Die bittere Freiheit unserer Kinder
Hallo an Alle.
Zuweilen beschleicht mich heutzutage das Gefühl, dass unsere Kinder zu den "Göttern" unserer Zeit gemacht werden.
(zumindest nach außen hin sind wir ja alle ganz begeistert von den lieben,unschuldigen kleinen Wesen )
Die Jugend selbst ist ja seit vielen Jahren schon das Non plur Ultra aller Ziele im Rausch des Schönheitswahn der billigen Eitelkeiten innerhalb unserer Konsumwelt.
Kinder sind zwar, m.M. nach nicht nur kleine Erwachsene, aber es sind auch keine außerirdischen Wesen, die gekommen sind um uns Freude zu bereiten.
Kinder sind zunächst einmal unsere Nachkommen, also die erfolgreiche Bestätigung dessen, was die Evolutionsbiologie als primäre Aufgabe eines jeden Lebewesens bezeichnet.
Waren sie in alten Zeiten noch die gottgegebene natürliche Folge unserer Triebe, welche weder erzogen noch verzogen wurde, sondern einfach "mitlief", sich anpassen musste u. den Erwachsenen im wahrsten Sinne des Wortes "folgen" musste, um Schritt für Schritt von klein auf zum Existenzkampf beizutragen, bzw. später dann die ehrwürdigen Alten neben den eigenen Nachkommen zu versorgen ; so sind es heute immer häufiger verhätschelte, aber auch missachtete kleine Wesen, deren Beeinflussung durch die Eltern i.d.R. immer früher und massiver abnimmt,bzw. durch die Gesellschaft ersetzt wird ( TV, PC, Mobilität, frühere "Reife", früheres Lernen im Vorschulkindergarten etc., bis hin zur Ganztagsschule usw.
Die Frage ist nun für mich u.a. : Wie wirkt sich dieses frühe "global-gesellschaftliche" Umfeld auf Kinder aus ?
Wenn man davon ausgehen muss, dass z.B. selbst noch 10-jährige Kinder in der Wahrnehmung von Geschwindigkeit im Straßenverkehr eingeschränkt sind, dann wäre es doch auch eimal sinnvoll zu überlegen inwieweit ein 9-jähriges Kind sein Handy, oder die täglichen "Kinder-TV"-Sendungen realistisch einschätzen und innerlich damit umgehen kann.
Und wir sind stolz darauf, wenn unsere 7-jährige Tochter schon ganz alleine mit dem Intercity ( u. dem Zugbetreuer ) von München nach Hannover zur getrennt lebenden Mami fahren kann, oder ?
Was machen wir also mit unseren Kindern ?
Einerseits behandeln wir sie wie Verliebte, die in ihrem rosa Traum anfangs nicht mehr die Wirklichkeit wahrnehmen können, und die dem Allerliebsten nichts abschlagen können vor lauter liebevollem Verständnis und Rücksichtnahme der eigenen Person.
Andererseits sollen sie sich bitte so schnell wie möglich an die zigtausenden von oftmals ungeschriebenen Gesetzen und Regeln in unserer rasenden Zeit anpassen ; und v.a. natürlich gut in der Schule sein.
Also. Einerseits schnell sich anpassen, viel lernen, selbständig werden, selbstbewusst werden und und und ;
andererseits verwöhnen, verhätscheln und kuscheln wir unsere Lieben so sehr, dass sie entweder nicht groß werden wollen, oder aber vor unserem Nähebedürfnis regelrecht fliehen.
Jedenfalls tun wir oft so, als hätte die ganze Welt auf sie gewartet, als gäbe es nichts Schöneres/Anderes/Wichtiges auf der Welt - und sind doch wahnsinnig froh, wenn sie endlich im Bett liegen, oder gar, was für ein Glück, bei der Freundin schlafen dürfen.
M.E. haben viele Kinder v.a. Probleme sich zu orientieren. Denn in dieser widersprüchlichen, unglaublich vielschichtigen, schnellen, von steten Neuigkeiten erschlagenen Welt, in welcher zwischen Lebensabschnittsgefährten, Tagesmuttis, Kinderhorten, Nachmittagsschulen, Massenmedien, Verkehr, Lärm und häufig eben auch Trennungen die Kinder schon von frühem Alter an oft hin - und hergerissen werden ist es sicher schwer für ehrlich-unschuldige Kinderherzen daran zu glauben, dass wirklich sie selbst geliebt werden. Ja. Vielleicht aus der Ferne, nach Außen hin eben.
Nein. Was heute immer mehr Kindern "geboten" wird ist Hektik, zu frühe erzwungene Verselbständigung, destabile Beziehungen, Wertechaos, Widersprüche, Fremdunterhaltung-und Betreuung, sowie Zeitlosigkeit ( also keine Zeit für die Kids ).
Dafür bieten wir ihnen aber in der Kürze, und natürlich oft auch all dies auf hohem materiellen Niveau, unsere Sehnsucht nach Zärtlichkeit, ein Extrem-Konsum-Verwöhnprogramm ( beschattet von unserem schlechten Gewissen ), und bestärken unsere lieben Kleinen immer wieder dazu noch schneller älter zu werden usw.
Die bittere Freiheit der Kinder liegt heute somit häufig zwischen unserem eigenen Chaos der verschiedenen Selbstverwirklichungsversuche auf unserem eigenen unsicheren Weg durch die Gefahren der Freiheit.
Nichts gegen Freiheit - aber ich glaube für die Freiheit braucht es Zeit und Mühe ( Freiheit kann man vermutlich generell nur selbst erlangen/erarbeiten/erkämpfen - damit meine ich natürlich nicht die Freiheit des Börsenmaklers, der sich mit 40 Jahren von allen materiellen Zwängen befreit hat - der hat dann nur Frei-Zeit ).
Zeit, die ein Kind hier nur noch selten bekommt. Genausowenig wie wirkliche Sicherheit und Ordnung, klare Werte, verständliche sichere Konsequenzen etc.
Also ich denke Kinder bräuchten mehr Orientierung, Zeit für sich und mit den "Eltern" , sowie Grenzen, bzw. Werte, die vorgelebt werden.
Alles andere ist "Barbie-Disney-Prinzessin-Superstar - in der hektischen, unsicheren Leistungsgesellschaft - Quatsch".
Wer nimmt es ähnlich war ?, und wer fühlt sich womöglich angegriffen, oder sieht es gänzlich anders ??
Bitte melden, streiten, zuhören und mit mir und anderen darüber diskutieren.
Grüße von Blues
" Die einzige Freiheit, die ein Mensch real erreichen kann, ist es sich selbst Grenzen zu setzen " - Frei nach Jean Paul
" Eine Spezie, in welcher Egoismus und Profit die Grundpfeiler des Lebens darstellen ist natürlich frei, gerecht, friedlich und sozial ; auch in Zukunft " ! Apa Che