Teil1
ASSINIBOIN
Geographische Region: Plains und Prärien (westliches Saskatchewan)
Sprachgruppe: Sioux
Wohnstätte: Plains-Tipi
Hauptnahrungsquelle: Büffel
Das Wort Assiniboin (oder Stony) stammt von dem Chippewa und kennzeichnet eine Person, die "mit Steinen kochtn = Steinkocher". In Kanada werden sie auch Stony (= die Steinigen) genannt, die Engländer bezeichneten sie als "Rock(Felsen)-Sioux". Es handelte sich um Abkömmlinge einer Gruppe, die sich im 17. Jahrhundert von den Yanktonai Sioux abgespalten hatten (nach anderen Quellen erfolgte die Abspaltung bereits in präkolumbischer Zeit). Sie wanderten nach Norden und verbündeten sich mit den Cree, nahmen deren Kleidung, Zelte und Gebräuche an. Sie sprechen einen Sioux-Dialekt, befanden sich aber nahezu ständig im Kriegszustand mit den Sioux.
Der berühmte Indianer-Maler Catlin schreibt von ihnen: "Sie sind eine vortreffliche und edle Rasse, gute Jäger und wohl mit Reitpferden versehen, was sie im Büffelland zu wohlhabenden Menschen macht. Ihre Tänze, mannigfaltig in ihrer Art und häufig zelebriert, sind im allgemeinen die gleichen wie die der Sioux."
Das Hauptfest der Assiniboines, der "Medicine-Lodge"-Tanz, heute oft fälschlich als "Sonnentanz" bezeichnet, wurde während des Frühlings sorgfältig vorbereitet, um dann Mitte Juni stattzufinden. Während der 2 Tage dauernden Zeremonie wurde streng gefastet. An jedem Tag betete man zum "Donnervogel", dem Regengott, bedankte sich für vergangene erwiesene Wohltaten und bat um langes Leben und Kriegsglück. Manchmal wurden hierbei vom Medizinmann Kranke behandelt. Bevor dann am letzten Tag die letzten Gruppengesänge absolviert wurden, betete der Zeremonienmeister lauthals um Regen und ertragreichen Sommer und Herbst und brachte dem Donnervogel alle Opfergaben dar. Wenn nach dem Tanz tatsächlich Donner, Blitz und Regen zur Erde niederfuhren, flüsterten sich die Menschen zu: "Lauscht, der Donnervogel und seine Gehilfen holen sich unsere Opfergaben."
Später gewann der "Pferdetanz", in dem um viele gute Pferde gebetet wurde, ähnliche Bedeutung. Unter rituellen Gesängen wude die Zeremonienpfeife gegen Erde, Sonne und Donnervogel geraucht. Im 20. Jahrhundert gewann der von den Sioux übernommene, aber geänderte "Grastanz" an Bedeutung.
Eine schmächliche Rolle spielte dieses Volk Anfang Oktober 1877, als Chief Joseph, Kriegshäuptling der von General Miles umzingelten Nez Percés, in seiner Not sechs seiner zuverlässigsten Krieger durch die Linien der Soldaten zu den Sioux nach Kanada schickt, um von ihrem Häuptling Sitting Bull Hilfe anzufordern. Doch dieser verzweifelte Appell erreichte Sitting Bull nie, weil Josephs Kuriere wegen ihrer guten Gewehre von feindlichen Assiniboins erschlagen wurden.
Das Gebiet der Assiniboins reichte vom Saskatchewan und Assiniboine River in Kanada bis zum Milk und Missouri River in Montana, ursprünglich siedelten sie nahe dem Winnipeg-See. Gemeinsam mit den Cree verdrängten sie die Blackfoot-Indianer aus dem westlichen Saskatchewan.
Anfang des 19. Jahrhunderts zählte der Stamm etwa 800 Mitglieder, die sich durch eine Pockenepidemie von 1836 halbierte. Die Hälfte des Stammes lebt heute in Alberta, Kanada, die andere Hälfte in den USA in den Fort Belknap- und Fort Peck-Reservationen in Montana. 1985 gehörten zum Reservat in Montana 2747 Bewohner. Heute hat der kanadische Zweig des Stammes seine Reinrassigkeit besser behalten als die im US-Bundesstaat Montana lebenden Assiniboins, die sich schon seit Generationen mit den Weissen und Sioux vermischt haben.