Van Buyten vor Reifeprüfung in München

Van Buyten vor Reifeprüfung in München

Als Führungsspieler hat ihn der FC Bayern München geholt - als solcher steht Daniel van Buyten nun vor seiner Reifeprüfung beim deutschen Rekordmeister.

«Er ist jetzt derjenige, der Verantwortung übernehmen soll», sagt Münchens Trainer Felix Magath nach dem schlechtesten Saisonstart in der Fußball-Bundesliga seit 13 Jahren. Dabei hat der Belgier einen zweifachen Auftrag: Er soll der zuletzt wackligen Defensive Halt geben und das Machtvakuum ausfüllen, das der Weggang von Michael Ballack hinterlassen hat. «Doppelagent» van Buyten scheut diese Herausforderungen nicht: «Natürlich bin ich bereit, ein Leader zu sein.»

Für den 28-Jährigen ist der verletzungsbedingte Ausfall der beiden Innenverteidiger Lucio (Sprunggelenk) und Valerien Ismael (Schien- und Wadenbeinbruch) Chance und Verpflichtung zugleich. Nun kann er zeigen, dass er auch im Starensemble des FC Bayern eine tragende Rolle spielen kann. Denn an der Seite des oft eigenwillig agierenden Lucio schien van Buyten jene Autorität und Präsenz verloren zu haben, die ihn beim Hamburger SV ausgezeichnet hatten. Für van Buyten allerdings kein Grund zur Besorgnis: «Natürlich braucht man etwas Zeit, bis alles rund läuft», sagt er. «Ich denke, dass meine besten Leistungen noch kommen.»

Sein Arbeitszeugnis liest sich schon jetzt vielversprechend. In Liga, DFB-Pokal und Champions League verpasste van Buyten in dieser Saison noch keine Sekunde. Allerdings ist ihm zugleich die Torgefährlichkeit, die ihn beim HSV ausgezeichnet hatte, abhanden gekommen. «Er soll hinten organisieren und für Stabilität sorgen», wiegelt Magath jegliche Kritik ab.

Gemeinsam mit dem Argentinier Martin Demichelis wird van Buyten in den kommenden «englischen Wochen» das Abwehrduo bilden - und ist vom Gelingen überzeugt. «Martin ist ein Klasse-Fußballer. Ich verlasse mich voll auf ihn», meint van Buyten, der nach nur wenigen Monaten das Bayern-Credo längst verinnerlicht hat: «Ich bin hier, um Titel zu holen. Der Verein sucht das, was auch ich suche - den Erfolg.»

Dabei wäre es fast nichts mit van Buytens Karriere als Fußballer geworden. Der 1,96-Meter-Hüne wollte eigentlich seinem Vater Francis nacheifern und Profi-Catcher werden. Doch das Veto seines Vaters, der sich «im Laufe seiner Karriere wohl jeden Knochen einmal gebrochen» hatte (van Buyten im Fachmagazin «Rund»), verhinderte ein Tingeln von Ringplatz zu Ringplatz. «Mit dem Catchen geht es langsam bergab. Du wirst Fußballer», beschied der Wrestler seinem Sohn, der vom Catchen einiges für seine Fußball-Karriere gelernt haben will: «Ich kann bei einem Tackling kontrolliert fallen und sofort wieder stehen.»