ich würde gern Eure Ansichten zu einem Thema, dass mich immer mal wieder vor Probleme stellt, erfahren.
Ich habe eine zehnjährige Tochter, der ich durch "vorleben" und Gespräch den hohen Wert der Ehrlichkeit zu vermitteln suche. Wenn ich dann aber sehe, dass schon in der Schule (und noch früher) die Lüge zum Alltag gehört und der Ehrliche dann oft als der Dumme dasteht, während andere Kinder (auffällig gerade aus kultivierten Familien) das Lügen gezielt und geplant einsetzen um ihre Ziele zu erreichen, dann frage ich mich: schade ich dem Kind etwa mit dieser Wertevermittlung?
Meine Erfahrung ist derart, dass in unserer "Ellbogen-Gesellschaft" die Lüge völlig hemmungslos und mit steigender Tendenz eingesetzt wird. Klar, jeder lügt schon mal. sei es aus Selbstschutz oder einfach um andere Menschen nicht zu verletzen. Würde man immer schonungslos die Wahrheit sagen..ich glaube man wäre sehr schnell sehr einsam. Mal abgesehen davon, das jeder durch seinen eigenen Filter "wahrnimmt". Aber wo ist dann die Grenze zu ziehen? Welche Auswirkung hat diese Kultur der Lüge (siehe Politik) langfristig auf unsere Gesellschaft? Sind "gnädige" Lügen wirklich sinnvoll?
Ich freue mich auf Eure Gedanken zum Thema Gandalf
Lügen haben kurze Beine - aber manche kommen damit erstaunlich weit!
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Ketten nicht.
Re: Lügen
lieber gandalf
ich sitze hier heute morgen mit felixie und uteulrike und wir reden gerade über deinen beitrag.
warum lügt jemand? warum lügt ein kind?
um problemen aus dem weg zu gehen weil man die reaktion des anderen so gut kennt?! um sich einen vorteil zu verschaffen?! um sich nicht auszugrenzen?!
vielleicht sollte man das ganze andersherum beginnen. wie reagierst du, wenn du merkst, dass du angelogen wirst: sauer, enttäuscht, belehrend? evtl. so, wie die tochter es erwartet? als eltern ist man vorbild. ist da der "fehler" zu suchen?
____________________ Liebe Grüße Nena
und ich hörte eine Stimme: "Lächle, es hätte alles schlimmer kommen können..." und ich lächelte - und es kam schlimmer *grins*...
Re: Lügen
Lieber Gandalf,
ich glaube nena hat recht, wenn sie sagt, man sollte vielleicht bei sich selbst hinterfragen, ob man dem Kind vorlebt was Wahrheit und was Lüge ist.
Haben wir nicht auch schon zur sogenannten "Notlüge" gegriffen, und das im Beisein des Kindes ?
Wenn du das mit nein beantwortest, hast du dann vielleicht nicht auch gelogen????
Zu der Aussage "Lügen haben kurze Beine" und sie erreichen doch das Ziel, meine Meinung nach ist das die Divise ein Ziel mit kleine aber schnellen Schritten zu erreichen.
Ich habe noch nie gelogen, sondern nie die Wahrheit gesagt.*lach*
Einen lügenfreien Sonntag, immer die Wahrheit sagend Knitti
____________________ Jeder neue Tag ist ein Geschenk
Menschen sind fehlbar - und gerade Kinder "beschönigen" ihre Aussagen. Sie sehen das nicht unbedingt als Lüge an, eher als Teilwahrheit. Wenn sie älter sind kommen die gezielten Unwahrheiten, oft aber auch aus Bequemlichkeit, um Stress (so sehen sie das) mit Eltern/Lehrern/Vorgesetzten zu vermeiden.
Es gibt keine absolute Wahrheit und auch keinen absolut wahrheitsgetreuen Menschen.
Lg, Tessa
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen. (Pearl S. Buck)
Re: Lügen
Hallo Gandalf und alle Mitschreiber!
Jochen (mein Mann) sagt immer: Du bist zu ehrlich für diese Welt und wenn du mal lügst, fällst du immer auf die Nase dabei. Er hat aber auch Recht.
"Lügen muß gelernt sein" heißt auch ein Sprichwort.
Aber kann man lügen lernen? Oder ist es "nur" eine schlechte Tugend? Eine Angewohnheit, die, je öfter sie einem weiterhilft, angewendet wird.
