Naid2Xo Fan Projekt - Allgemein

Presse & Internet

Re: Presse & Internet



zum schreien... vllt soll die frisur und die müden augen
zum rocker-image besser passen.. :o) naja ganztägige betreuung
inkl betten machen und 2 std freizeit organisieren für den henning...



und bezahlung dafür im keller.. aber sonst sind sie ganz lieb.. :))

schon wieder ein casting??







-------------------------

Re: Presse & Internet

Looool Malgo..ich lieg

Wat heißt hier Keller??mh??bezahlung??? brüll...da fällt mir gerade nur TB ein.weiß jetzt keiner was mit anzufangen außer Patty sicherlich..Brüll...ich kann nicht mehr..so schaut die bezahlung wohl dann aus...

Also der Henning kanns sich doch leicht machen.
Pappteller und plastikbesteck (braucht nicht mehr abgewaschen werden)

Staubsaugen brauch er auch nicht da gibs nen kleinen elektronischen helfer der von allein durch die wohnung fährt hust.

Betten beziehen???wasn das??die bleibt so lange drauf bis se von allein weg läuft..brülll....





Re: Presse & Internet

na klar sind wir lieb. wir kommen ja aus dem normalen leben wie henning auch und wissen nur zu gut, wenn das budget schwächelt. deshalb verzichte ich gerne auf die bezahlung, aber dafür hätte ich gerne eine andere belohnung. ich glaube das ist angemessen.
was wäre deutschland ohne ehrenamtliche helfer?

wie, schon wieder ein casting? im herbst war doch erst brunftzeit.

nein, pappteller geht gar nicht leene, das ist nicht stilecht.
das "bettwäschenerlebnis" kenne ich zu gut aus der häuslichen pflege. da möchte man gerne nur mit ganzkörperkondom arbeiten.
isabel

Re: Presse & Internet

Söhne Mannheims - Angstfrei in die Apokalypse
Die Söhne Mannheims gehen auf die 'Barrikaden von Eden'

Apokalypse Now? Die Söhne Mannheims veröffentlichen ihr viertes Album 'Barrikaden von Eden'. © Söhne Mannheims


Immer für eine Kontroverse gut: Seit Xavier Naidoo 1998 sein Debütalbum veröffentlichte, ist Deutschland mit seiner Soul-Musik und seinen religiösen Texten vertraut. Im Jahr 2000 traten dann die befreundeten und vielköpfigen Söhne Mannheims erstmals auf den Plan, bei denen Keyboarder Michael Herberger eine wichtige Rolle spielt. Seitdem durften sich 'die Söhne' über mehrere Nummer-eins-Alben in den deutschen Charts freuen. 2007 komplettierte der gläubige Münsteraner Henning Wehland das vielköpfige Projekt - mit seiner Band H-Blockx war er früher schon mal ein Rockstar.

Bibelfest sind sie alle drei und doch demokratisch genug, das gesungene Wort unterschiedlich zu interpretieren. Ein Gespräch über das vierte Söhne-Mannheims-Studioalbum 'Barrikaden von Eden'.
teleschau: Der Begriff des Wutbürgers ist derzeit in Deutschland in aller Munde. Sind 'Die Barrikaden von Eden' der Soundtrack zu diesem Lebensgefühl? Schließlich heißt es im sehr aggressiv gesungenen Refrain: 'Heute Nacht geh' ich auf die Barrikaden' ...

Xavier Naidoo: Als ich den Song schrieb, begann tatsächlich wenig später die Auseinandersetzung um 'Stuttgart 21'.

Xavier Naidoo hat keine Angst vor dem Weltuntergang: 'Ich bin dafür, im Hier und Jetzt zu leben und dort etwas zu bewirken - anstatt mein Leben nach Fahrplänen auszurichten.' © Alexander Laljak / Naidoo Records

Ich glaube schon, dass die Deutschen mittlerweile Dinge anpacken, die man früher nicht für möglich hielt. Einerseits suche ich in meinen Texten ja immer den Weg nach innen, auch wenn sie nicht immer von mir persönlich handeln. Trotzdem versuche ich dabei auch, Gefühle aufzuschnappen, die irgendwie in der Luft liegen. In diesem Song geht es darum, dass da draußen etwas im Gange ist und ich dabei sein will. Vorher muss ich aber noch mit mir selbst ins Reine kommen - um da draußen guten Gewissens dabei sein zu können.
teleschau: Ist das Lied nun politische Agitation oder ein persönlicher Befreiungssong?

