Champions League für Kahn der letzte große Traum

Champions League für Kahn der letzte große Traum

 Nach dem versöhnlichen Abschied aus der deutschen Nationalmannschaft mit dem 86. Länderspiel-Einsatz im bewegenden Spiel um Platz drei bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart gegen Portugal (3:1) träumt Oliver Kahn seinen letzten großen Traum als Fußballer.

Der dreimalige Welttorhüter des Jahres erhofft sich auch beim FC Bayern München einen glanzvollen Schlusspunkt. Am 30. Juni 2008, zwei Wochen nach seinem 39. Geburtstag, endet sein letzter Vertrag beim Rekordmeister. Er könne sich «nicht vorstellen, danach noch Fußball zu spielen», hat Kahn bereits angekündigt. Das Karriereende könnte aber auch schon Knall auf Fall ein Jahr früher kommen: «Man wird sich der Endlichkeit seines Jobs bewusst. Wenn wir die Champions League noch einmal gewinnen sollten, wäre es natürlich ein toller Moment, den Vereinsfußball zu beenden.» Im Traum hat er die Szene schon erlebt: «Dann nehme ich den Pokal, gehe heim und komme nicht wieder.»

Einmal hat Kahn die wertvollste Trophäe des Club-Fußballs schon in Händen gehalten - am 23. Mai 2001 nach dem 5:4 im Elfmeter-Krimi im Endspiel gegen den FC Valencia. Mit den drei gehaltenen Elfmetern von Zahovic, Carboni und Pellegrino avancierte er damals zum «Helden von Mailand». Natürlich kamen ihm die Jubel-Bilder dieser Fußball-Nacht gleich wieder in den Sinn, als er mit dem FC Bayern zum Gruppenspiel gegen Inter Mailand ins Giuseppe-Meazza-Stadion zurückkehrte. «Das Finale ist bei mir natürlich noch im Kopf als fantastisches Erlebnis», sagte Kahn.

Der 37-Jährige weiß, dass ein nochmaliger Champions-League-Gewinn ein verwegener Wunsch ist. Seit 2001 kamen die Bayern nicht mehr über das Viertelfinale hinaus. Ausgerechnet in der Mailänder Triumphstätte endete im vergangenen März mit einer bitteren 1:4-Niederlage im Achtelfinal-Rückspiel gegen den AC Milan der bislang letzte Anlauf. «Für uns wird es Zeit, dass wir in der Champions League nach 2001 mal wieder etwas Positives folgen lassen», forderte Kahn darum in Mailand vor der Kraftprobe gegen Inter.

Seine achte deutsche Meisterschaft oder ein sechster Gewinn des DFB-Pokals wären für ihn in dieser Saison zwar gut und schön. Aber noch einmal auf der europäischen Fußball-Bühne ein Ausrufezeichen zu setzen, das treibt ihn auf der Zielgeraden seiner Profi-Karriere an. Zumal Kahn sozusagen ein Kind der Champions League ist, zu ihren prägenden Figuren gehört: Zum elften Mal ist er dabei, gegen Inter stand sein 96. Einsatz an. Von insgesamt 110 Champions-League-Partien des FC Bayern hat er seit der Premiere, dem 0:2 bei Paris St. Germain am 14. September 1994, überhaupt nur 14 verpasst.

Lediglich die drei Real-Madrid-Stars Raul (103), Roberto Carlos (101) und David Beckham (99) sowie Paolo Maldini (97) vom AC Mailand haben mehr Champions-League-Spiele absolviert als Kahn, der am 5. Dezember im Rückspiel gegen Inter in der heimischen Allianz Arena die magische Zahl von 100 Einsätzen in der Königsklasse erreichen kann.

Im Saison-Eröffnungsspiel gegen Borussia Dortmund hatte er am 11. August schon ein besonderes Jubiläum gefeiert: Es war sein 500. Einsatz in der Fußball-Bundesliga, inzwischen stehen 504 zu Buche. Ein «wenig stolz» machen ihn diese Zahlen schon, bekannte Kahn.

Nach dem Rücktritt aus der Nationalmannschaft wolle er die letzte Etappe als Fußball-Profi genießen und sich nicht mehr dem Dauerdruck früherer Jahre aussetzen. «Nichts fühlt sich mehr schwer an», sagte er jüngst in einem «kicker»-Interview und fügte hinzu: «Es gibt nichts mehr, dass ich unbedingt noch erreichen muss.» Seinen letzten großen Traum wird er trotzdem bis zuletzt weiterträumen.