Savis Story Welt - Fertige Yaoi RPG`s

Avalon

Avalon

Maric wartete, lud seine Waffe durch und lugte vorsichtig um die Ecke. Er konnte sie hören, aber nicht sehen. Umgekehrt wäre es ihm lieber gewesen.
Fahrig wischte er seine verschwitzen Hände an der dreckigen Jeans ab.
Die Straße vor ihm war ein einziges Katastrophenszenario. Die Scheiben der Geschäfte waren zertrümmert und die Ware lag auf den Gehwegen und der verlassenen Straße herum. Aus den Lebensmittelgeschäften verströmte sich ein süßlicher, strenger Geruch, der von den verfaulenden Lebensmitteln ausging und jedem, der noch nicht tot war, im vorbeigehen den Atem raubte.
Drei ausgebrannte Autowracks versperrten ihn die Sicht auf den dahinter liegenden Bereich, der zwar klein war, in dem sich aber alles mögliche verbergen konnte.
Wieder rieselte etwas von oben auf ihn herab und er wandte seinen Blick an der Hochhausfassade hoch.
Zwischen dem sechsten und dem zehnten Stockwerk steckte ein Helikopter, der sich mit der Nase zuerst in das Gebäude getrieben hatte.
Nun bröckelte der Putz und Maric vermutete, dass es sich nur um eine Frage der Zeit handeln konnte, bis er aus der Fassade brach, um auf der Straße endgültig zu zerschellen.
In der Ferne konnte er eine Menge Rauch aufsteigen sehen. Irgendwas brannte fürchterlich und Maric vermutete, dass es die kleine, freie Tankstelle war.
Seit drei Wochen kämpfte sich Maric nach der großen Katastrophe durch die Stadt, versuchte, zur Küste nach Avalon zu gelangen.
Avalon. Maric lachte heiser. Netter Name.
Avalon, noch vor wenigen Wochen einfach die alte Zooinsel, wurde kluger weise von einigen Überlebenden besetzt.
Die Insel lag etwa drei Kilometer vor der Küste, war unbewohnt gewesen, als der Terror losbrach und wurde schon davor schon seit über zehn Jahren nicht mehr als Zoo genutzt.
1994 wurde der neue Cityzoo eingeweiht und alle Tiere dort rüber gekarrt. Teils, weil es für die Menschen einfacher war, den Zoo in der Stadt zu besuchen, teils aber auch, weil die Tiere bei Stürmen und Unwettern den Kräften des Meeren ausgeliefert waren.
Maric konnte sich noch gut daran erinnern, wie vor etwa 15 Jahren drei Elefanten bei einem Unwetter ertrunken waren, weil die Insel buchstäblich vom Meer verschluckt worden war. Nur die höher gelegenen Gehege blieben verschont. Seither war die Insel lediglich ein Ausflugsort für Abenteurer, die es besonders spannend fanden, sich in den verlassenden Gehegen auf zu halten.
Wo früher Tiere hin und her liefen, zierten nun Grafittee die Wände der kalten, alten Gefängnisse.
Maric wäre nie darauf gekommen, nach Avalon zu gelangen, wenn er nicht den ständigen Aufruf des einzig noch funktionierenden Piratensenders gehört hätte, der die Überlebenden dazu aufforderte, dorthin zu kommen.
Die Toten schafften den Übergang nicht und Infizierte konnten erst mal in den Käfigen untergebracht werden und dort versorgt werden, bis ihre Stunde gekommen war. Wenigstens ein bisschen Leben vor dem Tod und dem, was danach kam.
Die letzte Meldung, die er hörte, war noch vor wenigen Stunden, als er sich in einer Wohnung verschanzt hatte.
Irgendwo vor sich hörte er etwas Grunzen, dann die schleifenden Schritte und schließlich trat einer von ihnen in sein Sichtfeld.
Sie waren nie alleine unterwegs. Was immer mit ihnen auch passiert sein mochte, sie hatten immer noch ein gewisses Gemeinschaftsgefühl, dass sie in Rudeln durch die Gegend taumeln ließ.
Maric zielte auf den Kopf des jungen Mannes, der einst sehr hübsch gewesen sein musste. Nun allerdings fehlte ihm die rechte Gesichtshälfte und sein verdrehter linker Arm hing schlaff am Körper herunter.
Maric drückte ab, der Kopf des jungen Mannes wurde zurück geschleudert, Bruchteilen von Sekunden blickte er verwirrt ins Leere und fiel dann hintenüber.
Maric kam hinter seiner Ecke hervor, stieg über ihn und schaute die Straße herunter.
Die Sonne brannte und das war gut. Aus irgendeinem Grund mieden sie die Sonne.
Er steckte seine Waffe in seinen Hosenbund und zog die Gurte an seinem Rucksack stramm.
Es war nun viertel nach vier, vielleicht konnte er noch zwei Stunden laufen, bis es sich abkühlte und diese zwei Stunden wollte er nutzen. Wenn er einen Wagen fand, würde er zwar schneller sein, aber längst nicht überall durchkommen. Überall in der Stadt waren Barrikaden aufgestellt, außerdem lagen überall Autos auf den Straßen still, die einem den Weg versperrten.
Er seufzte und setzte wieder einen Fuß vor den anderen, die Augen immer wachsam in alle Richtungen haltend und mit offenen Ohren.
Sein mittlerweile schulterlanges, dunkles Haar hatte er mit einem Gummi im Nacken zusammen gebunden und seine kräftige Figur steckte in staubigen, aber immerhin passenden Klamotten.
An seinen Hüften hatte er einen Halfter geschnallt, das er einem toten Polizisten gestohlen hatte. In diesem hatte er eine Polizeiwaffe mit noch zwei Magazinen. Seine Luger steckte in seinem Hosenbund.
Hinten, an seinem Rucksack, trug er eine Winchester, die er aus einem Waffenladen entwendet hatte und jede Menge Munition dafür.
Er ärgerte sich, dass er nicht auch Munition für die Luger und die Polizeiwaffe hatte mitgehen lassen, aber er bekam diese Waffen später und er konnte ja nun mal nicht hellsehen.
Vor ihm auf dem warmen Asphalt kroch ein beinloses Monster auf ihn zu und blickte ihn aus leblosen Augen an.
Maric machte sich nicht die Mühe, ihn zu erschießen. Es war keine Gefahr, solange es ihn nicht verfolgen konnte und seine Munition war wertvoll. Zu wertvoll, um sie an so einen armen Teufel zu vergeuden.
Er machte einen großen Bogen um ihn und blickte noch einmal zurück.
Erst, als er um die nächste Ecke verschwunden war, ließ sein schlechtes Gewissen von ihm ab, den anderen nicht erlöst zu haben.



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