Etwas zum Schmunzeln: " Sagen Sie mir, wie Ihr Hund heißt, und ich sage Ihnen, wie Sie sind "
Sagen Sie mir, wie Ihr Hund heißt ...
Selbstverständlich heißt der kleine weiße Prinz nicht Prinz. Ein Hund namens Prinz wäre uns peinlich. Hunde namens Prinz oder Rex gehören zu Paaren, die altdeutsche Schrankwände daheim haben und einander » Mutti « und » Vati « nennen. Unsere Hunde heißen Emil, Kuno, Kajetan, Otto oder Rosi. Unsere Hunde haben charaktervolle Namen, die wirkliche Namen sind. Hexi oder Purzel sind keine Namen, sondern alberne Unterstellungen. Ein charaktervoller Hundename darf weder für Hunde noch für Menschen allzu gebräuchlich sein. Wastl oder Seppl heißt bald ein Hund. Wir fänden es einfallslos, einen Hund zu haben, der heißt, wie bald ein Hund heißt.
Michael beispielsweise heißt wiederum bald ein Kind. Solange Kinder häufig Michael heißen, käme ich mir abseitig vor, meinen Hund so zu rufen. (Wie Sie wissen, unterscheide ich zwischen Kindern und Hunden.)
Emil dagegen heißt kaum ein Kind und kaum ein Hund.
Sagen Sie mir, wie Ihr Hund heißt, und ich sage Ihnen, wie Sie sind.
Waldi: Sie waschen wöchentlich Ihr Auto zählen immer das Wechelgeld nach, hören Blasmusik und achten darauf, ob die Nachbarn Sie auch ordentlich grüßen. Wenn Ihnen Reis zum Essen angeboten wird, sagen Sie: »Den überlasse ich den Chinesen. « Dabei lachen Sie verschmitzt. Sie sind Überzeugt daß Ihre Frau Ihren Sinn für Humor zu schätzen weiß.
Flocki: Sie tragen schief geknöpfte Jacken und kommen meistens zu spät. Ihre Spiegeleier zerfließen, Weine suchen Sie danach aus, ob Ihnen das Flaschenetikett gefällt. Eigentlich wollen Sie ein Restaurant aufmachen bzw. die Welt umsegeln bzw. Ihre Wände neu streichen. Nichts davon ist, sich bis jetzt ausgegangen. Einstweilen arbeiten Sie im Büro, damit Sie Ihre Schulden abstottern können, aber Sie sind überzeugt, daß Sie noch mal groß rauskommen, als Malerin oder Regisseurin, sofern Sie vorher Ihre Lesebrille finden.
Ajax: Sie pfeifen ihm kurz und bestimmt. Sie sagen gern: »Wer nicht hören will, muß fühlen!« Für Ihre Kinder ist Ihre Frau zuständig. Sie wissen, daß Ihre Frau das so möchte, obwohl Sie sie noch nie danach gefragt haben. In Ihrer Hausbar stehen edle Tropfen. Sie halten sich für einen Naturschützer, denn Sie gehen auf die Jagd.
Teddy: Ihr Einfamilienhaus wurde nach baubiologischen Erkenntnissen geplant. Auf den Vollholzböden liegen bunte Flickenteppiche. Die Handtuchhalter im Bad sind mit Tiersymbolen gekennzeichnet: Ein Elefant für Papi, ein Entchen für Mami, eine Mieze für Viktoria, eine Maus für Simon. Ihre Kinder besuchen eine private Spielgruppe, die Mütter sorgen abwechselnd für einen gesunden Imbiß. Sie sind der Kinder wegen aus der Stadt weggezogen und haben ein Kräuterbeet im Garten, auf das Teddy von Zeit zu Zeit pinkelt, wenn niemand hinschaut.
Harras: Siehe Ajax, mit dem Unterschied, daß Sie nicht jagen, sondern Golf spielen.
Oskar: Oskar trägt ein leuchtend rotes Halstuch mit Paisley-Muster und liegt anstandlos in Ihren Lieblingskneipen unterm Tresen. Ihre wechselnden Herzdamen/Herzbuben müssen von Oskar akzeptiert werden, eine/r, der/die sich's mit Oskar verscherzte, würde sich's auch mit Ihnen verscherzen. Das sagen Sie gern, weil es sich hübsch anhört. Tatsächlich hat sich das Problem noch nie gestellt, weil Ihre Herzdamen/Herzbuben bisher immer heftig um Oskar gebuhlt haben. Außerdem macht es Oskar nichts aus, in warmen Sommernächten gelegentlich auf dem Balkon zu schnarchen (was der Leidenschaft entschieden zuträglicher ist als Oskars Versuche, grunzend an der Unterhaltung teilzunehmen.)
