Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Fälle von sexuellem Missbrauch

Unicef geißelt sexuelle Ausbeutung von Kindern

Unicef geißelt sexuelle Ausbeutung von Kindern

02.06.2009

PROSTITUTION
Unicef geißelt sexuelle Ausbeutung von Kindern

Rund 220 Millionen Kinder werden weltweit jährlich zu Prostitution und Pornografie gezwungen. Alleine in Deutschland gibt es nach Unicef-Angaben etwa 50.000 regelmäßige Konsumenten von Kinderpornografie. Es müsse entschiedener gegen sexuelle Ausbeutung vorgegangen werden, fordert das Kinderhilfswerk.

Berlin - Sein Appell klingt eindringlich: "Männer auf der ganzen Welt müssen begreifen, dass der Missbrauch von Kindern oder die Nutzung von Kinderpornografie schwere Verbrechen sind. Kinder sind keine Ware", sagte der Unicef-Botschafter und Schauspieler Sir Roger Moore bei der Vorstellung des neuen "Unicef-Report 2009 - Stoppt sexuelle Ausbeutung" am Dienstag in Berlin. Seit 18 Jahren engagiert sich der ehemalige James-Bond-Darsteller bei Unicef. Die Täter müssten über die Landesgrenzen hinweg verfolgt werden, fordert er.

Unicef-Botschafter Roger Moore: "Kinder sind keine Ware"
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AP

Unicef-Botschafter Roger Moore: "Kinder sind keine Ware"
Rund 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen unter 18 Jahren werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen jährlich weltweit zum Sex gezwungen. "Oft beginnt der Missbrauch in den eigenen vier Wänden", sagte die Unicef-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus.

Besonders vernachlässigte Kinder würden dabei oft zu Opfern sexuellen Missbrauchs. Auf den Philippinen etwa werden zwischen 60.000 und 100.000 Kinder jährlich sexuell ausgebeutet. Tausende Mädchen kommen in die Hauptstadt Manila, um dort Arbeit zu finden. Statt der versprochenen Stelle als Hausmädchen werden sie an Bordellbesitzer verkauft.

In Kenia wurden laut Unicef-Report im Jahr 2006 rund 15.000 Minderjährige als Prostituierte ausgebeutet. Zehn Prozent der Mädchen waren jünger als zwölf Jahre, als sie sich das erste Mal prostituierten. Zwei Drittel der Kunden kamen aus Industrieländern - darunter viele aus Deutschland. Stachelhaus betonte, dass seit kurzem besonders das Anbieten von Kinderpornografie im Internet zu einem Geschäft geworden sei. Die technische Sperrung von kinderpornografischen Internet-Seiten sei deshalb eine wichtige Maßnahme zum Schutz von Minderjährigen vor sexueller Gewalt. Dabei sollten sich der Kinderschutz und die Informationsfreiheit im Internet nicht gegenseitig ausspielen, so Stachelhaus.

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"Wir dürfen nicht länger das Massengeschäft dulden, das mit diesen grauenhaften für jedermann zugänglichen Bildern über das Internet betrieben wird. Deshalb ist es so wichtig, die Seiten mit Kinderpornografie im Internet zu sperren", sagte auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Täglich würden weltweit 200 neue Kinderporno-Bilder ins Internet gestellt. 15 Millionen Abbildungen kursierten bereits im Netz - mehr als doppelt so viele wie 2007. Der umstrittene Gesetzentwurf der Ministerin zielt auf die Sperrung von Internet-Seiten ab, auf denen Kinderpornografie angeboten wird (access blocking). Von der Leyen gab sich optimistisch, dass in vier Wochen ein Gesetz gegen Kinderpornografie im Internet zustande käme.

Laut Einschätzung von Unicef hat in den vergangenen Jahren - insbesondere nach spektakulären Fällen von Kindesmissbrauch - das Bewusstsein für das Leid der betroffenen Kinder zugenommen. In manchen Ländern wurden schärfere Gesetze formuliert, wie das Verbot des Besitzes von Kinderpornografie. Dennoch gibt es bei der Strafverfolgung Defizite. So sei bis heute die länderübergreifende Zusammenarbeit der Polizeibehörden unzureichend. Derzeit arbeiteten lediglich 36 Staaten, darunter Deutschland, mit der Interpol-Datei zusammen, die weltweit kinderpornografische Bilder zum Zweck der Strafverfolgung auswertet.

Zu den systematischen Programmen, die Unicef seit 2008 durchführt, gehört die Verbesserung rechtlicher Verfahren zum Schutz von Kindern, die Opfer sexueller Gewalt wurden, sowie die umfassende Fortbildung für alle, die mit Kindern arbeiten. Weitere Bausteine sind Schutz und Betreuung für die Opfer, die Stärkung der Strafverfolgung, die Veränderung von Einstellungen gegenüber Kindesmissbrauch und eine bessere Medienkompetenz von Kindern, Eltern und Erziehern.

miv

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