Nidhöggrs Legion - mirchl´s lesezirkel

Die fünf Krüge

 Die fünf Krüge

wollte die geschichte eigentlich "die zwei türme" nennen, aber versuch da mal nen turm in die story einzubauen und los gehts...

Die kleine Koboldin bahnte sich geschickt und in hoher Geschwindigkeit ihren weg durch die Menschenmassen. Die Taverne war zum erbrechen überfüllt, denn am Vormittag waren in Dvalin mehrere Handelskarawanen mit hochwertigem Stahl und weiteren begehrten Gütern eingetroffen. Nun wurden die weiterverarbeiteten Waren im Dorfzentrum und an der Schmiede angeboten, was natürlich zahlreiche Besucher von Außerhalb anzog. Endlich erreichte sie den Tisch mit den vier Gästen, deren Bestellung, vier große Krüge Met, sie glücklicherweise sicher an ihr Ziel brachte. Mircha nahm die Krüge dankend entgegen und honorierte den beschwerlichen Weg der Schankmaid mit einigen Silbermünzen, dann teilte sie die Humpen ihren Gefährten zu.
Das erste Met reichte sie Karil ihrem Angetrauten, einem mächtigen Verbündeten Ymirs, allein sein Anblick ließ mit klarem Verstand ausgestattete Widersacher türmen. Er trug eine funkelnde, eines Kriegers ebenbürtige Kettenrüstung, doch seine Ausstrahlung verriet jedem mit durchschnittlicher Intelligenz, dass ihm starke und gefährliche Magie innewohnte. Moraxx griff schnell zu und sicherte sich den zweiten Humpen, er war der Jung- und Heißsporn unter den vier Freunden. Zweifelsohne talentiert, aber ohne etwas Führung und Ausbildung mit Sicherheit zum Tode verurteilt, weil er sich aufgrund seines hitzigen Gemüts einem zugleich sinn- als auch hoffnungslosen Kampf stellen, und in diesem fallen würde. Den letzten Krug schob Mircha KronosVD zu, der diesen grummelnd danksagend annahm, und mit misstrauischem Blick die eingeschenkte Menge Met prüfte. Es war ein friedlicher, warmer Sommernachmittag, der richtige Ausklang einer langen, anstrengenden Reise. Die Sonne verschwand langsam am Horizont und übergoss das beschauliche Hugginfel verschwenderisch mit Farben, die ihm den Anschein von Schönheit und Reichtum gaben.

