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Adams' Arena-Service

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ROCK: 9000 Fans lassen sich vom kanadischen Rocker mitreißen

Von unserem Redaktionsmitglied Jörg-Peter Klotz


Bryan Adams' "Cuts Like A Knife" und vor allem "Reckless" sind zwei Platten, die Mitte der 80er in kaum einem rockinteressierten Haushalt fehlten. Normalerweise standen sie in guter Nachbarschaft zu den art- und geistesverwandten Werken von U2 oder Bruce Springsteen. Die vier Iren sind nach ihrem postmodernen Paradigmenwechsel Anfang der 90er längst in anderen Stil-Sphären unterwegs, der "Boss" übt sich überwiegend in zeitloser Liedermacherei, aber Bryan Adams ist noch derartig der Alte, dass es kaum zu glauben ist.

Wie immer in Jeans (blau) und T-Shirt (schwarz) stürmt der Kanadier in die mit fast 9000 Zuschauern gut gefüllte SAP Arena mit der unbändigen Energie eines jungen Mustangs. Über 25 Jahre Rockgeschäft sind scheinbar völlig spurlos an dem unverschämt jungenhaften Gesicht des 45-Jährigen aus Vancouver vorbeigegangen.

An seinem Sound auch. Das mag nicht sehr kreativ klingen, ist aber in diesem Fall ein Ausdruck von Qualität. Adams braucht keine Schnörkel, nicht einmal den Ansatz von modischem Schnickschnack, kein Bühnenbild, nicht einmal die branchenübliche bonbonfarbene Beleuchtung. Dutzende von Stadionrockern und Hit-Balladen sprechen für sich, zumal, wenn sie mit so gewaltigen Riffs eingeleitet werden, wie sie Keith Scott serienweise in den Arena-Himmel aus Holz und Stahl steigen lässt. Der eindrucksvolle Lead-Gitarrist begleitet den Sänger seit 1982, der spektakulär präzise und kraftstrotzende Drummer Mickey Curry ist sogar noch ein Jahr länger mit von der "Party".

Um eine solche handelt es sich in erster Linie: Schon von den ersten Takten des Openers "Room Service", nach dem Adams' aktuelles Album und seine zweite Europa-Tournee in diesem Jahr benannt sind, lassen sich die Fans willig mitreißen. Der Klassiker "Somebody" und das ebenfalls neue "Open Road" halten den Pegel oben, das programmatische "18 'til I Die" wird schon aus tausenden Kehlen mitgebrüllt. Das Mannheimer Publikum kann gesanglich aber auch mit filigraner Kunstfertigkeit aufwarten: Der spontane Choreinsatz zum Schluss des Welthits "(Everything I Do) I Do It For You" (1991) klingt wie hundert Mal geprobt, was sich nur zum Teil der wiederum tollen Akustik in der Arena verdankt. Und auch die spontan auf die Bühne geholte Studentin Nadine aus Dielheim macht als Gastsängerin zu "Baby, When You're Gone" eine passable Figur. Als sie Bryan Adams verrät, dass sie "International Business" studiert, ist der Rocker kurz sprachlos - um sie dann als nächste Bundeskanzlerin vorzuschlagen. Wer weiß?

Mit der Spontaneität ist es so eine Sache. Dieses Konzert funktioniert im Prinzip wie Hollywood-Kino. Selbst ein nicht so markanter Song wie "Back To You" steigert mit zwei magischen Klampfenakkorden unmerklich die Spannung, so dass sich die aufgebaute Energie ohne jede Aufforderung in kollektivem Klatschen entlädt - genauso simultan greift man im einen oder anderen Spielberg-Film zum Taschentuch. Perfekt gemachter Arena Service. Vor allem dank den Stimmungskrachern "Summer Of '69", "Run To You" oder "The Only Thing That Looks Good On Me Is You", die sich dramaturgisch geschickt im Verhältnis 5:1 mit Hitballaden wie "Heaven", "Straight From The Heart" oder "All For Love" abwechseln. Von Bryan Adams lernen, heißt feiern lernen.

Da war der Auftritt seines Landsmanns Daniel Powter im Vorprogramm schnell vergessen. Zu Unrecht: Der Singer-Songwriter konnte 30 Minuten lang beweisen, dass er nicht der "Josua Kadison des Jahres 2005" ist und durchaus mehr als einen Sommer mit der Ballade "Bad Day" über das Piano tanzen kann.

© Mannheimer Morgen - 20.09.2005



Quelle: www.morgenweb.de



"die Mundart is en geile Beat, wie Dynamit so explosiv..." (Christian "Chako" Habekost - "2 Mann und Xavier Naidoo")