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3:2 - Zwei Tore, eine Vorlage: Alex Frei überragend - BVB kämpft die Bayern nieder

3:2 - Zwei Tore, eine Vorlage: Alex Frei überragend - BVB kämpft die Bayern nieder

Der Tempel an der Strobelallee erbebte in seinen Grundfesten, als Manuel Gräfe um 22.27 Uhr den Klassiker abpfiff. Mit einem 3:2 (1:2)-Sieg über den Deutschen Meister FC Bayern München sind Borussia Dortmund und seinem neuen Cheftrainer Jürgen Röber ein traumhafter Start ins Fußballjahr 2007 geglückt. In einem packenden Spiel mit wechselnden Führungen sicherte Alex Frei mit zwei Toren und einer Vorlage den Sieg, den Tinga mit seinem Treffer zum 3:2 perfekt machte.
 
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Es berichten Boris Rupert und Johannes Vorspohl

81.000 Zuschauer sorgten für eine prickelnde Atmosphäre auf den Rängen. Sie sahen ein kampfbetontes Spiel, in dem beide Teams ihre jeweils erste richtige Chance zum Torerfolg nutzten: Frei traf zum 1:0 (12.), van Buyten zum 1:1 (25.). Danach Bayern überlegen und mit der Führung noch vor der Pause durch Makaay (42.). Doch der BVB kämpfte sich zurück und bejubelte in der 57. und 59. Minute einen Doppelschlag durch Frei und Tinga zum 3:2.

Ausgangslage:
Elf Punkte trennten den Neunten Borussia Dortmund vom Dritten Bayern München, der aus den letzten vier Spielen vor der Winterpause zehn von zwölf möglichen Zählern geholt hatte, während der BVB zum Jahresende 2006 schwächelte und drei der fünf Saisonniederlagen an den letzten fünf Spieltagen vor Weihnachten hinnehmen musste. Der BVB geht mit neuem Trainer (Jürgen Röber) und mit neuer Begeisterung ins Spiel: "Die Luft muss brennen!"

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Valdez kam in der 2. Halbzeit für den lädierten Smolarek.
Personalien:
Beim BVB fehlten die Stammspieler Wörns (Muskelfaserriss in der Wade) und Kehl (Nachwirkungen einer Knieverletzung). Frei, Valdez, Smolarek, Amedick und Ricken standen nach Verletzungspausen wieder zur Verfügung, auch wenn sie noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren. Die Bayern mussten lediglich Abwehrspieler Ismael ersetzen und begannen recht überraschend mit Karimi in der ersten Elf.

Taktik:
Beide Mannschaften begegneten sich in exakt gleicher taktischer Grundordnung: Einem 4-4-2-System mit rautenförmig angeordnetem Mittelfeld, in dem Kruska auf Schweinsteiger, Tinga halbrechts auf Karimi, Kringe halblinks auf Salihamidzic und vorne Pienaar auf van Bommel trafen, wobei sich Münchens "Sechser" deutlich häufiger in die Offensive traute als Kruska beim BVB. In der Innenverteidigung hatte es Metzelder zumeist mit Makaay zu tun, Brzenska mit Pizarro. Von den Außenverteidigern Dede (nutzte seine Räume zu Vorstößen wie beim 1:0) und Degen kam dem Schweizer der sicherlich schwierigere Part zu, weil Schweinsteiger mitunter weit nach links auswich und diese Seite damit doppelt besetzt war. Dennoch: Über rechts lief beim BVB zu wenig, gelungene Spielzüge hatten ihren Ursprung meist auf der linken Seite.

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Das 1:1 durch van Buyten. Tinga (vorn) hatte den Ball unglücklich verlängert, Brzenska (l.) kam einen Schritt zu spät.
Spielverlauf & Analyse:
Zwölf Minuten war die Partie gegen den FC Bayern alt, da stand der SIGNAL IDUNA PARK schon Kopf: Leonardo Dede setzte sich über die linke Seite durch und flankte halbhoch in den Strafraum, ohne Mühe setzte sich Alex Frei gegen Philipp Lahm im Kopfballduell durch und drückte den Ball in die Maschen: 1:0 für den BVB, das siebte Saisontor des Schweizers. Wie wertvoll der Treffer war, verrät ein Blick in die Statistik: Es war erst das erst sechste Gegentor gegen den FC Bayern nach einem Angriff über die Außenpositionen. Der Vorgabe ihres neuen Trainers Jürgen Röber, Begeisterung im eigenen Stadion zu entfachen, schienen die Schwarzgelben mit einem verbesserten und klarer strukturierten Mittelfeld nachkommen zu wollen. Es waren ahnsehnliche Kombinationen, die sich über Steven Pienaar und Tinga in den ersten 20 Minuten entfalteten.

