Perspektive Kosova - Weiterentwicklung Kosova

Kampf gegen die Landflucht in Kosovo (Organisationen: Deza und ADA)

Kampf gegen die Landflucht in Kosovo (Organisationen: Deza und ADA)

Die Wasserversorgung als Basis für eine gedeihliche Entwicklung

Der Krieg in Kosovo hat die Landflucht verstärkt.

Von der Aufbauarbeit profitieren sowohl albanische als auch serbische Dörfer.

Wok. Gjilan/Gnjilane, im Juli

Dobrivoje Mladenovic ist einer jener Kosovo- Serben, von denen man derzeit wenig hört. Er lebt mit seiner Familie in Koretiste, einem etwas über 1000 Einwohner zählenden serbischen Dorf im Südosten Kosovos.

Der Ort ist Teil der Stadt Gjilan (serbisch: Gnjilane), deren rund 130 000 Bewohner zu 90 Prozent albanischer Abstammung sind. Mladenovic ist Angestellter der Stadtverwaltung in Gnjilane. Für den täglichen Arbeitsweg benutzt er wie die übrigen städtischen Angestellten aus seinem Dorf ein Auto. Er könnte den etwa halbstündigen Weg zwar leicht zu Fuss bewältigen, sagt er, doch ein gewisses Sicherheitsrisiko bestehe dabei. Albanisch spricht er nicht, und er empfand bisher auch keine Notwendigkeit, die Sprache zu lernen.

Fehlende Perspektiven
Von Gjilan war bei den seit Februar laufenden Gesprächen über Kosovos Zukunft bisher wenig die Rede. Obwohl es nach dem 1999 erzwungenen Abzug der serbischen Sicherheitskräfte auch in dieser Region Ausschreitungen gegen Serben und andere Minderheiten gegeben hatte, verläuft der interethnische Kontakt einigermassen problemlos;
kein multikulturelles Miteinander, sondern ein meist friedliches Nebeneinander.

Wenn Kosovo noch vor Jahresende eine staatliche Unabhängigkeit erhielte, würden sich die Serben von Koretiste Hals über Kopf davonmachen?
Die Frage drängt sich darum auf, weil in den vergangenen Wochen in serbischen und internationalen Medien exakt ein solches Szenario gezeichnet worden war, nämlich ein Massenexodus jener mehreren zehntausend Serben, die im zentralen und südlichen Teil Kosovos wohnhaft sind.
Nein, sagt Mladenovic, die Leute hier im Dorf bereiteten sich nicht auf eine sofortige Abreise vor. Die längerfristige Zukunft aber, die sei finster. Was bei einer Arbeitslosigkeit von 80 Prozent ja auch nicht verwundere. Doch den Albanern in der Umgebung gehe es ja auch nicht besser.

Die düstere Einschätzung widerspiegelt die Probleme der ländlichen Bevölkerung Kosovos.
Die Erträge aus der weitgehend reprivatisierten und wenig entwickelten Landwirtschaft reichen den Bauern kaum zum Überleben.
In den Dörfern fehlt das Geld selbst für dringendste Infrastrukturbauten. Wer es irgendwie schafft, setzt sich in bessere Gegenden ab, ob Serbe oder Albaner.
Dieser Landflucht Einhalt zu gebieten, ist das Ziel eines gemeinsamen Projekts der schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und der staatlichen Österreichischen Entwicklungsagentur (ADA).

In zwölf Dörfern in der Umgebung der Städte Gjilan und Ferizaj/Urosevac werden derzeit
Eine Probebohrung in Koretiste hat bereits genügend sauberes Grundwasser nachgewiesen, um damit auch ein kleineres, ausschliesslich albanisch besiedeltes Nachbardorf zu versorgen. Die beiden Dörfer beteiligen sich finanziell an dem Projekt und kümmern sich anschliessend gemeinsam um den Unterhalt - Wasser kennt keine ethnischen Grenzen.

Ob frisches Trinkwasser und der Anschluss aller Häuser an eine Kanalisation genügen werden, Koretistes Bewohner am Wegziehen zu hindern, bleibt abzuwarten. In der rund 3500 Einwohner zählenden albanischen Ortschaft Varosh bei Ferizaj hingegen herrscht Optimismus. Vor wenigen Tagen ist hier die Trinkwasserversorgung fertig gestellt worden. Eine Pumpstation fördert aus 170 Metern Tiefe sauberes Grundwasser in ein neu gebautes Reservoir und weiter in alle Haushaltungen.
So wie in Koretiste stammte auch in Varosh zuvor sämtliches Wasser aus individuellen Ziehbrunnen. Hepatitis A und andere durch unreines Trinkwasser verbreitete Krankheiten waren chronisch. Der Ort hatte wegen seines schmutzigen Wassers und der offenen Kloaken einen schlechten Ruf, erzählt eine Delegation der Gemeindebehörden. Das ging sogar so weit, dass die örtlichen Bauern ihre Produkte auf dem Markt in Ferizaj nicht loswurden. Niemand mochte Kartoffeln oder Kohl aus Varosh kaufen. In dem Dorf stank es, und man wurde krank.

Grosse Dankbarkeit
Nun soll alles besser werden. Die Gemeindeverantwortlichen, die sich anlässlich unseres Besuchs bei der nagelneuen Pumpstation in ihren besten Gewändern eingefunden haben, richten bewegende Worte des Dankes an die Schweizer Regierung. Unterdessen bemüht man sich an dem Ort, den Umgang mit dem plötzlich aus dem Hahnen und künftig auch in Toiletten sprudelnden Wasser zu erlernen.
Begleitend zu dem Infrastrukturbau läuft in den Schulen der betroffenen Dörfer eine Kampagne, um bei den Kindern ein Umweltbewusstsein aufzubauen.
Geleitet wird diese mit verschiedensten didaktischen Mitteln durchgeführte Aktion von der einheimischen Nichtregierungsorganisation Community Development Initiatives, die auch die gesamte Projektausführung übernommen hat. Ob allerdings, wie von den Projektverantwortlichen erwartet, sauberes Wasser und ein Kanalisationsanschluss genügen, um die einst in dem Dorf lebenden 35 serbischen Familien zur Rückkehr zu bewegen? Man hofft es.

Kostengünstige Ausführung
Quelle: NZZ online
hier der Artikel

Kalofsh mirë,
Lule