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Das, was Du zurücklässt - Teil 1

Das, was Du zurücklässt - Teil 1

Fanfiction: Zweiteilige Salome-Horror-Geschichte
Titel: Das, was du zurücklässt ...
Rating: R – frei ab 16. Diese Geschichte enthält zwar keine sexuellen Motive, jedoch aber Darstellungen des Grauens, die nicht für Kinder geeignet sind.
Inhalt: Auf der Suche nach der verschollenen Salome entdecken Mauricio, José Armando und Natalia Dinge, die besser in Vergessenheit geblieben wären.
Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte Salome gehören Televis, Mexico: Sämtliche Fanfic werden lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Die Anleihen aus dem dem Cthulhu-Mythos habe ich den Geschichten von H.P. Lovecraft übernommen.

Teil 1 – La Locura

Ich, José Julian, schreibe meine Erinnerungen auf über die Vorkommnisse, die das Leben der Familien Montesino und Lavalle grundlegend verändert haben. Harry Garcia hat mich darum gebeten, weil er meinte, das könnte für mich die Rettung sein, damit ich nicht dem Wahnsinn verfalle, der sich wie ein böser Fluch über meine Familie legte, und der mich immer noch des Nachts in Träumen heimsucht, obwohl schon fast ein halbes Jahr vergangen ist. Mein Professor meinte, ich solle versuchen, mich meiner Ängste zu entledigen, mich ihnen in Schriftform noch einmal stellen, und sie dann hinter mir lassen. Ich hoffe, nein ich bete, dass ich diesen Teil meiner Vergangenheit hinter mir lassen kann. Ich hoffe, dass ich auch das Grauen hinter mir lassen kann, dem ich an ungeheuerlichen Orten begegnete, und das mich immer noch nicht ruhig schlafen lässt. Ich weiß nicht, warum gerade meine Familie von diesem Übel heimgesucht wurde, das seit Äonen tief unter der Erde existiert, aber unmöglich von dieser Erde stammen kann. Und das Trostlose ist, dass mir klar wurde, dass sich die Existenz jenes blasphemischen Bösen nicht mit der Existenz Gottes verträgt, dass ich also auch keinen Trost auf Rettung meiner Seele nach meinem Ableben hoffen kann, ich aber dafür den Rest meines Lebens in Panik geraten werde, wenn ich durch schlurfende Schritte im Dunkeln höre.

Harry Garcia hat mir gesagt, dass aber auch das vorbeigehen wird, dass ich wieder Freude am Leben finde. Ich müsse mich nur einmal den Geschehnissen stellen und dann mit ihnen abschließen und sie zurücklassen. Ich bete, dass er Recht hat. Ich weiß immer noch nicht, ob ich Karla die folgenden Seiten zur Lektüre geben soll. Wenn sie aber wirklich ihr Leben mit mir verbringen will, muss sie wissen, was mich so verändert hat und warum ich nie wieder der sein werde, den sie in Mexico-City kennen und lieben gelernt hat. Also will ich die Geschichte erzählen, so wie ich sie erlebt habe, aber auch, wie meine Freunde und Brüder unfreiwillig darin verstrickt wurden. In einigen Dingen muss ich spekulieren, da ich kein Augenzeuge war, aber irgendwie muss ich meinem Verstand zwingen, wenigstens etwas Ordnung und Rationalität in die Geschichte zu bringen.

Alles begann mit diesem unfreiwilligen Flugzeugabsturz, der für immer eine Wendung in das Leben meiner Eltern bringen sollte. Wir hatten aber keine Wahl: sollten wir unsere Mutter etwa allein ihrem Schicksal und dem Tod überlassen? Wir hatten keine Wahl – wir mussten sie suchen.

