Sparsame Mittelklasse-Modelle im Test
Nach den Kompakten geht die Mittelklasse auf große Verbrauchs-Fahrt. Welches der sechs angetretenen Familienautos lässt sich am genügsamsten bewegen? VW Passat, Audi A4, BMW 3er, Opel Insignia, Ford Mondeo und Mercedes C-Klasse stellen sich dem Test.
Ein bisschen oberlehrerhaft kommt es ja schon rüber, das Display im Audi A4: "Erst unter 1.300/min auskuppeln, Motorbremse" oder "Bitte Schaltanzeige beachten". Ist ja gut. Man kann die Entwickler irgendwo aber auch verstehen. In monatelanger Kleinarbeit wird um jeden Tropfen Sprit gefeilscht - wie ärgerlich, wenn der Fahrer dann nicht das volle Potenzial ausschöpft.
Die Diät-Programme der Hersteller sehen ähnlich aus
Schließlich wollen der TDI und fünf weitere Kollegen im zweiten Teil der auto motor und sport-Sparmeisterschaft zeigen, wie genügsam sich ein vollwertiges Familienauto bewegen lässt. Im Gegensatz zu den Kompakten, die mit Benzin, Diesel, Gas oder als Hybrid liefen, setzen die Hersteller bei den jeweils sparsamsten Varianten ihrer Mittelklassemodelle durch die Bank auf den klassischen Dieselmotor. Auch beim Hubraum herrscht weitgehend Einigkeit: Bis auf VW und Mercedes (1,6 bzw. 2,1 Liter) kommen ausschließlich Zweiliter-Vierzylinder unter die Haube. Ebenso vergleichbar fällt das übrige Diät-Programm aus: Mit Leichtlaufreifen, optimierter Motorsteuerung, verbesserter Aerodynamik oder längerer Getriebeübersetzung setzen die Ingenieure ihre Verbrauchsfeilen an den gleichen Stellen an.
Hinzu kommen Schaltanzeigen, die zu einem niedertourigen Fahrstil erziehen sollen. Bei so viel Antriebskonsens verwundert es nicht, dass die Testverbräuche eng beieinanderliegen: Im Schnitt über alle Messungen liegt der durstigste Kandidat, der 170 PS starke Mercedes C 220 CDI, gerade einmal 0,7 Liter über dem 65 PS schwächeren Askese-König VW Passat TDI Blue Motion, der auf 100 Kilometer nur 5,4 Liter Kraftstoff verbrennt. Und das, obwohl er wie der Ford Mondeo Econetic als Kombi - also nicht in der leichtesten Variante - antritt.
Auf die Übersetzung kommt es an
Die einzelnen Verbrauchsfahrten fördern weitere interessante Unterschiede zutage: So erreicht beispielsweise ausgerechnet der VW Passat auf der Autobahn das zweitschlechteste Ergebnis. Kein Wunder, muss er doch mit einem für die ECE-Messung optimierten Fünfgang-Getriebe auskommen, weshalb er bei 140 km/h rund 2.500/min und damit deutlich höher als die Sechsgang-Konkurrenten dreht. Trotz seiner sechs Gänge kann das Getriebe im Opel Insignia Ecoflex ebenfalls nicht ganz überzeugen. Durch die extrem lange Übersetzung kommt er zwar auf Autobahnen und Normrunden zu Topwerten, erreicht auf der Überland-Testroute jedoch den mit 7,3 Liter höchsten Einzelverbrauch.
Das mehrgewicht kostet Verbrauchspunkte
Durch die vielen Steigungen und engen Kurven musste häufig zurückgeschaltet werden, wodurch sich der theoretische Vorteil langer Übersetzungen ins Gegenteil verkehrt. Zudem macht sich hier sein hohes Gewicht bemerkbar. Obwohl die Motoren der Mittelklässler über rund 30 Prozent mehr Leistung verfügen als die von Golf, Prius & Co., liegt ihr CO2- Ausstoß und damit der Verbrauch nur zehn Prozent höher. Respektabel auch angesichts der Unterschiede bei Raumangebot und Gewicht: Immerhin bringt die Kompaktklasse im Schnitt 200 Kilo weniger auf die Waage.
Bordcomputer neigen zur Beschönigung
Dass die drei Kandidaten mit Start-Stopp-System (Audi A4, BMW 316d und VW Passat) auf den ersten drei Plätzen landen, ist hingegen Zufall. Durch die Wintertemperaturen an den Test-Tagen stellte der BMW überhaupt nicht ab, Audi und VW nur in wenigen Einzelfällen. Zudem enthielt das Streckenprofil der Überland- und Autobahnrunde gar keine Standphasen. Am meisten lässt sich mit Start-Stopp daher im Sommer in der Stadt sparen. Auf die Bordcomputer-Werte sollten sich Autofahrer im Übrigen nicht verlassen: Auch wenn nicht alle Kandidaten gleich einen ganzen Liter unterschlagen wie der Mondeo, neigen sie eher zur Beschönigung. Mit einer löblichen Ausnahme: Auf der Autobahn fuhr der Mercedes sogar zwei Zehntel sparsamer, als vom Bordcomputer angezeigt.
Quelle: Autotrax2010