Kritik an Xavier Naidoos Texten? 'Wenn jemand, so wie es Xavier tut, immer das authentisch aufschreibt, was ihn beschäftigt, sollte man das nicht kritisieren', meint Michael Herberger von den Söhnen Mannheims. © Söhne Mannheims

Naidoo: Beides, das gehört für mich zusammen. Eigentlich brauchen wir doch jeden da draußen. In meinem Traum von einer reifen Gesellschaft darf jeder Mensch so sein, wie er wirklich ist. Wer selbst frei ist, kann am meisten für andere tun. Eben so, wie es in einem anderen Song von uns heißt: 'Kümmer' dich um dein Leben und dann kümmer' dich um uns!'

Henning Wehland: Trotzdem muss man natürlich sagen, dass wir als die klassisch unpolitische und lethargische Generation jetzt ganz schön darüber staunen, was die Leute mittlerweile auf die Beine stellen.
'Uns geht es um den richtigen Geist, um eine reine und positive Energie':
Tiziano Terzani, einer meiner Lieblingsautoren, hat einmal gesagt, dass sich Geschichte und Dinge ständig wiederholen. Es sein denn, du veränderst sie aus dir selbst heraus. Das ist auch meine Hoffnung. Dass jedes Kind immer wieder denkt, dass es Dinge anders machen will, als seine Eltern. Es wird allerdings auch höchste Zeit, dass etwas passiert. Die Welt fährt gerade gegen die Wand. Dass sich Kriege und Naturkatastrophen häufen, kann man ja kaum übersehen.

teleschau: Schon auf Xaviers Debüt 'Nicht von dieser Welt' von 1998 gab es Lieder über die Apokalypse. Seid Ihr Brüder im Geiste - im Glauben an den Weltuntergang?

Wehland: Wer glaubt heute nicht an den Weltuntergang? Was in Japan passiert ist, in einer der größten Wirtschaftsmächte, einem der modernsten Länder der Welt, dass dort eine Natur- und eine Atomkatastrophe gleichzeitig passieren - das ist die Apokalypse, nichts Anderes!

Naidoo: Viele Christen, vor allem in Amerika, glauben tatsächlich, dass in diesem Monat die Welt untergeht. Am 21. Mai befinden wir uns 7.000 Jahre nach Noahs Sintflut, minus einen Tag. Dann beginnt die Apokalypse mit einem weltweiten Erdbeben, das fünf Monate dauert. Eigentlich hat man uns in der Kirche beigebracht, dass der Tag des Jüngsten Gerichts unbekannt ist. Aber bei dem, was gerade auf der Welt passiert, dachte ich: Wow, vielleicht haben die Leute im 'Bible Belt' ja doch Recht.
teleschau: Kann man aus dem Glauben an den Weltuntergang auch etwas Positives herausziehen?

Naidoo: Natürlich, keine Angst zu haben. Befreit zu sein in einer Zeit, in der sich jeder in die Hosen scheißt.

teleschau: Sind die Söhne Mannheims also Fatalisten?

Michael Herberger: Nein, das kommt auf das Fundament an, auf dem du stehst. Ich habe einen mehr oder weniger festen christlichen Glauben und weiß, dass die Apokalypse passieren wird. Gerade weil ich weiß, wie die Sache ausgeht, kann ich dem Ganzen etwas gelassener entgegensehen.
teleschau: Wie geht es denn aus - für die nicht ganz so Bibelfesten unter uns? Was kommt nach der Apokalypse?

Naidoo: Meine Meinung weicht da von der Bibel deutlich ab. Ich denke, dass es ähnlich aussehen wird wie jetzt auch. Und dennoch wird sich alles verändert haben. Ich gehöre nicht zu denen, die die Bibel wörtlich nehmen. Da gibt es Menschen christlichen und jüdischen Glaubens, die tun das. Im dem Sinne, dass sie auch einen Fahrplan einhalten, der zur Apokalypse führt. So wie die Bush-Administration, die Babylon, also den Irak, angriffen und dabei ganz sicher große biblische Bilder im Kopf hatten. Ich bin dafür, im Hier und Jetzt zu leben und dort etwas zu bewirken - anstatt mein Leben nach Fahrplänen auszurichten.

teleschau: Als Ihr vor mehr als zehn Jahren bekannt wurdet, hat man die religiösen Inhalte der Songs stark kritisiert. Manche belächelten sie, andere fühlten sich von dieser Art missionarischem Pop belästigt. Hat sich dieser Zustand 2011 geändert?

