Versuchter Ehrenmord: Täter schweigt
Versuchter Ehrenmord: Täter schweigt
Trier. Nach dem versuchten Ehrenmord in Trier hat das Familiengericht jetzt die ersten Konsequenzen gezogen: Es sprach den Eltern des Opfers (17) gestern das Sorgerecht ab. Das Jugendamt habe nun die Vormundschaft, bestätigt Jürgen Backes, Sprecher der Stadtverwaltung Trier.
Das Mädchen, das Dienstag von ihrem Bruder wegen der Familienehre fast verpügelt worden war, ist wieder außer Lebensgefahr. Foto: dpa
Zwar ist das Mädchen nach dem schweren Angriff außer Lebensgefahr, aber auch gestern war sie noch immer nicht vernehmungsfähig. Ihr Bruder (21), der seit Mittwoch in Untersuchungshaft sitzt, schweigt zu der Tat.
Er hatte seiner Schwester und ihrer Betreuerin aufgelauert und das Mädchen mit einem Pflasterstein :: fast tot geschlagen (mehr dazu).
Jetzt kam noch etwas heraus: Der Mann hatte seine Schwester bereits im Mai heftig angegriffen und verletzt. Die junge Frau kam damals mit schweren Prellungen davon. Möglicherweise hat er sie, die nach muslimischen Glauben erzogen worden ist, dafür bestrafen wollen, dass sie einen Freund hat. Einen Monat zuvor war sie zu Hause ausgezogen, hat im Maria-Goretti-Haus in Trier, dort wo von Gewalt bedrohte Frauen Unterschlupf finden, Schutz gesucht - offenbar aus Angst vor ihrem Vater und dem älteren Bruder. Die Familie stammt aus dem Irak. Der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF), Träger des Frauenhauses, stellte ihr eine Betreuerin.
Ehrenmorde kommen in islamisch geprägten Familien immer wieder vor. Meistens entbrennen Konflikte, wenn Töchter einen europäischen Lebensstil annehmen, der sich vom traditionellen unterscheidet. Im Mai hatte ein Afghane (23) seine Schwester (16) in Hamburg getötet. Er brachte sie mit einem Dutzend Messerstichen um.
tvn/Alexander Will
https://www.sol.de/news/Trier-versuchter-Ehrenmord-Islam-Familiendrama-Ehre-Buder-schlaegt-Schwester;art26205,2659005