Schwangerschaft und Kinder - Gute-Nacht-Geschichten/Märchen

Die traurige Raupe jolly

 Die traurige Raupe jolly

Vorsichtig streckte die kleine Raupe Jolly den Kopf aus ihrem Versteck. Als sie niemanden sah, krabbelte sie zwischen den langen Grashalmen hervor, die sie bis jetzt verborgen hatten. Sie hatte Hunger. Doch der Weg zu den nächsten leckeren Blättern war lang und gefährlich. Zumindest für eine kleine Raupe wie sie, denn mit ihren kurzen Beinen kam sie nur langsam voran. Hoffentlich sieht mich kein Vogel, sorgte sich Jolly. Vor ihren starken Schnäbeln hatte sie am meisten Angst. Doch ihr Magen knurrte schon, so hungrig war sie. Also trippelte sie mutig los.

"Platz da, jetzt komme ich", rief es da. Ängstlich zog Jolly den Kopf ein. Ein schneller Rosenkäfer war ebenfalls zwischen den Grashalmen unterwegs. Die Raupe stand ihm im Weg. Ärgerlich stieß er sie mit dem Kopf an. "Bist du aber langsam", meckerte er. "Du hältst den ganzen Verkehr auf. Sogar eine Schnecke könnte dich überholen." Traurig ließ Jolly den Kopf hängen. Sie konnte doch nichts dafür, dass ihre Beine so kurz waren.
Kaum hatte sich der Käfer an ihr vorbei gedrängt, als sie ein anderes Tier hochnäsig ansah. Es war ein Grashüpfer, der auf einem Blatt saß. "Du siehst scheußlich aus", verhöhnte er sie. "Schau nur, welch eine elegante, hellgrüne Farbe ich habe. Und wie schlank ich bin. Du dagegen bist rund wie ein Rollmops, und die orangen Punkte auf deiner grünen Haut sehen einfach nur albern aus." Jolly schluckte schwer. Er hat ja Recht, dachte sie unglücklich. Sie selbst fand ihren runden Körper mit den kleinen Flecken darauf auch nicht schön. Neidisch sah sie ihm nach, als er mit weiten Sätzen davon sprang. Wenn sie nur auch so schnell vorankommen würde. Sie seufzte noch einmal, dann machte sie sich wieder auf den mühsamen Weg.

Plötzlich hörte sie ein Rauschen in der Luft und blickte erschreckt auf. Ein schwarzer Vogel flog direkt auf sie zu. Oh nein, eine Schwarzdrossel, jammerte sie. Sie sah sich bereits in seinem Schnabel gefangen, doch auf einmal löste sich ein großes Blatt von einem Ast und fiel auf sie herab. Der Vogel konnte sie nicht mehr sehen und flog laut schimpfend davon. "Da hast du aber Glück gehabt", freute sich ein Marienkäfer und hob das Blatt ein Stückchen an, damit die Raupe wieder heraus krabbeln konnte. Die war vor Schreck ganz blass geworden. Als sie den hübschen roten Käfer mit den schwarzen Punkten sah, brach Jolly in Tränen aus. "Vielleicht wäre es besser gewesen, der Vogel hätte mich geschnappt. Ich bin so hässlich", heulte sie. Der Marienkäfer sah sie überrascht an. "Weißt du denn nicht, dass aus dir einmal ein bunter Schmetterling wird?", fragte er. Doch die Raupe schluchzte so laut, dass sie ihn nicht hörte. Dann wurde sie sehr müde. Sie kletterte auf einen Stängel und schlief ein. Als sie erwachte, fand sie sich in einer engen Hülle gefangen. Nur langsam konnte sie sich daraus befreien, doch dann hatte sie es geschafft. Erleichtert streckte sie sich. Dabei bemerkte sie, dass sie Flügel bekommen hatte. Ungläubig schaute sie an sich herab. Sie hatte sich verpuppt, und so war aus einer dicken Raupe ein wunderschöner Schmetterling geworden. Laut jubelnd, setzte Jolly zu ihrem ersten Flug an. Nie wieder würde sie mühsam über den Boden kriechen müssen. "Habe ich es dir nicht gesagt", murmelte der Marienkäfer zufrieden, der bei ihr gewartet hatte. Er sah ihr noch lange nach, als sie durch den Sonnenschein davonflog.

Liebe Grüße Verena mit manuel und isabell