Doch die Antwort der Bayern ließ nicht lange auf sich warten: Willy Sagnol brachte einen Freistoß aus knapp 35 Metern hoch in den Strafraum (25.), Tinga verlängerte unglücklich per Kopf, der allein gelassene Daniel van Buyten schob den Ball über die Linie: 1:1 - der Ausgleich der Bayern mit ihrer ersten Chance. Mit dem Treffer übernahmen die Bayern gegen die nun verunsicherten Borussen zusehends die Kontrolle über das Spiel.

Während dem BVB bei den Chancen von Hasan Salihamidzic (26.) und Lucio (35.) noch das Glück zur Seite stand, schlug in der 42. Minute der BVB-Schreck Makaay eiskalt zu: Der Holländer setzte sich nach einer Flanke von Salihamidzic gegen Degen und Brzenska durch und schob den Ball durch die Beine von Roman Weidenfeller ins Dortmunder Gehäuse. Der Holländer profitierte von einem Fehler Brzenskas, der den sicher geglaubten Ball nicht konsequent genug abgeschirmt hatte. Es war bereits der siebte Treffer des Holländers in den letzten sechs Spielen gegen Borussia Dortmund.

Pikantes Detail am Rande: Hätte Schiedsrichter Manuel Gräfe konsequent gepfiffen, hätten die Bayern die ersten 45 Minuten nicht mit elf Spielern beenden dürfen. Denn Mark van Bommel, der die Partie schon im Vorfeld verbal aggressiv angegangen war, hatte Florian Kringe nach nur zwei Minuten mit einem rüden Foul von den Beinen geholt. Doch statt Gelb zu zeigen, beließ es Gräfe bei einer Ermahnung. Die gelbe Karte zeigte er van Bommel erst nach seinem zweiten schweren Foul in der 38. Minute gegen Steven Pienaar.
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Die Bayern strauchelten in den ersten 20 Minuten, aber sie fielen nicht. Zweikampf zwischen Frei und van Bommel, der in der 38. Minute eigentlich Gelb-Rot hätte sehen müssen.
Zur Halbzeit musste Jürgen Röber verletzungsbedingt auswechseln: Für den angeschlagenen Ebi Smolarek kam der nach einer Knieverletzung genesene Nelson Valdez in die Partie. Auch die Bayern tauschten, für Salihamidzic kam der defensivere Martin Demichelis. Die Borussen starten in die zweite Hälfte so fulminant wie in die erste: Wieder setzte sich Dede über links durch, wieder flankte der Brasilianer in den Strafraum, wieder stand Frei im Strafraum bereit, und wieder landete der Ball nach einem Kopfball des Schweizers hinter Oliver Kahn: 2:2-der umjubelte Ausgleich im SIGNAL IDUNA PARK (57.). Und der Unterschied zur 1. Halbzeit und vielleicht sogar zur gesamten Hinrunde? Diesmal legten die Borussen direkt einen Treffer nach!

Die Zuschauer hatten sich noch nicht richtig vom Jubeln erholt, da war es erneut Alex Frei, der nach einer Ecke von Marc Kruska die Bayern in Bedrängnis brachte: Sein Kopfball sprang von den Füßen Ali Karimis zu Tinga, der das Leder über die Linie des Bayern-Gehäuses drückte (59.) - 3:2, die erneute Führung für den BVB, gleichzeitig das dritte Tor, an dem der Schweizer Nationalspieler direkt beteiligt war. Nun brannte die Luft im Stadion endgültig, wie es Jürgen Röber beschrieben hatte, und auch die Zahlen belegten, dass sich in Dortmund jetzt endgültig "etwas gedreht" hatte: Zum ersten Mal seit einem Jahr schoss der BVB wieder mehr als zwei Treffer im heimischen Stadion, und das geschah nicht gegen irgendwen, sondern gegen den Rekordmeister der Bundesliga.

Besonders das Mittelfeld zeigte sich gegen den FC Bayern im Vergleich zur Hinrunde klar verbessert und mit einer konsequenteren Spiellinie. Und so störte es die 81.000 Zuschauer im restlos ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK auch nicht, als die Borussen in der Schlussphase der Partie defensiver agierten und sich auf das Konterspiel verlegten. Doch dem Deutschem Meister gelang es an diesem Abend nicht mehr, sich gegen die gut stehenden Borussen entscheidend in Szene zu setzen. Unter dem ohrenbetäubenden Jubel der schwarzgelben Fans pfiff Schiedsrichter Gräfe die Partie nach 90 Minuten ab: 3:2 gegen den FC Bayern, ein verrücktes Spiel und gleichzeitig sensationeller Einstand für Dortmunds neuen Trainer Jürgen Röber!

Ausblick:
Die Bundesliga startet mit einer "englischen Woche" in die Rückrunde: Bereits am Mittwoch trifft der BVB auswärts auf den FSV Mainz 05. Nächster Heimgegner ist am kommenden Sonntag (4. Februar) der VfB Stuttgart. Karten für dieses Spiel können Sie hier bequem online bestellen.