so und hier passts auch rein...
herrlich, julia von der zeitjung-redaktion! (ob die rubrik jetzt schmeichelhaft o. unerhört für für xavier ist?? da müße ich erst mal in die inhaltlichen tiefen dieser zeitung eintauchen...
kleine markierung für die vielen "kurz" leser hier bzw. zur anregung, den ganzen text zu lesen
Zitat: malgo
Du, Xavier Kurt Naidoo,ich mag Dich! Eine Hommage an Xavier Naidoo
Sesamstraße oder Castingshow, Xavier Naidoo ist so präsent wie nie! In du, ich mag dich gesteht die ZEITjUNG-Redaktion jeden Dienstag, für welche abgehalfterten, peinlichen oder einfach abgehobenen Promis wir doch insgeheim große Gefühle hegen. Und keine Angst: Es wird garantiert abgründig.
Lieber Xavier,
du weißt es natürlich nicht, aber du und ich, wir haben eine Vergangenheit. 1999, zum Beispiel, im zarten Alter von 14, stand ich kreischend und überglücklich mit zwei meiner besten Freundinnen und meiner Schwester in der ersten Reihe bei einem deiner Konzerte, die Söhne Mannheims waren auch dabei, aber die waren uns egal.
Selbstverständlich standen wir links vor der Bühne, denn du stehst immer links und wir wussten das, denn wir liebten dich und wussten alles. Irgendein anderer Teenie hat mir mal erzählt, der Grund dafür sei, dass du immer zur "Rechten Gottes" sein möchtest, aber ich hege bis heute Zweifel an diesem Erklärungsmodell.
"Ich habe seine Spucke im Mund"
Im Anschluss an das Konzert hat uns der von soviel pubertierenden Mädchen völlig überforderte Security dann einen Herzenswunsch erfüllt: Ich war die glückliche Auserwählte, die die Mezzo Mix Flasche bekam, von der du während des Konzerts ständig getrunken hattest. Bis heute kann ich kaum fassen oder gar beschreiben welch allesübertreffende Begeisterung das damals bei uns allen ausgelöst hat.
Jede durfte einmal kurz nippen und hysterisch schrie eine nach der anderen: Ich habe seine Spucke im Mund! Jetzt ist es quasi so, als hätte ich ihn geküsst! Es war Teenie-Wahnsinn und wenn andere sich heute über in-Ohnmacht-fallende Justin Bieber-Fans lustig machen, versteh ich sie für meinen Geschmack ein bißchen zu gut. Meine Geige spielte nur für dich!
Wenige Alben habe ich bis heute sooft gehört wie dein Debüt "Nicht von dieser Welt" und die dazugehörende Live-Version "Live". Alle religiösen Anspielungen hab ich mir einfach weggedacht, damals ging das auch noch, und ich fand die Texte klug und kritisch und wunderbar poetisch.
"Bist perfekt wie ein Kreis und kannst mir meine Fehler doch verzeihen". Wort für Wort konnte ich mitsingen und jedes Mal habe ich eine neue tiefgründigere amoureuse Bedeutung hineininterpretiert und diese dann umgehend mit meinen Freundinnen in stundenlangen Textdebatten besprochen.
Deine Stimme hat mich so fasziniert und berührt, ich konnte dir stundenlang zuhören und war so begeistert, dass ich fieberhaft überlegt habe, wie man dich treffen könnte. Also entscheid ich mich für das Naheliegendste: Geige spielen zu lernen, nur um dann später mit dir auf der Bühne stehen zu können...Oh man! Xavier, du Rebell!
Das waren unsere guten Zeiten. Mit dem Sabrina Setlur-Duett "Frei Sein" und 3p und Moses Pelham, die Anfangsphase deiner Karriere, in der du auch noch ein bißchen härter rüberkamst, ja fast rebellisch. Man wusste, vor deinem Durchbruch warst du Türsteher und du hast eine Kochausbildung abgebrochen, um deinen Traum zu leben. Xavier, du Revoluzzer!
