Vorboten eines neuen Umbruchs
Umbruch nach Regierunswechsel?
Noch ist unklar, wohin die Bundeswehr mit der Reserve will. Die neue Regierung unter der Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zu viele Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Da rangiert das Thema Nutzung des Reservistenpotenzials nicht auf einem vorderen Platz. Immerhin hat die neue politische Leitung des Verteidigungsministeriums bereits erkannt, dass die Bedeutung der Soldaten der Reserve wieder höher gestuft werden muss, als dies in der jüngeren Vergangenheit der Fall war. Mit der Reserve ist etwas im Gang. Steht sie vor einem großem Umbruch? Wohin es dabei gehen könnte, ist noch nicht entschieden. In den nächsten Wochen will sich der neue Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) mit der Frage Aufgaben und Rolle der Reserve für die Zukunft der Bundeswehr befassen. Dann ist er rund hundert Tage im Amt und hat sich einen generellen Überblick über die vielfältigen Themen verschafft, an denen er als politisch Verantwortlicher für die Streitkräfte und als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt arbeiten muss. Bisher hat sich Jung nur bei einem Thema festgelegt, das im weiteren Sinne mit Reservistenfragen verwandt ist: Er will wieder mehr Wehrpflichtige und damit künftige Soldaten der Reserve zum Grundwehrdienst einziehen lassen. So soll gestoppt werden, was bisher eingerissen war. Weniger Wehrpflichtige bedeutete zwar weniger Ausgaben im ohnehin viel zu knappen Verteidigungsetat. Doch die höheren Kosten nimmt Jung bei der Kräftigung der Wehrpflicht in Kauf. Er hat angeordnet, die geplante Sollzahl der aktiven Bundeswehr von rund 250000 Soldaten auch mit Hilfe von Grundwehrdienstleistenden (GWDL) zu halten. Damit werden jährlich wieder mindestens 35000 GWDL einberufen. |