'Bitte... Nicht...' ruft Anne immer wieder. Sie liegt in einem Bett. Heute um 2 Uhr Morgens war sie angekommen. Zu Fuß war sie von Karlsruhe hierher... Manchmal per Anhalter... Mit dem Zug hatte sie nicht fahren können. Man hätte sie kontrolliert. "Anne Heidmann... Sie hat gestern erzählt, dass die Heidmanns aufgeflogen sind... Bedauerlich, dass nur sie fliehen konnte... Sie war völlig erschöpft, als sie angekommen ist... Ein Glück, dass ihr Christa und Klaus immer gesagt haben wo sie hin muss, wenn so etwas passiert." Die Stimmen dringen nur wie von fern an Annes Ohr. Sie sieht sich selbst durch den Wald laufen. Äste schlagen ihr ins Gesicht und zerkratzen es und ihre Arme. Keuchend schlägt sie die Augen auf. Sie muss sich erst orientieren. Ja... Heute nacht ist sie angekommen. Anne blickt sich um. Die Tasche, welche immer für den Notfall versteckt gewesen war, liegt neben ihr auf dem Boden. Sie selbst auf einem Feldbett. In der Tasche ihr Arierpass und die Papiere ihrer Eindeutschung. Etwas Geld, eine Glock mit Munition aus dem 20. Jahrhundert. Eines der "Sammlerstücke" ihres Vaters. Frische Kleidung. Anne streift sich mit der Hand über das Gesicht und setzt sich auf. "Mach dir keine Sorgen Kind... Du bist hier in Sicherheit..." Der Mann der sie gestern auch zur Tür herein gelassen hat. Sie hat ihn öfter bei Klaus und Christa gesehen. Nur an den Namen kann sich Anne auf die Schnelle nicht erinnern. Es ist auch egal. Hauptsache sie ist jetzt hier. Seufzend erhebt sie sich entgültig und streckt sich. Es tut mir leid, wenn ich dich das gleich fragen muss Anne, aber was ist mit Klaus und Christa..." "Christa hat mir die Tasche in die Hand gedrückt und gesagt ich soll laufen, als sie die Wagen die Straße hoch fahren sah... Ich hab mich hinter dem Nachbarhaus versteckt, so dass ich sehen konnte, was passiert... Durch das große Wohnzimmerfenster konnte ich beobachten, wie man sie erschoss... Dann haben sie das Haus angezündet und ich bin gelaufen..." Der Mann, jetzt fällt ihr auch ein wie er heißt, Hauser, nickt und meint dass es ihm leid täte. Natürlich waren Klaus und Christa nicht ihre leiblichen Eltern, aber immerhin hat Anne bei ihnen gelebt seit sie 4 Jahre alt war. Den Gang runter findest du Toilette und das Bad, wenn du dich duschen willst... Die Küche ist einen Stock höher... Anne nickt nur und verlässt das Zimmer in Richtung Bad, wo sie sich eine ausgiebige heiße Dusche genehmigt, was ihr nach 2 Wochen ohne fließend Wasser ganz gut tut.
--7:00; Kötzting HQ, Badezimmer--
Re: Bayern - Kötzting - Geheimes HQ des Widerstands
"Wenn du so weiter frisst ist unser Wochenetat bis heute abend verputzt" Lukas steht in der Küche. Er lehnt an der Anrichte neben dem Kühlschrank und schiebt sich gerade den letzten Bissen des dritten Wurstbrotes mit Majonaise in den Mund. "Gönn mir doch meine Henkersmahlzeit" Er folgt Dieter, dem mittvierziger mit den Geheimratsecken an den Schläfen und der Brille auf der Nase mit seinem Blick wärend dieser beginnt Kaffee zu Kochen. "Das sagst du jedes Mal, wenn du wenigstens wirklich drauf gehen würdest käme uns das bedeutend billiger.....und wieso zum Teufel kannst du nicht mal Kaffee machen wenn du schon so früh wach bist" "Vielleicht wirds ja diesmal was, ich werd mich bemühen.....und immer wenn ich Kaffee koche meckern alle" "Das liegt daran das man mit einem Tropfen von der Brühe glatt die ganze Wehrmacht vergiften könnte" "Wär doch mal nen Versuch wert" "So grausam sind wir auch wieder nicht." Kommentiert Dieter schmunzelnd. Lukas rafft sich auf und setzt sich an den kleinen Plastikklapptisch der in der Ecke einen kleinen Platz zum Essen dastellt. "Was wissen wir bis jetzt eigentlich? Hat Katja was raus gefunden?" Lukas heftet seinen Blick auf sein gegenüber als dieser sich mit zwei Tassen in der Hand an den Tisch setzt und ihm eine reicht. "Sie hat gestern am Telefon gesagt das sie die ungefähren Routen der Patroulien Skizziert hat, sie gibt sie dir heute Abend" "Klasse, immer auf den letzten drücker, was?" "Du weisst das es nicht anders geht, aber es gibt noch was interessanteres" Lukas sieht ihn abwartend an und lehnt sich in den Stuhl zurück wärend er einen Schluck von dem dampfend heissen Kaffee nimmt. "Und was?" "Angeblich ist dort gestern ein Wehrmachtsoffizier angekommen, Oberstleutnant Hannes Reinhauser, Katja sagt sie hat zuverlässige Informationen das der Kerl ziemlich heisse Dokumente mit sich rum schleppt" "Also nochmal, ich soll in die Bude einbrechen, an den Wachen vorbei schlüpfen, so viel ich tragen kann klauen und noch dazu diesem Heini Dokumente abnehmen? Wieso Hacken wir uns nicht einfach in ihre Datenbank, da müsste das doch auch gespeichert sein" "Das is das seltsame an der Sache, Katja sagte von diesen Dokumenten gibts keine Digitalen Kopien, nur eine einzige Ausgabe" "Klingt ziemlich heiss" "Stimmt..." "Dann hoffen wir mal das wir uns nicht die Finger verbrennen"....
