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Sport und Ökonomie / Erfolgreiches Geschäftsmodell des FC Barcelona

Sport und Ökonomie / Erfolgreiches Geschäftsmodell des FC Barcelona

Der FC Barcelona ist einer der bekanntesten und traditionsreichsten Fussballklubs der Welt. 1992 und 2006 gewannen die Spanier die Champions League, insgesamt 18 Mal die nationale Meisterschaft. Der Klub ist nicht nur im Fussball, sondern auch in anderen Sportarten wie etwa im Basketball und vor allem im Handball Weltspitze. Mit über 150 000 Mitgliedern ist der FC Barcelona zudem einer der grössten Vereine überhaupt. Seine Anhänger sind weltweit in über 1800 Fanklubs organisiert. Erstaunlicherweise konnte der FC Barcelona in nur drei Jahren von 2002/2003 bis 2005/2006 seine Einnahmen von 123 auf 259 Millionen Euro mehr als verdoppeln, derweil das Flaggschiff des englischen Fussballs, Manchester United, im selben Zeitraum eine leichte Verschlechterung von 251 auf 242 Millionen Euro hinzunehmen hatte.

Der Schlüssel zu dieser Entwicklung des FC Barcelona liegt in seinem Geschäftsmodell, das im internationalen Profisport einmalig ist. Das Motto «Mehr als ein Klub» hat eine vielfältige Bedeutung. Für Katalonien symbolisiert der Verein Heimat und Freiheit, für viele spanische Intellektuelle steht er für Demokratie und Solidarität. Im globalen Wettbewerb versucht der Sportverein dieses Image durch soziales Engagement auszuweiten und zu vertiefen. Beispielsweise hat sich der Klub verpflichtet, in den nächsten fünf Jahren jährlich 1,5 Millionen Euro an das Kinderhilfswerk Unicef zu überweisen. Unter dem Motto «Mehr als ein Klub: eine neue Hoffnung für Kinder weltweit» stellen die Spanier zudem die Werbefläche auf ihren Trikots Unicef kostenfrei zur Verfügung, statt sie wie ihre Konkurrenten an den meistbietenden Sponsor zu verkaufen. Auch auf sportlicher Ebene hat das Geschäftsmodell klare Konturen. Der FC Barcelona steht für attraktiven Angriffsfussball auf höchstem technischem Niveau. Selbst wenn das Team in Führung liegt, setzt es nie auf Defensivtaktik. In der Personalpolitik verfolgt man das Ziel, die besten Angriffsfussballer der Welt in jungen Jahren zu verpflichten und nie wieder abzugeben.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Profifussball zu einer globalen Unterhaltungsbranche entwickelt. In diesem Wettbewerbsumfeld können sich maximal sechs bis zehn Klubs als globale Marken durchsetzen. Da die europäischen Märkte weitgehend gesättigt sind, kämpfen die Fussballvereine derzeit vor allem um die asiatischen und amerikanischen Märkte. Für viele junge Asiaten und Amerikaner ist das besondere Geschäftsmodell des FC Barcelona attraktiv. Sie können sich nämlich mit Offensivfussball, weltbekannten Starangreifern, Demokratie, Solidarität und Unicef auch über räumliche Grenzen hinweg bestens identifizieren. Ganz entscheidend für diese Identifikation ist dabei die Glaubwürdigkeit des Geschäftsmodells. In diesem Zusammenhang kommt der Rechtsform besondere Bedeutung zu. Der FC Barcelona ist noch immer als gemeinnütziger Verein organisiert. Der Klub gehört den Mitgliedern, den Fans. In einer Zeit, in der viele Klubs in Kapitalgesellschaften umgewandelt und von Milliardären übernommen werden, bietet die Rechtsform des gemeinnützigen Vereins einen wichtigen strategischen Wettbewerbsvorteil. Anders als bei Kapitalgesellschaften gibt es nämlich innerhalb eines Vereins keine Gewinnaneignungs- und Veräusserungsrechte. Oberste Maxime eines Sportvereins ist nicht die Gewinnerzielung, sondern die Verfolgung sportlicher Ziele. Mitglieder, Fans und Sponsoren des FC Barcelona können also sicher sein, dass alle erzielten Erträge dem Sport zugute kommen. Demgegenüber müssen etwa die Anhänger und Sponsoren von Manchester United befürchten, dass die Eigentümer in erster Linie Profitziele verfolgen. Das rasante Umsatzwachstum des FC Barcelona an seinen englischen Konkurrenten vorbei deutet darauf hin, dass Fans und Sponsoren vielleicht doch lieber den Fussball und Unicef unterstützen als US-amerikanische Milliardäre. Anhänger und Sponsoren des FC Barcelona müssen auch nicht befürchten, dass ihr Klub und damit ihre Träume, Leidenschaften und Investitionen verkauft oder gar umgesiedelt werden. Vereine sind weder börsennotiert noch anderweitig käuflich erwerbbar. Sie werden nach demokratischen Prinzipien und nicht nach kapitalistischen Interessen geführt.

* Helmut Dietl und Egon Franck sind ordentliche Professoren an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich. Beide beschäftigen sich seit Jahren unter anderem mit ökonomischen Fragen des Sports.

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