Shih-Apso Forum

noch eine traurige geschichte ;_________; *heul*

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Das Leben der Ruperta

Von Karin Ignatzy

Das ist die Geschichte von Ruperta, einer ehemaligen Jagdgalga aus Spanien. Es ist eine besondere Geschichte, denn die wenigsten ihrer "windigen" Artgenossen in Spanien sind solche Glückspilze wie Ruperta.

Sie lebte bei einem besonders netten Galguero (ein spanischer Jäger). Der gute Mensch wollte ihrem Leben durch einen gezielten Kopfschuss ein Ende bereiten. So ein Kopfschuss ist ein großes Privileg, davon können viele spanische Windhunde nur träumen. Warum das so ist, lest weiter ...

Die spanischen Windhunde sind Jagdgebrauchshunde, sie jagen Hasen, Rehe und Wildschweine. Im offenen Gelände sind diese Hunde sehr schnell und wendig, und die Menschen brauchen sie deshalb. Schon Tage vor der Jagd bekommen die Hunde nichts mehr zu fressen, damit sie besonders "heiß" sind. Die üblichen Mahlzeiten sind sowieso nicht besonders üppig. Trockenes Brot und manchmal ein paar Abfälle. So ein leckerer Hase wäre schon ein Traum für einen Galgo, aber wenn er so tot vor ihnen liegt, fürchten sie sich.

Warum, werdet ihr fragen? Ganz einfach: Spanische Windhunde werden mit einer grausamen Methode erzogen. Keiner von ihnen traut sich, nur einen Happen zu nehmen und das gehetzte und erbeutete Tier anzufressen. Es könnte wieder ein mit Nägeln gespickter Fellball sein, wie so oft. Viele nach der Jagdsaison ausgesetzten Leidensgenossen Rupertas verhungern quasi vor dem "Napf". Wenn sie das Glück haben, Wild zu erbeuten, wagen sie nicht, es zu fressen. Sehr gut konditioniert. Erst hetzen und dann verhungern.

Doch weiter .....

Der Galgo Espanol lebt dort nicht in Menschenfamilien. In großen Rudeln bevölkert er dunkle Verschläge oder fristet sein Dasein an einer Metallkette. So wie Ruperta. Ihr Hals ist heute noch ruiniert. Auf harten Steinböden liegen diese Knochengerüste sich schnell wund. Hier gilt der Galgo Espanol aber sowieso als hässlich.

Egal. Weiter .....

Auf einer spanischen Fiesta sollte Ruperta zusammen mit weiteren Rudelmitgliedern zur Volksbelustigung erschossen werden. Man trifft sich am Ende der Jagdsaison nicht mehr zur Hasen-, sondern zur Hundehatz. Es gibt eine "fröhliche" Treibjagd auf die untauglichen vierbeinigen Jäger. Das ist eine Gaudi, für den Menschen.

Jetzt kommt der nette Jäger ins Spiel.

Er wollte Rupertas Urteil durch einen gezielten Kopfschuss vollstrecken. Das Schicksal hatte es gut mit ihr gemeint, weil .....

Es hätte auch anders ablaufen können. In Spanien gibt es das traditionelle Erhängen, d. h. Windhunde werden an bestimmten Plätzen an Bäume gehängt, die ehemals "guten" Hunde baumeln höher, sie sterben schneller, die "schlechten" Caniden werden so aufgehängt, dass ihre Hinterpfoten noch den Boden berühren und sie über Stunden qualvoll ersticken. "Klavierspielen" nennt Mensch das. Wer die schrillen Schreie der Hunde gehört hat, vergisst das nie. Oftmals werden die halbtoten Hunde von Artgenossen oder anderem Raubwild bei lebendigen Leib gefressen. Gegen so einen Kopfschuss kann man also nichts einwenden.

Eine weitere Methode ist, den Windhunden Pflöcke ins Maul zu rammen, so dass sie unter schrecklichen Qualen verhungern und verdursten. Weitere Vollstrecker sind Eisenbahnzüge, die über an Schienen festgebundene Hundekörper gleiten, Autos, die absichtlich Hunde überfahren oder das Übergießen mit Benzin.

Gegen so einen Kopfschuss lässt sich also wirklich nichts einwenden. Das müsst ihr zugeben. Jetzt versteht ihr auch, warum Ruperta ein Glückspilz ist, sogar ein doppelter Glückspilz. Da wird sie kurz vor dem finalen Schuss von einem spanischen Tierschützer gerettet und in ein "richtiges" Tierheim gebracht. Da eröffnen sich doch ganz andere Perspektiven.

Ein gestandener spanischer Galguero brächte niemals einen ausrangierten Windhund ins Tierheim. Seine Kumpanen würden ihn auslachen, und welcher zweibeinige Macho möchte als Schwächling gelten. Die Menschen sind da schon eigen und sehr empfindlich.

Kurzum: Kastration überstanden und ab in den Flieger nach Frankfurt. Hier werden wohl alte, verbrauchte Hunde gebraucht. Jetzt liegt Ruperta auf einer Fußbodenheizung, ihre inneren und äußeren Wunden heilen langsam.

Jetzt schlägt sie sich jeden Tag den Bauch voll, nachts schnarcht sie wie eine Dampflok und - lebt.

Ruperta lebt im Jetzt, das Morgen ist ihr gleichgültig, das Gestern ist Geschichte, Rupertas Geschichte.