Oaxaca

Die Hitze und Schwüle in Oaxaca war unerträglich. José Armando, seine Begleiter Natalia und Mauricio kämpften sich durch den dichten Pinienwald weiter nördlich der Absturzstelle des Flugzeugs. Die drei hatten sich vom Rest der getrennt, weil Nataly vorschlug, etwas westlich in einem kleinen Dorf nach Fernandas eventuellem Verbleib zu fragen. Das kleine Dorf war von Indios bevölkert Indios, die von Töpferwerk und anderer Handwerksarbeit lebten, und diese Waren auf dem Marktplatz in Oaxaca verkauften. Wie jedes dieser Dörfer in der Region war es eine schäbige Ansammlung von Häusern aus Holz und Lehmziegeln, besaß aber eine eindrucksvolle weiß getünchte Kirche mit einem prächtigem Friedhof. Und genauso tief wie der Katholizismus war auch der Aberglaube in der dort lebenden Bevölkerung verwurzelt: Als José Armando nach dem Ziel eines kleinen, fast zu gewucherten Weges fragte, der das Dorf in östlicher Richtung verließ, zuckten die Bewohner nur zusammen und stammelten etwas von Ruinen und einem großen Unglück, das diese Region vor hunderten von Jahren heimgesucht hatte, und das offenbar in der Sagenwelt der Region weiterlebte. Da der Weg anscheinend wieder zum Absturzort hinführte, erschien eine Erforschung dieses Pfades viel versprechend.

Und nun kämpften sich die drei seit Stunden durch den Urwald. In Oaxaca wechselten trockene und feuchte Abschnitte und nur in den letzteren wuchs eine dichte Vegetation. Aber je länger sie dem Pfad folgten, desto beschwerlicher war das Fortkommen. Gelbe, groteske Schwämme wucherten an den Baumstämmen, die Luft wurde immer feuchter und der Schweiß lief allen in Bahnen über den Körper. Doch dann lichtete sich der Urwald und man konnte immer häufiger Steinhaufen auf dem Boden sehen. Nataly erahnte schon, dass es sich hier um einst um eine Azteken-Stadt handeln musste. Doch über die Größe dieser Stadt waren sie sich erst im Klaren, als sie bemerkten, dass es langsam dämmerte: Den ganzen Nachmittag waren sie zwischen Steinhaufen und Mauern umhergeirrt und waren weit vom ursprünglichen Pfad abgekommen. Deswegen beschlossen sie, einen markanten Punkt zur Orientierung zu wählen und in dessen Nähe eine ihre Zelte aufzubauen. Sie wählten dazu eine riesige Steinpyramide, die vor Hunderte von Jahren als Opferstätte gedient hatte. Während die beiden Männer zwei Zelte aufbauten, erstieg Nataly die Stufen, wie vor langer Zeit es die wohl die Opferpriester taten, um auf der kleinen Plattform auf der Spitze ihren Göttern Opfer darzubieten. Auch von der Pyramide aus konnte sie nur die Spitzen der Bäume betrachten, ein Weg aus der versunkenen Stadt war nicht zu erkennen. Als sie die Stufen hinab stieg, musste sie auf die beiden Zelte gucken. Aus Höflichkeit würden ihr die beiden Männer ein Zelt überlassen, aber viel lieber würde sie die Nacht zusammen mit José Armando verbringen. Deswegen sprach sie ihn direkt an: „Bitte, kannst Du mich diese Nacht nicht allein lassen?“ José Armandos Kopf wurde rot und Mauricio zog eine Augenbraue hoch, als er diese Worte hörte. Trotzdem entschloss er sich, sich nicht in das Leben der beiden jungen Leute einzumischen und verzog sich schnell in sein Zelt, während die José Armando und Nataly in ihres verschwanden. José Armandos Herz klopfte wie verrückt, er hätte es sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, mit Nataly schon so bald eine Nacht zu verbringen, dennoch war er zu schüchtern, einen Arm um die in ihren Schlafsack eingewickelte Nataly zu legen. Stattdessen konnte mein Bruder nicht schlafen, denn je später es wurde, desto mehr wuchs seine Begierde nach der jungen Frau neben ihm und er stellte sich vor, wie schön es doch wäre, wenn die beiden nicht in der sticken Schwüle des Urwalds übernachten sondern zusammen an einem Strand eng umschlungen liegen würden...

