Eîwyn von Erul

Die Nacht war eine besondere und ein Stern ging auf über Minas Erul, als Eîwyn geboren wurde. Ihre Mutter und ihr Vater, beide aus fürstlichem Geschlecht, hatten sich schon seit ihrer Hochzeit auf ein Kind gefreut, doch nie wollte ihnen dieses Geschenk zuteil werden.
Erst spät wurde die Fürstin mit der Schwangerschaft gesegnet. Alt waren die beiden schon, weshalb die Freude umso größer war.
Natürlich wollte man einen Erben. Denn wer sollte die fürstlichen Gebiete, nahe Dorîths, regieren, wenn nicht ein Mann?
Doch ihr Wunsch wurde nicht erfüllt, denn ein Mädchen erblickte das Licht der Welt.
Die Anstrengungen der Geburt rafften die Mutter dahin. Der Fürst Thersion wurde in große Trauer gestürzt.
Ein großer Hass machte sich in seinem Herzen breit. Der Hass auf seine Tochter Eîwyn.
Er brachte sie in die Höhle, in welcher er sie opfern wollte, aber er konnte nicht. Schuldgefühle plagten ihn, als ihn das Mädchen mit großen Augen ansah, als er sein Schwert über ihrem Körper erhoben hatte.
Doch sein Entschluss stand fest.
Er brachte sie in eine weit entferntes Dorf bei Carvenia Morgul und gab sie einer Bauersfrau. Sie sollte im Reiten und Kämpfen ebenso wie ein Mann ausgebildet werden. Aber erst spät sollte sie erfahren, wer ihr Vater war. Thersion, so hoffte er, würde seinen Hass bis dahin vergessen haben.
Er nahm sich nach Jahren eine neue Frau, gerade etwas älter, als Eîwyn heute ist, und sie gebar ihm den langersehnten Erben. Er nannte ihn Threilin.
Eîwyn wuchs in der Zwischenzeit als Bauernmädchen auf, welchem allerdings Reitunterricht und Schwertkampfunterricht zuteil wurde.
Bald konnte sie fast besser Bogenschießen als ihre Ziehbrüder, welche ihr nicht ähnlich sahen. Deshalb wusste sie schnell, dass sie nicht in diese Familie gehörte. Doch von ihrer wahren Herkunft wusste sie nichts.
Die Jahre strichen ins Land und Eîwyn war zu einer jungen Frau herangewachsen. Ihre Kampfkunst und ihre Schönheit waren im ganzen Umkreis bekannt und sie wurde von den meisten nur "Die Weiße" genannt, wenn man von ihr sprach, da ihr Hautton viel heller war, als der der übrigen Menschen.
So geschah es, dass ihre Ziehmutter ihr von ihrer Herkunft erzählte. Natürlich hatte sie ein Anrecht auf den Thron, da sie die Erstgeborene war und in den Landen es inzwischen Gesetz geworden war, dass auch Frauen, die Herrschaft führen können.
So nahm sich Eîwyn ein Pferd und Waffen und zog zur Stätte ihrer Geburt.
Doch was musste sie erfahren. Das leuchtende Fürstentum war heruntergekommen. Thersion war inzwischen gestorben und Threilin, gerade 20 hatte die Macht an sich gerissen. Krieg herrschte und nach langem Streit wurde sie aus den Gebieten verjagt. Fast hätte sie ihr Leben dabei gelassen, doch sie schwor ihrem Halbbruder, als sie ihn sah, dass sie wiederkommen würde und ihren rechtmäßigen Thron beanstanden würde. Dass das Reich wieder auferstehen würde und ihm die Strafe zu Teil werden würde, welche ihm gebühre.

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Die Grenzen meiner Sprache, sind die Grenzen meiner Welt