Herberger: Die Texte von Xavier haben sich ja auch verändert. Wenn jemand, so wie es Xavier tut, immer das authentisch aufschreibt, was ihn beschäftigt, sollte man das nicht kritisieren. Das ist etwas eher Seltenes im Popgeschäft.

Wehland: Ich finde, am besten lässt sich das im Konzert überprüfen. Denn nur da begegnest du jenen Leuten wirklich, die sich mit der Musik auseinandersetzen. Uns geht es um den richtigen Geist, um eine reine und positive Energie. Das ist es, was von uns übrig bleiben wird: Energie. Und wir können entscheiden, was mit dieser Energie passiert. Natürlich kenne auch ich Leute, die sich über das 'religiöse Gebabbel' von Xavier Naidoo aufregen. Mittlerweile frage ich da immer genau nach, was genau sie meinen. Dabei kam heraus, dass jene Leute, die sich am meisten aufregen, gar nicht wissen, worüber sie sich aufregen.
teleschau: Warum haben Leute also diese diffuse Angst vor religiösen Inhalten im Pop?

Wehland: Die sie Angst davor haben, Gott anzufassen. Wer etwas von Religion hört, denkt an alte verstaubte Rituale. Dabei ist die 'Frohe Botschaft' ganz modern. Man kann sie überall um uns herum finden. Wenn man jeden Tag versucht, ein guter Mensch zu sein oder ein bisschen besser zu werden, kann das verdammt glücklich machen. Ich finde, es ist ein sensationelles Vorhaben.

teleschau: Was hat Dich eigentlich als Nicht-Mannheimer zu dieser Band gebracht?

Wehland (lacht): Michael und ich haben uns auf dem Kirchentag kennen gelernt. Das darf man eigentlich niemandem erzählen. Wir saßen da beide auf dem Podium bei einer Diskussion mit dem Titel 'Glaube im Pop' oder so ähnlich.

Herberger: Das war aber auch mein erster und letzter Kirchentag. Die haben mich da doch noch ernsthaft in die Zange genommen, wie man einen Song wie 'Armageddon' auf ein Album packen kann, das auch Kinder hören ...

teleschau: Noch einmal zurück zur Musik: Hat das neue Album inhaltlich einen roten Faden?

Naidoo: Vielleicht die Aussage, dass der Weg hinter die Barrikaden nach innen führt. Und ich singe sehr viel von Deutschland, das ist mir beim Hören aufgefallen.

Wehland: Wenn ich es mit dem letzten Album vergleiche, das sehr aufgeregt klang, finde ich hier eher so eine hochenergetische Gelassenheit. 'Die Barrikaden von Eden' ist wie das Trommeln von Phil Rudd, dem Drummer von AC/DC. Stoisch, aber hochexplosiv.
teleschau: Ihr werdet alle drei in diesem Jahr 40 Jahre alt. Welche Gefühle verbindet Ihr damit?

Naidoo: Ich freue mich da schon lange drauf, weil ich ja auch die 'Vier' im Namen trage (lacht). Nein, ich hatte schon immer die Assoziation, dass dann mein Wortschatz vielleicht so weit gediehen ist, dass ich endlich das ausdrücken kann, was ich möchte. Genau damit hatte ich lange Zeit Probleme in meinem Leben: Mir fehlten die Worte. Mit dem Älterwerden merke ich, wie ich mich in vielen Lebenslagen besser artikulieren und ausdrücken kann - insofern ist das für mich nur positiv.

Wehland: Ich habe mich noch nie auf Geburtstage gefreut, aber ich habe auch keine Angst davor. Das Alter verbinde ich eher mit Weisheit als mit weißen Haaren. Ich sehe mich als Sammler von Erfahrungen. Jedes Jahr ist ein großes Geschenk, weil der Schatz an Erfahrungen immer größer wird. Ich denke, wir haben viel gesehen und sind dankbar dafür.

Herberger: Und es macht immer mehr Spaß, auch Erfahrungen abgeben zu können. Ab 40 kommt irgendwie die Kür.


© 2011 teleschau
https://www.monstersandcritics.de/artikel/201119/article_190347.php/Söhne-Mannheims-Angstfrei-in-die-Apokalypse

Von Eric Leimann
14. Mai 2011, 09:57



-------------------------

Re: Presse & Internet

ein interview in gekürzten fassung - musste man mal nach der ungekürzten im rolling stone suchen..