Doch plötzlich wurde mein Bruder aufmerksam, denn er hörte neben dem Zelt ein Geräusch. Er zog den Reißverschluss einen Spalt auf und sah, wie Mauricio das Zelt verließ und auf die alte Steinpyramide zuging. Dem Schein seiner Taschenlampe zu schließen schien er etwas zu suchen - und tatsächlich fand er hinter eine Strauch einen kleinen Eingang, der tiefer ins Innere der Pyramide führte. Jetzt wurde José Armando neugierig. Wollte Mauricio sie nicht wecken, oder wieso machte er sich einsam auf die Suche in der Nacht? Schnell weckte José Armando Nataly und erklärt ihr die Lage. Die beiden zogen sich an und beschlossen Mauricio zu folgen. Dieser war schon im Inneren der Pyramide verschwunden, so dass sie seine Taschenlampe nicht mehr sehen konnten. Die beiden verließen das Zelt und standen in der Dunkelheit der Nacht. Der Mond war nur eine schmale Sichel und erhellte nur wenig die gespenstische Szenerie. Ihnen fiel auch auf, dass sie keine Geräusche von Tieren hörten – es herrschte eine Totenstille. Beide schlichen leise zu der Öffnung der Pyramide und entdeckten einen kleinen Gang, der in die Tiefe führte. Boden und Wände bestanden aus Lehm, an einigen Stellen war er Tunnel mit Kalkstein offenbar etwas gesichert, so dass er trotz seines Alters einen sicheren Eindruck machte. Den Kegel von Mauricios Taschenlampe konnten sie nicht erkennen, dafür war sein Vorsprung wohl zu groß. Nach einigen Minuten erreichten sie einen kleinen Raum, in dessen Mitte sich ein kleiner Sockel aus schwarzem Stein befand. In der Mitte des Sockels war ein Loch, gerade so groß, dass ein Mann oder eine Frau hinabsteigen konnten – offenbar war Mauricio dort hinab gestiegen. „Da gehe ich nicht herunter“, flüsterte Nataly. Mein Bruder nickte stumm, dennoch konnte er sich nicht verkneifen, in das Dunkel der Öffnung zu starren. Es schien endlos in die Tiefe hinabzuführen, und ganz am Ende erahnte er ein rotes Leuchten, hielt es aber für einen Streich, den seine Augen ihm spielten. Dann begann er den Raum genauer zu untersuchen. Mit einem kleinen Messer stocherte er etwas im Boden herum und entdeckte einen seltsamen Klumpen Stein im Lehnboden, das er schnell ausbuddelte. Es war zu verdreckt, als dass er genau erkennen konnte, worum es sich handelte. Er steckte es schnell ein, dann hörte ei ein dumpfes Geräusch aus der Tiefe. „Vielleicht kommt Mauricio zurück“, flüsterte Nataly, „es ist besser, wenn er und hier nicht entdeckt.“ Beide verließen schnell die Pyramide, aber es dauerte noch mehr als eine Stunde, bis auch Mauricio sich wieder dem kleinen Lager näherte. Leise betrat er wieder sein Zelt und dachte wohl, das Pärchen sei zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um seine Abwesenheit bemerkt zu haben.

Am nächsten Morgen diskutierten Nataly und José Armando kurz, ob sie Mauricio zur Rede stellen sollten, entschieden sich aber dagegen. Das kleine Stück Stein, was sie in der Pyramide gefunden hatten, konnte sie oberflächlich reinigen und erkannten, dass es sich wohl um eine Art Schmuckstück aus schwarzem Onyx handelte, ähnlich der Bodenöffnung, in der sie gestern Nacht geguckt hatten. Die drei bauten ihre Zelte ab und beschließen, den Weg zurück in das kleine Dorf und weiter zu Julio und den anderen Stundenten zu gehen, die sich sicherlich schon Sorgen um die machen würden. Als sie dann die Zelte abbauten und aufbrachen, fanden sie schon nach anderthalb Stunden den alten Pfad, der aus den Ruinen führte und schon wenige Stunden später trafen sie auf den Rest der Gruppe: Julio, José Miguel, Karla, Mercedes, die Zwillinge Chava und Nacho sowie Harry Garcia und mich. Sie hatten die Nacht in bequemen Bungalows in Oaxaca verbracht, waren aber ebenfalls in ihrer Suche nicht erfolgreich. Etwas niedergeschlagen beschlossen sie, die Suche abzubrechen.

Mexico-City

In den Tagen nach der Suche in Oaxaca ruhten ich und meine Brüder sich von den Strapazen der Suche der letzten Tage aus. José Armando ging jedoch eigene Wege und sonderte sich ab. Mein Bruder wurde offenbar von dem kleinen Schmuckstück in den Bann gezogen, das er in Oaxaca gefunden hatte. In der Bibliothek der Universität suchte er nach den Kursen die Abteilung mit den Originalschriften auf und studierte ein Exemplar des Necronomicons, die er dank seiner guten Beziehung zu Julio Montesino einsehen durfte. Bis spät in die Nacht studierte er die Aufzeichnungen des verrückten Arabers Abdul Alhazred, der es im 8. Jahrhundert nach Christus unter dem Namen Al Azif aufgezeichnet hatte.

