Jugendamt Bamberg: Fall Aeneas
Protest gegen Behördenentscheid
Selbst öffentlicher Protest wie im Fall des elfjährigen Aeneas in Bamberg ist vergeblich. Seit 20 Monaten lebt der Junge von seiner Familie getrennt, durch das Jugendamt. Auch in diesem Fall geht die Behörde davon aus, dass die Mutter unter dem umstrittenen Münchhausen-Stellverteter-Syndrom leidet. Petra Heller soll bei ihrem Sohn die Zeckenerkrankung Borreliose vortäuschen. Tatsache ist, dass Fachärzte diese Krankheit bei ihrem Sohn eindeutig festgestellt haben. Die Behörden zweifeln diese Befunde an und stützen sich auf Untersuchungsergebnisse einer Uni-Klinik.
Niemand aus der Familie durfte Aeneas seit fast zwei Jahren sehen. Vor der Kamera wollten sich Behörde und Gericht nicht äußern. Die bayerische Justizministerin Beate Merk aber sagt zu diesem Fall: "Es ist alles ordnungsgemäß gelaufen. Solche Verfahren haben natürlich zum Teil auch Besonderheiten, die beachtet werden müssen, weshalb sie dann auch länger dauern können." In wenigen Tagen will das Gericht endlich über das endgültige Sorgerecht für den Jungen verhandeln.
Petra Heller
Zum Wohl des Kindes?
Ein Ende des Dramas ist nicht in Sicht. Inzwischen läuft ein Betreuungsverfahren gegen die Mutter. Der Richter will sie auf der Grundlage eines früheren rechtlich zweifelhaften psychologischer Gutachtens entmündigen lassen. Seitdem hält Petra Heller sich an einem unbekannten Ort auf. Das Jugendamt bietet ihr inzwischen an, ihren Sohn im Heim besuchen zu dürfen.
Doch sie fürchtet, wegen des Entmündigungsverfahrens dabei festgenommen zu werden und in der Psychiatrie zu landen. Ihre einzige Hoffnung ist, dass die Richter private Gutachten, die sie psychisch für völlig gesund erklären, anerkennen und zum Wohle des Kindes entscheiden. Doch die Zeit läuft gegen die Familie. Mit jedem weiteren Tag wird Aeneas seinem zu Hause mehr entfremdet und wie es ihm wirklich geht, weiß niemand.
Der Kampf um die Kinder
Ein Beitrag von Nina Kupfer
Sendedatum:
ML Mona Lisa, 7. Mai 2006, 18.00 Uhr
Wiederholung bei 3sat, 10. Mai 2006, 12.15 Uhr