Jugendamt Remscheid: Debatte um Personalund Kitagestaltung mit Eltern
Am Bussardweg Kindergarten herrscht Aufregung
Von Andreas Weber
Am Schwarzen Brett ihrer Einrichtung hatte Pia Marx den Abschied mitgeteilt. Nach elf Jahren wechsele sie den Kindergarten, schrieb sie den Eltern und Kindern am Bussardweg in Dabringhausen. Zuvor hatte die Leiterin die Stadt um schnellstmögliche Versetzung gebeten.
Das Jugendamt kam dem Gesuch nach. Am 2. Mai fängt Marx im Kiga Wirtsmühle an. Die Nachricht verstärkte die Unruhe, die am Bussardweg herrscht.
Hatte der Abschied mit der Schließung der dritten Gruppe im Sommer zu tun? Mit der mangelnden Kommunikation, durch die sich die Eltern überrollt fühlten?Eine Antwort lieferten die städtischen Vertreter Freitagabend im Kindergarten nicht.
Zu Hintergründen von Personalangelegenheiten dürfen sie keine Auskunft geben. Gleichwohl verriet die geballte Präsenz von Bürgermeister Eric Weik, Dezernent Jürgen Graef und Jugendamtsleiterin Birgit Ludwig-Schieffers, ergänzt durch Jochen Bilstein (Vorsitzender Jugendhilfeausschuss), dass der hartnäckige Eltern-Protest endlich ernst genommen wurde.
Eingangs entschuldigte sich Eric Weik. Einen miserablen Informationsfluss, der unter dem Punkt "Verschiedenes" im Jugendhilfeausschuss vor Wochen seinen unspektakulären Anfang genommen hatte, galt es spät zu korrigieren.
Dass der Wechsel am Elternrat vorbeiging, rechtfertigte Graef mit der Kürze der Zeit. Vor zehn Tagen hätte Pia Marx um ihre Versetzung gebeten. "Persönliche Gründe" hätte sie angeführt, erläuterte Graef den 25 anwesenden Vätern und Müttern. Weiter führte er aus: "Im Hintergrund gibt es einen Vorgang, in den ich eingebunden war, der seit längerem schwelt." Eric Weik legte nach, entgleiste mit der hanebüchenen Feststellung: "Wenn Sie bei Aldi einkaufen, erwarten Sie auch kein Schild, dass die Kassiererin ausgetauscht wurde."
Eine Mutter empörte der Vergleich: "Wir sind schließlich in einem Kindergarten und reden über eine Vertrauensperson." Die Marx-Nachfolge ist in jedem Fall ausgeschrieben. Es gibt eine geeignete Bewerberin. Bis die Position besetzt ist, wird Janine Horn, Stellvertreterin im Kindergarten Wirtsmühle, in Dabringhausen die Führungskraft sein.
Die dritte Gruppe war nur befristet vom Land genehmigt Dreh- und Angelpunkt des Meinungsaustausches am Freitag war jedoch, dass es ab dem Sommer 2007 im Bussardweg nur zwei Gruppen geben wird. Eine Entscheidung, die gefällt wurde, weil die Anmeldezahlen in den drei Kindergärten in Dabringhausen (evangelisch, katholisch und städtisch) stark rückläufig sind. Dass die Wahl auf den städtischen fiel, sei nicht aufgrund von Kosteneinsparung geschehen.
Zwei Gründe führte die Stadt an: Zum einen, weil am Bussardweg die dritte Gruppe vom Land nur befristet bis 2008 genehmigt worden war. Zum anderen, weil den freien Trägern Priorität eingeräumt werden muss. "Wir hätten auch in Grunewald schließen können", räumte Eric Weik ein: "Aber dann wäre dort nur noch eine Gruppe. Und das wäre nicht sinnvoll."
Fakt ist, dass St. Apollinaris die wenigsten Anmeldungen hat und dass Eltern, die im Dorfkern wohnen, ohne zweites Auto aufgeschmissen sind, wenn sie ihr Kind dorthin schicken. Eine Mutter kritisierte die Zustände in Grunewald.
Die Außenfassade sei marode, die Waschräume steinalt und vor allem: "Uns wurde gesagt, man könne dort nicht aus dem Boiler Wasser trinken, weil Bakterien drin sein könnten." Sie würde ihr Kind nicht dorthin schicken, protestierte die Dame. Ihre Gegenüber schauten sich verdutzt an, gelobten jedoch, zu handeln, wenn diese Aussage wahr sei.
Mit zwei Versprechen beruhigten die Rathaus-Vertreter die emotional aufgeheizte Atmosphäre: Kinder aus der dritten Gruppe, die geschlossen wird, müssen nicht den Kindergarten wechseln. Sie können am Bussardweg bleiben. Außerdem gelte das Familien-Prinzip.
Geschwisterkinder werden auch nach der Ausdünnung vorrangig am Bussardweg aufgenommen. Gegebenenfalls müssten die verbliebenen Gruppen überbelegt werden. Ein Spielraum zwischen 22 und 26 Kindern besteht für die Stadt.
Jürgen Graef wies daraufhin, dass das Wort "Unverschämtheit", was im Laufe der Diskussion der Verwaltungsspitze an den Kopf geworfen worden war, auch damals von Seiten der Eltern gebraucht wurde, als man die dritte Gruppe in den engen Räumen am Bussardweg eingerichtet hatte.
Remscheider General-Anzeiger (Montag, den 23. April 2007 - 10:46 Uhr)