Er kam übermüdet nach Hause, sprach nicht mit seinen Brüdern. José Armandos Träume waren unruhig und führten ihn in Traumwelten, die ihm völlig neu und unbekannt waren. Sein Geist wanderte durch lange, rot erleuchtete Tunnel in der Erde. Sie waren völlig leer bis auf einige seltsame vierbeinige Tiere, die er aber nur aus großer Entfernung beobachten konnte. Das rote Licht schien einer merkwürdigen Strahlung alle Gänge zu durchfluten, er konnte aber keine Quelle ausmachen. Da fiel sein Blick auf eine Statue aus schwarzem Stein. Er konnte sie nur schemenhaft erkennen, aber allein die Umrisse ließen Panik in ihm aufkommen. Und so erwachte er schweiß gebadet und hörte, wie er Sätze in einer uns unbekannten Sprache schrie – er klang wie „Wza-y´ei! Wza-y´ei! Y´kaa haa bho – ii! … Tsathoggua...“ Verstört blickte er neben sich und sah das kleine Schmuckstück aus schwarzem Onyx, das er inzwischen gesäubert und neben sein Bett gelegt hat. Es hatte die Form eines kleines Ovals mit seltsamen Verzierungen drauf. Vielleicht handelte es sich auch um Schriftzeichen, jedoch hatte er noch keines dieser Zeichen zuvor gesehen. Dann versteckte er den schwarzen Stein in einer Kommode und fiel in einen traumlosen Schlaf.

José Armandos Interesse an der Welt um ihm herum und den Geschehnissen um ihn herum verblasste. Und so bekam er fast nicht mit, wie Fernanda gefunden wurde, sich im Krankenhaus von ihren Verletzungen erholte und schließlich zu Hause einzog. Meine Mutter war erschöpft, ihre Augen eingefallen und ihr Körper war schwach und ausgezehrt. Wir alle machten uns Sorgen über ihr Wohlergehen, nur José Armando schien das nicht zu berühren. Stattdessen arbeite er bis spät in die Nacht und las in einem handgebundenen Manuskript aus dem 16. Jahrhundert, das normalerweise gut verschlossen wurde, seitdem schon die griechische und lateinische Übersetzungen von Papst Gregor IX auf den Index gesetzt wurden, und das deswegen auch nie gedruckt wurde. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er diese vergilbten Seite nie eingesehen hätte. Ich selber habe sie nur kurz überflogen, hielt sie aber für eine esoterische Spinnerei über übernatürliche Wesen, die mit kaum aussprechlichen Namen wie Tsathoggua oder Cthulhu bezeichnet wurden. Diese Wesen, die auch Die großen Alten genannt wurden, herrschten angeblich vor Äonen auf der Erde, lange bevor es die Menschheit gab und sind heute an entfernten Orten und ruhen eingeschlossen im ewigen Eis oder auf versunkenen Pazifik-Atollen. Solche Bücher sind gefährlich, denn sie sind in der Lage, Menschen um den Verstand zu bringen und sie zu den abscheulichsten Verbrechen zu bewegen. Und offenbar war mein Bruder nicht der einzige, der sich mit diesen Mythos beschäftigte, aber über die folgenden Geschehnisse wurde ich mir erst später klar.