Von Sohn zu Sohn

Der Schatten der Väter ist groß: Walter Kohl brauchte lange, um seinen eigenen Weg zu finden. Xavier Naidoo kam seinem Vater erst kurz vor dessen Tod wieder näher. Ein Gespräch über Jugendjahre und die Kraft der Versöhnung

Es dauert ungefähr vier Sekunden, da sind die beiden per Du: Walter Kohl, Kanzlersohn, Bestsellerautor, einst stolzer Besitzer der ersten Dire-Straits-LP in seinem Ludwigshafener Gymnasium, und Xavier Naidoo, Deutschlands erfolgreichster Soulsänger, Ex-Türsteher, früherer Kickboxer und Hausherr in diesem nüchternen Zweckbau am Stadtrand von Mannheim. Hier befindet sich das kleine Musikimperium rund um Naidoo und die Band Söhne Mannheims. Verlag, Management, Probebühnen, alles an einem Ort. In den Studios entstehen Hymnen wie "Dieser Weg". Zwei Mal die Woche kommt Naidoos 76-jährige Mutter vorbei, kocht für das gesamte Team samt Gästen und schaut, ob alle auch genug geschlafen haben bei der vielen Arbeit. Und wehe, einer raucht! "Wir sind hier eine Familie", sagt Naidoo.

Dass seine Familie ihn "geerdet" hat, kann man von Walter Kohl nicht behaupten. In seinem autobiografischen Buch "Leben oder gelebt werden" beschreibt der 47-Jährige seine Kindheit im Schatten des Vollblutpolitikers Helmut Kohl, dessen eigentliche Familie die CDU gewesen ist. "Im Grunde habe ich nie in sein Denken gepasst", heißt es an einer Stelle. Doch das Buch ist keine wütende Abrechnung mit der übermächtigen Vaterfigur geworden. Anrührend, aber ohne Kitsch erzählt der "Sohn vom Kohl" von seinen Ängsten, seinen Lebenskrisen und von seinen Selbstmordgedanken nach dem Freitod von Mutter Hannelore. Vor allem aber schreibt er über seinen Weg, sich aus diesem "Opferland" zu befreien; Passagen, die sich lesen, als hätte Xavier Naidoo den Soundtrack dazu geschrieben.

Welt am Sonntag: Obwohl Sie sich gerade zum ersten Mal getroffen haben, wirken Sie sehr vertraut und drohen auch noch an, in diesem Gespräch nur noch Dialekt zu "babbeln". Hat das Heimatgefühl so eine verbindende Kraft für Sie?

Walter Kohl: Die Kurpfalz ist meine Heimat, der Speyrer Dom ist mein spiritueller Ort. Wenn ich hier bin, denke ich an die Weinstraße, die Weinfeste, den Pfälzer Wald ...

Xavier Naidoo: Da bin ich sofort bildlich bei dir!

Welt am Sonntag: Sie beide haben Ihre Heimat für einige Zeit Richtung Amerika verlassen. Als Sie, Herr Kohl, zwischen 1985 und 1992 dort lebten, haben Sie da eigentlich etwas vom Siegeszug der Hip-Hop-Kultur mitgekriegt?

Kohl: Na klar! Man kann nicht Ende der 80er-Jahre in New York leben und das nicht mitbekommen. Hip-Hop war überall in der Stadt. Ich bin allerdings eher ein Hardrock-Fan, Cinderella, Deep Purple zum Beispiel. Aber (wendet sich Xavier Naidoo zu) was mir auch gut gefällt, das ist deine Musik, weil sie so viele Inhalte vermittelt, und das sage ich jetzt nicht, weil du hier sitzt. Das ist ganz wichtig für mich: Musik ist entweder richtig zum Tanzen oder sie ist etwas, was dich innerlich trägt.

Welt am Sonntag: Herr Naidoo, in Ihren Liedern erzählen Sie oft von extremen Lebenssituationen, von Trauer oder Krankheit und von Wegen, den Schmerz zu überwinden. Lieder wie "Dieser Weg", "Halte durch", "Abschied nehmen" oder "Alles kann besser werden" haben für viele Menschen eine beinahe therapeutische Funktion. Was bedeutet Ihnen das?

Naidoo: Bei "Alles kann besser werden" habe ich die stärksten Reaktionen erlebt. Es kam vor, dass uns Leute erzählten: "Ich habe euren Song gehört, da bin ich wieder vom Stuhl gestiegen, anstatt mich aufzuhängen." Vergangenes Jahr kam ein Vater mit seinem autistischen Sohn, der war 17, 18, auf uns zu. Der erzählte, dass sein Sohn Sascha all die Jahre nicht ansprechbar gewesen ist. Seit er immer wieder "Alles kann besser werden" gehört hat, habe er sich innerhalb kürzester Zeit gewandelt und sei endlich aus sich herausgekommen. Das hat mich extrem bewegt. Das ist ein riesiges Geschenk, dass man an so etwas teilhaben kann.

