Interview mit Xavier Naidoo Xavier Naidoos dritte Solo-CD Telegramm für X. Wobei X sowohl für ihn selbst als auch für jeden stehen soll, der sich als Empfänger fühlen mag.
Die Inhalte dieser CD sind jedoch weit weniger Gott zugewandt als beim Vorgänger. War ihm das von vornherein klar? "Es war nicht klar", erklärt Xavier, aber ich denke, wenn man sich gewisse Dinge von der Seele geschrieben hat, wie das jetzt vielleicht auch beim letzten Album der Fall war, dann brennt es einem nicht mehr so auf der Seele." Auf der Seele brannten in erster Linie andere Dinge, etwa die gesamte politische und gesellschaftliche Situation in Deutschland. Auch Privates, wie das Verhältnis zu seinem dreijährigen Patensohn Elijah. Wenn man Soul macht, dann schreibt man das, was einen bewegt, dann schreibt man aus der Seele", sagt er. Und wenns wieder aneckt? Das kann sein! Ich hab ein paar Sachen drin, bei denen ich erst gedacht habe: Oh je, oh je, da muss ich wieder den Kopf einziehen. Aber dann haben mich die Entwicklung der letzten Wahlen und viele andere Dinge doch sehr erschreckt und wütend gemacht. Andererseits gab es mir dann auch wieder Zuversicht, dass ich da jetzt doch nicht zu radikale Töne angeschlagen habe. Und ich will mich auch nicht in den Chor der Jammerer und der Schimpfer einreihen, aber manchmal muss man einfach ein bisschen Dampf ablassen und dafür ist ja auch die Musik da."
Gabs, besonders nach Zwischenspiel/Alles für den Herrn", einen Punkt, an dem ihm die ganze Sache zuviel wurde? Ja, man hat immer ein bisschen Angst, in Bezug auf den Glauben auf weitaus radikalere Menschen zu treffen, die zwar auch gläubig sind, aber halt ein wenig anders drauf als man selber. Was ich überhaupt nicht will, ist, dass die Kirche mit meinen Liedern hantiert und dass sie da Bezug auf meine Sachen nehmen, um damit einen Zugang zu den jüngeren Menschen zu bekommen, indem sie sagen: Ja, der Naidoo ist ja auch gläubig. Aber ich habe mit der Kirche nichts zu tun. Ich finde viele Vorgänge, die da passieren, nicht in Ordnung. Hauptsächlich in der katholischen Kirche, weil ich aus der auch komme. Und da habe ich so ein Problem mit, wenn ich höre: Unser Lehrer hat deinen Song bei uns behandelt, oder unser Pfarrer. Und dann denke ich immer: Ja, und was hat der da behandelt? Was hat er euch erzählt? Darf er das überhaupt? Soll ich ihm das nicht lieber verbieten? Xavier lacht: Aber ich nehme es eben, wie es ist. Ich möchte nicht vor einen Karren gespannt werden mit meiner Musik, da es wirklich eine sehr individuelle Sache für mich ist und auch für den jeweiligen Hörer.
Man kann nicht einfach seine Message in die Welt setzen und sagen: Jetzt guckt mal, was ihr damit anfangt ich bin schon wieder ganz woanders. Oder kann man? Bei Xavier unvorstellbar, schließlich endet sein Auftrag nicht mit der Botschaft. Sie soll auch ankommen: Ich glaube, meine Verantwortung ist, die Menschen auf eine gewisse Selbstfindung zu bringen. Und auch eine Freude an dieser Schatzsuche zu wecken, für diese Schätze, die man in sich trägt. Die vielleicht von weit her kommen, die irgendwo in einer Ahnenreihe festgelegt waren. Dinge, die die Familie schon vor langer Zeit bewegt haben. Genau kann ich es auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich mir von der Zukunft viel erhoffe und noch mehr Aufschluss bekommen möchte. |