Hat einer von Euch sein Kind auf der Waldorfschule und es dort im freien Religionsunterricht angemeldet? Hendrik wird im September hier in Stuttgart auf der Uhlandshöhe eingeschult (an der "Ur-Schule", Steiner hat hier ja noch selbst ein paar Jahre unterrichtet) und wir müssen neben der zweiten Fremdsprache (wir haben russisch gewählt) auch entscheiden, welchen Religionsunterricht er besuchen soll. Evangelisch und Katholisch scheidet aus und mit dem quasi "hauseigenen" Religionsunterricht der Christengemeinschaft kenn ich mir gar nicht aus und hab auch keine Verbindug dazu, also bleibt eh nur der freie Unterricht, aber ich wüsste schon gern, was da so die Inhalte sind. Beim letzten Elternseminar war leider nicht genügend Zeit, ausfühliche Antworten zu bekommen, aber es soll wohl der Unterricht für die Kinder sein, deren Eltern die religiöse Ausrichtung nicht von vorne herein festlegen wollen - was ich ja schon mal gut find. Aber was erzählen sie den Kindern da? Gibts einen Querschnitt durch alle Religionen? Nordische Mythologie?
Gut finde ich auf jeden Fall, dass dieser Unterricht von den bereits bekannten Waldorf- Lehrern gegeben wird und nicht von den externen Lehrkräften, die dann halt ihren "klassischen" Unterricht machen. Das ist beim evangelischen und katholischen Unterricht der Fall. Hendrik ist ein absolutes Waldorfkind und ich bin mir sicher, dass er da durcheinander kommen würde, mal abgesehen davon, dass es eh nicht zur Debatte steht, dass er da rein kommt. Ich erinnere mich noch gut an meine Relilehrerin - war eigentlich ganz nett. Aber wir haben grundsätzlich Filme geschaut (die letzten Tage von Pompeji, Ben Hur und so). Okay, das passiert bei "Waldorfs" wahrscheinlich nicht und ich wollte auch nicht abschweifen. Ich warte jetzt einfach mal, ob einer von euch mich schlauer macht und bedanke mich jetzt schon für alle Antworten.
Seid alle ganz herzlich gegrüßt von der Bernsteinhexe
Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Meine Tochter war mal Probeweise auf einer Waldorfschule. Diese ist allerdings sehr christlich und von daher gibt es auch nur einen Religionsunterricht. Auch nicht in Katholisch und Evangelisch unterteilt. Kann dir da leider nicht weiterhelfen.
Gruß Levina
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Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Mein Bruder ist Lehrer an der Waldorfschule, ich könnte ihn mal deine Frage stellen. Würde mich persönlich auch interessieren. Waldorfschule ist zwar insgesamt christlich, allerdings wohl nicht im kirchlichen Sinne soweit ich weiß. Es soll noch eine Menge Heidenweißheit vorhanden sein, habe ich zumindest mal gelesen.... Ich frage mal nach okay? Vielleicht kann ich ja Morgen mit ihm Telefonieren.
Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Ps.Ich schreibe ihm nacher mal eine E-mail, und seine Antwort kann ich dann ja hier rein posten.
Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Super, bin gespannt.
Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Bisher hat er noch nicht geantwortet... Mals schauen, sonst rufe ich nächste Woche mal bei ihm durch.
Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Hallo Selma,
nicht so schlimm. Vielen Dank auf jeden Fall fürs Nachfragen. Am Dienstag findet der erste Elternabend für die Eltern der zukünftigen Erstklässler statt, vielleicht kann ich da auch nachfragen (religiöse Fragen haben ja die Angewohnheit, erst ganz am Schluss diskutiert und dann meist aus Zeitmangel abgebrochen zu werden ) Falls ich was erfahre, kann ich gerne berichten.
Würd mich auch interessieren, was Ihr alle so von der Waldorschule bzw. Antroposophie haltet - nicht nur in bezug auf Glauben. Ich hab da wahrscheinlich ne Idealvorstellung, weil es hier auf der 1. Schule überhaupt einfach super läuft. Hendrik ist auch dort im dazugehörenden Kiga und wir haben schon viele Veranstaltungen dort besucht, ohne schon "Schuleltern" zu sein (Adventsbazar, Monatsfeier usw.) Es ist einfach eine tolle Atmosphäre dort und alle sind sehr offen und freundlich. Irgendwie ganz anders, als ich es von den Regelschulen kenne.
Wir wohnen auch total im "Waldorfviertel", da sich um die Schule eben eine ganze Menge anderer Institutionen "derselben Truppe" angesiedelt haben z.B. zwei Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, ein Altenheim, das Kindergartenseminar, der Verlag Urachhaus und Freies Geistesleben, die Heidehofbuchhandlung (da drin kann man nur schwach werden!), ein Bioladen und so weiter.
Also, wer mir seine guten - oder auch nicht so guten - Erfahrungen "Waldorf" mitteilen will, ich bin sehr gespannt.
Ganz liebe Grüße an alle Bernsteinhexe
Irren ist menschlich, doch im Irrtum zu verharren, ist eine Dummheit
Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Die Waldorfschule, wo meine Tochter mal war, ist auch sehr gut. Wir haben uns viele Jahre mit dem Thema auseinander gesetzt. Das sie stark christlich angehaucht ist, hat uns nicht so sehr gestört. Leider ist diese Schule 30 km von uns entfernt und nicht wirklich gut zu erreichen. Der Weg führt über mehrere Dörfer und dauert mind. 45 min. Das war ein sehr großer Nachteil! Allerdings mehr für uns. Unsere Tochter fand die Busfahrt genial, allerdings nicht das frühe Aufstehen. Wir haben auch an verschiedenen Festlichkeiten teilgenommen, ohne dazu zu gehören und waren immer begeistert. Auch hatten wir zu mehreren Eltern Kontakt, die natürlich alle lobend über die Schule gesprochen haben.