Fee: Ihr Meißner Teeserviee ist ein Familienerbstück. jedenfalls behaupten Sie das. Wenn Sie von Ihrer Großmutter erzählen', klingt es nach »Trotzköpfchens Brautzeit«, wenn Sie von Ihrem Mann reden, könnte man denken, Sie meinen Ihren Papa. Sie haben eine hochempfindliche Haut, schrecklich zarte Gelenke und eine ganz, ganz leicht überstrapazierte Geduld. Wenn Fee auf den Gehsteig scheißt, lächeln Sie erleichtert, denn Sie sorgen sich immer um ihre Verdauung.
Wotan: Wenn Wotan ein Pekinese ist, haben Sie eine Wohnung voller Bücher, keine Scheu vor Tiefkühlmahlzeiten und wenig Lust auf fixe Bindungen. Sie haben ca. zehnmal »Some Like It Hot!« gesehen und finden die Idee" einen Urlaub mit Tennisspielen zuzubringen, obszön. Wenn Wotan ein Dobermann ist, möchte ich Ihnen lieber nicht begegnen.
Mimi: Mimi war ein Waisenhund, ehe eins Ihrer Kinder sie aufgelesen hat. Sie waren gerade im Begriff, sich endlich ein weißes Leinensofa zuzulegen, als Mimi einzog, worauf Sie sich damit begnügten, Ihr altes Sofa mit einem waschbaren bunten Überwurf auszustatten. Ihre Freundinnen zögern nicht, Sie spätnachts anzurufen, wenn sie dringend eine Aussprache benötigen. Ihre Küche samt Kühlschrank ist das Territorium von Jugendlichen, die nur zum Teil mit Ihnen verwandt sind, und Ihr Partner baut auf Ihr Verständnis, wenn er sich schon wieder gezwungen sah, das längst fällige Entrümpeln der Gartenhütte auf das nächste Frühjahr zu verschieben. Dafür gehören Sie zum auserwählten Kreis der Personen, die jedes Jahr ein Glas von Barbaras legendärem Quittenchutney bekommen.
Strolchi: Vor Ihren Fenstern hängen Netzgardinen mit Rüschen aus pflegeleichter Kunstfaser, Ihre Fensterbänke sind aus imitiertem Marmor, die Reserverolle Klopapier steckt in einem gehäkelten Überzug. Sie leiden mit Prinzessin Di und fragen sich in stillen Stunden, ob KlausJürgen Wussows Ehe wirklich glücklich ist.
Herr Hund: Falls Sie Ihren Hund schlicht und brutal »Hund« oder, nicht ganz so brutal, »Herr Hund« nennen, haben Sie möglicherweise einen weichen Kein in Ihrer rauhen Schale, aber es ist fraglich, ob man sich der Mühe unterziehen soll, das herauszufinden, weil einem Ihre Neigung, das Gegenteil von dem zu tun, was man erwartet, ganz schön auf den Keks geht. Herr Hund hält ebenfalls nichts von besonderer Höflichkeit: Wenn er an Ihre Schinkensemmel herankommt, dann beißt er hinein; Ihr Pech, falls Sie sie gerade zum Mund führen.
Na? Fühlen Sie sich durchschaut?
Nein?.
Kann man nichts machen.
Das ist der Vorteil unserer eingleisigen Kommunikation: Ich kann so tun, als ob Ihre Einwände einfach nicht existierten.
Hokuspokus, schon behalte ich recht.
Sagte ich, unsere Hunde heißen Emil, Kuno, Kajetan oder Otto? Das war nicht gelogen, der Vollständigkeit halber muß ich bloß hinzufügen', daß sie so gerufen werden und überdies noch mit allen logischen Ableitungen, die sich aus diesen Namen ergeben. Logische Ableitungen von Otto sind zum Beispiel: Schnocko oder Ponzlmeier.
Sollten Sie also einmal hören, wie ein Hund »Rumpelpumpel« genannt wird, dann ist Ihnen hoffentlich klar, daß das vermutlich nur »Rolf« bedeutet.
Weiters bieten sich als Ableitungen von Kuno zwingend an: Kunibert, Berthold oder Hinzkunz.
Und Emil heißt nicht nur Emil, sondern auch Milo, Miletto, Milettino sowie Miletinetto. (Manchmal steigere ich mich bis zu Milettinettino, was Emil kalt läßt, mich aber befriedigt, falls ich es fehlerfrei herausbringe, weil ich daraus schließe, daß ich doch weniger gaga bin, als ich bisweilen befürchte.)
Wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt habe, genieße ich am Umgang mit Hunden, daß ich mich für keinen Anfall von hemmungsloser Infantilität schämen muß. »Milli!« rufe ich. »Milettowitsch!« »Millibilli!«
Der kleine Prinz kommt herbeigehoppelt und schaut mich erwartungsvoll an, mit einem Blick, als wäre ich dennoch ein denkendes Geschöpf Er glaubt an mich, unbeirrbar. Schön von ihm.
( Diesen Text hat mir Ingeborg geschenkt, als sie damals ihren Akiro abholte - DANKE ! )