____________________ Es regnet Trübsal, es regnet Angst. Das Wasser steigt und steigt und überflutet dieses Land. Es regent fahlen Geruch, Lügen und Neid. Verfaultes Fleisch Irrsinn und Leid. Es regnet Tote, es regnet Kampf ums Überleben, der Himmel weint. Zählt Gott unsre Tränen ? Es regent Elend, es regent Wut, hier gibts es keine Arche, wir ertinken in Blut. Wir haben immer nur genommen, nie gegeben es maßlos übertrieben doch dann kam der Regen. Doch dann kam der Regen. Und nimmt alles Leben.
Re: Bayern - Kötzting - Geheimes HQ des Widerstands
--7:20; HQ Kötzting, Bad--
Nachdem sich Anne abgetrocknet und frische Kleidung angezogen hat, verlässt sie das Bad um in ihrer Tasche nach Zigaretten zu kramen. Rauchen nur in der Küche... Außer Dieter regt sich auf. Der steht nicht so drauf. "Alles klar." murmelt Anne lächelnd und betritt, während sie die Zigarette aus der zerdrückten Packung holt, die Küche. Hm... Aber nur ausnahmsweise... Aber wir wollen ja nicht unhöflich sein. Das ist Lukas, Lukas... Das ist Anne Heidmann... Heidmanns kennst du ja vom hören sagen. Kaffee? "Gerne..." murmelt sie, während sie sich die Zigarette anzündet und einen tiefen Zug nimmt. "Rauchen kann tötlich sein." "Sich mit der SS anlegen auch." Anne zwinkert. "Kann mir wohl aussuchen, woran ich sterben will." Hauser zuckt mit den Schultern und stellt ihr eine Tasse auf den Tisch. Wenn du was zu essen willst, musst du dich beeilen. Lukas frisst uns noch die Haare vom Kopf." Anne öffnet den Kühlschrank und grinst. Richtiges Essen... Sie beginnt sich ein Wurstbrot zu machen mit massenhaft Senf drauf. Sag bloß, du futterst auch so viel. "Und wer hat mir das angewöhnt? Du... Weil immer wenn du zu uns gekommen bist, hast du mir eine Tafel Schokolade und eine Hand voll Bon Bons gegeben." "Hat sich ja nirgendwo angesetzt." "Na gott sei dank... Sonst wären die Arschtypen doch schneller als ich gewesen. Außerdem käm ich dann nicht überall rein nicht wahr?" Jaja ich weiß... Sonst hättest du uns ja nie aus dem Kasten heraus belauschen können. Anne zuckt grinsend mit den Schultern und dämpft nach dem letzten Zug ihre Zigarette aus, nur um das Brötchen zu verspachteln. Sie schaut aus dem Fenster, während sie sich auf die Küchenanrichte setzt. Danach greift sie nach der Tasse um einen Schluck zu trinken. "mäh... Wie lang steht die Milch schon da drin? Die schmeckt, als würde sie mich gleich wieder nach Barcelona schicken." Mit einem Grinsen kippt sie den Kaffee, inklusive saurer Milch in den Ausguss und nimmt sich erneut vom Kaffee. Diesmal schwarz. Ist wohl sicherer. Können wir alles für dich arangieren. "Oh ja... Spanien... Wenigstens warm. Und ne bomben Stimmung da unten." Der sarkastische Unterton in Annes Stimme ist nicht zu überhören. Auch wenn ihre Augen eine andere Sprache spricht. Viel weiß sie ja sowieso nicht mehr. Aber sie weiß noch zu gut, wie man sie ihrer Mutter entrissen hat. "wär besser gewesen, wenn sie mich dort gelassen hätten. Die großen Granatentage sind doch das Volksfest. Super Stimmung und alle Feuer und Flamme."
--7:30; HQ Kötzting; Küche--
Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen. (Edmund Burke)