In dieser Zeit wurdest du auch zu 20 Monaten auf Bewährung und 100 000 DM Strafe verurteilt, weil du öfter ohne Führerschein gefahren bist und die Polizei 48 Gramm Gras in deiner Wohnung gefunden hat, nachdem du einen Tag zuvor in einem Interview erzählt hattest, dass du ab und zu mal kiffst...
Auf Fotos lächelste du aus Prinzip nie und in Interviews gabst du dich betont unnahbar. Aber live, da konnte man eine andere Seite sehen: da warst du witzig und eloquent und voller Energie und Lebensfreude, wir reisten dir sogar nach, um dich möglichst oft live so erleben zu können.
Ach, aufregende Zeiten waren das, und schöne auch! Ich fand das alles wahnsinnig spannend, du warst jemand, der für seine Ziele und Ideale einstand, und daher kam es für deine Söhne Mannheims dann auch zum Bruch mit Moses P, ein Streit, den du in bestimmt 47 Instanzen (die letzte 2005) vor Gericht gewonnen hast.
Ein neues Leben mit den Strokes
Ein bißchen später entdeckte ich dann Bands wie The Strokes für mich und du wurdest mir lästig. Ich fand dich weinerlich und peinlich und hörte nur noch pseudo-wichtige Botschaften, ob religiös oder nicht.
Alles hörte sich für mich plötzlich gleich an und war immer nur anstrengend und nervig, aber trotzdem wurdest das Aushängeschild Deutschlands, gewannst so ziemlich jede wichtige Auszeichnung und galtst auf einmal als der perfekte Softie-Schwiegersohn. Mir war das alles zuviel.
Jesus der Hitparaden
Das Projekt Brothers Keepers 2001, eine Initiative gegen Rassismus und Fremdenhass, fand ich noch richtig und wichtig, das Söhne Mannheims Album "Zion" auch ganz ok, aber spätestens mit deinem 2. Soloalbum "Alles für den Herrn/Zwischenspiel" war mein Interesse abgeklungen.
Als "Jesus der Hitparaden" rückte dein Glauben immer mehr in den Vordergrund und ich hatte den Eindruck, in dieser Phase ist dir alles ein bißchen über den Kopf gewachsen. Oft empfand ich dich als überheblich und anmaßend und ich konnte nichts mehr von "meinem" Xavier erkennen. Voice of Germany
Letzte Woche hab ich dich dann zum ersten Mal seit meiner Fan-Hochphase wieder bewusst wahrgenommen: Als Juror bei The Voice of Germany. Und in der einen Folge, die ich gesehen habe, war er wieder irgendwie da, mein Teenieheld, und wenn du sprichst, hat das immernoch einen ganz eigenartigen Effekt auf mich.
Du hast ausgeschiedene Mädchen getröstet, warst einfühlsam, witzig, impulsiv, clever und selbstironisch. Nena nennt dich Dr. Naidoo, weil du mit deinem Gehör jeden nicht getroffenen Ton sofort erkennst und generell kann man dir fachliche Kompetenz sicher nicht absprechen. Aber es kommt auch darauf an, wie man diese vermittelt, und ich finde, das hast du charmant gelöst.
Immer noch mein Held Zu meinem leichten Entsetzen habe ich festgestellt, dass ich dich, auch wenn wir uns musikalisch ziemlich weit auseinander entwickelt haben, immernoch mag und nicht einfach als Jugendsünde abstempeln kann! Xaidoo, wie dich eine Freundin nannte, die sich nie deinen Namen merken konnte oder wollte, ich bin wieder in deinem Team, zumindest bis zur nächsten Platte, also pass lieber gut auf deine Mezzo-Mix Flaschen auf! Alles Gute, Deine Julia
PS: Nostalgie hin oder her, die Brille mit den gelben Gläsern, lieber Xavier Kurt Naidoo, die ist aber wirklich sowas von 1999, alter Schalter! |
danke fürs finden, malgo! |