Kohl: Ich denke, deine Hörer spüren bei dir einfach eine Verbindlichkeit und viel Kraft.

Welt am Sonntag: Ihr Buch, Herr Kohl, hat ähnliche Reaktionen ausgelöst wie die Musik von Xavier Naidoo. In Ihren Lesungen sieht man erwachsene Männer, die sich Tränen aus den Augen wischen.

Kohl: Es ist für mich eine positive Überraschung, dass das Buch sich ganz schnell von dem Thema Nachname abgekoppelt hat. Der Umgang mit den eigenen biografischen Themen tritt zunehmend in den Vordergrund. Ich habe Briefe und Mails bekommen mit teilweise ganz außergewöhnlichen Aussagen. Jemand hat mir auf meine Gästeseite im Internet geschrieben: "Ich habe die Medikamente, die ich für meine Selbsttötung bereitgelegt habe, weggeschmissen. Danke Ihnen für Ihr Buch." Für mich ist es schön zu spüren, dass mein Gedanke einer nach innen gerichteten Versöhnung ein Thema ist, das alle Altersklassen, alle gesellschaftlichen Bereiche betrifft. Zudem hat das Buch auch für mich selbst eine unglaublich heilende Wirkung erreicht.

Welt am Sonntag: Die Lebenswege von Ihnen und Ihrem Vater, Herr Kohl, haben sich getrennt. Sie haben, Stand heute, keinen Kontakt mehr. Auch Sie, Herr Naidoo, hatten eine nicht gerade unkomplizierte Beziehung zu Ihrem Vater.

Naidoo: Mein Vater ist 1992 gestorben. Er war ein Heimkind, hat also nie wirklich Liebe von seinen Eltern bekommen und konnte mir das auch nicht so geben. Er war zuckerkrank, schnell aufbrausend und Schichtarbeiter. Ich musste also immer sehr leise sein zu Hause, und wenn wir laut waren, dann hat er auch mal meine Freunde beschimpft. Da habe ich doch immer recht schnell Probleme mit ihm gehabt. Ich glaube, ich bin auch Künstler geworden, weil ich keinerlei Anerkennung von meinem Vater bekommen habe.

Welt am Sonntag: Sie waren sehr jung, als er gestorben ist. Ist Ihnen die Versöhnung mit ihm geglückt?

Naidoo: Mein Vater ist bald nach seiner Pensionierung sehr schnell richtig schwer krank geworden. Ich habe mit 18 den Führerschein gemacht und ihn immer zur Dialyse gefahren. Damals war er nur noch eine halbe Portion Mann, da war es einfach nicht mehr angebracht, diesen Groll gegen ihn zu hegen. Er hat

Naidoo: dann eine Entscheidung gefällt, die mir viel Respekt abgenötigt hat, die uns wirklich noch einmal zusammengebracht hat, als er sagte, er will nicht mehr zur Dialyse. Die Ärzte haben gesagt, dann ist er in drei Tagen tot.

Welt am Sonntag: Haben Sie nicht versucht, ihn davon abzuhalten?

Naidoo: Nein, ich habe das respektiert. Er hatte keine Lust mehr, künstlich am Leben gehalten zu werden. Aus diesen drei Tagen wurden dann elf, weil er doch ein sehr starkes Herz hatte. Das war eine sehr intensive, fast beengende Zeit, auch weil mein Vater bei uns zu Hause gestorben ist. Die letzte Nacht, als er nur noch ein paar Kilo wog, setzte so ein Schluckauf ein, der den ganzen Leib auseinanderzureißen drohte. Meine Mutter wollte tatsächlich noch versuchen, neben diesem halb toten Menschen zu schlafen, und ich lag in meinem Zimmer nebenan wach wegen dieses Schluckaufs, der ging durchs ganze Haus. Da habe ich gesagt: "Mutter, leg dich ins Wohnzimmer, ich leg mich jetzt zu ihm", und habe meinen Vater in den Arm genommen und ihm alle Lieder vorgesungen, die mir eingefallen sind, die ganze Nacht lang. Vielleicht war es das erste wirkliche Zusammenkommen, und ich merkte, mein Vater wollte und hätte gern noch was gesagt, aber er konnte nicht mehr. Das war für mich das, worunter ich Versöhnung verstehe, die wichtige Versöhnung zwischen Vater und Sohn. Mein Vater ist am Morgen nach dieser Nacht gestorben.