Sogar im katholische Christentum steht nach einer Lüge die Beichte. Also geht sie im voraus davon aus, dass der mensch lügen darf, wenn er später Reue tut.....
in diesem Sinne bereuen wir doch und lügen was das Zeug hält..... grins
eure uteulrike
____________________ Trotze, so bleibt dir der Sieg!
Re: Lügen
Tjo, haben wir nich alle schon an und ab mal gelogen? Auch oder vielleicht besonders als Kind? Hausaufgaben nicht gemacht.........äähhh, ich habe mein Heft vergessen..... Angst, vor der kompletten Klasse mündlich abgefragt zu werden.....ach mir iss so schlecht, ich muss mal an die frische Luft...... besonders beliebt war der "Gelbe Zettel", um den Sportunterricht zu umgehen, dessen Privileg konnten allerdings nur die weiblichen Herrschaften geniessen ;-) (gibt's diesen Zettel heute eigentlich noch?? ) Also, ich habe das alles gemacht, muss ich zugeben, trotzdem halte ich mich nicht für einen schlechten Menschen.
Und heute? Nun......ich melde mich z.Bsp. am Telefon immer nur mit "Ja". Und ist irgend so ein Fuzzi dran, der mir wieder was sagenhaft günstiges andrehen will, sage ich immer: Tut mir leid, die Frau V. ist leider nicht im Haus. Warum? 1. erspare ich mir so ein lästiges,unproduktivers Gespräch mit einem Menschen den ich nicht kenne und mit dem ich auch gar nicht reden wollte, 2. spare ich mir Zeit und 3....ich könnte einfach auflegen, ja - aber das kriege ich irgendwie einfach nicht hin. Logisch kriegt mein Sohn das mit, ich habe ihm erklärt warum, und er hat es verstanden. Und sicher, auch mein Sohn hat mich schon angelogen, einfach aus Angst vor meiner Reaktion. Ich fand das nicht toll, aber irgendwie habe ich es auch ein bisschen verstanden, denn ich erinnere mich noch an meine Kindheit, und an meine Angst vor der Reaktion meiner Eltern. Man muss nur reden darüber, dann kann man für die Zukunft vieles vermeiden. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es einen Menschen gibt, der komplett wahrheitsgetreu durch sein gesamtes Leben marschiert. Nichtmal der unantastbare, brave Bobby Ewing aus der Tv-Serie Dallas hat das geschafft ;-)))
Klar ist es manchmal schwer, eine Grenze zu ziehen.Aber ich denke trotzdem, mit gesundem Menschenverstand gelingt einem das. Es geht natürlich nicht an, dass man beispielsweise jemanden anderen für seine eigenen Fehler gerade stehen lässt, und der dann womöglich dadurch noch in grosse Schwierigkeiten kommt. Da kommt ja dann auch der Gerechtigkeitssinn ins Spiel. Und den habe ich immer versucht, meinem Sohn zu vermitteln. Es gibt dieses alte Sprichwort:> Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg' auch keinem andern zu. < Was heisst, versetzte dich in den anderen, und überlege wie du dich an seiner Stelle fühlen würdest. Ich glaube, diese Sichtweise hilft mehr, als der Satz: Du sollst nicht lügen.
Und die Beichte, das muss ich jetzt noch sagen, ist für mich- als sogenannte Nichtgläubige- das grösste Phänomen. Man macht grad was man will, hockt sich anschliessend in den Beichtstuhl, jammmert, dass es einem leid tut, und schwupp........ein paar Vaterunser oder was auch immer, und es ist verziehen. Von wem? Warum? Weshalb? Mit welcher Begründung? Weil ich es bereue? Na, dazu muss ich nich in die Kirche. Da entschuldige ich mich lieber bei demjenigen, dem ich- egal in welcher Form- etwas angetan habe.
LG
Nina
PS: Kleine Anekdote: Sie kann auch mal schiefgehen, die Notlüge. Mein Sohn war damals so ungefähr 12, da klingelte das Telefon; ich hatte aber auch gar keine Lust auf ein Gespräch, egal mit wem. Da sagte ich zu ihm- aber aus Spass-, und ich dachte auch, er hätte das begriffen,: > Egal wer das ist, sag einfach, ich könne nich ans Telefon, ich wäre gestorben." Und was soll ich sagen??....... er hat's tatsächlich gemacht. Wie peinlich.
Wenn Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken
Re: Lügen
ein spannendes thema wo ist der verfasser dieses beitrages geblieben?
spruch meiner schwiegermutter: wer lügt muss ein gutes gedächtnis haben...
(vielleicht hilft gedächtnistraining hier weiter...)
noch was: ist es nicht so, dass man manchmal gar nicht die wahrheit wissen will? schweigen ist auch eine art lüge. immer die wahrheit sagen, kann bedeuten, es sich einfach zu machen. z.b. um sich selber besser zu fühlen und den anderen die bürde (wahrheit) aufzuerlegen, auf die er hätte verzichten können.
lügen ist demnach nicht immer der leichtere weg.
____________________ Liebe Grüße Nena
und ich hörte eine Stimme: "Lächle, es hätte alles schlimmer kommen können..." und ich lächelte - und es kam schlimmer *grins*...