Plötzlich glitt Krons Blick zur gegenüberliegenden Schmiede, als sich dort über die normalen Straßengeräusche ein lautes Rufen und Schreien erhob. Fünf hochgewachsene, massige Blodfelags stießen die Leute einfach beiseite, während sie etwas zu verfolgen schienen. Der Gejagte musste wesentlich kleiner als seine Verfolger sein, denn ihn konnte Kron nicht ausmachen. Auf einmal schoss ein Kobold auf der anderen Straßenseite aus den Menschenmassen hervor, schlug blitzschnell einen Haken um ein heranreitendes Pferd und verschwand mit einem Satz unter dem Tisch der Vier. Karil nahm unbeeindruckt einen Schluck Met. Diese Reaktion veranlasste Moraxx zu einem breiten Grinsen. „ He, du stinkender Troll was gibt’s da zu lachen?!“, provozierte ein recht kräftiger, in schäbiger Niete gekleideter Blodfelag. Moraxx griff zu seiner Waffe und erhob sich schlagartig, doch den bevorstehenden Angriff beendete Karil mit einem auf sich aufmerksam machenden Knurren und einer kurzen Handbewegung die Moraxx unmissverständlich aufforderte sich wieder zu setzen.
„Rückt den Kobold raus, ich habe gesehen, dass er unter eurem Tisch verschwand!“
„Mhh, Kobold? Unter unserem Tisch? Ich glaube doch das hätten wir bemerkt, lasst uns nun in Ruhe den netten Sonnenuntergang genießen!“ Mircha legte demonstrativ ihren Zweihandhammer auf den Tisch.
Der Blodfelag baute sich, das Schwert leicht angehoben, vor Mircha auf. Er war zweifelsohne der Kopf dieser Streuner, denn er trug das verzierte Langschwert eines Blodfelag-Clanführers.
„Also entweder ihr gebt jetzt den Sklaven frei, “ er erhob seine Stimme, “oder es wird ein Schlachtfest geben!“
„Wahre Worte… von einem aus dem Schlamm geborenen Bastard! Elender Sklavenjäger!“
Damit hatte Kron den Startschuss gegeben, und Moraxx machte Blitzschnell einen Satz über den Tisch und versetzte dem Anführer einen Axthieb, den dieser nur mit Mühe parieren konnte. „Macht sie fertig!!“, brüllte der Blodfelag-Anführer. Kron nahm den an seinem Stuhl gelehnten Zweihänder auf, legte beide Hände um seinen mächtigen Griff und ließ ihn Furcht einflößend kreisen. Der Sklavenjäger schrie laut auf und versuchte mit einem Ausfall nach vorn sein Breitschwert ins Ziel zu bringen. Doch er verfehlte den Gegner, Kron wich geschickt aus und landete einen beidhändigen Hieb aus der Drehung. Das Schreien verstummte, der leblose Körper sank auf die Knie, bis er dann vollends auf dem Boden sackte. Dort wo einst der Kopf saß, ergoss sich in mächtigen Schwällen Blut über den blanken Boden.
Währenddessen hatte Karil die zwei hintenstehenden Blods mit der Beschwörung aus dem Boden kommender, sich um ihre Gegner schlingende Wurzeln, handlungsunfähig gemacht. Und zusätzlich einen der Beiden durch den Einsatz der von Ymir erhaltenen Macht, in eine grässlich ätzende Säurewolke gehüllt. Schon nach kurzer Zeit wich das mitleidvolle Wehklagen einem Seufzen der Erlösung, und der verstümmelte Leichnam glitt zu Boden.