Welt am Sonntag: Herr Kohl, Sie schreiben in Ihrem Buch viel über Versöhnung. Die große Versöhnung zwischen Ihnen und Ihrem Vater hat aber nie stattgefunden. Glauben Sie daran, dass Sie diesen Moment noch erleben werden?

Naidoo: Es liegt ja nicht an ihm, dass das nicht stattgefunden hat, oder?

Kohl: Versöhnung bedeutet ja zuerst einmal, dass man in seinem Herzen klar, frei und vor allem auch schmerzfrei ist. Versöhnung gibt es in so vielen Formen, wie es Situationen zwischen Menschen und Erfahrungen von Menschen gibt. Dabei steht für mich nicht das "Was ist passiert?" im Vordergrund, sondern das "Wie gehe ich damit um?" Ganz wichtig ist die Bereitschaft, über seinen inneren Tellerrand zu steigen und sich selbst gegenüber die Dinge offen einzugestehen. Im zweiten Schritt gilt es dann, das Erlebte wertfrei zu akzeptieren und über diese wertungsfreie Akzeptanz eine neue, innere Toleranz zuzulassen. Schließlich, im dritten Schritt, kann man dann frei über die Dinge sprechen, sei es in Form eines Buchs oder einer persönlichen Begegnung oder in welcher Form auch immer. Bezogen auf meinen Vater bin ich mir sehr, sehr sicher, dass es zwischen uns noch Bewegungen und Klärungen geben wird.

Welt am Sonntag: Sie beschreiben in Ihrem Buch ein Nicht-Verhältnis zu ihm, das einen fast frieren lässt. "Er bleibt mein Vater, aber er ist weit weg", heißt es da. Warum haben Sie trotzdem keine Abrechnung verfasst?

Kohl: Mein Vater ist ein politisches Ausnahmetalent, vielleicht vergleichbar mit einem Weltklassesportler oder einem extrem begabten Musiker, egal ob Cellist oder Rapper. Vom Nato-Doppelbeschluss über die Wiedervereinigung bis zur Einführung des Euro: Seine politische Lebensleistung spricht für sich. Das gilt es zu respektieren, zu würdigen und das tue ich auch. Es ist aber auch wahr, dass es auf anderen Feldern eben schwieriger für ihn war. Genau an diesem Punkt beginnt mein Ansatz der Versöhnung, nämlich in der Akzeptanz aller Seiten eines Menschen und in der Definition einer eigenen Sicht, die ohne Schmerz ist und von innerem Frieden geprägt wird.

Welt am Sonntag: Das macht Ihre Kindheit im Nachhinein nicht einfacher.

Kohl: Das kann man als Kind auch nicht alles verstehen. Heute bin ich 47, da ist man natürlich schon in einem anderen Betrachtungshorizont, auch durch eigene Kinder. So wie du es gesagt hast, Xavier, finde ich es genau richtig. Wichtig ist, dass sich dieser Kreis schließt, dass dieser innere Frieden entsteht. Wenn ich das mal altbacken sage, bin ich bei einem Wort von Hildegard von Bingen aus dem Mittelalter: "Wunden zu Perlen machen".

Welt am Sonntag: Erinnern Sie sich beide denn noch an Ihren ersten Schultag? Sie waren der Sohn des Ministerpräsidenten und Sie waren einer der wenigen Dunkelhäutigen an Ihrer Schule. Beides Fremde, wenn man so will.

Kohl: Anderer unter Gleichen, nenne ich das.

Naidoo: Am ersten Schultag hatte ich Angst, als würde man zum Schlachter kommen. Es gab natürlich ein paar Freunde, die ich kannte, aber ich war sehr ruhig, sehr verträumt. Ich war vielen Sachen ausgeliefert. Da waren Jungen, zu denen musste ich hingehen, wenn die mich gerufen haben, die Hand aufmachen und dann haben sie da reingespuckt. Ich hieß bei denen "Lenor" - leibeigener Neger ohne Rechte.

Welt am Sonntag: Waren Sie da nicht wütend? Hatten Sie keine Lust zurückzuschlagen?