Re: Lügen
Das ist ein "heißes" Eisen. Wie kann man einem Kind den Begriff "man lügt nicht" überzeugend nahebringen, wenn es jeden Tag in der Zeitung lesen, im Fernsehen hören und sehen kann, wie leicht es manchen Politiker fällt, seine Mitmenschen mit Lügen überzeugen zu wollen. Früher gab es die Lüge und die Notlüge. Dann gab es ein pfiffiges Kerlchen das die Statistik dazu noch erfunden hat. Eine Notlüge sollte schon mal erlaubt sein. Gerade Kinder gebrauchen diese oft um irgend etwas zu beschönigen. Und Lügen? Wäre zu klären warum lügt man? Sei also nicht zu streng mit deiner Tochter, sondern denk mal nach, wie oft du gelogen hast. Sage nicht nie, denn das ist schon die nächste Lüge.
Re: Lügen
Hallo Freunde,
danke für die guten Ratschläge.
Ich habe mich allerdings wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Ich habe (bisher) nicht das Problem, dass meine Tochter mich anlügt, sondern das sie sich bitterlich beklagt, dass andere Kinder lügen und damit Erfolg haben. (Diwi, Du scheinst das Problem zu kennen)
Beispiel: 3 Kinder machen Blödsinn, die Lehrerin fragt: wer war das?, 2 Kinder streiten ab und meine Tochter hat die Strafarbeit! Solche Situationen kränken ihren Gerechtigkeitssinn zutiefst und ich weiß wirklich nicht was ich antworten soll auf die logische Folgerung: "na gut Papa, dann lüge ich nächstesmal auch - die Lehrerin will das ja so".
LG Gandalf
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Ketten nicht.
Re: Lügen
Lieber Gandalf,
Ein sehr interessantes Thema, das du da angeschnitten hast. Natürlich hat jeder von uns schon einmal?, sicher noch öfter nicht die Wahrheit gesagt. Jemanden zu sagen, das er alt geworden ist wäre zwar ehrlich aber sicher nicht taktvoll und die neue Frisur der Chefin, auf ihre Frage hin, als nicht mein Geschmack zu bezeichnen ebenso.Dies alles sind die kleinen Notlügen, die man ausspricht, um jemanden nicht zu verletzen, sie schaden meinem Gegenüber nicht wirklich.Auch die kleinen Notlügen (Hausaufgaben nicht gemacht, Schule geschwänzt, zu lange abends gelesen usw), die jedes Kind einmal macht, schaden keinem anderen und man sollte diese nicht überbewerten.
Wo aber fängt das Lügen denn an problematisch zu werden? In dem Beispiel von Gandalf ist es gut zu erkennen. Drei Kinder zwei stehen nicht zu ihrer Tat und die dritte muss alles allein ausbaden. Ein unsoziales Verhalten der zwei anderen, denen es völlig egal ist, welche Konsequenz ihr Lügen hat. Dieses Verhalten rührt sicherlich auch aus Angst vor Strafe und einer großen Unsicherheit der beiden.
Kindern schon früh beizubringen das man für seine Fehler einzustehen hat, ohne immer gleich damit rechnen zu müssen, mit Vorwürfen der Eltern konfrontiert zu werden. Eltern sollten ihren Kindern zeigen,dass sie immer -wirklich immer- für sie da sind. Sie müssen sich auf ein gewissen Verständnis verlassen können und darauf dass sie ihnen helfen eine Lösung zu finden um den Fehler wieder zu korriegieren. Nur dadurch werden sie auch mit dem genügenden Selbstbewußtsein für ihre Fehler einstehen können.
Ebenso wichtig ist aber auch, Kinder in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Ihnen beizubringen ihre eigenen Interessen und ihrer eigene Meinung herauszufinden. Nicht immer das zu tun, was von ihnen erwartet wird, sondern selber zu überlegen was sie wollen und dazu zu stehen. Muss ich als Junge unbedingt ein Fußballfan sein oder darf ich mich lieber für Bücher interessieren? Oder warum darf ich als Mädchen nicht an Autos rumbasteln und muss mich unbedingt für Mode interessieren?
Stärken des Selbstbewusstseins, ist bestimmt eine wichtige Voraussetzung um Lügen zu vermeiden, denn sich anpassen ist immer leichter als vielleicht etwas anders zu sein und einen eigenen Weg zu gehen und genauso wie es leichter zu lügen, als dazu zu stehen etwas falsch gemacht zu haben.
Liebe Grüße
Zizi
Ich habe diesen Beitrag zwar jetzt einigermaßen leserlich hinbekommen aber nur weil ich sämtliche Zeilenumbrüche im Word Dokument entfernt habe und dann anschließend hier neu eingefügt habe. Dann kommen allerdings hier wieder Zeilenumbrüche die ich nicht wollte