Der Sklavenjäger wusste, dass sie nur mit ihm spielte. Sie hatte noch keine Attacke ausgeführt, aber alle seine Offerten mit einer lässigen Parade beantwortet. Er war gezwungen mehr Risiko zu gehen, wortlos machte er einen Satz auf sie zu und verfehlte Mircha nur um Haaresbreite als sie sich unter dem Hieb wegduckte. Sie schlug ihm mit ihrem mächtigen Hammer auf die Schwerthand. Sein Schwert fiel klirrend zu Boden. Er wusste, dass es um ihn Geschehen war, er versuchte nicht auszuweichen oder gar zu entkommen. Mittlerweile hatten sich viele Schaulustige um die Taverne versammelt und sie alle konnten dem krachenden Donnern entnehmen, dass das Brustbein des Sklavenjägers brach, als Mircha ihren finalen Hieb vollzog.
Der Blodfelag-Anführer war kein schlechter Kämpfer, das mussten auch Karil, Mircha und Kron zugeben, die mittlerweile wieder Platz genommen hatten, und Moraxx beim Kampf gegen eben Diesen zuschauten. Im Hintergrund versuchte noch immer der noch andere lebende Sklavenjäger sich Karils mächtigem Wurzelzauber zu entziehen. Nur wer ihn gut kannte, sah es ihm an, aber Karil freute sich diebisch!
Moraxx bestimmte eindeutig das Kampfgeschehen, doch verpufften die meisten seiner Angriffe an der guten und fast nie offen stehenden Deckung des Blodfelags. Er versuchte es mit weit ausholenden Schwingern seiner Großaxt, das war zwar sehr Kräfte raubend, aber es hinderte den Blodfelag daran, selbst in den Angriff überzugehen. Nun sah Moraxx eine Lücke in der Deckung seines Gegenübers, das war seine Chance! Er schmetterte dem Blod einen ungeheuren Stoßschrei entgegen und machte sich zugleich daran den Kampf durch einen Gewaltigen Überkopf-Schlag zu beenden. Doch der Schrei verfehlte seine Wirkung und der Sklavenjäger schaffte es tatsächlich aber mit letzter Kraft diesen Schlag zu parieren. Moraxx verlor die Balance, er hatte zu viel Wucht in den letzten Schlag gelegt, zusätzlich machte ihm das Brennen in der Schulter zu schaffen. Auf dem Boden angekommen, bemerkte er die klaffende Wunde an seiner Schulter, der Blod musste ihn bei seiner Parade erwischt haben. Der Blodfelag-Anführer baute sich über ihm auf und erhob das Schwert zum finalen Schlag, auch er war bereits leicht gezeichnet und schien fast zu erschöpft die Sache zu beenden, doch diesen Vorteil konnte Moraxx nicht nutzen, seine Axt lag zwei Schritt von ihm entfernt im Dreck. Gerade den Schlag vollführend traf aus dem nichts ein Blitz den Sklavenjäger, der Hieb verlor an Präzision und verfehlte den, auf seine Axt zurollenden Skalden.
Karil schaute nacheinander zu Mircha und KronosVD, doch die beiden Donnerkrieger beantworteten seinen fragenden Blick mit einem nichts sagendem Lächeln. Moraxx zog dem Blod aus der Hocke mit seiner wiedererlangten Axt die Beine weg, nahm diesen Schwung gleich mit und setzte zu einem erneuten Überkopf-Schlag an, der das Leben des Blodfelags beendete. „Das hätt ich auch alleine geschafft!“, knurrte Moraxx, Mircha und Kron lächelten erneut nichtssagend.

Auf einmal kroch der kleine Kobold, wegen dem dieses ganze Theater überhaupt erst stattfand, unter dem Tisch hervor und betrachtete seine Retter. „Mhh, zwei Trolle und zwei Menschen… na ja, man kann es sich halt nicht aussuchen… danke.“ Karil befreite den letzten Sklavenjäger von den ihn immer noch fesselnden Wurzeln, und brüllte hinterher: „Sag deinen Leuten, das Sklavendasein des Kobolds sei beendet. Und nun verschwinde!!!“
Sie saßen nun wieder alle an ihrem Tisch, auch der kleine Kobold. Karil sprach einen weiteren Zauber, der Mo’s Wunde zwar nicht schloss, aber betäubte und weitaus schneller Heilen ließ. Die nächste Bestellung von fünf Krügen Met, wurde schon von der fleißigen Koboldin entgegengenommen und war sicherlich schon auf dem Weg durch die noch immer überfüllte Taverne. Auch die Schaulustigen gingen, nachdem sie den Toten noch die Waffen und eventuelle Wertsachen abnahmen, wieder ihrem Tagewerk nach. Einer der Wirte kam heraus und trug die geplünderten Leichen beiseite, danach würde er sicherlich zu dem Tisch der Gefährten gehen und ihnen sagen, dass die nächste Runde aufs Haus ginge. Blodfelags sind in Hugginfel, wie auch in ganz Midgard eben nicht sehr beliebt.
Die Koboldin brachte die fünf Met, Mircha nahm sie an, gab Trinkgeld und verteilte sie erneut. Kron bekam wieder den letzten Humpen und beäugte argwöhnisch den kleinen Kobold, den er verdächtigte den vollsten Krug ergattert zu haben.
„Prost! Auf deine neu erlangte Freiheit! Ähh, wie heißt du eigentlich?“, fragte Mircha.
„Gargas“, sagte der Kobold trocken, als die fünf Krüge zusammenstießen.


Eine gesunde Verdorbenheit ist besser als eine verdorbene Gesundheit.
Als Held wird man nicht geboren. Als Held stirbt man.