Naidoo: Das kam erst später. Da habe ich dann auch Kickboxen gelernt, um vorbereitet zu sein. Ich wollte eigentlich immer erst einmal Frieden. Und, wie gesagt, ich hatte ja eh schon Freunde und in diesem kleinen Mikrokosmos war alles super. Ich war mit meinen Eltern mal im Urlaub in Südafrika, da habe ich erlebt, dass schwarze Menschen an Sandstrände müssen, die lebensgefährlich sind und die Hunderte Kilometer weit weg waren, so kam es mir jedenfalls vor. Treppen waren für Schwarze, Rolltreppen nur für Weiße, Toiletten gab es nur für Weiße. "Nur für Weiße, nur für Weiße" - mit sechs oder sieben Jahren war ich da schon verstört und sehr getroffen. Hier in Deutschland hatte ich ja immer gedacht, derjenige weiß es nicht besser, wenn mich einer angriff.

Welt am Sonntag: Was haben Ihre Eltern Ihnen dazu gesagt?

Naidoo: Meine Mutter hat mir immer sehr gut vermitteln können, dass ich mich meiner Herkunft nicht zu schämen brauche. Da habe ich gedacht, okay, darauf baue ich auf und reagiere einfach nicht so, wie die Leute vermutet haben. Ich wollte immer entgegengesetzt handeln. Das ist mir dank meiner Mutter auch immer gelungen. Meine Mutter war schon eine Kraftspenderin, was das anbelangt.

Kohl: Bei mir war die Situation so, dass ich ja äußerlich nicht unterschiedlich war. Ich wurde unterschiedlich gemacht durch die Projektion dessen, was von anderen als Sohn vom Kohl eben bei mir abgeladen wurde. Wenn ich eine Mathe- oder Englischarbeit geschrieben habe, wurde ich ganz normal bewertet wie alle anderen Schüler auch. Gleichzeitig bin ich von Polizeibeamten, die mit Maschinenpistolen bewaffnet waren, in die Schule gebracht worden. Wir lebten in einem Hochsicherheitsumfeld. Als Kind konnte ich damit nicht umgehen. Erst viel später, da war ich vielleicht zwölf, dreizehn, habe ich angefangen, Zeitungen zu lesen, Nachrichten zu hören und diese politische Welt, die da so nebulös jenseits meines damaligen Wahrnehmungshorizonts war, allmählich begreifen zu können.

Welt am Sonntag: Ihr Vater war in Ihrer Kindheit fast nie für Sie da. Versuchen Sie es jetzt, wo Sie selbst Vater sind, besser zu machen?

Kohl: Kinder sind sehr, sehr zarte Seelen. Und es geht einerseits darum, diese zarte Seele zu beschützen, und andererseits darum, diese Seele auf die Welt auch ein Stück vorzubereiten. Man kann eigentlich nur versuchen, so eine Art Grundverständnis und vor allen Dingen Offenheit zu entwickeln. Manchmal muss man auch als Kind die Erfahrung machen, dass man mit der Nase an die Wand schlägt. Aber Kinder müssen wissen: Egal, was passiert, ich kann zu meinen Eltern kommen, ich muss mich nicht schämen, es ist mir nicht peinlich. Ich kann mit diesen Dingen zu jemandem kommen, dem ich

Kohl: Vertraue, ohne Angst zu haben. (Zu Xavier Naidoo) Du hast ja genau das gerade beschrieben, mit deiner Mutter.

Welt am Sonntag: Ihre Mutter, Herr Kohl, hat sich im Sommer 2001 das Leben genommen. Hannelore Kohl war immer sehr zurückhaltend, was ihr Privatleben anbelangt. Was, glauben Sie, hätte sie zu Ihrem Buch gesagt?

Kohl: Ich glaube, das Buch hätte ihr gut gefallen.

Welt am Sonntag: Sie hätte sich nicht ausgestellt gefühlt, mit ihrem ganzen schwierigen Familienleben?

Kohl: In dem Buch steht ja nichts drin, was ich nicht irgendwann einmal mit meinem Vater oder meiner Mutter besprochen hätte. Und ich habe bewusst viele Dinge im Buch nicht angesprochen.

Welt am Sonntag: In einer Szene beschreiben Sie, wie Sie den Abschiedsbrief Ihrer Mutter über ihrem Grab verbrennen. In dem Brief hatte Ihre Mutter Sie gebeten, sich um Ihren Vater zu kümmern, was Sie zunächst auch beinahe bis zur Selbstaufgabe getan haben.

Kohl: Das habe ich nicht aus voyeuristischen Gründen hineingeschrieben, sondern um zu zeigen, dass Versöhnung auch bedeuten kann, Verantwortung und Entscheidung zu übernehmen. Und das bedeutet eben manchmal auch, "Nein" zu sagen, heißt: Jetzt habe ich meine Aufgabe erfüllt, jetzt gehe ich meinen eigenen Weg.

