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Aldi-Notebook mit Überraschungseffekt....

Aldi-Notebook mit Überraschungseffekt....


Ein Notebook mit Überraschungseffekt

Von Michael Spehr


Hier spiegelt sogar die Rückseite: Aldis Medion Akoya 96420
30. Januar 2008 Wie gewohnt, erhielt nur die „Computerbild“ vorab
ein Testgerät. So machen wir uns am Montagmorgen auf
Einkaufstour. So groß ist der Andrang nicht. Vor einer Filiale
stehen um 8 Uhr gerade drei Interessenten. Aber das Kontingent
ist knapp. Ein Laden hat nur zwei Notebooks erhalten, die um 9
Uhr bereits verkauft sind. Der nächste hat zehn, davon sind nach
einer Stunde noch zwei übrig. Beim Auspacken wird aus der
leichten Anspannung eine gehörige Überraschung: Aldi hat zwar in
der Woche zuvor die technischen Rahmendaten in seinen Prospekten
angegeben (Intel Core 2 Duo mit 1,5 Gigahertz, 2 Gigabyte RAM,
17-Zoll-Display, Bluetooth, Wireless-Lan und DVD-Brenner), aber
die wichtigsten Angaben fehlten: Größe, Gewicht,
Bildschirmauflösung und Akku-Bereitschaftszeit.

Als das Akoya auf dem Schreibtisch steht, ist eins sofort klar:
Das ist kein Notebook für die Geschäftsreise, sondern ein
Desktop-Ersatz für zu Hause oder im Büro. Mit Maßen von 40 × 4,2
× 28 Zentimeter und einem Gewicht von 3,3 Kilogramm ist er fast
so breit wie ein Economy-Sitz schmal. Weil Platz genug ist, gibt
es sogar einen numerischen Ziffernblock rechts neben der (
ordentlichen, aber nicht sehr guten) Tastatur, ärgerlich ist das
Fehlen eigener Tasten für Bild nach oben und unten.

Ein Display das Spaß macht

Einschalten und loslegen: Das hätte man gern. Doch das Akoya
zieht erst einmal Windows Vista in der „Home Premium“-Variante
hoch, das dauert gut eine halbe Stunde. Danach ist der Desktop
zugemüllt mit Aldi- und sonstiger Reklame aller Art und etlichen
Programmen, teils als zeitlich beschränkte Testversionen, die wir
allesamt nicht haben wollten. Selbst im Internet Explorer steckt
Müll von Ebay und anderen. Man stelle sich vor, dass der Käufer
eines Neuwagens ebenso behandelt würde: Dann klebte auf dem
Rückspiegel ein Essensgutschein von McDonald's und auf der
Windschutzscheibe eine nur schwer zu entfernende Werbefolie. Und
das Handschuhfach wäre bis zum Rand mit Prospekten gefüllt. Also
erst mal aufräumen. Dieser Vorgang zieht sich. Gut anderthalb
Stunden sind wir damit beschäftigt, ebenso lange brauchen wir, um
nur den wichtigsten Teil unserer Standard-Software aufzuspielen.
Und unter Vista läuft eben nicht mehr alles, aber das ist ein
anderes Thema.

Besonders klein und besonders schnell
Die Ausstattung des Akoya gefällt. Der Core-2-Duo-Prozessor
erreicht einen Windows-Leistungsindex von 4,5: schnell genug
selbst für anspruchsvolle Spiele. Der deutlich spiegelnde
Bildschirm mit der Auflösung von 1440 × 900 Pixel zeigt für
Textverarbeitung und Tabellenkalkulation allemal genug, auch
Bildbearbeitung macht auf dem breiten Display durchaus Spaß (die
Grafikkarte hat 512 Megabyte Speicher). Im Dauerbetrieb werden
Tastatur und Geräteunterseite handwarm, und der Lüfter läuft mehr
oder weniger ununterbrochen. Das ist vor allem Windows Vista
geschuldet, XP geht sparsamer mit den Ressourcen um.

Eine reichhaltige Ausstattung

Die Geräuschentwicklung ist hinnehmbar. Man hört zwar deutlich
mehr als bei dem unlängst hier vorgestellten Mac Book, aber
deutlich weniger als bei anderen Notebooks in dieser
Leistungsklasse. Nur beim Abspielen von CDs und DVDs entfaltet
sich furioser Lärm, und die mitgelieferte TV-Karte wird im
Dauereinsatz ziemlich heiß. Wie bei Aldi üblich, ist die
Ausstattung reichhaltig: Vier USB-Anschlüsse und ein Express-
Card-Slot (für ein UMTS-Modem oder die TV-Karte; die zugehörige
Abdeckung fällt leicht heraus) gehören dazu, aber auch ein
digitaler DVI-Monitorausgang und sogar HDMI für den Anschluss ans
Fernsehgerät.

Wireless-Lan mit dem „n-Draft“-Standard nimmt drahtlos den
Kontakt zum Internet auf, und jenseits der schnellen Netztechnik
ist auch ein analoges Modem für den Telefonanschluss vorhanden.
Das optische Laufwerk liest und brennt alle gängigen Standards,
sogar DVDs im Dual-Layer-Format. Dass die Festplatte nur 233
statt der versprochenen 250 Gigabyte fasst, sei dem Hersteller
verziehen, der Platz ist allemal ausreichend.

Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis

Das ebenfalls eingebaute Bluetooth-Modul nutzt eine Software von
Toshiba, die ihren Zweck erfüllt, aber gewiss keine
Begeisterungsstürme hervorruft. Auch die Qualität der 1,3-
Megapixel-Kamera für Video-Unterhaltungen ist nicht überzeugend.
Speicherkarten der Formate Secure-Digital, MMC und Memorystick
lassen sich vorn am Gerät in einen Leseschacht einstecken.
Fotografen mit Spiegelreflexkamera werden das Compact-Flash-
Format vermissen.

Nach einer Woche im Dauereinsatz besticht das Akoya vor allem
durch sein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei anderen
Herstellern müsste man für das Gebotene fast das Doppelte
ausgeben. Ärgerlich ist neben der spiegelnden Anzeige vor allem
Windows Vista mit seinen Macken und ständigen Rückfragen. Die
Verarbeitungsqualität ist befriedigend, als störend erweist sich
die glänzende Oberseite, auf der man sofort jeden Fingerabdruck
sieht. Für den Einsatz unterwegs würden wir dieses Notebook nicht
empfehlen - die Akkulaufzeit beträgt zwei bis drei Stunden -,
auch als Internetgerät für den gemütlichen Sofa-Abend ist es ob
seiner Größe weniger geeignet. Aber im Büro macht es bislang eine
gute Figur. In einigen Wochen werden wir von weiteren Erfahrungen
berichten.

Text: F.A.Z., 29.01.2008, Nr. 24 / Seite T2