Gähnen Sie sich gesund!
Gähnen Sie sich gesund!
Andreas von Rétyi, 12.12.2009
Bei vielen Gelegenheiten gilt Gähnen alles andere als schicklich doch es ist enorm gesund. Wenn Sie Körper, Geist und Seele etwas Gutes tun wollen, dann gähnen Sie herzhaft! Zu dieser Erkenntnis gelangte der unkonventionelle Wissenschaftler Andrew Newberg, Leiter einer auch nicht ganz alltäglichen Forschungseinrichtung.
Wenn Sie sich etwas Gutes tun wollen, dann gähnen sie ausgiebig und wiederholt! Natürlich gilt das nicht immer als angebracht, teils auch als ausgesprochen unhöflich. So dürfte ein Student, der während einer Vorlesung ständig gähnt, bestimmt kaum Sympathiepunkte bei seinem Professor sammeln. Nun, außer vielleicht, es ist Professor Andrew Newberg, seines Zeichens Direktor des neuen Zentrums für Spiritualität und Geist, medizinisches Zentrum der Universität von Pennsylvania, USA. Ungewöhnlich für eine strikt akademische Einrichtung. Prof. Newberg jedenfalls hat nichts gegen gähnende Studenten. Im Gegenteil, er animiert jedermann dazu, sich »dem am besten gehüteten Geheimnis der Neurowissenschaften« zu widmen. Denn seinen Erkenntnissen zufolge gibt es kaum einen bedeutenderen und vielschichtigeren Mechanismus als das Gähnen.
Das fängt schon damit an, dass es einzigartige neurale Aktivitäten in jenen Gehirnregionen animiert, die in einer direkten Verbindung mit der Ausbildung von sozialem Bewusstsein und Mitgefühl stehen. Regionen wie der kleine, ziemlich versteckte Präcuneus, der auch durch Yoga-Atemübungen stimuliert wird, werden durch das Gähnen angeregt und gestärkt. Da diese kleine Hirnstruktur aber besonders von altersbedingten Erkrankungen besonders stark getroffen wird und im Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsstörungen steht, ist es umso wichtiger, für eine Stabilisierung zu sorgen. Und das geht laut Professor Newberg ja geradezu fantastisch einfach! Er betont auch, wie wichtig es wäre, Gähnen zur Minderung von Stress anzuwenden, bei Psychotherapie sowie Bewusstseins- und Gedächtnistraining.
Insgesamt führt uns Gähnen in einen erhöhten Bewusstseinszustand und nicht zuletzt gähnen wir oftmals kurz vor anstrengenden Aufgaben, die erhöhte Konzentration und besonderen Einsatz erfordern. Wir fühlen uns geradezu müde und abgespannt, plötzlich geht die Gähnerei los, vor Prüfungen, vor einem anstrengenden Auftritt, vor sportlichen Höchstleistungen, vor einer extrem kniffligen Aufgabe. Und wir fragen uns: Warum nur muss ich ausgerechnet jetzt so müde sein? Aber das hat einen tieferen Sinn! Gähnen verbindet Entspannung mit erhöhter Aufmerksamkeit. Und wir können eigentlich von Glück reden, dass Gähnen ansteckend ist!
Schon allein über das Gähnen etwas zu lesen, löst oftmals unbewusst einen Reiz im Gehirn aus, der uns unweigerlich veranlasst zu gähnen. Und das ist gut so. Am besten mehrere Male hintereinander! Der Vorgang aktiviert den enorm wichtigen Präcuneus und arbeitet wie ein Thermostat fürs Gehirn er regelt Temperatur und Stoffwechsel in unserem Oberstübchen, und das bringt uns eine Menge positiver Energieflüsse.
Schlafentzug ist etwas Schlimmes, nicht minder der »Gähn-Entzug«. Da wir das Gähnen oft unterdrücken und es in bestimmten Situationen leider auch fürderhin unterdrücken müssen leiden wir auch hier tatsächlich unter Entzugserscheinungen. Genau das spüren wir am ehesten, wenn wir erst einmal mit dem Gähnen anfangen und dann nicht mehr aufhören können. Manche Leute gähnen dann eine halbe Stunde und länger, denn sie leiden eben wirklich unter Entzugserscheinungen. Klingt verrückt, ist aber logisch. Und nicht umsonst rät Professor Newberg: »Gähnen Sie so oft am Tag wie nur möglich!«
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