Vom Wildpferd zum Haustier
Jahrtausende lang jagten die Menschen Pferde nur wegen ihres Fleisches und der Felle, aus denen sie Zelte und Kleidungsstücke anfertigten. Noch heute zeugen Felsmalereien (etwa in der Höhle von Lascaux in Frankreich) davon, wie begehrt Pferde als Beutetiere waren. Um jedoch nicht stets vom Jagderfolg abhängig zu sein, hatten die Menschen um 8.000 v. Chr. begonnen, Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine als Haustiere zu halten.
Etwa 6.000 Jahre ist es her, dass Menschen erstmals Wildpferde einfingen, zähmten und sich die Vierbeiner zu Nutzen machten.
Älteste Funde von domestizierten Pferden stammen aus der Ukraine und datieren ins 4. Jahrtausend v. Chr.. Ob für die Domestizierung die Bedeutung des Pferdes als Last- und Zugtier wichtiger war als die Möglichkeit der Fleischversorgung, ist nicht eindeutig geklärt.
In Zentralasien dürfte das Pferd als Haustier dem Ren gefolgt sein, das von Steppenvölkern um 5.000 v. Chr. domestiziert wurde. Frühes Geschirr und Sattelzeug beider Tierarten ähneln einander deutlich.
Anders als bislang angenommen, kamen jedoch nicht allein die Steppenbewohner Eurasiens, der heutigen Mongolei, Kasachstans und der Ukraine, auf die Idee, Pferde zu zähmen. Die Pferdehaltung wurde vielmehr an verschiedenen Orten erfunden, wie schwedische Evolutionsgenetiker durch DNA-Analysen herausfanden. Sie verglichen Mitochondrien-DNA, die nur von mütterlicher Seite an die Nachkommenschaft weiter gegeben wird, bei 191 Pferden aus aller Welt und konnten keinen Hinweis auf einen gemeinsamen Stammbaum finden. So liegt der Schluss nahe, dass unsere Vorfahren damals in unterschiedlichen Regionen der Welt unabhängig von einander begonnen haben, Pferde zu domestizieren.