Es ist eine integrative Schule, die aus mehreren Holzgebäuden besteht, die alle in einer anderen Farbe gestrichen sind. Einen Kindergarten gibt es auch dazu. Die Schule hat eigene Hühner, Schafe, Ziegen, Ponys und ich glaube auch zwei Kühe. Von dem riesigen Garten mal ganz zu schweigen. Echt genial! Ein Reitstall ist direkt nebenan und das Schwimmbad ca. 500 m entfernt. Optimal also! Erst als unsere Tochter Probeweise in der dritten Klasse dort war, konnten wir richtig hinter die Kulissen blicken. Sie wäre ein Quereinsteiger gewesen zum 2. Halbjahr der 3. Klasse. Uns sagte man, das es überhaupt kein Problem wäre. Die Klasse war sehr laut und die zwei Erwachsenen waren nicht wirklich in der Lage dies unter Kontrolle zu behalten. Wir durften am Unterricht auch nicht teilnehmen. Anschließend wussten wir warum. Es gab keinen Sportunterricht, was für unsere Tochter ganz schlimm war. Der Lernstandard entsprach etwa dem einer ersten Klasse von einer "normalen" Grundschule. Die Kinder konnten kaum Lesen und auch nicht wirklich schreiben. Somit war für unsere Tochter der Unterricht sehr langweilig. Und die Rückfahrt mit dem Bus war auch etwas problematisch. Es fuhr nicht immer einer und ich hätte sie öfter abholen müssen. Kurzum wir, vor allem aber unsere Tochter, haben uns gegen die Waldorfschule entschieden. Sie wäre dort nicht glücklich geworden. Ich habe daraus gelernt, das es als Quereinsteiger schon recht schwierig ist. Wenn auch nicht unmöglich. Von Anfang an wäre es nicht so das Problem gewesen. Ich möchte unsere Erfahrungen hier auch nicht Verallgemeinern. Mir ist klar, das es nicht auf jeder Schule so ist.
Nun ist dieses Kind in der Musikklasse des Gymnasiums hier im Ganztag und es geht ihr super damit.
Liebe Grüße Levina
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Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Stimmt, es gibt aufjedenfall Unterschiede wann was durch genommen wird. Aber das Gute ist, daß im Endeffekt das Selbe gelernt wird, nur zu unterschiedlichen Zeiten. Die Schulabschlüsse und Abschlussarbeiten sind ja die gleichen wie an anderen Schulen auch. Aber für einen Quereinsteiger kann ich es mir auch schwer vorstellen, egal ob Waldorfschüler der auf eine staatliche Schule kommt oder umgekehrt.
Das christliche ist das was mich etwas stört, ich tendiere glaube ich auch eher zum Wald/Naturkindergarten und dann zu der schönen Grundschule ein Dorf weiter, wenn es bei uns soweit ist mit Kindern.
Obwohl auch ich auf die Antwort meines Bruders gespannt bin, weil das Waldorfprinzip bei uns zumindest noch zur Debatte steht. (Habe Gestern mit ihm telefoniert, er wird schnellmöglichst zurück schreiben.)
Re: freier Religionsunterricht an der Waldorfschule
Ja, es gibt wohl recht große Unterschiede. Wir haben hier in Stuttgart außer der "Vorzeigeschule" noch die Waldorfschule Kräherwald, in der z.B. neben Englisch ausschließlich russisch gelehrt wird (und in der Uhlandshöhe gabs bis vor einigen Jahren sogar noch griechisch zur Auswahl. Jetzt gibts französisch, russisch, englisch und in den höheren Klassen Latein). Dann haben wir noch zwei weitere Waldorfschulen und noch eine für die Kinder mit Behinderung (oder "Seelenpflegebedürftige"). Und jede davon ist anders... aber das ist ja in den staatlichen Schulen auch so.
Das Christliche erleben wir bis jetzt weder im Kiga noch auf den Shulveranstaltungen als sehr präsent, aber wie gesagt - morgen ist Elternabend und danach bin ich vielleicht schlauer.
Zudem gibt es recht locker denkende Waldorflehrer und -Erzieher und dann eben eher konservative. Hendrik ist ja so ein Fan von Odin und Thor (hat er vom Papa, dem alten Wikinger ) und bringt das natürlich auch mit in den Kiga. Seine Erzieherinnen haben damit kein Problem, im Gegenteil. Aber ich hab schon von einer Freundin gehört, dass sie ihrem Kind auf "Anordnung" des Lehrers (Waldorfschule in Ludwigsburg Nähe Stuttgart) doch bitte keine Mythen erzählen soll, dass kommt nähmlich erst in der dritten Klasse dran und das Kind ist ja erst in der zweiten und somit völlig überfordert. Außerdem passt es nicht in die Entwicklungsphase. Hendrik ist noch keine sieben und bei ihm passt das ganz genau, dass weiß ich als Erzieherin aber eigentlich reicht auch mein gesunder Menschenverstand. Ich hoffe, wir bleiben vor allzu starrem Denken verschont, aber bis jetzt sind meine Erfahrungen durchweg positiv
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