Harry Potter- nur etwas für Kinder?
Da diese Frage im anderen Thread aufgeworfen wurde, dazu eine Rezension vom Stern:
,,Was bringt Harry Potter in Kindern zum Klingen, wie kommt es, dass auch Erwachsene begeistert ein Kinderbuch lesen? Für Wissenschaftler wie Jörg Knobloch, der bereits mehrere Bücher zum Phänomen veröffentlicht hat und an der Universität München lehrt, "hat der Erfolg wenig damit zu tun, dass Frau Rowling so toll schreibt oder sich eine so originelle Geschichte ausgedacht hat". Vielmehr findet sich in den Büchern viel Bekanntes - wie der Zauberspiegel aus "Alice im Wunderland" oder der mystische Vogel Phönix. Und: "Es gibt in Hogwarts bislang keine missbrauchten Mädchen, schwulen Lehrer oder Asylbewerber" - Themen, die eigentlich zur modernen Kinderliteratur gehören. Harry Potter selbst ist zu Beginn seiner Abenteuer das Opfer, und zwar eines, mit dem sich viele identifizieren können: ein einsames Kind, das schlecht behandelt wird und dann entdeckt, dass es zu Größerem geboren ist. Um sich da hineinzufühlen, muss man nicht kurz vor der Pubertät stehen - das klappt auch an vielen Arbeitsplätzen ganz gut. Kinder und Eltern fasziniert auch die Welt von Hogwarts, die keine Computer kennt, die aber beherrschbar scheint, weil sie durch klare Magie und nicht durch rätselhafte Technik angetrieben wird. Dort bringen Eulen die Post, während es in unserem Leben nicht mal einen Zauberspruch gibt, der den Videorekorder programmiert. In den Abenteuern von Harry Potter stecken so viele Anspielungen, dass jeder etwas hinein- und wieder herauslesen kann. Und Erwachsene können sich schon freuen, das Buch gelesen zu haben, weil sie dann keine "Muggels" mehr sind wie die Dursleys und so - vielleicht seit langem - mit ihren Kindern ein gemeinsames Gesprächsthema haben.
Andere flüchten in das Potter-Universum wie Gabi Hoppe, 42, aus Lehrte, die bei einer Rückversicherung arbeitet. "Bei uns laufen die ganzen Katastrophen dieser Welt auf", sagt sie, "da ist es schön, in etwas Zauberhaftes einzutauchen." Magie statt Milzbrand, Zauberläden statt bin Laden..."