hochzeitsgesellschaft war entsetzt. Jeder von uns hatte gewusst, dass Willow längst ausreichend Macht für diesen Bannspruch erreicht hatte, doch bedeutete genau dieser Spruch eine erneute Anwendung hochkonzentrierter schwarzer Magie.
Bis zu diesem Zeitpunkt wäre es für die geheilte Hexe die Garantie für einen Rückschlag gewesen, diesen Spruch anzuwenden, doch für uns hatte sie mit Giles und dem Hexenzirkel geübt, die Kontrolle zu behalten, egal wie stark die negativen Mächte an ihr zerrten.
All diese Strapazen und Risiken war sie eingegangen, um uns dieses Geschenk machen zu können.
„Für Eure Hochzeitsnacht!“ wie sie nach dem Zauber erschöpft, aber lächelnd verkündete.
Es war das zweigrößte Geschenk meines Lebens – nach der Existenz meiner geliebten Ehefrau.
Ich denke ich kann nun getrost alle Beschreibungen außen vor lassen, wie perfekt unser Leben danach war...


~ 19. August 2020 ~
Leider führt mich der rasche Fortgang meiner Aufzeichnungen auf das Ende zu.
Auf das Ihre und damit auch das Meine...
Jeder Mensch und vielleicht auch jeder Dämon weiß eines ganz sicher im Leben: jedes Glück hat ein Ende, und irgendwann wartet auf uns alle der endgültige Tod.

Sie hatte immer Angst vor der Zukunft. Anfangs noch nicht so sehr, doch mit der Zeit – der unbarmherzig voranschreitenden Zeit – wurde ihre Angst immer stärker.
Sie fürchtete sich vor der Bewahrheitung von Richard Wilkins’ Worten.
Sie fürchtete sich vor dem Altern, dem Altern ohne mich.
Natürlich war ich all die Jahre an ihrer Seite, doch beim Älterwerden konnte ich ihr nicht beistehen. Denn auch ohne Fluch war ich noch immer ein Vampir, ein Untoter, erwählt oder verdammt, nicht älter zu werden.
Wie oft ich ihr auch versicherte, dass sich meine Liebe zu ihr durch kein Alter und durch keine Äußerlichkeit je ändern würde, konnte ich sie nicht beruhigen.
Mich befiel die Angst, sie würde daran verzweifeln und soweit gehen, mich um etwas zu bitten, dass ich ihr niemals hätte erfüllen können.
Doch zum Glück war sie noch genug Jägerin, um nie ernsthaft an dieser Idee Gefallen zu finden. So sehr sie auch wusste, dass ihr dies ewige Jugend bescheren würde, so wusste sie auch, dass sie ein seelenloses Geschöpf der Finsternis werden würde.

Wie die Tatsache ihres Alterns sie bedrückte, ängstigte mich derweil meine eigene Unsterblichkeit. Ich wusste, dass meine Zeit mit ihr begrenzt war; wenn auch ich eine Ewigkeit existieren konnte...
Unsere gemeinsame Zeit hatte einen vorgegebenen Rahmen, und es nützt nicht viel, sich nun über das unausgeschöpfte Maß an Zeit zu beklagen. Sicher war es so vorhergesehen... auch wenn mich der Schmerz ihres Verlustes schier zu vernichten droht.

Neununddreißig Jahre... nur neununddreißig Jahre durfte sie auf dieser Erde verweilen.
Tief in meinem Inneren weiß ich, dass sie dafür dankbar war. Denn wenn je ein Mensch fast erleichtert über den Befund seines baldigen Todes war, dann sie.
Vierzig war die magische Zahl gewesen.
Nicht nur einmal und nicht immer nur lachend hatte sie damit gedroht, mich dann zu verlassen, da sie es nicht ertragen könnte, sich neben mir noch weiter altern zu sehen.
Diese Entscheidung, von der sie mir in ihren letzten Tagen gestanden hatte, dass sie niemals fähig gewesen wäre sie zu treffen, weil ihre Liebe zu mir alles überdauern würde, wurde ihr schließlich abgenommen.