In einem anderen Teil der Stadt klingelte Mauricio minutenlang an der Tür der Nervenheilanstalt. Ein offenbar aus dem Schlaf gerissener Dr. Angello öffnete ihm die Tür, da traf ihn schon eine Bleistange am Kopf. Mauricio hatte hart zugeschlagen und spürte, wie die Stange nicht vom Kopf abprallte, sondern einen Teil des Schädels zertrümmerte und stecken blieb. Dr. Angello sank zu Boden und hauchte sein Leben aus. Mauricio gab dem toten Körper einen Tritt, schob ihn den Eingang des Gebäudes und schloss die Tür. Er blickte sich kurz um und stellte fest, dass anscheinend niemand außer Dr. Angello zur Zeit Dienst hatte. Dann drehte er den Leichnam auf den Rücken und stimmte einen unmelodischen Sing-Sang an. Nach einigen Minuten beugte er sich über ihn und presste seine Lippen auf die des Toten, dann blies er langsam Luft in dessen Lungen. Dieser schlug plötzlich die Augen auf und blickte Mauricio an. Mauricio flüsterte ihm ins Ohr: „Du weißt, was Du zu tun hast. Salome wird Elisas Stelle einnehmen und sie wird mir gehören.“ Fast ohne Gesichtsregung richtete sich Dr. Angello oder das Geschöpf, das früher Dr. Angello war, auf und ging langsam zum Patiententrakt, während Mauricio die Nervenheilanstalt verließ. Elisa wachte sofort nicht sofort, als Dr. Angello die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, denn sie wurde mit starken Beruhigungsmitteln behandelt. Sie blickte noch in die ausdrucklosen Augen von Dr. Angello, dann wurde ihr ein Kissen ins Gesicht gedrückt. Sie versuchte sich noch zu wehren, aber das Kissen unterdrückte ihre Schreie. Ihre verzweifelte Gegenwehr dauerte nur kurze Zeit, dann sank der leblose Körper zu Boden. Dann schleifte er den Körper in den Aufbahrungsraum und begann, die Papiere über das Ableben aufzustellen. Während der gesamten Zeit war sein Gesicht ohne jeden Ausdruck und ohne jede Regung.

José Miguel und ich waren verzweifelt. Der Gesundheitszustand unserer Mutter verbesserte sich nicht, seitdem sie wieder in ihrem Hause lebte, aber ihr Geisteszustand wurde immer besorgniserregender. Sie reagierte nicht mehr, als man sie ansprach, gab sie nur knurrende und bellende Geräusche von sich. Aber auch Natalia war verzweifelt, weil ihr Kontakt zu José Armando immer mehr abbrach: Tagsüber war er müde, geistesabwesend und kapselte sich von seinen Freunden immer mehr ab – in den Abenden und Nächten arbeitete in der Bibliothek. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich schließlich an Karla: „José Armando hat sich in letzter Zeit so verändert. Ich komme überhaupt nicht mehr an ihn heran.“ Karla war ratlos: „Seit dem Flugzeugabsturz ist nichts mehr, wie es einmal war. Aber ich verspreche Dir, dass ich mit José Julian darüber reden werden“. Es war schon spät am Abend, als ich Karla in unser Hause einließ. Ich war müde und erschöpft: Den ganzen Tag hatte ich versucht, mit seiner Mutter zu reden, sie schien ihn aber nicht mehr zu erkennen. Auch das seltsam desinteressierte Verhalten meines Bruders machte mir Sorgen. Es war nie einfach, mit José Armando zu diskutieren: Er fühlte sich immer schnell bevormundet und war dann sehr leicht gekränkt und stur. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man es ihm dann nicht mehr ausreden. Aber als Karla mich darauf ansprach und sagte, so würde sie meinen Bruder nicht kennen, wurde ich nachdenklich: „Das kann doch kein Zufall sein, dass sich beide so merkwürdig verhalten.“ Dann zuckte ich zusammen, als ich in einem anderen Teil des Hauses Willy laut aufschreien hörte. Wir zögerten keine Sekunde, dann rannten Karla und ich in das Zimmer meiner Mutter, wo Willy stand und die Hände über den Kopf zusammenschlug: „Fernanda ist verschwunden – ich kann sie nirgendwo finden.“ Kurze Zeit später stand auch José Miguel neben uns und wir beschlossen, José Armando um Rat zu fragen. Kurze Zeit später standen wir am Bett unseres Bruders und zerrten an ihm. Als José Armando erwachte, standen wir um sein Bett herum und rüttelten an ihm. Ich sprach den verschlafenen jungen Mann an: „Mutter ist verschwunden! Weißt Du, wo wir sie finden können?“ José Armando murmelte nur: „Es zieht sie in die Tiefe“. Dann drehte er sich auf die Seite um weiter zu schlafen. „In die Tiefe?“, ich war ratlos – aber auf einmal schlug sich Karla an den Kopf und sagte: „Das kann doch nicht sein.“ Wir Brüder guckten sie fragend an, aber Karla wusste schon die Antwort: „Als ich vor dem Haus stand, bin ich fast über einen offenen Kanaldeckel gestolpert. Lass uns doch mal dort nachsehen.“