Welt am Sonntag: Haben Sie das Gefühl, Ihre Mutter sieht Ihnen heute "von oben" zu?

Kohl: Ja. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meiner Mutter, und ich werde auch nach diesem Gespräch in Ludwigshafen am Grab vorbeikommen, es liegt ja keine zehn Kilometer von hier.

Welt am Sonntag: Man bleibt immer Kind?

Kohl: Irgendwie schon. Ich war zwar ein erwachsener Mann mit Familie, aber sie hat immer wieder mit mir geredet, wie man mit einem 13-Jährigen spricht.

Welt am Sonntag: Ich glaube, in den Augen seiner Mutter wird man nie ganz erwachsen?

Kohl: (.... lacht) Ich habe in New York in meiner Zeit als Investmentbanker einmal eine herrliche Szene erlebt. Da hatte einer der gefürchteten Fürsten von der Wall Street einen kleinen Skandal. Wir waren in einer Sitzung, und da rief seine Mutter an und ließ sich in diese Sitzung telefonisch reinstellen.

Naidoo: Wow!

Kohl: Und er saß da als der große Tribun und hatte den Hörer am Ohr und sagte: "Nein, Mama, ich hab das nicht getan, ich hab das nicht getan. Ich verspreche dir, du musst dir keine Sorgen machen." Und alle am Tisch wussten, wer jetzt lacht, hat verloren und kommt nie wieder auf die Beine. Und er saß da mit rotem Kopf. Doch dann, Telefon aufgelegt, und Wrrrummm!, Wall Street pur. Der Mann war Ende 50, mit zweistelligem Millionengehalt - aber wenn Mama anruft? In uns ist eben immer auch ein Stück Kind. Und mein Buch plädiert dafür, dieses innere Kind anzunehmen. Besonders wenn dieses Kind Verletzungen hat und mit Ecken und Kanten ausgestattet ist, sollte man nicht irgendeinem Idealbild hinterherhecheln. Die Frage lautet: "Wie kann ich mein Glück trotzdem finden, mit dem, was mir gegeben ist? Wie kann ich aus meinen Wunden Perlen machen?"

Die ungekürzte Fassung dieses Interviews lesen Sie im aktuellen "Rolling Stone"

https://www.welt.de/print/wams/kultur/article13400588/Von-Sohn-zu-Sohn.html



-------------------------

Re: Presse & Internet

das interview hat mich auf der nachhausefahrt vom minikonzert begleitet und konnte es mehrfach im s-bahnfernsehe lesen.
und was ich dachte, bevor ich angefangen habe zu lesen, das hier bekommt mein kosmos jetzt nicht sortiert.

isabel

Re: Presse & Internet

Ohhh WoW.Sehr bewegendes Interview!
Musst mir grade echt nen Tränchen verkneifen weil ich mich in einem Text wiederfand..uff...Kloß im Hals hab..
Aber Klasse.



Re: Presse & Internet

stimmt leene, das interview ist bewegend. es löst schluckstörungen, feuchte augen und ein gefühl aus, welches ich nicht wirklich beschreiben kann. vielleicht weil meine kindheit in der beziehung unbeschwert und glücklich war.
das zitat von herrn kohl "wunden zu perlen machen" ist weder mittelalterlisch noch altbacken. die gute hildegard war schon eine sehr weise frau. ich mag sie, habe viel über sie gelesen, auch weil ich ihren namen trage. schmerzhafte erfahrung machen den mensch sehr weich und sensibel, du wirst offen für andere, kannst mit ihnen den schmerz teilen. ich sehe es als kostbares geschenk an und bin dankbar für diese "perlen". aus unserem erfahrungsschatz können wir auch kraft schöpfen.

lustig finde ich, dass es jetzt immer betont werden muss, von wem so was stammt.
reisen wir nicht alle auf guttenbergs spuren?

isabel

Re: Presse & Internet

hier ein interview mit Hennig vom Sonntag aus der Kleinen Zeitung

hoffe das klappt da mit dem anhängen



jamin' in the light of jah
he heals my soul
he hears my call
he is my all and
everything





20110828.KLEINEZEITUNG.GRAZ.6_1.pdf (282 kByte)
anzeigen - speichern
Datei wurde schon 342-mal heruntergeladen.

Re: Presse & Internet

https://innfield.tv/2011/09/23/sohne-mannheims-im-interview/

Interview mit Kosho, Andi & Henning



Der Weg Ist Das Ziel!

*CarpeDiem*