Perspektive Kosova -
bilaterale Beziehungen / Anerkennungen

Montenegro und Mazedonien erkennen Kosovo an (16.10.08)

Montenegro und Mazedonien erkennen Kosovo an (16.10.08)


Belgrad reagiert mit Empörung auf die Anerkennung Kosovos durch
Montenegro und Mazedonien. Mit Ausnahme von Bosnien und Rumänien haben
damit praktisch alle Nachbarn Kosovos Unabhängigkeit akzeptiert.


 

Auch
Montenegro und Mazedonien haben nun die Unabhängigkeit des Kosovo
anerkannt. Die ehemalige serbische Provinz Kosovo hatte bereits im
Februar dieses Jahres seine Unabhängigkeit ausgerufen. Der Anerkennung
durch die beiden ehemaligen jugoslawischen Republiken ging also eine
recht lange Bedenkzeit voraus. Slowenien hatte sich damit nicht so
schwer getan und bereits im Frühjahr als erste ehemalige jugoslawische
Republik das Kosovo anerkannt. Mit einigem Abstand folgten Kroatien und
Bulgarien.


 


Zögerliche Anerkennung


 


Nach
der Entscheidung in Podgorica und Skopje fehlt jetzt nur noch die
Anerkennung von Rumänien und Bosnien und Herzegowina. Erst dann hätten
alle südosteuropäischen Nachbarn Kosovo als unabhängigen Staat
anerkannt. Rumänien zögert wegen der Republik Moldau und ihrer
abtrünnigen Region Transnistrien. Es fürchtet ferner, möglichen
Unabhängigkeitsbestrebungen der eigenen ungarischen Minderheit im
Norden des Landes Auftrieb zu geben. Im Falle Bosnien und Herzegowinas
widersetzt sich die insbesondere die Serbenrepublik der Anerkennung des
Kosovo. Das Parlament in Banja Luka hat Mitte dieser Woche zum zweiten
Mal in einer Resolution die Anerkennung des Kosovo strikt abgelehnt.


 


Enttäuschung über Montenegro


 


Den
Zorn ihrer serbischen Nachbarn haben sich nun insbesondere die
Montenegriner zugezogen. Erstmals habe Montenegro damit Serbien
verraten, wetterten nationalistische Politiker in Belgrad. Vor zwei
Jahren erst hatte sich Montenegro nach einer Volksabstimmung aus der
lockeren Staatenunion mit Serbien gelöst. Die Opposition in Belgrad
forderte die Menschen in Serbien dazu auf, Montenegro als Urlaubsland
zu boykottieren.


 


Serbiens
Präsident Boris Tadic erklärte indes der Belgrader Presse, als Reaktion
bliebe es bei der bereits getroffenen Maßnahme, die Botschafter
Montenegros und Mazedoniens zu unerwünschten Personen zu erklären. Dies
sei eine weniger drastische Maßnahme, als die diplomatischen
Beziehungen vollends abzubrechen. Es sei nicht in Belgrads Interesse,
die gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu Montenegro und Mazedonien zu
verschlechtern. Aber es habe reagieren müssen, da durch die Anerkennung
der einseitig proklamierten Unabhängigkeit die Nachbarn Serbiens
Integrität gefährdeten, sagte Tadic. Und das klang fast entschuldigend.


 


EU- und NATO-Beitritt im Blick


 


Die
serbische Opposition in Montenegro dagegen organisierte eine
Protestkundgebung in der Hauptstadt, bei der es zu gewaltsamen
Ausschreitungen kam: 30 Personen wurden verletzt und 35 festgenommen.
Die Politiker forderten von der Regierung, die Anerkennung des Kosovo
zurückzunehmen. Regierungschef Milo Djukanovic lehnte dies allerdings
auf einer Parlamentssitzung  ab. Die Regierung habe weder voreilig noch
unbedacht diese Entscheidung getroffen und darum werde sie sie auch
nicht zurücknehmen, sagte Djukanovic. Ihm zufolge hat sich die
Regierung zu diesem Schritt entschlossen, um die Umsetzung der
strategischen Ziele Montenegros – den EU- und NATO-Beitritt – nicht zu
gefährden.


 


Die
serbische Opposition in Montenegro will nun „durch zivilen Ungehorsam“
weiter gegen die Anerkennung des Kosovo protestieren. Ihr zufolge steht
die serbische Minderheit im Land, die ein Drittel der 650.000 Einwohner
Montenegros ausmacht, geschlossen hinter ihr. (md)


Quelle: DW World, Deutsche Welle Artikel