Überlingen: Totschlagsverdacht: Frau hinterlässt drei Kinder
23.07.2008 19:20
Überlingen
Totschlagsverdacht: Frau hinterlässt drei Kinder
Von Stefan Hilser
Nach dem Tod einer 35-jährigen Frau sitzt ihr 40-jähriger Ehemann wegen des Verdachts des Totschlags in Haft. Das Sorgerecht für die Kinder ist dem Paar schon vor Jahren entzogen worden.
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Entsetzen bei den Nachbarn
Gewalt war in der Wohnung einer 35-jährigen Überlingerin, die am Montag starb, keine Seltenheit. Ihr 40-jähriger Ehemann, der wegen des Verdachts des Totschlags in Haft sitzt, war für seine Brutalität schon polizeibekannt.
Die Frau hinterlässt drei Kinder im Alter von 17, 7 und 6 Jahren, zwei Söhne und eine Tochter, die seit Jahren in Pflegefamilien untergebracht sind. Die Nachbarn der 35-Jährigen sind entsetzt. "Sie war ja so lieb", sagt eine Frau, die in dem Zwölf-Familien-Haus direkt unter der 35-Jährigen wohnte.
Vor wenigen Tagen war sie ihr noch begegnet. "Sie trug eine dicke Sonnenbrille." Vermutlich, so ihr Verdacht, "weil sie ein blaues Auge verstecken wollte." Nein, darauf angesprochen habe sie sie nicht. "Sie sprach ja auch kein Deutsch."
Bei Polizei und Jugendamt war die Familie bekannt. Wie die Polizei bestätigt, wurde gegen den 40-Jährigen in früheren Fällen schon Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet. Auch Platzverweise wurden gegen ihn ausgesprochen. "Aber sie hat ihn ja immer wieder in die Wohnung gelassen", sagt eine Nachbarin. In dem betroffenen Haus in Überlingen weiß man offensichtlich sehr viel über seine Nachbarn, ohne dass man viel miteinander spricht.
"Man lässt sich in Ruhe und will seinen Frieden", sagt eine Frau. Die andere: "Ich wohne seit 45 Jahren hier. Ein gemeinsames Fest haben wir nie gefeiert." Das Ehepaar hatte drei Kinder im Alter von 17, 7 und 6 Jahren. Seit mehreren Jahren befinden sie sich in der Obhut von Pflegefamilien oder einem Kinderheim, bestätigte das Jugendamt auf Anfrage.
https://www.suedkurier.de/region/ueberlingen/art2430,3332245
23.07.2008 19:20
Überlingen
Totschlagsverdacht: Frau hinterlässt drei Kinder
Von Stefan Hilser
Nach dem Tod einer 35-jährigen Frau sitzt ihr 40-jähriger Ehemann wegen des Verdachts des Totschlags in Haft. Das Sorgerecht für die Kinder ist dem Paar schon vor Jahren entzogen worden.
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"Wir sind sehr betroffen und traurig über das, was da in Überlingen passiert ist", sagte Sozialdezernent Andreas Köster. Hier habe sich auf tragische Weise gezeigt, dass es richtig war, den Eltern das Sorgerecht zu entziehen. Die Kinder seien körperlich unversehrt. Man werde nun alles daran setzen, dass sie das Trauma, wonach ihre Mutter möglicherweise vom eigenen Vater getötet wurde, verkraften können. Ob die Frau tatsächlich an Verletzungen starb, die ihr ihr Mann zufügte, wird möglicherweise über eine Obduktion geklärt.
Aktuelle Informationen der Ermittlungsbehörden gab es heute, Mittwoch, nicht, da die Staatsanwaltschaft Konstanz auf einem Betriebsausflug weilte. Den Informationen vom Dienstag zufolge wies die Frau Verletzungen an Kopf und Schulter auf, wie sie nach "massiver Einwirkung stumpfer Gewalt" entstehen. Beide, die 35-jährige Frau und ihr 40-jähriger Ehemann, seien wegen ihrer Alkoholsucht behandelt worden, sagt Sozialdezernent Köster.
Offenbar erfolglos. Denn die Polizei geht davon aus, dass das Paar auch in der Nacht auf Montag größere Mengen Alkohol trank. "Er kam schon betrunken vom Promenadenfest heim", sagte die Nachbarin, die eine Etage unter dem Paar wohnte. Sie habe dumpfe Schläge gehört. "Wie wenn er ihren Kopf auf den Boden geschlagen hätte." Wobei sie zu dem Zeitpunkt, als es passierte, daran nicht gedacht habe. "Was hätte ich auch machen sollen? Da hätte ich ja ständig hoch gehen müssen. Außerdem haben ja noch zwei Brüder von ihm im Haus gewohnt. Hätten ja auch sie was unternehmen können."
Sie verstehe jedenfalls nicht, warum die 35-Jährige ihren Mann immer wieder in die Wohnung ließ. Mit diesem Verhalten stellte die 35-Jährige keinen Einzelfall dar. Sozialdezernent Andreas Köster: "Manchmal gibt es leider das Phänomen, dass Frauen, die geschlagen wurden und gegen deren Männer ein Platzverweis ausgesprochen wurde, ihn immer wieder zu sich nach Hause lassen. In der Hoffnung, dass es künftig besser wird." Das, sagt Köster mit Bezug auf den Überlinger Fall, "das war auch hier so."
https://www.suedkurier.de/region/ueberlingen/art2430,3332245,2