Es ist schon fast Ironie, dass eine Jägerin nicht durch die Hand eines Dämons im Kampf stirbt, sondern an einer einfachen, menschlichen Krankheit.
Doch so hatten wir die Zeit, uns noch alles zu sagen, was wir uns sagen wollten und um Abschied zu nehmen.
Nicht für immer, denn wir wussten, dass wir uns irgendwo wiedersehen würden...
Sie bat mich immer wieder, nicht zu trauern und versuchte mir klar zu machen, dass es für sie in Ordnung war, diese Welt nun zu verlassen. Und weil ich sie so sehr liebte, war ich für sie glücklich, dass sie zu einem Zeitpunkt gehen durfte, an dem es für sie noch erträglich gewesen war, neben mir zu leben.
Ich muss wohl kaum erwähnen, dass sie für mich immer die schönste Frau auf Erden war und mit jedem Jahr noch an Schönheit gewonnen hatte...
Doch ich freute mich für sie, dass ihr die Selbstzweifel und Qualen einer alten Frau neben ihres auf ewig jungen Mannes erspart blieben.
Natürlich hätte ich mir noch viele weitere Jahre mit ihr gewünscht, doch ich weiß, sie wäre nicht mehr lange glücklich mit mir gewesen... so schmerzhaft dieser Gedanke für mich auch ist.


~ 22. August 2020 ~
Nun ist sie fort. Seit neun Tagen und siebzehn Stunden.
Nach ihrem letzten Atemzug habe ich nur zwei Dinge getan: Ich habe sie begraben – allein, denn sie hatte sich keine Trauerfeier gewünscht, und auch ich hätte dies wohl kaum ertragen - und ich habe diese Aufzeichnungen verfasst.
Meine Pflichten sind erledigt und nun kann auch ich gehen...
Meine geplante Handlung rührt nicht von Verzweiflung und Trauer her, nein, sie ist das Ergebnis von gründlichen und langen Überlegungen.
Ich habe lange genug gelebt, um die Entscheidung für meinen Tod treffen zu können.
Ich habe in meinem Leben alles gehabt, was ein Mann sich wünschen kann. Warum sollte ich es ohne die Liebe, die mir die Kraft zum Existieren gegeben hat, weiter führen? Ich habe schon ohne sie gelebt, bevor es sie gab, doch ich möchte nicht weiterleben nach ihrem Tod.

Ich bin nicht verbittert oder von Trauer zerfressen, so wie man zu Beginn dieser Aufzeichnungen denken könnte, ich habe nur begriffen, dass unsere gemeinsame Zeit auf dieser Welt verronnen ist und nun in der Ewigkeit weiterlaufen kann...


Tränenüberströmt, doch lächelnd legte sie ihre Hand auf das Bild von Buffy, das die letzte Seite des Buches zierte.
Wenn sie die Augen schloss, konnte sie Angel vor sich sehen, wie er dieses Bild dort hinein legte und dann...
Sie atmete tief durch und öffnete ihre Augen wieder.

Nun musste sie noch seine letzte Bitte erfüllen, und das würde sie auch tun.
Nicht mit eigenen Händen... nein, dazu wäre sie nicht in der Lage, zumindest nicht so, wie jemand anderes es tun müsste. Und wozu war sie eine der mächtigsten Hexen dieser Welt?
Sie drehte sich langsam um und sah zu dem kleinen Haufen Staub, der exakt in dem weißgekachelten Viereck vor Angel’s Schreibtisch lag. Sie lächelte. Selbst in diesem, seinem letzten Moment, hatte er nicht an sich, sondern an andere gedacht.

Mit einer Handbewegung ließ sie seine Überreste in die Luft empor schweben und dirigierte sie in das wunderschön verzierte Keramikkästchen, das sie mitgebracht hatte. Sie verschloss den Deckel und nahm es in die Hand. Das Buch ließ sie in ihre Tasche verschwinden und ging dann hinaus in den Hintergarten des Hotels.

Vor dem Grabstein der verstorbenen Jägerin blieb sie stehen.
~ Buffy – beste Jägerin und Frau aller Zeiten ~

Sie hatte es bisher noch nicht gesehen, da Angel sie allein beerdigt hatte. Nun musste sie schlucken, doch sie unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Mit einer kurzen Kopfbewegung hob sie etwas Erde aus und ließ das Keramikkästchen in die Mulde schweben. Dann ließ sie den Sand wieder aufschütten.
Sie schloss kurz die Augen und konzentrierte sich. Als sie sie wieder öffnete, hatte die Inschrift des Steines sich verändert
~ Buffy - beste Jägerin und Frau aller Zeiten & Angel – edelster Dämon dieser Welt ~
~ In Liebe vereint für die Ewigkeit ~


Bevor sie sich endgültig von ihnen verabschiedete, ließ sie noch einen Rosenstrauch auf ihrem Grab wachsen, dessen Ranken sich in Herzform anordneten.
Sie sah noch ein letztes Mal lächelnd hinunter, glücklich in dem Wissen, alles für Buffy und ihren Mann getan zu haben, dann drehte sie sich um und ging.

Ende