Nach wenigen Minuten standen Karla und ich mit Taschenlampen vor dem Haus aus der Straße. Als wir in die Kanalisation stiegen, raubte uns der faulige Geruch beinahe den Atem. Trotzdem stiegen wir tiefer, bis wir in einer Röhre standen. Unsere Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit, und so schalteten wir unsere Taschenlampen an. Karla zuckte zurück, als sie die Kadaver von Ratten auf dem Boden liegen sahen: Sie waren angefressen und lagen teilweise ausgeweidet in ihrem Blut. In den verschmierten Lachen konnte man Spuren von Fußabdrücken erkennen – offenbar war ein Mensch barfuß hindurch gelaufen. Den Abdrücken nach zu urteilen waren die Füße fast menschlich, nur der kleine und der große Zeh waren seltsam abgespreizt und erinnerten mehr an einen Hund als einen Menschen. Wir guckten uns an: Wir wussten nicht, was uns erwarten würde – sollten wir wirklich weitergehen? Dann fassten wir uns ein Herz und folgten langsam den Spuren. Da rochen wir plötzlich den süßlichen Gestank verwesenden Fleisches und hörten sie ein seltsames Schmatzen. Der Anblick, der sich uns dann bot, würden wir in unserem Leben nicht mehr vergessen: Auf dem Boden kniete Fernanda über einem leblosen Körper. Ihre Haare wagen strähnig, ihr Körper war gekrümmt wie der eines Hundes. Der Oberkörper der Leiche war geöffnet, mit ihren Händen stemmte sie ihn auseinander und vergrub ihren Kopf in den Eingeweiden des menschlichen Kadavers. Als ihr gewahr wurde, dass man sie beobachtete, hob sie langsam den blutverschmierten Kopf und blickte mich an. Aus ihrem Mund hing noch ein Fetzen, der vielleicht ein Teil der Lunge des leblosen Opfers war. In ihrem Augen leuchtete der Wahn und sie schien weder mich noch Karla zu erkennen. In dem Moment schrie Karla auf – Fernanda – oder besser das Wesen, das einmal Fernanada war - zuckte zusammen und man hörte man ein Knurren aus ihrer Kehle, dann floh sie auf allen Vieren in die Dunkelheit. Auch mir wurde klar, dass dies kein Albtraum war: Mir wurde übel, und ich drehte mich zur Seite, um mich zu übergeben...

Wir beide brauchten etliche Tage, um uns von den Schrecken der Nacht zu erholen. In der Zeit gelang es Inspektor Léon und seinen Leuten Fernanda zu fangen und in eine Nervenheilanstalt bringen. Als Julio meine Mutter besuchte, war er doch sehr überrascht, als ihn Mauricio empfang: „Man hat mich zum Direktor dieser Anstalt gemacht und ich hoffe, dass meine Ärzte Deiner Frau und ihrem Sohn helfen kann. Aber zur Zeit kannst Du sie nicht besuchen.“ Julio war schockiert: „Wir hatten großen Streit in den Wochen, dennoch solltest Du um Fernandas Willen mich zu ihr lassen.“ „Entschuldige bitte“, antwortete Mauricio, „aber Dr. Angello hat mir aus rein medizinischen Gründen abgeraten. Ich kann nichts für Dich tun.“ Als Julio den Raum verließ, ging ein teuflisches Grinsen über Mauricios Gesicht. Alles verlief nach seinem Plan.

Ende des ersten Teils

Re: Das, was Du zurücklässt - Teil 1

sehr spannend! bin gespannt auf den nächsten teil und hoffe der folgt bald?!

einiges ist mir n bisschen zu eklig, aber gegruselt hab ich mich auf jeden fall!

weiter so robert!

Re: Das, was Du zurücklässt - Teil 1

echt super
sehr grusselig und ecklig geschrieben
ich liebe solchge sachen
bin auch ein splatterfilm fan

ich bin gespannt wies weiter geht
bravo robert

Re: Das, was Du zurücklässt - Teil 1

Ich habe es mittlerweile auch gelesen und find es klasse.

Mir ist es nicht zu gruselig. Ich habe früher John Sinclair angehört - und manchmal heute noch.

Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Re: Das, was Du zurücklässt - Teil 1

Spannend und etwas gruselig! Mal sehen, wie es weitergeht... Laß uns bitte nicht zu langen warten, Robert!